Schüchtern - Schwierigkeiten Mit Dem Freund

sporadischer Gast 11 bawü W, 20

hallo zusammen...

... ich wende mich nun an euch, weil ich echt dringend rat brauche und jemandem das einfach erzählen will.
ich weiß nicht genau, ob das nicht besser bei sexualität passt... aber ich denke das problem liegt woanders.

ich hab nen großes problem, und dieses problem mache ich mir genau genommen selbst. ich bin schüchtern. bisher bin ich ganz gut klar gekommen, also ich hab tolle menschen um mich rum (auch wenn mein freundeskreis nicht riesig ist). ich habe akzeptiert, dass ich nunmal so bin, dass ich nicht gleich auf andere menschen zugehen kann, dass ich eben lieber öfters meine ruhe habe. und mir klar gemacht, dass das nicht schlimm ist, sondern dass eben jeder anders ist.

doch jetzt steht mir meine schüchternheit einfach im weg. ich habe jetzt eine beziehung (es ist nicht meine erste, aber die erste die wirklich ernsthaft ist). mein freund ist 26 und ich 20. er ist allein schon wegen dem altersunterschied viel erfahrener. er ist zwar jung geblieben, aber man merkts schon. ich liebe ihn ja auch gerade deshalb, weil er einfach weiß wos lang geht und nich so "daneben" is wie viele gleichaltrige männer.

die sache ist aber auch die, dass er vom charakter genau anders ist als ich. er ist extrovertiert, redet viel und gerne. da ich gerne zuhöre passt das ja auch, wir ergänzen uns. und er geht immer auf mich ein, ich habe das gefühl, er ist einer der wenigen menschen, die mich wirklich sehen und sehen wollen. und das so wie ich bin. er bemüht sich so...

... und ich kann einfach nicht über meinen schatten springen. mir fällt es so schwer, gefühle zu zeigen. in bestimmten situationen, die richtigen worte zu finden. ihm zu zeigen, wie wichtig er mir ist. da gab es die ersten probleme, ich hab ihm das hier dann per mail erklärt, weil ichs persönlich einfach nicht auf die reihe bekommen habe. er war dann erstmal total erleichtert, weil ich ihm alles gesagt hatte (also das von wegen weniger erfahrung und was noch so war). ich war eben total ehrlich. er sagte mir auch, ich könne ihm jederzeit wieder schreiben, wenn ich was auf dem herzen habe, was ich loswerden muss. und dass wir alles langsam angehen usw. war auch wirklich postitiv, wir haben uns dann beide besser gefühlt.

aber jetzt sind da wieder probleme. ich habe ein problem wegen der sexualität. er hat mir auch gesagt, ich kann ihm vertrauen und soll mich fallen lassen. er macht ja auch nichts, was ich nicht mag - aber mir gelingt es einfach nicht, das mit dem fallen lassen. ich liege neben ihm, aber ich kann manchmal einfach nichts machen. er fragt dann, was los ist. und das schlimme ist, ich kanns ihm dann nicht erklären. er ist dann verwirrt und ich total unglücklich.
manchmal geht es gut, manchmal ist da einfach diese blockade in meinem kopf. dann möchte ich einfach auf einen knopf drücken und verschwinden...

dabei hätte ich so gerne, dass es anders ist. ich stelle mir auch vor, wie es anders ist, aber wenn es dann so weit ist, dann geht es nicht. ich denke ich habe mir ein schutzschild aufgebaut im laufe der zeit und es ist so schwer, es zu durchbrechen.
ich liebe meinen freund und es tut mir selbst weh, dass ich ihn da immer wieder im unklaren lasse. ich möchte, dass wir beide glücklich sind.

was soll ich tun? wie erkläre ich es ihm? ich bin mir ja selber nicht im klaren, warum das für mich so schwierig ist.
bitte helft mir weiter, mich macht das total unglücklich!!

sina

Helferlein 134 NRW M, 20

Hallo Lena!

Ich kenne das Problem und weiß wie es sich anfühlt.
Aber du solltest ersteinmal froh sein, dass du einen Freund hast der so gut auf dich eingehen kann. Das erleichtert vieles.
Deshalb lautet mein Rat auch: Lass dich von ihm unterstützen!

Wenn du ihm etwas sagen willst, was du aber nur schwer aussprechen kannst fang mit einem Einleitungssatz an, der nichts mit der eigentlichen Sache zutun hat, wie: "Es gibt da etwas, dass ich dir sagen möchte..."
Danach hast du einen Punkt erreicht wo es schon schwieriger ist einen Rückzieher zu machen und du schaffst es vielleicht besser die Schwelle zu überwinden. Wenn du dann aber immernoch nichts über die Lippen bringen kannst, dann sag eben genau das... Nämlich: "Es gibt da etwas, dass ich dir sagen möchte, aber ich schaffe es einfach nicht."
Jetzt hat er nämlich die Möglichkeit dich in deinem Vorhaben zu unterstützen und es dir leichter zu machen!
Solltest du aber immernoch nichts sagen können, dann sag ihm eben, dass du es momentan einfach nicht schaffst es ihm zu sagen, sag ihm dass dich das sehr niederschmettert und dass du es an einem anderen Tag nocheinmal versuchen willst. Er wird sich beim nächsten mal daran erinnern und das macht es oft leichter. Und wenn du es am Ende doch nicht schaffst so hast du ihm zumindest gezeigt wie schwer es dir fällt und wie sehr dich das mit nimmt. Das ist auch schon etwas worüber man sich freuen kann Wink

Wenn du es schaffst über diese Schwelle hinwegzukommen lautet mein zweiter Rat: Rede mit deinem Freund über das was dir Probleme bereitet. Rede mit ihm über diese Barriere in dir und die Gefühle die sie dir bescherrt. Sag wie sehr du darunter leidest und wie sehr du dir wünscht besser auf ihn eingehen zu können. Wenn du nämlich damit anfangen willst deine Gefühle ihm gegenüber auszudrücken, dann solltest du auf jedenfall über das Gefühl reden, welches dich dabei am meisten einnimmt.
Und rede mit ihm darüber, dass du gerne mit ihm schlafen würdest und am besten auch wie du es dir immer vorstellst. Beschreib ihm deine Fantasien. Wenn du deine Träume erstmal offen gelegt hast wird es leichter sie mit ihm auszuleben.

Und was immer gerade in der vorgeht (und sei es nur das stumpfe Gefühl der Barriere), lass ihn daran teilhaben!!

Ich hoffe das hilft dir weiter. Ich kenne das Gefühl sich nicht ausdrücken zu können sehr gut. Aber glaub mir... es ist zum Ausgleich ein wunderbares Gefühl wenn deine Persönlichkeit in deinem Körper (und nicht nur mehr in deinem Kopf) zu leben beginnt. Darum gib bitte nicht auf, es lohnt sich es weiter zu versuchen! Wink

Viel Glück!!

Grüße

Der Suchende

sporadischer Gast 11 bawü W, 20

Hallo Suchender,

danke für deinen Antwort, ich hab mich wirklich sehr darüber gefreut. Das hat mir weitergeholfen.

Es ist trotzdem wahnsinnig schwierig, mein Verhalten zu ändern. Ich denke für ihn ist es wiederum schwierig, das zu verstehen, weil er es nicht kennt und völlig anders denkt.

Ich frage mich, wo es her kommt, dass ich so bin. Warum da immer wieder irgendwas in meinem Kopf "Stopp" schreit, obwohl ich das eigentlich gar nicht will. Das ist so widersprüchlich und doch so schwer zu ändern... kannst du das verstehen?

Gibt es hier noch jemanden mit ähnlichen Erfahrungen?

Viele Grüße

Helferlein 134 NRW M, 20

Quote:

Ich frage mich, wo es her kommt, dass ich so bin. Warum da immer wieder irgendwas in meinem Kopf "Stopp" schreit, obwohl ich das eigentlich gar nicht will. Das ist so widersprüchlich und doch so schwer zu ändern... kannst du das verstehen?

Ich kann das gut verstehen. Ich habe es oft erlebt und erlebe es teilweise immernoch.

Meiner Meinung nach ist das einfach so etwas wie eine psychische Anpassungsreaktion. Du bist introvertiert und deine Psyche hat sich eben dem angepasst und diesen Zustand so mehr oder weniger optimiert.
Bei mir äußert sich das so, dass ich zum Beispiel lange über Dinge nachdenken kann (was ja erstmal positiv ist). Manchmal passiert mir das aber in Gesellschaften und die Leute fragen sich dann ob ich ein Loch in die Wand starren will (das ist dann die andere Seite der Medaillie). Aber das kriege ich in dem Moment eben nicht mit. Es passiert ganz von alleine, weil mein Kopf eben so arbeitet. Er ist es ja nicht anders gewohnt. Wäre ich extrovertiert würde ich wahrscheinlich ohne Bedenken sofort meinen Anfangsgedanken äußern und dann mit den anderen gemeinsam über das Thema nachdenken und diskutieren. Aber das ist nun mal nicht meine Art.

Solche Gewohnheiten aufzugeben ist leider äußerst schwer, denn die Psyche wehrt sich dagegen (und das fühlt sich oft an wie eine Barriere im Kopf). Aus meiner Sicht ist das vergleichbar mit einem Reflex:
Vielleicht willst du nicht zurückzucken wenn jemand aus Spaß einen Schlag in Richtung deiner Augen antäuscht, weil du weißt dass es nur eine Antäuschung ist, aber du zuckst trotzdem. Wenn du es dann ganz oft hintereinander versuchst ist es wahrscheinlich so, dass du erstmal ganz oft wieder zuckst (obwohl du doch jedesmal gar nicht willst!!) und es erst nach einer ganze Weile schaffst das zu unterbinden. Genauso musst du es dir vorstellen wenn du versuchst dich zu öffnen. Du wirst oft in altbekannte Zustände verfallen, die andere Menschen ausschließen, ohne dass du das willst. Der Wille hat da erstmal wenig Einfluss. Aber je öfter du es versuchst, desto besser wird es, auch wenn der Erfolg vielleicht erstmal auf sich warten lässt. Darum auf keinen Fall aufgeben!! Wink

Solange du in deinen alten Gewohnheiten festhängst kannst du nur etwas ändern wenn du das Handeln aus Gewohnheit erstmal aufgibst und dein Handeln bewusst steuerst. Das fühlt sich sehr unangenehm an (zugegebenermaßen oft auch für dein Gegenüber), aber so macht man eben den Anfang. Das Ziel dabei ist es deine Handlungen so oft in diese Richtung zu lenken, dass die Psyche diese Handlungen übernimmt und sie für dich ebenso gewöhnlich werden, wie deine früheren Handlungen. Dann kannst du aufatmen und über dich staunen... Wink

In meinen eigenen Versuchen mich anderen Menschen gegenüber zu öffnen habe ich einige "Techniken" gesammelt um das zu bewerkstelligen und es zu erlernen, die ich ja schon in meinem ersten Beitrag beschrieben habe. Ich hoffe sie helfen dir!!

Grüße

Der Suchende

sporadischer Gast 11 bawü W, 20

Hallo Suchender...

oh mann das war ein Wochenende bis jetzt!! ... schlimm. Ich hatte meinem Freund versucht alles zu erklären. Woraufhin er dann meinte, er kann mir nicht helfen, ich sollte erstmal mir selbst helfen, ich wäre ihm zu kompliziert usw mit dem Schluss: Es ist aus.
Ich war ab dem Zeitpunkt sowas von fertig, hab an mir gezweifelt, an allem.... und einen Tag später steht er vor meiner Tür. Und erklärt mir es geht nicht ohne mich.
Wir haben jetzt nochmal gesprochen, und uns geeinigt, dass ich ihm beibringe, auch mal ruhig zu sein und ich dafür lerne, öfters aktiv zu sein.
Puh ich bin so erleichtert!!
Musste das kurz loswerden!!

Grüße

Helferlein 134 NRW M, 20

Wow, jetzt hast du mich aber erstmal ganz schön erschreckt! Shocked

Aber im Endeffekt scheint es sich ja doch gelohnt zu haben es zu wagen. Nun könnt ihr euch gegenseitig helfen. Auch wenn die Anstrengung natürlich nie ausbleibt... etwas schöneres kann es doch kaum geben! Wink

Wünsche dir viel Glück bei allem was kommt... Smile

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