Probleme mit dem Auffassungsvermögen

sporadischer Gast 8 Uedem M, 30

Hallo,

ich habe immer Schwierigkeiten, einem Menschen zu folgen und das zu verstehen was er sagt, wärend ich mich mit ihm unterhalte. Es ist allerdings unterschiedlich stark ausgeprägt, je nachdem wie tiefsinnig das Thema ist.

Aber auch schon beim ganz normalen Small-Talk habe ich das Problem, meinem Gegenüber nicht folgen zu können. Somit läuft im Prinzip jede Unterhaltung so ab: Mein Gegenüber erzählt und ich nicke, oder gebe zustimmende Laute, als ob ich verstanden hätte worum es geht. Dabei verstehe ich höchstens die Hälfte.

In der Schule hat mir das immer die größten Probleme bereitet. Ich hab in bestimmten Fächern und bestimmten Thematiken einfach nicht verstanden, was der Lehrer von mir will. Leider hatte ich damals nicht genug Selbstvertrauen, um aufzuzeigen und nachzufragen.

Weitergehend hat mich dieses Problem meine Umschulung zum Bürokaufmann gekostet. Ich habe nichts von dem kapiert, was mir der Dozent da erzählt hat. Der Witz ist: Ich musste einen IQ-Test machen, damit ich diese Umschulung überhaupt genehmigt bekomme und lag bei diesem im oberen Drittel, was auch immer das bedeutet.
Man kann ja im Internet auf so vielen Seiten IQ-Tests machen und ich komme dort immer so auf 115 bis 120, also dumm bin ich nicht.

Es fällt mir sogar manchmal schwer, das gelesene zu verstehen. Auch hier wieder jenachdem, wie tiefsinnig das geschriebene ist. Doch hier habe ich ja den Vorteil, es mehrmals lesen zu können, bis ich es halt verstanden habe.

Es ist äusserst unbefriedigend so zu Leben und ich wünschte es würde einfach so aufhören. Zugerne würde ich mal eine tiefgründige Unterhaltung mit einem Menschen führen und das über mehrere Stunden von mir aus.

Ich versuche seit Jahren, mich absichtlich in Gespräche zu verwickeln um es zu lernen, jedoch ohne Erfolg.

Hat jemand einen Rat für mich, was das sein könnte oder vielleicht sogar Tipps, was ich dagegen tun kann? Ich wäre euch zutiefst dankbar!

Lieben Gruß
jimbob

Moderatorin 2129 NRW W, 30

Hallo JimBobtheKing,

unsere Umwelt (ein Gespräch, einen Stadtplan, nassen Sand, Rosenduft) nehmen wir durch die verschiedenen Sinneskanäle wahr und unser Hirn bastelt dann etwas mehr oder weniger sinnvolles daraus.
Bei manchen Menschen kann es zu Schwierigkeiten bei dieser "Übersetzung" im Hirn kommen. Häufig ist davon die Verarbeitung von Sprache betroffen. Sprachlaute sind ziemlich komplex - der "Ton" muss eingeordnet werden und dem ganzen Bedeutung verliehen werden - da kann (und geht oft) einiges schief (die möglichen Gründe dafür sind sehr vielfältig). ZB fällt es den meisten Menschen schwer, am Telefon einen fremden, schnell gesprochenen Namen zu erfassen. Auch gibt es viele Kinder, die in der Schule nicht richtig lernen können, weil der Frontalunterricht mit gesprochenen Erklärungen und Anweisungen für nicht akustische Lerner die denkbar ungünstigste Möglichkeit ist, das vermittelte aufzunehmen - oft ist der Sprachfluss zu schnell und die Sätze zu komplex. Wie du bereits schriebst, hat das nichts mit mangelnder Intelligenz zu tun.
Vielleicht magst du einmal zu einem Neurologen oder einem Sprachtherapeuten gehen und deine Schwierigkeiten schildern?
Darüber hinaus könntest du versuchen, auch tiefsinnige Gespräche a) langsamer und b) in kürzeren Sätzen zu führen. Es ist natürlich komisch, den Gegenüber darum zu bitten, aber vielleicht kannst du das durch gezielte Rückfragen (wann, warum, wie...) etwas lenken.

Lg,

Irrlicht

sporadischer Gast 13 wien M, 26

hallo

also dein geschildertes problem kommt mir bekannt vor hab das auch das ich bei manchen sachen umdenken muss und andere gedankengänge habe wie andere andere sachen die für andere dafür schwierig erscheinen fallen mir dafür manchmal sehr leicht
bei mir liegt es daran dass ich als kind von links auf rechtshänder umgelernt wurde und seither öfters umdenken muss
erkundige dich doch einmal bei deinen eltern ob du umgelernt wurdest denn wenn es so ist gibt es spezielle lernübungen die dir das auffassen von dingen dann erleichtern
mfg
chris

Forums-Gruftie 607 Berge M, 32

Hallo Jim,

wenn du mit anderen redest und dabei nur so tust, alsob du es verstehst, bemerkst du in diesem Moment Angst oder ein unangenehmes beklemmendes Gefühl, was dich irgendwie einengt, behindert?

Ich vermute, die Angst dem anderen nicht gerecht zu werden, als „minder bemittelt“ zu gelten, sich zu blamieren oder von einem der zahllosen Wichtigtuer auf Arbeit, in der Schule oder zu Hause angemotzt zu werden, kann die Aufnahme von Informationen so stark hemmen, dass das ganze zum Selbstläufer wird. Mehr Angst führt dazu immer weniger mitzubekommen und das untergräbt dein Gefühl für dich selbst, macht dich immer anfälliger für äußeres und verstärkt die Angst und es wird immer unangenehmer.

Ich würde dich bitten, diesem Gedanken nachzugehen und dich in den von dir beschriebenen Momenten zu beobachten. Da der Prozess bei dir möglicherweise schon so lange andauert und sich so sehr vertieft hat, kann es sein, die Angst ist kaum spürbar. Vielleicht ist sie zur zweiten Natur geworden.

Wenn du ohne direkte Konfrontation mit dem gegenüber einen Text liest, also wenn du ungestört zu Hause am PC sitzt oder ein Buch oder eine Zeitung liest, verstehst du das dann besser? Das würde dann darauf hindeuten, dass an meinem Gedanken mit der Angst etwas dran ist. Wenn du selbst nichts herausbekommst und du so wie du es beschreibst die Nase voll hast, so mit verstopftem Auspuff zu fahren, vielleicht kann dir auch ein Psychologe helfen, herauszufinden, was den Auspuff verstopft. Für dumm halte ich dich nicht.

Viele Grüße
Hiob

sporadischer Gast 8 Uedem M, 30

Hallo,
ersteinmal vielen lieben Dank für eure Antworten. Einiges davon macht mich schon sehr nachdenklich:

tanzendes_irrlicht wrote:

Sprachlaute sind ziemlich komplex - der "Ton" muss eingeordnet werden und dem ganzen Bedeutung verliehen werden - da kann (und geht oft) einiges schief

Dem kann ich nur zustimmen, jedoch hab ich damit nicht so das Problem. Zumindest dem, was ich selbst auspreche auch den passenden Ton zu verleihen. Hier gibt es allerding sicher viele Menschen, denen es nicht so gelingt. Ich habe bis jetzt noch nicht bewußt darauf geachtet, aber es könnte sicher auch dazu beitragen, das ich halt manche Menschen nicht verstehe, bzw. ihnen folgen kann.

kakaue wrote:

erkundige dich doch einmal bei deinen eltern ob du umgelernt wurdest

Ist definitv nicht der Fall.

Hiob wrote:

bemerkst du in diesem Moment Angst oder ein unangenehmes beklemmendes Gefühl, was dich irgendwie einengt, behindert?
Ich vermute, die Angst dem anderen nicht gerecht zu werden, als „minder bemittelt“ zu gelten, sich zu blamieren oder von einem der zahllosen Wichtigtuer auf Arbeit, in der Schule oder zu Hause angemotzt zu werden, kann die Aufnahme von Informationen so stark hemmen, dass das ganze zum Selbstläufer wird. Mehr Angst führt dazu immer weniger mitzubekommen und das untergräbt dein Gefühl für dich selbst, macht dich immer anfälliger für äußeres und verstärkt die Angst und es wird immer unangenehmer.

Also Angst in dem Sinne verspüre ich nicht, zumindest nicht bewußt. Es ist wohl so, daß ich generell mal mehr mal weniger stark ausgeprägte Minderwertigkeitsgefühle habe. Zwar hat sich das im Laufe der letzten Jahre sehr verbessert, jedoch kommt es extrem zum Vorschein, wenn ich mit Leuten rede, die extrem "dominant" sind beim Reden oder sie z.B. einen besseren beruflichen Stand haben als ich. Es können aber auch andere Faktoren sein, die sie aus meiner Sicht als etwas "besseres" darstellt als das eigene Ich.
Ich denke allerdings nicht, das dieses Minderwertigkeitsgefühl alleine daran Schuld hat, das ich nicht immer alles aufschnappen kann.
Zwei Beispiele:
1. Wenn ich in der Schule sitze und der Lehrer vorne am Pult seinen Stoff durchkaut, dann ist das ja nicht persönlich, also Auge in Auge. Es ist eine gewisse distanz gegeben.
2. Ich habe das problem ja auch, wenn ich lese. Bücher, Zeitungen oder Webseiten sind ja ebenfalls nichts persönliches, ja nichteinmal menschlich.
Von daher ist hier ein möglicher Minderwertigkeitkomplex komplett auszuschließen.

Hiob wrote:

Wenn du ohne direkte Konfrontation mit dem gegenüber einen Text liest, also wenn du ungestört zu Hause am PC sitzt oder ein Buch oder eine Zeitung liest, verstehst du das dann besser?

Nein, besser verstehe ich es nicht unbedingt. Es kommt auf die Formulierung und auf die Tiefgründigkeit des niedergeschriebenen an. Allerdings habe ich hier die Möglichkeit, den Satz oder das, was ich halt nicht verstanden habe nocheinmal zu lesen, bis ich es halt verstanden habe.

Hiob wrote:

vielleicht kann dir auch ein Psychologe helfen, herauszufinden, was den Auspuff verstopft.

Danke für den Tipp, aber ich versuche, lieber mein eigener Psychologe zu sein. Die kommen bei sowas immer direkt mit Psychopharmaka an... Also wenn gar nix mehr geht, dann gehe ich lieber zu meiner Heilpraktikerin zwinkernd..

Hiob wrote:

Für dumm halte ich dich nicht.

Thx for compliment, kann ich nur zurückgeben grinsend

Lieb Grüß
jim

Moderatorin 2129 NRW W, 30

Hallo.

JimBobtheKing wrote:

tanzendes_irrlicht wrote:

Sprachlaute sind ziemlich komplex - der "Ton" muss eingeordnet werden und dem ganzen Bedeutung verliehen werden - da kann (und geht oft) einiges schief

Dem kann ich nur zustimmen, jedoch hab ich damit nicht so das Problem. Zumindest dem, was ich selbst auspreche auch den passenden Ton zu verleihen. Hier gibt es allerding sicher viele Menschen, denen es nicht so gelingt. Ich habe bis jetzt noch nicht bewußt darauf geachtet, aber es könnte sicher auch dazu beitragen, das ich halt manche Menschen nicht verstehe, bzw. ihnen folgen kann.

Ich glaub, ich hab das anders gemeint als es bei dir ankam.
Ich meinte nicht den Ton an sich sondern die Geräusche des Sprachflusses - wir hören keine einzelnen Worte (das bildet man sich als schriftsprachlicher Mensch ein) sondern eine Kette von Lauten (Phoneme)in bestimmten Geschwindigkeiten. Das Gehirn muss diese Kette aufdröseln und einordnen, mit Sinn versehen. Dazu gibz verschiedene Mechanismen und unterschiedliche Voraussetzungen. Der Satz: Schatz, ich hab Hunger, lass uns..... wird idR komplett verstanden, weil wir den Kontext/Sinn kennen (ohne es genau zu hören, wissen wir, das der andere sagt "was essen"). Vieles wird derartig im Kontext interpretiert - nä heisst meist nein und ist keine Aufforderung zum nähen zB. Wink

Komplexe Sätze sind schwer verständlich, weil sie oft zu schnell gesprochen werden und beim anderen nur als "rauschen" irgendwo im Hirn ankommen.
Bei manchen Menschen kann die Interpretation im Hirn (nicht das Gehöhr an sich!) "gestört" sein.

Quote:

ich versuche, lieber mein eigener Psychologe zu sein. Die kommen bei sowas immer direkt mit Psychopharmaka an...

Da hilft nur ein Neurologe oder ein Sprachtherapeut, weder ein Psychologe noch eine Heilpraktikerin und erst recht nicht man selbst kann sich da was zusammenbasteln.
Mir ist übrigens nicht bekannt, dass bei einer solchen Störung Medis oder gar Psychopharmaka gegeben werden.

Lg,

Irrlicht

vielleicht interessanter Link:

http://www.forumhno.de/contents/erkrankungen/avws.php

sporadischer Gast 10 wien W, 27

Hallo!

ich find die idee mit dem neurologen eigentlich sehr gut!
zumal dort als erst untersuchung ein EEG gemacht wird um mögliche schäden am gehirn auszuschliessen.

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