Angst davor lächerlich zu sein

sporadischer Gast 8 Austria M, 20

Ich lese öfters in diesem Forum mit ... mal mehr, mal weniger. In letzter Zeit eigentlich nicht mehr so häufig, was wahrscheinlich daran liegt, dass es mir im Großen und Ganzen um einiges besser geht, als früher. Was mich jedoch in letzter Zeit wieder einigermaßen zu schaffen macht, ist neben einigen anderen psychischen Problemen, mit denen ich jedoch recht gut umgehen kann, meine „Paranoia“. Ich bilde mir viel zu häufig ein, dass andere negativ über mich denken. Ich bin ein sehr feminin wirkender Mann (ich verwende Begriffe wie „männlich“ und „weiblich“ sehr ungern, da ich verfechter des Konstruktivismus bin, aber damit ihr euch mich besser vorstellen könnt, verwende ich es trotzdem) und habe oft das Gefühl von anderen sehr schlecht beurteilt zu werden.

Ich wohne in einem Studentenheim und da ist meine Angst, unbeliebt zu sein, extrem groß. Eigentlich sollten mir die Leute dort egal sein, aber sie sind es anscheinend nicht, da ich tief in mir den Wunsch habe bei allen beliebt zu sein (was natürlich nicht möglich ist). Ich bin eine recht auffällige und „untypische“ Person (was mir schon viele Leute gesagt bzw. bestätigt haben und was eigentlich als Kompliment gemeint war, bei mir jedoch nicht als solches aufgefasst wurde), kann jedoch noch nicht wirklich zu mir stehen und habe viel zu oft die Angst, dass mich andere Personen lächerlich finden.

Die Lösung für mein Problem ist womöglich einfach nur mehr Selbstvertrauen, aber diese paranoiden Gedanken sind schon zu Zwangsgedanken geworden. Ich denke bei jeder Person drüber nach, was sie über mich denken könnte und das endet meist negativ. Kann mir jemand Ratschläge geben um dieses Problem ein wenig zu verbessern? In Therapie bin ich schon und es klappt auch ganz gut, aber ich möchte mich doch auch an euch wenden.

lg
Christoph

Forums-InsiderIn 436 Hamburg M, 29

Hallo Christoph!

Ich denke zum einen, daß es normal und gesund ist, daß ein gewisser Anteil an Menschen einen sympathisch findet, ein gewisser Anteil nicht, und die meisten sind einem egal.

Zu dem Thema, warum manche einen nicht mögen gibt es ein gutes Video-Blog:
http://www.timetostand.com/FWIS3.htm

Andererseits sollte man auch nicht davon ausgehen, daß gar niemand einen sympathisch findet. Nur Sympathie wird einem nicht auf die Nase gebunden. Kritik wird verteilt, lobt behält man für sich - so machen das leider die meisten.

Ich finde es deshalb eine gute Idee aktiv positive Resonanzen einzuholen in einer Weise, die auch angebracht ist. Persönlich fand ich es für mich am effektivsten als Job Umfragen zu machen. Kriegte eine dickere Haut davon, und habe jetzt einige tausend "Bestätigungserfahrungen" im Hinterkopf.

Ähnliches könnte man aber auch durch Theater, einer Band etc. erreichen. Also alles, wo du aktiv positives (als auch negatives) Feedback zurückbekommst. Wenn man das ganze auch noch in einem "produktiven Rahmen" interpretiert, also sich nicht ständig niedermacht, könnte dir das die nötige Selbstbestätigung geben, um deine Weltsicht in den richtigen Rahmen zu setzen.

sporadischer Gast 8 Austria M, 20

Danke für deine Antwort grinsend

Ich bin ja auch schon seit längerem in einer Theatergruppe und erfahre dort auch Bestätigung ... Aber seit einigen Tagen scheínt mein ganzes aufgebautes Selbstvertrauen wieder weg zu sein. Wahrscheinlich sind solche Rückschläge normal, aber meine Paranoia macht mich zurzeit wieder zu schaffen ... Hab Angst, dass ich wieder in ne Depression rutsche.

sporadischer Gast 8 Austria M, 20

Kann mir sonst keiner weiterhelfen? Confused

sporadischer Gast 13 Schweiz M, 19

Hi Christoph

Ich habe deinen Post mit Interesse gelesen und muss sagen, dass ich mich selber ein wenig darin sehe! Ich selber habe auch genau das Problem, allen Menschen passen zu müssen. Bis vor kurzem habe ich wirklich auch nicht gewusst, wie ich das Problem in Griff kriegen soll, weil manchmal hatte ich das Gefühl, mir mit meinem freundlichen Handeln selbst Nachteile zu schaffen. Ja keinen Fehler machen, wenn sich aber andere schlecht mir gegenüber verhalten muss das mir egal sein. Die Ironie der Sache ist jedoch, dass ich Freunde habe, richtige Freunde. Zudem unzählige Bekannte und Kollegen (auch weibliche), an Kontakten mangelt es mir wirklich nicht.

Mein Selbstvertrauen ist auch nicht gerade wahnsinnig hoch, ich hatte noch nie eine Freundin, und das lässt mich nach wie vor in der Unsicherheit hängen.

Ich habe dann nach langer Zeit endlich den Schritt gewagt, und mit einer Freundin darüber gesprochen. Ich habe sie auch gefragt, was sie von mir hält, ich war richtig positiv überrascht, was sie mir gesagt hat. Es war ein englisches Gespräch, und sie hat mich u. a. so beschrieben. "You are a great guy". Das hat richtig gut getan, das kannst du mir glauben.

Ich würde dir empfehlen, auch so etwas zu tun. Jemanden fragen, der dich gut kennt. Und sie hat mir noch etwas anderes gesagt: "Es ist nicht wichtig, was die Leute von dir denken, es ist wichtig, was die Leute die dich mögen von dir denken."

Was mich noch interessieren würde ist, wie es momentan aussieht betreffend Bekannten -und Freundeskreis... Und vielleicht was du in der Vergangenheit für ein Verhältnis zu anderen Personen gehabt hast.

Ok, ich hoffe, du kannst mit meinem Post etwas anfangen!

Gruss Giotto

sporadischer Gast 8 Austria M, 20

Hallo Giotto!

Danke für deine Antwort grinsend

Ich habe zwei sehr gute Freunde und einige Bekannte. Seit ich in Wien wohne hat sich die Situation bezüglich Freundeskreis sehr verbessert. Beziehungsmäßig hingegen sieht es nicht so toll aus. Hatte einige Affairen mit Männern, aber auf das Gefühl der Liebe warte ich noch immer sehnsüchtig ...

Ich frage meine Freunde sehr oft, was sie von mir denken (zu oft Rolling Eyes

) und natürlich fällt das meistens positiv aus. Ich kann es nur leider viel zu schwer annehmen. Überhaupt tu ich mir schwer dabei Komplimente anzunehmen.

Das Problem, dass ich ablegen möchte ist dieses ständige Grübeln darüber, was andere von mir denken. Wenn ich in der U-Bahn sitze und ein Buch lese, denke ich darüber nach, was mein Gegenüber davon hält, dass ich dieses Buch lese Rolling Eyes

Es ist einfach nervend ... und ich komm gegen dieses ständige Grübeln nur schwer an ...

Forums-InsiderIn 436 Hamburg M, 29

Eventuell kann es hilfreich sein "Ablehnung ertragen" zu üben. Ich hab zB fremde Menschen fotografiert und wurde viel abgewiesen. Das habe ich bewußt als Lerneffekt gleich für mich mitgenommen.

Hab schon von krasseren Vorschlägen gehört: zB Hartnäckig bei McDonalds eine Pizza bestellen. Ist vielleicht übertrieben. Aber etwas, das dich an deine Grenzen bringt. Am besten noch, wenn es mit einem sekundären Ziel gekoppelt ist -> so kriegt man dann fast immer Erfolgserlebnisse.

Ziel ist es zu erkennen, daß Ablehnung nicht schlimm und erträglich ist, bis es einem fast egal ist. Es kann unter Umständen sehr hart werden, aber auf lange Sicht zahlt es sich aus.

Forums-InsiderIn 175 NÖ/Wien M, 33

Ich finde mich auch irgendwie in Euren Beiträgen wieder Sad

Fragezeichen86 wrote:

... natürlich fällt das meistens positiv aus. Ich kann es nur leider viel zu schwer annehmen. Überhaupt tu ich mir schwer dabei Komplimente anzunehmen.

Ein Freund wird immer was positives sagen, denke ich, oder ist das auch wieder eines meiner Probleme, dass ich nur negatives an mir suche? Sad

Ich hatte das Problem in meiner Kindheit und Jugendzeit, dass mich gleichaltrige in der Schule oder am Wohnort nicht mochten, ausgelacht und verspottet haben und auch sehr abwertend "bewertet" ("Dich braucht eh keiner!"). Wenn man sowas über 10-12 Jahre immer wieder hört, dann erleidet die Psyche wohl einen Knacks den man nie wieder los wird Sad

Wenn ich dann mal davon erzählt habe bekam ich immer zur Antwort: "Das bildest du dir alles ein!"
Dabei hätte ich doch so gern mehr Selbstvertrauen traurig

Fragezeichen86 wrote:

Das Problem, dass ich ablegen möchte ist dieses ständige Grübeln darüber, was andere von mir denken.

Das Problem kenne ich auch, das ständig den anderen gefallen "müssen". Man meint die denken dann positiv über einen, doch bei vielen ist es nicht so, erfahrungsgemäß. Doch über die vielen Jahre hab ich mich selber gebessert. Es ist immerhin mein Leben und was die anderen über mich denken kann mir egal sein. Wer mich nicht mag, muss ja nicht mit mir reden oder über den Weg laufen.
Warum soll immer ich ausweichen! Nein Danke, davon hab ich schon genug.
Doch leider gibts auch immer wieder "schwächere" Phasen wo ich doch wieder in das alte Denkschema rutsche ...

Helferlein 70 sdjösdöjf M, 42

Noch bevor du sagst, was denn deine Befürchtungen sind, erklärst du sie für die Gedanken eines Paranoiden - und entkräftest sie damit. Deine Angst vor Lächerlichkeit muß gewaltig sein.

Leider gehöre ich nicht zur Franktion der Süßholzraspler. Wenn du wirklich so feminin wirkst, wie du sagst, dann hast du ein Problem. Ich weiß allerdings nicht, was genau du damit meinst. Bist du weibisch, oder ein Schönling?

Ich habe in jungen Jahren auch sehr feminin ausgesehen. Von älteren Leuten bin ich wirklich oft für ein Mädchen gehalten worden. Ich hatte schulterlanges, dunkelblondes Haar und mädchenhafte Gesichtszüge. Dazu war ich in meiner ganzen Art sehr weich.

Solange man jung ist, hat man damit sogar Chancen bei einigen Frauen. Man ist dann halt ein "süßer Typ" (so wie der Sohn von Abi Ofarim, Vorname fällt mir jetzt nicht ein). Allerdings hat es auch an Spott, auch an gehässigem, nicht gefehlt. Und vor allem wenn man älter wird, dann wird diese feminine Art zum Problem.

Ich habe das Glück gehabt, "rechtzeitig die Kurve zu kriegen". Ich habe sehr viel Sport getrieben und meinen Körper aufgebaut. Heute bin ich ziemlich muskulös und durchtrainiert und wirke wesentlich männlicher. Gottseidank, kann ich da nur sagen.

Es ist durchaus möglich, daß sich einige Leute im Wohnheim über deine feminine Art mokieren. Aber dagegen läßt sich etwas tun. Stichwort: Sport. Ist auch gut bei Depressionen.

Gruß Smile

sporadischer Gast 8 Austria M, 20

marquee wrote:

Noch bevor du sagst, was denn deine Befürchtungen sind, erklärst du sie für die Gedanken eines Paranoiden - und entkräftest sie damit. Deine Angst vor Lächerlichkeit muß gewaltig sein.

Leider gehöre ich nicht zur Franktion der Süßholzraspler. Wenn du wirklich so feminin wirkst, wie du sagst, dann hast du ein Problem. Ich weiß allerdings nicht, was genau du damit meinst. Bist du weibisch, oder ein Schönling?

Ich habe in jungen Jahren auch sehr feminin ausgesehen. Von älteren Leuten bin ich wirklich oft für ein Mädchen gehalten worden. Ich hatte schulterlanges, dunkelblondes Haar und mädchenhafte Gesichtszüge. Dazu war ich in meiner ganzen Art sehr weich.

Solange man jung ist, hat man damit sogar Chancen bei einigen Frauen. Man ist dann halt ein "süßer Typ" (so wie der Sohn von Abi Ofarim, Vorname fällt mir jetzt nicht ein). Allerdings hat es auch an Spott, auch an gehässigem, nicht gefehlt. Und vor allem wenn man älter wird, dann wird diese feminine Art zum Problem.

Ich habe das Glück gehabt, "rechtzeitig die Kurve zu kriegen". Ich habe sehr viel Sport getrieben und meinen Körper aufgebaut. Heute bin ich ziemlich muskulös und durchtrainiert und wirke wesentlich männlicher. Gottseidank, kann ich da nur sagen.

Es ist durchaus möglich, daß sich einige Leute im Wohnheim über deine feminine Art mokieren. Aber dagegen läßt sich etwas tun. Stichwort: Sport. Ist auch gut bei Depressionen.

Gruß Smile

Naja ... an Frauen würde es mir ja nicht mangeln ... Es gäbe einige, die etwas von mir wollen, aber da ich homosexuell bin suche ich nach einem Mann .... hab leider noch nicht den richtigen gefunden.

Meine etwas feminine Art an sich stört mich nicht und ich betreibe auch ein wenig Sport. Bin eigentlich sehr zufrieden mit meinem Körper. Schönling oder weibisch? Naja ... die meisten meinen ich wäre süß Razz

und weibisch ... weibisch klingt so negativ wertend ... ich würde sagen, dass ich ein klein wenig weiblich bin, aber nicht so extrem, wie ich es beschrieben hab. Gibt sicher viele Männer, die noch femininer wirken.

Ich komm auch aus einem extreme kleinen Kaff, das von Leuten überseht war, die Probleme mit ihrer Männlichkeit hatten und sich deshalb über Homosexuelle lustig gemacht haben. In meiner klasse waren einige verklemmte Homosexuelle, die sich selber über ihresgleichen lustig gemacht haben. Deshalb meine Gedanken, weil ich mir früher wirklich minderwertig vorkam in meiner Klasse´....

Seit ich jedoch in Wien wohne gehts mir um einiges besser, nur sind trotzdem noch öfters diese blöden Gedanken, die mich wirklich stören. Ich muss einfach lernen noch mehr zu mir zu stehen.

Man hat ein Problem, wenn man als Mann feminin wirkt? Ich würde dir ein paar Bücher zu Gender Studies empfehlen grinsend

Danke übrigens für die Antwort grinsend

lg
Christoph

Helferlein 70 sdjösdöjf M, 42

Fragezeichen86 wrote:

Ich bin ein sehr feminin wirkender Mann (ich verwende Begriffe wie „männlich“ und „weiblich“ sehr ungern, da ich verfechter des Konstruktivismus bin, aber damit ihr euch mich besser vorstellen könnt, verwende ich es trotzdem) und habe oft das Gefühl von anderen sehr schlecht beurteilt zu werden.

Ich wohne in einem Studentenheim und da ist meine Angst, unbeliebt zu sein, extrem groß.

Quote:

Man hat ein Problem, wenn man als Mann feminin wirkt? Ich würde dir ein paar Bücher zu Gender Studies empfehlen

Diesen Salto nehme ich dir nicht ab.

Auch lg
marquee

sporadischer Gast 8 Austria M, 20

marquee wrote:

Fragezeichen86 wrote:

Ich bin ein sehr feminin wirkender Mann (ich verwende Begriffe wie „männlich“ und „weiblich“ sehr ungern, da ich verfechter des Konstruktivismus bin, aber damit ihr euch mich besser vorstellen könnt, verwende ich es trotzdem) und habe oft das Gefühl von anderen sehr schlecht beurteilt zu werden.

Ich wohne in einem Studentenheim und da ist meine Angst, unbeliebt zu sein, extrem groß.

Quote:

Man hat ein Problem, wenn man als Mann feminin wirkt? Ich würde dir ein paar Bücher zu Gender Studies empfehlen

Diesen Salto nehme ich dir nicht ab.

Auch lg
marquee

Salto? Inwiefern?

lg grinsend

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