Freund verweigert professionelle Hilfe.

Forums-InsiderIn 377 Wien M, 26

Ein Freund von mir hat ähnliche psychische Probleme wie ich selbst (Minderwertigkeitskomplexe, kein Erfolg bei Frauen, Depressionen). Über diese haben wir kürzlich erstmals intensiv gesprochen, ausgelöst dadurch, daß es mir aufgrund meiner Behandlung durch Antidepressiva und Psychotherapie wesentlich besser geht als früher und auch leichter über meine Probleme reden kann. Dabei hat sich herausgestellt, daß es ihm wohl noch etwas übler geht als mir, er hat unter anderem von konkreten Selbstmordplänen gesprochen. Aufgrund meiner eigenen positiven Erfahrungen habe ich ihm natürlich dringend empfohlen, meinem Beispiel zu folgen und professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Dieser Rat wurde mit irrationalen Argumenten vom Tisch gewischt ("Was soll denn das bringen", Scham, etc.). Besonders schwer wiegt diese Irrationalität, da er - so wie ich selber - Wissenschaftler ist. Nun ist aber professionelle in seinem Fall dringend angebracht, insbesondere wegen der Selbstmorddrohungen. Wie kann ich ihn davon nur überzeugen?

Seit diesem Gespräch hatten wir übrigens nur mehr e-mail-Kontakt, wo er seine Probleme zu überspielen versucht, nichtige andere Themen aufwirft, und, wiederholt darauf angesprochen, nur den Wunsch geäußert hat, jenes Gespräch einfach zu ignorieren.

Forums-InsiderIn 411 BRD W, 44

Hallo Riemann,

Du kannst ihn nicht überzeugen. Er wird sich Hilfe suchen, wenn der Leidensdruck groß genug ist. Das scheint noch nicht der Fall zu sein.

Gruß
whoopie

Forums-InsiderIn 377 Wien M, 26

Whoopie wrote:

Du kannst ihn nicht überzeugen. Er wird sich Hilfe suchen, wenn der Leidensdruck groß genug ist. Das scheint noch nicht der Fall zu sein.

Und was ist, wenn er seine Selbstmordpläne in die Tat umsetzt, "wenn sein Leidensdruck groß genug ist"?

Forums-InsiderIn 411 BRD W, 44

Hallo Riemann,

wenn er sich wirklich umbringen will, wirst Du es kaumm verhindern können. Wie auch? Tag und Nacht bei ihm bleiben? Zwangseinweisung?

Wenn das wirklich sein tiefer Wunsch ist, dann tut er es. Hast Du denn das Gefühl, dass er das vorhat?

Gruß
Whoopie

Forums-InsiderIn 377 Wien M, 26

Whoopie wrote:

wenn er sich wirklich umbringen will, wirst Du es kaumm verhindern können. Wie auch?

Indem ich ihn überzeuge, daß es bei schweren psychischen Problemen andere Auswege gibt. Ich habe immerhin selber Selbstmord in Erwägung gezogen, bis ich mit Antidepressiva und Psychotherapie angefangen habe.

Whoopie wrote:

Wenn das wirklich sein tiefer Wunsch ist, dann tut er es. Hast Du denn das Gefühl, dass er das vorhat?

Ich habe das Gefühl, daß er sehr verzweifelt ist und keinen anderen Ausweg aus seinen Leiden sieht, da er keinerlei Hoffnung hat, daß ihm irgendetwas helfen kann, insbesondere auch nicht professionelle Hilfe - obwohl ich ihm vorlebe, wie sehr es mir geholfen hat.

Danke übrigens sehr für Deine Antworten, Whoopie. Daß sich bei über hundert Aufrufen nur ein einziger Mensch zum Antworten berufen fühlt, finde ich ja schon recht enttäuschend...

Forums-InsiderIn 411 BRD W, 44

Hallo Riemann,

"berufen" fühle ich mich nicht. Bin ja keine Therapeutin (noch nicht).

Wenn er keinerlei Hilfe will, auch keine professionelle, wie willst Du ihn überzeugen? Vorleben hilft in dem Fall nicht.

Natürlich ist es gut, wenn Du mit ihm redest und es versuchst, aber wenn der tiefe Wunsch da ist (was ich nicht hoffe), dann wirst Du da nichts machen können....außer Deinen Veruschen. Wirklich hindern kannst Du ihn nur, wenn er noch einen Funken Hoffnung hat.

Warum lehnt er denn alle Hilfe ab? Hat er schlechte Erfahrungen mit Therapeuten gemacht?

Gruß
Whoopie

Forums-InsiderIn 377 Wien M, 26

Whoopie wrote:

Wenn er keinerlei Hilfe will, auch keine professionelle, wie willst Du ihn überzeugen? Vorleben hilft in dem Fall nicht.

aber er sieht doch, daß es mir wesentlich besser geht, seit ich in therapie bin! wie kann man das mit nichtigen argumenten vom tisch wischen?

Whoopie wrote:

Natürlich ist es gut, wenn Du mit ihm redest und es versuchst, aber wenn der tiefe Wunsch da ist (was ich nicht hoffe), dann wirst Du da nichts machen können....außer Deinen Veruschen. Wirklich hindern kannst Du ihn nur, wenn er noch einen Funken Hoffnung hat.

Ich hoffe zumindest, daß das Problem noch nicht akut ist. Er hat nämlich auch schon mit seiner Mutter über Selbstmord geredet, und ihr versprochen, mit seinem Suizid noch bis nach ihrem Ableben zu warten. Shocked

Whoopie wrote:

Warum lehnt er denn alle Hilfe ab? Hat er schlechte Erfahrungen mit Therapeuten gemacht?

Das ist es ja, er gibt im wesentlichen gar keine Argumente, zumindest keine rationalen (d.h. keine, die über "Ich will halt nicht" hinausgehen). Nach ewigen Diskussionen vermute ich, daß er sich schämt (funktionstüchtiges Mitglied der Gesellschaft zu sein ist sehr wichtig für ihn, und diese seine Rolle sieht er wohl zusammenbrechen, wenn er sich in Therapie begibt), sowie daß er keine Hoffnung drin sieht ("Was soll denn das bringen?").

Forums-InsiderIn 411 BRD W, 44

Hallo Riemann,

Quote:

aber er sieht doch, daß es mir wesentlich besser geht, seit ich in therapie bin! wie kann man das mit nichtigen argumenten vom tisch wischen?

Wenn man in einem so tiefen Loch ist, prallen meist die logischsten Argumente ab. Da kann dann meistens wirklich nur noch der Experte helfen. Freunde sind dann einfach zu nah. Wenn er allerdings auch da keine Hilfe annimmt, annehmen kann/ will, wird es schwierig.

Quote:

Er hat nämlich auch schon mit seiner Mutter über Selbstmord geredet, und ihr versprochen, mit seinem Suizid noch bis nach ihrem Ableben zu warten.

Ich will das jetzt auf keinen Fall runterspielen, aber jemand, der das ernsthaft vorhat "wartet" nicht bis ein bestimmtes Ereignis eingetreten ist. Denn die Not ist dann so groß, dass gar nichts mehr geht. Allerdings sind Kurzschlussreaktionen nie auszuschließen.

Die Vermutungen bzgl. des Ablehnens einer Therapie können natürlich stimmen, aber es gibt auch Menschen, die "gerne" leiden. Das muss denen nicht bewusst sein, aber die leiden gerne, weil sie dann Aufmerksamkeit bekommen und sich alle kümmern. Außerdem ist das einfacher als etwas dagegen tun zu müssen.

Das muss bei Deinem Freund nicht so sein, aber ich kenne solche Muster auch aus einem Forum, in dem ich berate. Also nicht so wie hier, hier ist es ja eher ein Austausch. Da hat man öfter mit den Leuten zutun und kann das dann besser einordnen. Prüfe doch mal für Dich, ob das bei Deinem Freund auch so sein könnte. Denn die Tatsache, dass er das ankündigt, aber warten will bis die Mutter tot ist.....hmmmh?! Schon merkwürdig oder? Liest sich für mich nach: "Beachtet mich. Ich brauche Hilfe, will aber selbst nichts dafür tun." Aber leider kann ihm das keiner abnehmen.

Gruß
Whoopie

Helferlein 123 Erde M, 28

... dann sei ihm wenigstens ein guter Freund. Trefft Euch und gib ihm (und Dir) einen Grund, das Leben zu lieben.

Forums-InsiderIn 377 Wien M, 26

Whoopie wrote:

Die Vermutungen bzgl. des Ablehnens einer Therapie können natürlich stimmen, aber es gibt auch Menschen, die "gerne" leiden. Das muss denen nicht bewusst sein, aber die leiden gerne, weil sie dann Aufmerksamkeit bekommen und sich alle kümmern. Außerdem ist das einfacher als etwas dagegen tun zu müssen.

Das muss bei Deinem Freund nicht so sein, aber ich kenne solche Muster auch aus einem Forum, in dem ich berate. Also nicht so wie hier, hier ist es ja eher ein Austausch. Da hat man öfter mit den Leuten zutun und kann das dann besser einordnen. Prüfe doch mal für Dich, ob das bei Deinem Freund auch so sein könnte. Denn die Tatsache, dass er das ankündigt, aber warten will bis die Mutter tot ist.....hmmmh?! Schon merkwürdig oder? Liest sich für mich nach: "Beachtet mich. Ich brauche Hilfe, will aber selbst nichts dafür tun." Aber leider kann ihm das keiner abnehmen.

Ja, macht schon Sinn. Was allerdings dagegen spricht: er hat erst von diesen Plänen erzählt, nachdem er sich durch mein Sprechen über meine eigenen Probleme sowie meine Aufforderungen dazu genötigt gefühlt hat. Jetzt will er ja wieder nicht darüber reden, und bittet mich, jenes Gespräch zu ignorieren.

Forums-InsiderIn 411 BRD W, 44

Hallo Riemann,

Quote:

Ja, macht schon Sinn. Was allerdings dagegen spricht: er hat erst von diesen Plänen erzählt, nachdem er sich durch mein Sprechen über meine eigenen Probleme sowie meine Aufforderungen dazu genötigt gefühlt hat.

Für mich spricht das eher dafür als dagegen. Ich finde, das passt ins Bild. Du erzählst von Deinen Problemen, dadurch wirst Du in seinen Augen "interessanter" als er es ist. Das muss er toppen in dem er noch eins weiter geht und von Selbstmord spricht.

Quote:

Jetzt will er ja wieder nicht darüber reden, und bittet mich, jenes Gespräch zu ignorieren.

Klar, Dir geht es jetzt besser als vorher und dadurch wird seine Selbstmorddrohung nicht mehr notwendig. Deine Probleme "überflügeln" Deine ja nicht mehr.

Du könntest das einfach testen, in dem Du ihm vorspielst (ist normalerweise nicht mein Ding etwas vorzutäuschen) es gehe Dir saumäßig schlecht. Ich könnte mir vorstellen, dass es nicht lange dauert bis er wieder damit oder mit was ähnlichem anfängt, weil er ja auf jeden Fall schlimmer dran sein muss als andere.

Gruß
Whoopie

Forums-InsiderIn 377 Wien M, 26

Whoopie wrote:

Klar, Dir geht es jetzt besser als vorher und dadurch wird seine Selbstmorddrohung nicht mehr notwendig. Deine Probleme "überflügeln" Deine ja nicht mehr.

Ja, aber als wir über seine Selbstmordpläne geredet haben, da ging's mir ja schon besser.

Forums-InsiderIn 411 BRD W, 44

Ich würde es einfach mal testen. Ich beharre ja nicht auf meiner Theorie.

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