Seine Kinder kümmern sich um alles

Helferlein 63 Würzburg W, 20

Hallo,

ich würde gerne mal Eure Meinungen zu dem Thema hören, weil es mich sehr beschäftigt.

Ich bin mit einem Afrikaner zusammen. Wir verstehen uns soweit sehr gut, teilweise gibt es aber Streit wegen den kulturellen Unterschieden (Eifersucht, Besitzdenken, etc.). Er hat auch 6 Kinder, was aber kein Problem für mich ist, da ich mich mit den Kindern sehr gut verstehe und sie mich auch mögen.

Wir wohnen allerdings nicht zusammen. Ich komme meistens zu ihm, weil er die Kinder ja nicht alleine lassen will. Seine ältesteste Tochter (15 Jahre) macht so ziemlich alles im Haushalt. Sie kocht, wäscht und kümmert sich eigentlich um alles. Für deren Kultur ist das auch normal. Für unsere Kultur gar nicht.

So, er möchte nun mit mir zusammenziehen. Meine Bedenken betreffen jetzt das Zusammenleben mit seinen Kindern.

Ich komme mir dumm vor, wenn seine Tochter sich um alles kümmert. Ich muß ehrlich gesagt zugeben, daß ich auch viel besser kochen kann als ich. Bisher hab ich nur für mich selbst gesorgt und nicht für eine 7-köpfige Familie! Wenn ich bei ihnen bin, kocht sie auch immer für mich mit. Manchmal bring ich auch was Selbstgekochtes mit aber im wesentlich macht sie das alles.

Mein Problem ist, daß ich nicht weiß, wie ich damit umgehen soll. Ich arbeite jeden Tag 8,5 Stunden und komme spät nach Hause. Aber ich finde es auch nicht richtig, wenn seine Tochter sich ums Kochen, etc. kümmert.
Er versteht mein Problem überhaupt nicht. Klar, für ihn ist es normal wegen seiner Kultur. Aber ich komme mir total komisch vor, wenn ich so "bedient" werde, noch von einer 15-Jährigen, die viel mehr kann als ich selbst!

Versteht Ihr mich? Wie soll ich das machen? Ich würde gern mit ihm zusammenziehen, aber für dieses Problem hab ich keine Lösung...

Helferlein 126 Deutschland W, 24

Hallo Susi!

Wie wäre es denn, wenn du dir von seiner Tochter einfach ein wenig Kochen beibringen lassen würdest? Sicher ist sie sich darüber im Klaren, welch wichtige Rolle sie im Haushalt spielt. Wenn du jetzt von heute auf morgen das alles selbst übernehmen möchtest, fühlt sie sich möglicherweise zurückgestoßen. Unternimm doch mit ihr zusammen mal was in diese Richtung, lobe ihre Kochkunst und lass dir was beibringen. Dann könnt ihr ja einfach untereinander ausmachen wer wann den Haushalt regelt. Dann muss sich auch keiner von euch "unnütz" vorkommen.

Forums-Gruftie 531 Germany W, 39

Ja ich verstehe Dich.
Das ist allein vom Alter schon merkwürdig. Sein ältestes Kind ist 5 Jahre von Dir weg. Du könntest ja schon glaubwürdig die Schwester sein.
Ich bin neugierig: Wie alt ist denn Dein Freund? Woher aus dem großen Kontinent stammt er?

Kulturell kann ich den Hintergrund nicht beleuchten, darüber weiß ich nichts.

Was Deine Bedenken angehen:
Kannst Du mit ihm darüber reden?

Ich würde an Deiner Stelle seinem Drängen
einfach noch nicht nachgeben und mit ihm
noch nicht zusammenziehen.

Wie lange kennt ihr euch denn schon?

Quote:

teilweise gibt es aber Streit wegen den kulturellen Unterschieden (Eifersucht, Besitzdenken, etc.)

Ich würde erstmal noch Abstand halten, denn die Probleme, die sich daraus entwickeln können, sind nicht ohne.
(Hast Du den Film "Die weise Massai" gesehen?)

Ich habe den Eindruck, das Du dem Familiensystem einverleibt werden sollst. Möchtest Du das?
Es bedeutet ganz sicher, das Du die traditionellen Aufgaben im Haus
miterledigen sollst. Bist Du dazu bereit?
Ich denke nicht, das es dabei bleibt, das die Tochter alles macht und Du nur lernen sollst dich bedienen zu lassen.
Das ist eher untypisch. Aber ich möchte keine Schubladen mit meinen Vorurteilen füllen. Sind nur Überlegungen, möglicherweise auch falsch.

L.G.

Helferlein 61 Österreich W, 24

Hallo Susi_Wü!

Vorweg einige Fragen:
Ist es noch immer der selbe Freund vom letzten Jahr (in dem anderen Thread hast du mal geschrieben, dass es endgültig AUS ist)?

Du sagt dein Freund lebt mit seinen 6 Kinder alleine.
Wo ist denn die Mama der Kinder?

So... jetzt aber zum eigentlichen Thema:
Wie du ja weißt ist es wirklich so, dass in Afrika die Frauen den gesamten Haushalt/Kindererziehung übernehmen.´
Mamas, Kinder, Omas, Tanten, Cousinen... wer halt da so alles in einem 'Compound' zusammenlebt.
Alle Frauen sind diesbezüglich 'Eins'.

Du sagst für ihn (und für seine Tochter) ist das alles kein Problem...
Ich denke momentan wirst du von seiner Familie (wahrscheinlich) auch von ihm selbst als 'Gast' angesehen.
Gäste werden in Afrika sehr verwöhnt... man stellt einem Besucher zB immer etwas zu Essen hin...
Zumindest bietet man an etwas zu kochen!

Für seine Tochter ist es also völlig normal dich zu bekochen!
DAS wird sich ändern wenn du einziehst.
Dann bist du nicht mehr Gast... sondern gehörst zum Haushalt dazu und hast deinen Teil zu leisten!

Woher aus Afrika stammt denn dein Freund? ...Welche Religion hat er?

Alles Liebe
dieMonk (die mit einem Gambianer lebt)

Helferlein 63 Würzburg W, 20

Danke für Eure Antworten. Leider komm ich erst jetzt dazu zu antworten.

Mein Freund ist 30 Jahre alt und kommt aus Uganda.
Er hat vier Kinder aus Uganda mit hergebracht (die Mütter sind dort) und zwei Kinder mit seiner Exfrau hier in Deutschland.

Ich habe mit ihm darüber gesprochen. Er steht nicht komplett hinter seiner Kultur, er lebt schon seit 10 Jahren hier in Deutschland. Er möchte, daß ich die Frau an seiner Seite bin, aber nicht ein "Mutterersatz". Er will auch nicht, daß ich mich zu viel um seine Kinder kümmer, weil er Angst hat, daß es mir zu viel wird.
Insofern verlangt er eigentlich nichts von mir.

Nur ich fühl mich einfach unwohl, wenn ich von 15-Jährigen so bedient werde. Aber auf der anderen Seite kann sie einfach alles, wie gesagt sie kocht besser als ich. Ich komm mir richtig dumm vor.

Mit seiner sonstigen Art komme ich eigentlich gut zurecht. Klar, wir streiten auch manchmal, aber vertragen uns immer wieder. Ich liebe ihn und deswegen fällt es mir nciht schwer, mich etwas einzuschränken.

Wir waren auch schon bei seiner Familie daheim, ich wurde sehr herzlich empfangen. Er ist Christ.

Dazu kommt wahrscheinlich noch mein Problem, daß ich immer alles perfekt machen will.

Wir sind seit Februar zusammen, anfangs gabs einige Probleme, aber das hat sich geklärt.

Helferlein 61 Österreich W, 24

Liebe Susi_Wü!

Hast du schon einmal mit deinem Freund über deine Bedenken gesprochen?
...oder vielleicht sogar mit seiner Tochter selbst?
Was sagen die beiden dazu?
Wie stellt ihr euch ein Zusammenleben denn vor?

Ich schlage dir vor... erst mal mit deinem Freund zu sprechen.
Dann könnt ihr ja beide zusammen mit seiner Tochter reden.

Oder werde einfach von dir aus aktiv...
lass dir das Kochen von ihr beibringen!
Kocht gemeinsam... 'schupft' gemeinsam den Haushalt!
Dann hat sie Unterstützung... du lernst was...
und noch dazu lernt ihr euch besser kennen!

Ich denke das ist die einfachste(gewinnbringendste) Lösung!

Was meinst du?

Liebe Grüße
dieMonk

Helferlein 121 Deutschland W, 19

Oh das kenne ich...
Mein Freund ist auch Afrikaner...
ich kann mal überhaupt nicht kochen. Ich habs nie gelernt - mir wurde es nie beigebracht. Ich brauche auch nicht kochen. Wenn ich von der Schule komme, ist meiner Mutter auch schon von der Arbeit zurück und sie macht das Essen. Bin in der Hinsicht wohl etwas "verwöhnt", aber ich brauchte halt noch nie wirklich für mich kochen. Ich koche höchstens Nudeln...
Nun ja, dann kam ich in die Familie meines Freundes, für die es nichts schlimmeres gibt als wenn die Frau nicht kochen kann!
Mir ist das voll peinlich jetzt, und ich wurde von der ganzen Familie ausgelacht...
wollte ich dazu nur mal eben beitragen ^^

Forums-InsiderIn 360 Deutschland M, 38

Ey...

wie kannst Du nur von Dir sagen, dass Du dumm seist? Question

natürlich schränkt Dich Deine Vollzeitberufstätigkeit hinsichtlich der Haushaltsführung ein, das geht mir ja auch nicht anders.

Ich komme mir auch immer blöd vor, dass ich im Haushalt zu so gut wie gar nichts mehr komme, obwohl ich ganz gut und eigentlich auch sehr gerne backe und koche.

Schliesslich bin ich ja auch ein emanzipierter Mann, so seltsam sich das vor meinem bekanntem Hintergrund anhört!

Mit 15 darf man ruhig schon mal bisschen im Haushalt mittun und bei so vielen Kindern würde ich mir das von "meiner Grossen" schon auch erwarten.
Im Deutschland der Nachkriegszeit war das gang und gäbe, aber in der heutigen Zeit sind Individualismus, Emanzipation und Feminismus soweit in die familiären Strukturen vorgedrungen, dass man sich für nahezu jede einem erwiesene Handreichung, die einst selbstverständlich war, schon fast entschuldigen und rechtfertigen muss ("EMMAs Erbe").

Seine grosse Tochter kommt mir sehr reif und nahezu schon erwachsen vor und sie scheint mir eine richtige "Checkerin" zu sein. Sie hat zugleich eine sehr ernste und leicht unfrohe Ausstrahlung, was auch an der zerstörten Elternbeziehung liegen mag.
Aber auch das hast ja nicht Du zu verantworten, es war SEINE Entscheidung (die ja auch ganz legitim ist!).

Mach Dir nicht so einen Kopf, Susi_Wü...und vor allem: Du bist nicht dumm, sondern es ehrt Dich sehr, dass Du Dir solche Gedanken machst.

Kocht doch mal etwas zusammen, wenn Du Zeit hast, am Wochenende oder so? Kochen macht Spass!

Dein kw

Forums-InsiderIn 391 Schweiz W, 33

Susi_Wü wrote:

Aber ich komme mir total komisch vor, wenn ich so "bedient" werde, noch von einer 15-Jährigen, die viel mehr kann als ich selbst!

drei probleme in einem satz:
1. bist du neidisch auf die tochter, die mehr kann als du?
2. du lässt dich nicht gern bedienen: dann lass dich doch nicht bedienen. oder zählt deine kultur nicht? wenn du das nicht kennst und magst (bedient zu werden von einem "kind"), dann sollte es doch kein problem sein, mitzuhelfen?
3. hast du angst, dass du dann selbst den haushalt übernehmen musst? das solltest du dir gründlich überlegen.

GF

Helferlein 63 Würzburg W, 20

Gaumenfreuden, du hast absolut Recht.

Ich bin zwar nicht neidisch auf die Tochter, habe aber schon erkannt, daß sie mehr kann als ich. Ok, in deren Kultur ist das normal, in unserer nicht. Das weiß ich. Aber trotzdem ist es mir irgendwie "peinlich".

Naja, ich fühl mich bei ihnen daheim als "Gast" und mein Freund möchte auch nicht, daß ich dort irgendwas mache. Ich hab ja auch noch meine eigene Wohnung.

Ja, ich habe Angst. Ich fühle mich überfordert. Die Kinder, der Haushalt... wie soll ich das alles schaffen??

Forums-InsiderIn 391 Schweiz W, 33

das grösste problem sehe ich darin, dass dein freund gegen deine teilnahme im haushalt ist. du wirst dich auch sicher nicht darum reissen, aber einfach aus höflichkeit (und das ist wohl aus seiner sicht eher unhöflich) mithelfen, mal ne tasse wegräumen, gehört halt in unseren kulturkreis. das ist für dich unerlässlich, wenn du dich halbwegs wohl fühlen willst, wenn du bei ihm bist. das muss er akzeptieren.

dein gefühl ist wohl eher dagegen, zu ihm zu ziehen. und es wäre auch nicht sinnvoll, wenn er verlangt, dass du dich von einem jungen mädchen bedienen lässt. das einzige, was ich sehe, ist eine art probezeit. erst die absprache, dass du nicht passiv dasitzen musst. und dann ein wochenende... dann mal ein paar tage länger... du musst es ihm nicht mal sagen. hock dich mal ein, zwei tage, am besten in der woche, denn dann ist die meiste action (kinder, schule etc.) in die family und überlege dir anschliessend, ob du das willst/kannst.

lg
GF

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