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schwarze_perle
Helferlein
48
W, 29
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Fri, 21.Jul.06, 11:44 Psychischs krankes Familienmitglied - Ich bin fertig |
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Hallo,
hoffe sehr, dass ich hier in der richtigen Rubrik bin.
Ich starte direkt mal durch: Meine Familie, bestehend aus meiner Großmutter, meiner Mutter und mir, hat untereinander ein mehr oder weniger zerrüttetes Verhältnis.
Meine Großmutter, bei der ich aufgewachsen bin, ist psychisch schwer krank. In meiner Kindheit habe ich da einige unangenehme Dinge erleben müssen, da sie unter Schizophrenie und die damit verbundenen "Eingebungen" litt bzw. heute auch noch ab und zu diese "Anwandlungen" hat.
Seit ungefähr 12 Jahren lebe ich alleine und bin mit meinem Leben auch einigermaßen gut zurecht gekommen. Doch in den letzten 3 Jahren bin ich dermaßen in die Pflicht genommen worden, dass ich mich jetzt völlig ausgepumpt fühle.
Meine Oma hat in den letzten 3 Jahren mit einem Alkoholiker zusammengelebt. Natürlich eine fatale Kombination, ein Alkoholiker und eine psychisch Kranke...
Jedenfalls gab es öfter mal Riesenstreit zwischen den beiden, so dass meine Oma in den letzten Jahren immer wieder mit ihrem gepackten Koffer vor meiner Tür stand!!!!!
Ich habe mit ihr gesprochen, habe gesagt, sie solle sich -jedenfalls räumlich- von ihm trennen etc. pp.
Im Mai hatte ich Abschlussprüfungen (Studium). Als meine Oma da auch wieder vor meiner Tür stand, habe ich sie ins Frauenhaus gebracht, da ich mit den Nerven ganz unten war/bin. Sie versteht überhaupt nicht, dass sie für sich selbst verantwortlich ist.
Die Zeit im Frauenhaus war dann wohl (vorübergehend) sehr heilsam, sie lebt jetzt in einer eigenen Wohnung, hat ihrem Lebensgefährten allerdings einen Schlüssel ausgehändigt. Vor kurzem hat er wieder betrunken in ihrer Wohnung randaliert und sie hat mich angerufen und um Hilfe gebeten.
Meine Mutter hält sich allem raus bzw. hat den Kontakt zu meiner Oma abgebrochen. Ich bin mittlerweile so was von runter mit den Nerven. Egal wie oft ich der Frau helfe, sie macht jedes Mal wieder dieselben Fehler… und ich kann´ s dann wieder richten.
Im Moment bin ich nur noch down und meide auch den Kontakt zu meinen Freunden, da ich mich total überfordert fühle, ihnen auch noch mein Gehör zu leihen.
Hat einer Ahnung, ob eine Familientherapie für mich das Richtige wäre? Ich habe tierische Panik, Depressionen zu bekommen bzw. zu haben. Bis jetzt war ich immer so lebenslustig und für jeden Mist zu haben.
Aber in den letzten 3 Jahren ist soviel an mir rumgezerrt worden (ein anderer Ausdruck fällt mir nicht ein). Zudem ist ein guter Freund von mir gestorben (vor zwei Jahren, habe ihn sozusagen auf seinem letzten Weg begleitet) und meine langjährige Beziehung ist in die Brüche gegangen, vor einem Jahr. Ich fühle mich so leer/alleine. Ich habe zwar einige Freunde, aber selbst denen, denen ich meine Situation geschildert habe, können mir nicht mehr auf die Beine helfen.
Danke fürs Lesen!
schwarze_Perle
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paikea
Helferlein
37
Deutschland W, 31
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Fri, 21.Jul.06, 13:18 Re: Psychischs krankes Familienmitglied - Ich bin fertig |
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Hallo,
ich kenne so eine ähnliche Situation. Mir hat damals nur geholfen, daß ich mich möglichst abgegrenzt habe und meiner Mutter in so Momenten sagte, daß ich keine Verantwortung mehr für sie übernehme. Wenn sie sich keine professionelle Hilfe holt, dann muß sie so weitermachen, wie bisher. Ich habe ihr auch gesagt, daß ich nicht mehr möchte, daß sie sich in so Situationen bei mir meldet, weil es erfahrungsgemäß sowieso nichts bringt. Sie war zwar stinkwütend und hat es ein paar Monate trotzdem immer weiter versucht. Aber ich blieb eisern und siehe da: sie hat sich eine therapeutin gesucht Hat die Therapie wieder abgebrochen, als es darum ging, daß sie wirklich ihren Teil an dem ganzen ansehen sollte. Aber trotzdem geht es mir wesentlich besser, wenn ich so hart bleibe. Sie hat auch sehr oft mit Suizid gedroht. Das war das Stichwort, bei dem ich meistens spätestens dann doch aktiv geworden bin. Aber auch da regiere ich höchstens noch drauf, indem ich sage, daß das ihre Entscheidung ist und ich sie nicht abhalten werde. Seitdem sagt sie das nicht mehr.
Familientherapie kannst du versuchen, wenn deine Oma sich darauf einlässt. Aber auf Dauer -glaub ich- funktioniert es nur, wenn du dich ganz klar abgrenzt und sie merkt, daß sie selbst etwas verändern muß.
Viele Grüsse und viel Kraft und Mut,
Paikea
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schwarze_perle
Helferlein
48
W, 29
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Fri, 21.Jul.06, 13:40 Re: Psychischs krankes Familienmitglied - Ich bin fertig |
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Hallo Paikea,
erstmal lieben Dank für Deine Antwort.
Wie war/ist das denn bei Deiner Mutter? Hat sie Depressionen, versteht sie überhaupt, was Du ihr mitteilen willst?
Meine Oma kapiert überhaupt nicht, was mit ihr los ist. Sie ist seit 40 Jahren schwer krank...
Wenn ich mich ganz normal mit ihr unterhalten möchte, z.B. erzähle was in meinem Leben so passiert, schaltet sie generell um auf Themen, wie beispielsweise die Zubereitung von Nudelsalat...
Abgrenzen muss ich mich, ich weiß. Aber es fällt mir verdammt schwer, mich abzugrenzen, wenn sie mich jeden Tag anruft und jammert, wie einsam sie ist und ich solle sie doch wieder mal besuchen.
Letztens ist mir der Kragen geplatzt. Habe ihr gesagt, dass ich auch mittlerweile einsam bin, weil sie mich runterzieht und ich momentan keinen Bock mehr auf Leute habe, weil ich immer nur am grübeln bin.
Sie erzählt dann plötzlich von irgendeinem anderen Thema. Ich habe sie gefragt, ob sie mir überhaupt zuhört: sie meinte, nein, sie könne sich nicht konzentrieren, wegen ihrer Krankheit... !!!
Ich möchte auch nicht mit ihr in eine Familientherapie, sondern für mich ganz alleine. Ja, hört sich egoistisch an - aber ich versuche gerade, mich irgendwie zu retten.
Vor morgen graut es mir, dann fahre ich sie besuchen und schon im Vorfeld will sie wissen, wie lange ich bei ihr bleibe. Ich habe so 3 Stunden angesetzt und sie fängt an zu flennen, ich solle doch das Wochenende bei ihr bleiben, sie sei so alleine...........
Meine Gefühle fahren Achterbahn. Ich habe trotz ihrer Erkrankung immer Liebe oder wenigstens Mitgefühl empfunden, manchmal kocht da aber richtiger Hass hoch und ich wünsche mir, und dafür schäme ich mich wirklich, dass sie stirbt.
Das ist richtig krass, ich will solche Gedanken bzw. Empfindungen nicht - aber meine Nerven liegen wirklich blank.
Liebe Grüße
schwarze_Perle
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paikea
Helferlein
37
Deutschland W, 31
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Fri, 21.Jul.06, 14:19 Re: Psychischs krankes Familienmitglied - Ich bin fertig |
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Hallo,
sorry, aber irgendwie muß ich grinsen, weil das, was du von deiner Oma erzählst, hört sich echt sehr ähnlich an, wie das, was ich mit meiner Mutter erlebe/erlebt habe. Auch ich hatte immer wieder Phasen, in denen ich dachte, das alles könne nur aufhören, wenn sie oder ich stirbt.
Meine Mutter hat sicher schwere Depressionen, hat vor ca. 25 Jahren schon die Diagnose Manisch-Depressiv bekommen .. ich glaube allerdings eher, daß sie eine dissoziative Identitätsstörung (multiple Persönlichkeit) hat. Aber die Diagnose ist letzendlich auch völlig egal. Auch psychisch kranke Menschen sind für sich verantwortlich. Klar brauchen sie Hilfe, aber die müssen sie sich schon holen, es sei denn, sie gefährden sich selbst oder andere. Dann kann man eine Zwangseinweisung nach PsychKG erwirken. Zumindest hier in Deutschland .. wie das in Österreich ist, weiiß ich nicht.
Und psychisch kranke Menschen merken halt wirklich leider oft erst, daß sie Hilfe brauchen, wenn im Umfeld keiner (mehr) da ist. Solange Menschen aus der Familie oder dem Freundeskreis immer wieder einspringen (Co-Abhängigkeit bei Alkoholikern z.B.) gibt es für den Kranken keinen Grund, sich zu ändern.
Meine Mutter hat ca. 2 Jahre überhaupt nicht verstanden, warum ich soooooo gemein zu ihr bin und sie nicht mehr besuche oder anrufe. Es gab Telefonterror hier usw. Aber ich habe immer wieder gesagt, daß ich ihr oft erklärt habe, warum ich das nicht mehr kann/will, und wenn sie das nicht verstehen wolle/könne, täte es mir leid, aber ich würde deswegen nicht wieder für die alles regeln, außer evtl. Adressen zu suchen, an die sie sich wenden kann.
Und wenn deine Oma ihre Erkrankung als Grund anführt, warum sie dir nicht zuhören kann, dann nimm das doch als Aufhänger dafür, ihr zu sagen, daß du genau diese Krankheit nicht mehr unterstützen willst und es dafür Fachleute gibt. Solange sie nichts für sich täte, könntest du das nicht mehr aushalten, egal, wie gerne du sie hast. Du machst das nicht GEGEN sie, sondern FÜR dich.
Viele Grüsse,
Paikea
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schwarze_perle
Helferlein
48
W, 29
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Fri, 21.Jul.06, 15:23 Re: Psychischs krankes Familienmitglied - Ich bin fertig |
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Du hast mir schon mal sehr geholfen. Alleine die Tatsache, dass es da Menschen gibt, die auch sehr unter dieser Situation leiden (geteiltes Leid...). Die Angst, selbst vor die Hunde zu gehen ist dennoch allgegenwärtig. Deshalb hole ich mir am besten "Begleitschutz", sprich eine Therapie. Hab keine Lust ein frustrierendes Leben zu führen.
Meine Großmutter war in jungen Jahren die pure Lebenslust. Sie hat sich sogar in den 50-er Jahren Scheiden lassen, weil ihr damaliger Mann sie betrogen hat.
Sie hat dann meine Mutter alleine großgezogen und irgendwann einen Mann geheiratet, der krankhaft eifersüchtig war und ihr nichts mehr erlaubt hat. Nochmal von vorne wollte sie nicht mehr anfangen und hat sich dann quasi mit ihrem Schicksal abgefunden.
Sie ist dann immer trübsinniger geworden und hat Antidepressiva bekommen, später sogenannte Depotspritzen (bis zum heutigen Tage).
Ich denke viel darüber nach, warum Menschen so "krank" werden und beobachte meine eigenen Verhaltensweisen genau. Mir ist heute aufgefallen, dass ich bis auf 2 Mädels ausschließlich mit Männern befreundet bin (platonisch). Die Antwort ist glaub ich ganz logisch, auf Frauen habe ich mich nie verlassen können.
Meine Mutter hat mich wissentlich bei meiner kranken Oma gelassen und meine Oma hat sich immer auf mich verlassen.
"Meine Jungs" sind mir gegenüber sehr fürsorglich und verzeihen mir jeden Unfug, den ich so treibe ...
Heute, obwohl ich traurig bin, habe ich mich überwinden können, meine Freunde zum Grillen einzuladen. Bier steht schon kalt !
Liebe Grüße
schwarze_Perle
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Platinia
Helferlein
106
ch W, 43
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Fri, 21.Jul.06, 17:28 Re: Psychischs krankes Familienmitglied - Ich bin ferti |
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Bin bei meiner Tante in so eine Geschichte reingerutscht ..
Plötzlich weil ichs gut meinte war ich für Sie voll verantwortlich sie wurde immer Kranker hat Mist gebaut und ich konnte dann alles wieder flicken.
Teilweise hatten Nachbarn angruffen ich soll mich doch entlich mal um meine kranke ! Tante kümmern da ist sie wieder rumerzählgen gegangen ich schaue nicht zu ihr... Dabei war ich alleinerziehend und hab gearbeitet bin mindestens 2 mal zu ihr runter eingekauft Papier erledigt ect...
Ich hatte den fehler gemacht ihr die Wohnung bei uns in der Siedlung zu organsiern weil sie ja nie in ein Alters /Pflegeheim wolte. Ok das ging ne weile gut bis ihre Krankheit immer schlimmer wurde.
Irgenwann als ich die Papier nicht mehr erledigen konnte weil die Kosten für Spitex ect immer grösser wurden und ihre AV nicht reicht hab ich mir gesagt jetzt reichts und vor allem als es anfing das mir Nachbarn angrufen haben ich muss mich mehr um meine Tante kümmern da ist mir echt der Kragen geplatz..
Hab dann für Sie um ein Beistand ersucht der ihre Papier erledigt und nun ist wieder gut ich hab RUHE..
Ich hatte damals auch bald Hass empfunden weil ich war erst bei ihr und der Wohnung dann ruft mir meine Mutter an ich soll mal vorbeigehen ihr gehts nicht gut .. ok bin dann hin aber sie wollte nur noch länger Gesellschaft ... all das hat bei mir dann fast in Hassgefühle
umgeschlagen. Zuhören oder an meinen Leben Anteil nehmen konnte sie nicht da hat ihr immer plötzlich was weh getan oder sie ist ausgewichen, sprich hat sie nie Intressiert.
Mir hat nur geholfen mich mal total Abzugrenzen für ne weile ..
Gruss Plat
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