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grazia
sporadischer Gast
21
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Fri, 07.Jul.06, 16:01 Mit mir stimmt was nicht |
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Hallo,
sagt mir mal, was ihr von meinem Beschwerdebild haltet:
Etwa mit Anfang 20 (Beginn meiner Ausbildung in der Finanzbranche) erstmaliges Auftreten massiver Ängste, die sich auf meinen Beruf bezogen und sich vorwiegend darum drehten, einen Fehler zu machen und anderen Menschen damit zu schaden. Die Ängste wurden nach Abschluss meiner Ausbildung und der Aufnahme einer Tätigkeit in einer Abteilung der Firma so schlimm, dass ich nachts Schlafprobleme hatte und morgens nur noch mit Angst das Haus verließ.
Daraufhin kündigte ich und nahm ein Studium auf Lehramt auf. Nach einer anfänglichen Hochphase traten auch hier Ängste auf, im Studium Probleme zu bekommen, zumal ich auch meinen Eltern finanziell auf der Tasche lag.
Nach einer Kreislaufschwäche im Sommer entwickelte ich eine schwere Angststörung mit Panikattacken, die mich stark einschränkten. Trotzdem zog ich mein Studium so gut es ging durch und bestand es mit Bravour.
Im Referendariat ging es mir recht gut, außerdem wurden meine Panikattacken besser, jedoch hatte ich ab einem gewissen Zeitpunkt immer wieder mit morgendlichem Würgereiz zu kämpfen. Trotzdem habe ich auch das Referendariat mit gutem Ergebnis bestanden.
An meiner ersten festen Stelle (völlig andere Schule) lief von Anfang an vieles schief, ich hatte zunehmend Probleme mit den Schülern (die mir auf der Nase herum tanzten) und blieb auch im Kollegium recht isoliert. Wirklich effektive Hilfe gab es kaum - es hieß vorwiegend, ich müsse allein damit klarkommen, die Schüler würden es nicht akzeptieren, wenn ich mir bei Kollegen Hilfe holen würde.
Die Sache eskalierte immer weiter und ich hatte zunehmend mit morgendlichem Würgen, Magenproblemen, Schwindel und Angst zu tun. Oft konnte ich nachts überhaupt nicht oder nur kurz schlafen. Spätestens sonntags, in letzter Zeit aber auch schon samstags kam die Panik vor der neuen Woche hoch.
Mir wurde schließlich wegen massiver Elternbeschwerden nahe gelegt, den Beruf zu wechseln, weil ich solche Probleme mit den Schülern hatte (ich bin einfach zu gutmütig).
Ich bin heilfroh, nun zu den Sommerferien da raus zu kommen (auch wenn ich nun erstmal arbeitslos sein werde), aber körperlich und psychisch geht es mir immer schlimmer. Ich werde dauernd krank (alle zwei bis drei Wochen), weil ich vor lauter Panik nicht mehr schlafen kann und morgens würgen muss. Ich fühle mich leer und ausgebrannt, habe nur noch Panik und Brechreiz beim Gedanken an die Schule. Jetzt liegt nur noch eine Schulwoche vor mir, aber ich glaube, ich packe das nicht mehr. Schon beim Gedanken an die Schule wird mir übel.
Für mich sehr schlimm und ungewöhnlich ist halt auch, dass ich durch das ständige Fehlen extrem unzuverlässig wirke. Ich bin eigentlich sehr gewissenhaft und pflichtbewusst, kann aber einfach nicht mehr. Der Gedanke an die Schüler ist für mich einfach unerträglich geworden.
Das Schlimme ist, dass ich mir auch nichts Neues mehr zutraue, weil ich Panik vor einem erneuten Scheitern habe. Immerhin ist das schon der zweite Job, in dem ich nicht klarkomme.
Was ist mit mir los? Es ist doch nicht normal, dauernd Angst zu haben.
Liebe Grüße,
Grazia
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lancelot70
neu an Bord!
3
Wien M, 36
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Fri, 07.Jul.06, 22:56 Re: Mit mir stimmt was nicht |
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Ich meine ganz gut nachvollziehen zu können, was in Dir vorgeht. Es deckt sich im wesentlichen mit meinen Erfahrungen.
Ob das normal ist, ist meiner Meinung nach nicht die Frage die zielführend ist. Du hast eben eine spezifische Persönlichkeitsstruktur, Die Dich auch einzigartig macht. Ich bin ziemlich überzeugt davon, dass Lehrerin nicht die geeignete Berufswahl für Dich ist. Schliesslich stehst Du ständig im Mittelpunkt und kannst Dich nicht zurückziehen, wenn Du schlechte Phasen hast; und Schüler können sehr grausam sein (bzw. gedankenlos). Ich hatte selber mehrere Lehrer, die daran zerbrochen sind.
Ich kann mir vorstellen, dass Dein Selbstvertrauen diesbezüglich ziemlich ramponiert ist nachdem es zweimal im Job nicht geklappt hat. Aber nur weil es zweimal schiefgegangen ist, heisst das noch lange nicht, dass es nichts geeignetes für Dich gibt. Ich meine Du solltest Dich damit auseinandersetzen, welche Probleme genau in deinen Tätigkeiten aufgetreten sind, und Dir etwas suchen, wo diese Hindernisse eher nicht auftreten.Ich will damit nicht sagen, dass Vermeidung die Hauptintention bei Deiner Berufswahl sein sollte. In erster Linie solllte es schon etwas sein das Dir Spass macht, schliesslich ist der Job meist ein wesentlicher Teil des Lebens
Du scheinst ja ziemlich helle zu sein, sonst könntest Du ja nicht Lehrerin oder Finanzberaterin werden. Aber vielleicht wäre trotzdem etwas handwerkliches oder kreatives besser für Dich, etwas das Du auch machen kannst, wenn es Dir nicht so gut geht, möglicherweise etwas wofür man gar keine tolle Ausbildung braucht. Etwas was Du bis jetzt nicht ernsthaft in Erwägung gezogen hast. Es ist nicht so wichtig was andere von Dir erwarten oder was gesellschaftlich vermeintlich hohes Ansehen bringt. Am wichtigsten ist, dass es Dir gut geht dabei, viel zu verdienen ist meiner Meinung nach sekundär (obwohl mehr natürlich besser wäre )
Vielleicht braucht Du etwas, wo es nicht so wichtig ist, dass man täglich funktioniert, wo man flexibel sein kann,.... wenn der Druck weg ist geht vielleicht vieles wieder ganz easy...
Trifft zumindest auf mich zu...
Ich hoffe es sind ein paar brauchbare Gedanken dabei für Dich, falls ja können wir das ja gern näher besprechen.
Im Notfall lass Dich halt krankschreiben für die letzte Woche, ich meine Du hast Dir schon genug zugemutet letztes Jahr-
Alles Gute
PS: Kann sein dass der Text ein bisschen holprig geworden ist - als ich ihn ins Forum stellen wollte war er plötzlich weg *grrr* und ich hab dann versucht ihn wiedere einigermassen so hinzukriegen.
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grazia
sporadischer Gast
21
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Sat, 08.Jul.06, 10:09 Re: Mit mir stimmt was nicht |
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Hallo Lancelot,
vielen Dank für deine Antwort!
lancelot70 wrote: |
Ich meine Du solltest Dich damit auseinandersetzen, welche Probleme genau in deinen Tätigkeiten aufgetreten sind, und Dir etwas suchen, wo diese Hindernisse eher nicht auftreten. [...] Du scheinst ja ziemlich helle zu sein, sonst könntest Du ja nicht Lehrerin oder Finanzberaterin werden. Aber vielleicht wäre trotzdem etwas handwerkliches oder kreatives besser für Dich [...] Vielleicht braucht Du etwas, wo es nicht so wichtig ist, dass man täglich funktioniert, wo man flexibel sein kann,.... wenn der Druck weg ist geht vielleicht vieles wieder ganz easy...
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Genau diese Gedanken hatte ich auch schon. Fakt ist, dass ich scheinbar Probleme damit habe, "funktionieren" zu müssen und große Verantwortung zu tragen. Es ist nicht so, dass ich nicht funktionieren bzw. die Verantwortung erfüllen könnte - aber allein der Druck, den das auslöst, ist mir irgendwie zuviel.
Wenn Geld keine Rolle spielen würde, sähe mein ideales Leben so aus:
Kein fester Job, sondern etwas Freiberufliches, das ich nach Lust und Laune ausüben kann. Dazu kreative Tätigkeiten wie Malen und Schreiben. Und ich würde mich auf jeden Fall sozial engagieren (z.B. Suppenküche für Obdachlose).
All das war mir in meinem bisherigen Leben nicht möglich, weil mein jeweiliger Job mich fast 100% mit Beschlag belegt hat, auch in meiner Freizeit, und wenn es nur durch Grübelei und Panik war.
Ich habe jetzt Folgendes vor:
Da das Unterrichten mir Spaß macht (nur das Erziehen beherrsche ich nicht) werde ich mich mit Nachhilfe selbstständig machen und Einzel- bzw. Minigruppenunterricht erteilen. Disziplinprobleme dürfte es da kaum geben. Ggf. werde ich auch Firmen meine Dienste als Englischlehrerin anbieten.
Gleichzeitig muss ich dafür sorgen, dass mein Job mich nicht wieder auffrisst, d.h. ich muss mir einen Ausgleich schaffen wie Kunst und soziales Engagement.
Außerdem werde ich für ein paar Tage in ein Kloster gehen und mich auch ggf. einer Psychotherapie unterziehen.
Viele Grüße,
Grazia
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Stern*
Forums-InsiderIn
157
@ home W, 29
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Sat, 08.Jul.06, 10:15 Re: Mit mir stimmt was nicht |
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hallo!
uff, du machst mir mit deinem beitrag gerade etwas angst. ich studiere ebenfalls lehramt bzw. bin fertig damit und warte auf mein referendariat.
ich habe hin und wieder auch mit ängsten zu tun... allerdings hatte ich sie noch nie "berufsbezogen", sondern eher immer nur "zukunftsbezogen". ich kriege angst (auch panikattacken), wenn es in meinem leben eine große veränderung ankündigt: schule zuende, kurz vorm auslandsaufenthalt, oder eben am ende des studiums und vorm referendariat . ich zweifle auch häufig an meiner studienwahl, die eigentlich damals eher zufällig war: ich habe einen platz, ok, es klingt interessant, dann studiere ich das eben. lehramt ist besser als magister... ok! und da die berufsaussichten in allen anderen studienbereichen nicht besser, sondern eher schlechter aussehen, habe ich auch nicht mehr gewechselt. mit einem magister in geisteswissenschaften steht man ja heute auf der straße erstmal .
naja, das hilft dir jetzt wahrscheinlich alles erstmal nicht... an erfahrungen bezüglich der arbeit in der schule kann ich auch momentan noch nix sagen außer meiner "gefühlten meinung"
erstmal ein paar grundsätzliche fragen für die schule:
macht dir die arbeit mit schülern spaß? oder generell: arbeitest du gerne mit menschen? was macht dir mehr zu schaffen: die arbeit mit den schülern, oder dass du im kollegium gerade alleine da stehst? dein problem beschreibst du recht unkonkret. du schreibst in keinem satz, dass dir die schüler zu schaffen machen (wobei ich aber annehme, dass es der fall ist).
du schreibst, dass du zu gutmütig bist. gäbe es nicht möglichkeiten, das zu verändern? ok, jetzt ist der falsche zeitpunkt, 1 woche vor den ferien. aber du könntest dich vielleicht mit erfahrenen lehrern beratschlagen. einzelne nette ältere lehrer gibt es doch an deiner schule sicherlich.
und sonst:
du hast einen sehr hohen anspruch an dich selbst. du schreibst durchweg: ich hatte mit xyx zu kämpfen, aber trotzdem habe ich xxy gut bestanden. "gut" bedeutet etwas besseres als 2, nehme ich mal einfach an. es klingt für mich zwischen den zeilen durch; korrigiere mich wenn ich falsch liege. du hast also trotz großer beeinträchtigungen immer alles noch sehr gut bestanden. bald sind ferien bwz. du hast ganz frei, dann könntest du die zeit vielleicht nutzen - und hier würde ich mich meinem vorredner anschließen - um zu gucken, was dir wirklich liegt. ich würde nicht soweit gehen dass du den beruf hinschmeißen sollst. du schreibst zu wenig, dass es dir gar keinen spaß macht - du schreibst nur von angst. aber vielleicht ist die arbeitslosigkeit über eine gewisse zeit ja auch gut für dich, damit du mal ohne leistungsdruck zu dir finden kannst. du hast eine ausbildung, ein studium und eine weitere ausbildung hinter dir - vielleicht brauchst du einfach eine auszeit? dein körper scheint eine zu brauchen, sonst würde er nicht mit so viel angst und auch würgereiz reagieren.
das wären meine gedanken dazu!
einen lieben gruß von stern*
edit: oh, du hast ja schon geantwortet, da erübrigen sich ein paar von meinen fragen
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grazia
sporadischer Gast
21
W
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Sat, 08.Jul.06, 11:15 Re: Mit mir stimmt was nicht |
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Hallo Stern,
vielen Dank für deine Antwort! Fakt ist, dass es vor allem an den Schülern lag, dass ich meinen Beruf aufgeben muss. An meiner alten Schule (im Ref.) lief es noch relativ gut, aber auch da gab es schon gewisse Disziplinprobleme. Nur waren da die Schüler doch noch etwas anderes und ich war noch im Schutzraum des Referendariats.
Mittlerweile habe ich die Erfahrung machen müssen, dass das Einzige, was bei vielen Schülern zählt, ist, dass man sich durchsetzen kann - und zwar um jeden Preis. Das heißt, du musst Schüler wirklich niedermachen, anschreien und knallhart bestrafen - ansonsten haben sie keinen Respekt vor dir.
Solltest du im Studium etwas vom Lernpartner Schüler und dem Lehrer als Lernbegleiter gehört haben, kannst du das im Schulalltag fast mit Sicherheit vergessen. Dein ganzes Fachwissen nutzt dir nichts, wenn du schon in der ersten Stunde in die Klasse kommst und vor Chaos keinen Fuß auf den Boden bekommst.
Bist du nett und versuchst, mit den Schülern menschlich und verständnisvoll umzugehen, wird das teilweise schamlos ausgenutzt. Mir wurde von Schülern offen gesagt, dass sie vor mir den Respekt verloren hätten, weil ich mal als ich neu in ihrer Klasse war auf irgendeinen Schülerspruch statt mir massiven Strafen mit Lachen reagiert habe.
Ich bin in Bezug auf den Schuldienst mittlerweile so traumatisiert, dass mir übel wird und ich Panik kriege, wenn ich nur dran denke, die Schule nochmal zu betreten. Da wird auch keine Auszeit mehr etwas bringen - das kann ich mir nicht mehr antun. Sonst sitze ich schon in wenigen Monaten in der Psychiatrie. Nicht umsonst sind allein in meinem Kollegium in den letzten Jahren allein zwei Kollegen mit akutem Burnout lange Zeit ausgefallen.
Ich weiß nicht, welches Lehramt du studierst, aber rechne damit, dass du vom Charakter her ziemlich knallhart sein musst, gerade am Anfang. Die Schüler müssen sofort merken, dass du dir nichts gefallen lässt. Wie gesagt, im Ref. ist das meist noch harmlos, richtig hart wird es dann im Schulalltag.
Das klingt jetzt alles sehr hart und ich hätte es vor ein paar Jahren auch noch nicht glauben können, aber du ahnst nicht, wie sehr einige Chaoten dir den Unterricht ruinieren können und den Rest der Klasse (bis auf wenige Ausnahmen, die dann extrem leiden) mitziehen. Die Unterstützung seitens der Eltern ist sehr schulabhängig und wenn im Kollegium jeder sein eigenes Süppchen kocht, steht du schnell auf einsamem Posten. Außerdem will mit jemandem, der solche Unruhe in eine Klasse bringt, eh keiner was zu tun haben.
Also, sei hart und beiß dich durch.
Liebe Grüße,
Grazia
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Platinia
Helferlein
106
ch W, 43
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Sat, 08.Jul.06, 12:10 Re: Mit mir stimmt was nicht |
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Als ich dein Posting las ist mir durch den Kopf gegangen dass, wenn dir der Lehrberuf an sich spass macht, du doch evlt dich mit Nachhilfe oder Ergängzungschulung beschäftigen könntest. Wo auch Schühler kommen die was lehren wollen so dass du nicht unter druck kommst.
Was ich mir auch vorstellen könnte evlt wechseln in Untericht in einer Sprachschule für Erwachsene wo es auch weniger Konflikte gibt.
Oder wenn du die Kraft hast einen Beruf zu erlernen der dich nicht so belastet
wo du nicht unter solchem Druck stehst sei es als Anlageberater wegen Finanzen oder bei Schülern wegen Schwierikeiten sich durchzusetzen. Der Lehrberuf ist nicht einfach. Ich habe auch eine Kolegin die das Lehrerseminar begeistert gemacht hatte, und dann in der Klasse mit Schülern nicht klarkam. Weil sie einfach zu lieb war und sich nicht durchsetzen konnte.
Alles gute
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Stern*
Forums-InsiderIn
157
@ home W, 29
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Sat, 08.Jul.06, 13:30 Re: Mit mir stimmt was nicht |
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grazia wrote: |
Ich weiß nicht, welches Lehramt du studierst,... |
LA gym mache ich... kunst und englisch.
und knallhart bin ich sicherlich nicht, ich weiß, dass ich auch durchsetzungsprobleme haben werde... bei solchen berichten wird mir echt bange!
grazia wrote: |
Bist du nett und versuchst, mit den Schülern menschlich und verständnisvoll umzugehen, wird das teilweise schamlos ausgenutzt. Mir wurde von Schülern offen gesagt, dass sie vor mir den Respekt verloren hätten, weil ich mal als ich neu in ihrer Klasse war auf irgendeinen Schülerspruch statt mir massiven Strafen mit Lachen reagiert habe. |
das klingt wirklich fies... ich würde auch erstmal mit lachen reagieren, weil das die situation ja oft auch entschärfen kann... dass man dadurch den status der respektperson verliert, nur weil man etwas menschlich ist ... . da darf ich mich ja auf was gefasst machen... aber ich habe solche geschichten natürlich schon gehört. eine bekannte wurde mal von unbekannten schülern mit silvesterböllern beworten
meinst du es liegt an dieser schule, oder hättest du an allen schulen probleme? welches LA machst du?
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grazia
sporadischer Gast
21
W
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Sat, 08.Jul.06, 16:06 Re: Mit mir stimmt was nicht |
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Hallo Stern,
gut, am Gymnasium ist es evtl. nicht so schlimm - ich bin Realschullehrerin und war an einer Mischform aus Haupt- und Realschule eingesetzt.
Ich denke, dass ich auf Dauer wahrscheinlich überall gewisse Probleme gehabt hätte - hier ist es halt schnell eskaliert, weil sich auch sehr bald Eltern massiv über mich beschwert haben. Es lief dabei sehr viel hinter meinem Rücken, ohne dass ich davon wusste. Einige Mütter standen z.B. öfters mal vor dem Unterrichtsraum und haben den Lärm gehört und sind dann ständig zur Schulleitung gerannt, um mich anzuschwärzen.
Weil das Ganze für mich ein einziger Albtraum war, habe ich auch gar keinen Schulwechsel mehr angestrebt (wovon mir die Schulleitung auch sowieso eher abgeraten hat), sondern mich auch aufgrund meiner sich rasant verschlechternden Gesundheit für den Ausstieg aus dem Schuldienst entschieden.
Ich hoffe, dass es bei dir anders läuft. Zumindest hast du am Gymnasium mehr Lernwillige, aber auch bestimmt sehr anspruchsvolle Eltern.
Liebe Grüße,
Grazia
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Julchen1608
neu an Bord!
3
Hamburg W, 25
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Sun, 09.Jul.06, 11:15 Re: Mit mir stimmt was nicht |
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Hallo Grazia,
wahrscheinlich ist deine Entscheidung, dich mit Nachhilfe selbständig zu machen, gut und richtig. Du bist anscheinend zu sensibel für den Lehrerberuf.
Trotzdem lag dein Problem ja nicht nur bei den Schülern. Du hattest ja vorher schon teilweise grundlose Ängste und Panikattacken. Und das ist mit Sicherheit nicht normal. Da du vorher schon solche Versagensängste hattest, ist es wahrscheinlich auch kein Zufall, dass es dann wirklich nicht geklappt hat.
Meiner Ansicht nach, sind deine Beschwerden auf jeden Fall krankhaft.
Und du musst diesen psychischen Problemen unbedingt auf den Grund gehen und daran arbeiten. Wahrscheinlich wirst du nie der Typ sein, der in einem Beruf arbeiten kann, der sehr viel Selbstbewusstsein, Härte und Durchsetzungsvermögen abverlangt. Aber bestimmt wirst du auch in deinem neuen Beruf mal wieder Probleme haben, die du lösen musst. Und es darf dann nicht jedesmal wieder so weit kommen, dass du Panik bekommst, krank wirst und vielleicht sogar wieder das Handtuch schmeist.
Ich glaube, dass es höchste Zeit wird, dass du dich einem Therapeuten anvertraust, um aus diesem Teufelskreis herauszukommen.
Liebe Grüße und alles Gute!
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