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Soulsurfer
sporadischer Gast
6
Hamburg W, 29
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Sun, 30.Jul.06, 12:20 Und wo ist der Sinn des ganzen? |
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Hallo zusammen!
Ich hoffe, ich habe hier die richtige Rubrik erwischt Kennen tue ich dieses Forum schon länger und nun will ich endlich mal mein Problem schildern, in der Hoffnung von euch ein paar gute Ratschläge oder Denkanstösse zu erhalten.
Also, eigentlich könnte ich absolut zufrieden sein mit meinem Leben. Guter Job, schöne Wohnung und gute Freunde. Nur leider ist das alles nicht so einfach.
Ich hatte schon immer ein Problem damit Freundschaften lange aufrecht zu erhalten, da ich nach einiger Zeit immer etwas finde, was ich an meinen Freunden auszusetzten habe. Und auch in letzter Zeit merke ich immer mehr, wie Oberflächlich viele Leute sind und ich hab mich auch ganz schön zurückgezogen deshalb. Manchmal bin ich lieber alleine, als mir irgendwelchen Mist anhören zu müssen.
Aber mein schlimmstes Problem ist meine ständige Unzufriedenheit und Traurigkeit. Allerdings mehr die Unzufriedenheit. Ich kann und will mich einfach nicht damit abfinden, dass das hier alles sein soll. Ich habe studiert und das war eine verdammt harte Zeit. Keine Kohle, immer arbeiten und lernen aber dann hab ich es geschafft und einen guten Abschluß hingelegt. Nun arbeite ich in einem ganz anderen Bereich, der ok ist und mein Gehalt ist auch gut aber ich fühle mich nur als Sklave.
Es ist ein guter Job aber er bringt mir keinen Spaß. Und jeden Tag bekomme ich gesagt, was ich tun soll. Gehirn selber benutzten ist da nicht wirklich gefragt. Jeden Tag bin ich kurz davor abzuhauen. Meinen Rucksack zu nehmen und mir die Welt anzuschaun. Aber dann wäre meine Existenz weg. Auto, Wohnung, Geld - alles. Nur ist es das wert?
Am liebsten würde ich noch mal studieren, etwas soziales um wenigstens was sinnvolles im Leben zu tun. Ist man mit fast 30 zu alt dafür? Und warum habe ich so ein Problem damit zu arbeiten? Also arbeiten selber ist kein Problem, aber etwas zu arbeiten was total unwichtig ist nur damit der Chef immer mehr Kohle kriegt, aber man selber absolut an der kurzen Leine gehalten wird. Ich denke halt, mir wird meine Freiheit geklaut.
Nur langsam muß ich eine Lösung finden. Soll ich mich einfach abfinden mit meinem Leben? Bin ich vielleicht einfach nur undankbar, obwohl ich es gut habe? Ich muß dringend eine Entscheidung treffen, weil ich will auch mal glücklich sein.
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Hiob
Forums-Gruftie
607
Berge M, 32
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Sun, 30.Jul.06, 15:32 Re: Und wo ist der Sinn des ganzen? |
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Hallo Seelensurfer,
ich finde es ausgezeichnet, dass du dich nicht, wie so viele, damit abgefunden hast. Erhalte dir das bitte und sei bitte nicht so streng mit dir, wenn du so oft keine Lust auf andere Menschen oder reine Dummheit oder Gewalt in Unterhaltungen (du weist sicher, was ich meine) hast.
Ich würde mich dem Problem in aller Ruhe nähern, nicht alles hinwerfen und auch nicht alles so gehen lassen. Handeln ist sicher notwendig, aber deinen Gedanken würde ich noch reifen lassen.
Grundsätzlich ist es notwendig, über die ganzen Sachen, die wir als normal empfinden, und dabei insbesondere über alle Abhängigkeiten, auch die von Zielen, Menschen und Wünschen oder vermeintliche Verbesserungen nachzudenken. Was nutzt es mir, wenn ich viel Geld verdiene, aber es so sinnlos allen möglichen Vermietern, Beratern, Versicherungen, Anwälten, Fitnessfritzen usw. oder Leuten, die mir mit ihren Produkten ein besseres Lebensgefühl einsäuseln, wieder ausgebe. Ich verstricke mich in Abhängigkeiten und Verpflichtungen und sehe irgendwann keinen Handlungsspielraum mehr...habe sogar ein schlechtes Gewissen, bei alledem, was ich als lebenswürdig, liebenswürdig und schön empfinde. Ich hab ein schlechtes Gewissen, faul zu sein, sanft zu sein, energisch zu sein, kindisch zu sein usw. , traue mich dann irgendwann nichtmal mehr, den Wunsch nach etwas anderem zu äußern. Das gemeine ist, dass ich all den Wünschen anderer und Vorgaben eines „Schönen Lebens“, entspreche, auf alle Sachzwangentscheidungen vernünftig(!) eingehe...aber damit völlig unglücklich bin. Die zentrale Frage ist hier „ich müsste eigentlich glücklich sein, bin es aber nicht“. Was ist hier nun verwurschtelt? Ich müsste glücklich sein? Ich hab doch alles. Ja vielleicht hab ich alles, was ihr wolltet, aber nicht das, was ich brauche?! Diese Überlegungen gehen weit tiefer, als man sie auf den ersten Blick abnicken würde. Ich unterscheide hier zudem zwischen „ich brauche“ und „ich will“, da ich den Willen nicht automatisch als frei ansehe, dazu gehört m.E. viel mehr.
Hier gibt es tausend Ansatzpunkte. Wichtig ist, dass du dir dein schnüffeln und nachdenken und zornig sein und dein „dich verschenken wollen“ und was es noch alles sein mag, dass du dir das zugestehst. Es geht schließlich um dich. Manchmal muss dein Bild von dir selbst Federn lassen, damit du darunter zum Vorschein kommst.
Ich meine deshalb, dass du nicht vorschnell in irgendeine Richtung flitzen musst, nur um vorwärts zu kommen, weil ich es besser finde, wenn du nach und nach erstmal erschnüffelst, was dir wirklich gut tut. Die Menschen glauben, sich entwickeln und verbessern zu müssen, das hält sie prima in Bewegung und tausend Scharlatane kassieren wieder nur ab. Auch das würde ich hinterfragen. Hier rennt man leider schnell in eine sinnlose umwegige Richtung. Ein riesiger Wellness- Esoterik-, Psycho- , Religions- und was weiß ich noch-Markt lockt dort mit allerlei geistigem Schrott.
Der Kopf spiegelt einem schnell Kunstwerke von eigenen scheinbar inneren Wünschen vor, die aber wiederum nur als Samen der Gesellschaft in dich hineingesetzt wurden. Auch hier gilt es, zu erkennen, was das für ein Samen ist, aus dem deine Motive (Beweggründe) wachsen.
Es ist sinnig, nach und nach zu erkennen, was dein Inneres will (egal wie du das bezeichnen magst) und was deine Persönlichkeit will. Der Kopf ist in dieser Hinsicht listig und jubelt dir schnell ein neues, frisch bemaltes, aber genauso schwachsinniges Ziel unter, wie es unsere Eltern und Pädagogen taten. Den Unterschied herauszubekommen, das erfordert viel Arbeit und fordert, dich genau zu beleuchten und die Entstehung von Wünschen, Gedanken, Zielen usw. in einem weiteren Rahmen zu untersuchen, ohne an irgendeiner Lehre oder einem Dogma festzuhalten. Du hast jetzt sicher Angst, dass dein Leben zusammenbricht. Aber bitte stell fest, WAS da zusammenbricht, vielleicht ist es nur ein Kunstwerk aus Versprechungen und Forderungen.
Viele Grüße
Hiob
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Hiob
Forums-Gruftie
607
Berge M, 32
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Sun, 30.Jul.06, 15:35 Re: Und wo ist der Sinn des ganzen? |
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...ach nochwas vergessen. *schussel*
Ich habe mit 29 seltsamerweise auch darüber nachgedacht, noch was zu studieren, genau so wie es dir grad geht. Heute bin ich froh, dass ich es nicht gemacht hab. Es gibt noch viel mehr zu erschnüffeln, zu erleben, zu erspüren, und mit einem von Vorgaben befreitem Verstand glasklar zu erleben, wahrzunehmen und inneres auszudrücken ohne durch die Tugenden und Regeln behindert zu werden und dafür braucht es auch keine vorgefertigten Lehrpläne oder Lehrer. Vielleicht ist das schon der Sinn?
Viele Grüße
Hiob
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Soulsurfer
sporadischer Gast
6
Hamburg W, 29
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Mon, 31.Jul.06, 17:53 Re: Und wo ist der Sinn des ganzen? |
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Hi Hiob!
Vielen Dank für deine Antwort. Vieles, was du angesprochen hast, spricht mir so aus dem Herzen. Und es stimmt schon, man sollte nicht voreilige Entscheidungen treffen, sondern gut darüber nachdenken, was der nächste Schritt sein soll. Ich habe deinen Text immer wieder gelesen und jedesmal etwas neues für mich entdecken können.
Danke für diesen guten Ansatz
Lg
Soulsurfer
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Sternenblume
Helferlein
59
NÖ W, 34
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Tue, 01.Aug.06, 11:33 Re: Und wo ist der Sinn des ganzen? |
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Find es schön, dass du diese gedanken hast
ich zähle mich auch zu einem scheinbar geringen teil der menschheit, der sich nur ungern von aussen "diktieren" lässt, diese dokmen, die uns auferlegt werden, "funktionieren" zu müssen, all das macht mich unglücklich und unzufrieden. ich mag zwar meinen job, aber trotzallem ist er notwendiges übel, um zu geld zu kommen, denn wie sollte ich mir sonst meine leben leisten können?? dabei lebe ich nicht am großen sprung, arbeite teilzeit, habe ein kind zu ernähren, eine schöne wohnung, ein schönes auto. aber diese permanente abhängikeit vom geld ist mir zuwider.
ich steuere in richtung, zum eigenversorger zu werden, jedoch braucht man auch dazu geld und da fängt die schwierigkeit wieder an....
ich denke auch, dass wir alle viel zu viel haben und uns diese fülle unzufrieden macht oder uns dieses ohnmächtige gefühl nach abhängigkeit des geldes wegen vermittelt.
jedenfalls, ich habe ziele, träume und möchte doch eines tages diese erreichen. bisdahin ist für mich ein "ausbrechen" nicht möglich
Sternenblume
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_________________ Am Ziel angekommen heißt, es geschafft zu haben! |
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dolphin78nrw
sporadischer Gast
26
Essen W, 27
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Wed, 09.Aug.06, 18:00 Re: Und wo ist der Sinn des ganzen? |
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Hallo Soulsurfer,
ich bewundere Deinen Ehrgeiz und finde wenn Du noch mal studieren möchtest und finanziell die Möglichkeit dazu hast solltest Du es tun. Abbrechen kannst Du immer noch. Aber schlimmer fände ich es wenn Du irgendwann in ein paar Jahren Dich dann ärgerst:"Hätte ich es damals nur gemacht". ich bin leider eher jemand der Angst vor seiner eigenen Courage hat. Ich woltle auch schon soviel machen, da es mich auch sehr stört, dass ich leider keine abgeschlossene Ausbildung habe. Ich finde eine Arbeit muss auch Spass machen es bringt Dir doch nichts jeden Morgen schon mit Bauchschmerzen zur Arbeit zu gehen weil sie Dir nicht gefällt und Du Dic unterfordert fühlst. Auf Dich stolz sein zu können, fördert doch das Selbstbewußtsein und wenn Du das bei dem Job nicht kannst, wirst Du immer frustrierter. Ich finde auch nicht, dass DU mit 30 zu alt dafür bist nochmal zu studieren. Freu Dich doch, dass Dir so viele Türen offen stehen. Ich kann aus finanziellen Gründen nicht mal mehr eine Ausbildung machen.
Gruß
dolphin78nrw
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