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nordlicht82
sporadischer Gast
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Wien W, 24
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Thu, 29.Jun.06, 17:49 Wie lässt man sich auf etwas ein? |
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Ich bin nicht sicher, wo dieses Thema am besten hinpasst - das Problem ist folgendes: Ich versuche seit langem zu lernen, wie man sich auf etwas einlässt. Ich halte zu allem Distanz, ob Arbeit, Menschen, etc., ich kontrolliere und zensuriere immer alles.
Bezüglich Arbeit wirkt sich das so aus, dass ich zwar meine Dinge für die Uni brav erledige, aber nicht wirklich Freude daran habe und mir auch nicht recht vorstellen kann, damit zu arbeiten.
Schlimmer wirkt es sich im sozialen Bereich aus: Ich habe mit einer Ausnahme keine Freunde, Beziehung sowieso keine. Ich kenne zwar eine Menge Leute, aber es bleibt immer auf der Kaffeeklatsch-Ebene hängen, und wenn das zu Ende ist, sitze ich doch wieder allein da.
Mir ist klar, dass dieses Distanzhalten ein Schutzverhalten ist - das mir allerdings nur im Weg ist.
Ich beschäftige mich schon lange damit, lese Bücher, beobachte Kommunikationssituationen (meine und die anderer) - aber alles ohne Erfolg.
Seit einem halben Jahr versuche ich, das Problem mit Psychotherapie zu lösen, was aber auch überhaupt nichts bringt, das macht es eher schlimmer - denn darauf müsste ich mich ja auch einlassen. Sätze wie "Das braucht Zeit" kann ich nicht mehr hören, weil sich eben wirklich nicht einmal ein kleiner Schritt ändert. Ich weiß nicht mehr, was ich noch probieren soll und habe es einfach satt, immer alleine dazusitzen und auch was Studium/Beruf betrifft immer unter meinen Möglichkeiten zu bleiben.
Hat jemand Erfahrung damit?
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Indi38
Forums-InsiderIn
160
Hessen W, 38
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Thu, 29.Jun.06, 19:11 Re: Wie lässt man sich auf etwas ein? |
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Hallo!
Komisch mir geht es genauso. Ich empfinde null Freude an der Uni, obwohl es sich ummeine Traumjob handelt.
Indi
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_________________ Viele Grüsse!
Indi |
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nordlicht82
sporadischer Gast
15
Wien W, 24
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Thu, 29.Jun.06, 21:49 Re: Wie lässt man sich auf etwas ein? |
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Damit könnte ich noch irgendwie leben, der soziale Aspekt ist wesentlich schlimmer.
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nofling
Forums-InsiderIn
296
Hamburg M, 23
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Fri, 30.Jun.06, 11:58 Re: Wie lässt man sich auf etwas ein? |
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Es kann sein, dass du Angst hast, dass wenn dich die anderen genauer kennenlernen, dass sie dich dann uninteressant finden. Das Problem könnte also an einem mangelnden Selbstwertgefühl liegen.
Es kann aber auch sein, dass deine Wünsche wiedersprüchlich sind. Dass du zwar irgendwie schon Kontakte willlst, auf der anderen Seite bist du aber vielleicht auch gar nicht bereit, dich anzupassen und deine Zeit zu opfern. Verpflichtungen einzugehen, nicht mehr autonom über Teile seiner Freiezeit zu bestimmen und sich den Wertvorstellungen einer bestimmten Gruppe anzupassen, kosten schon Überwindung, wenn man lange Zeit ganz alleine für sich gelebt hat. Manchmal ist der Wunsch allein zu bleiben unbewusst sogar stärker als der Wunsch Freunde zu finden.
Wenn du auch nicht sicher bist, ob du dich auf die Therapie einlassen willst, dann hört sich das für mich eher nach Grund Nr.2 an, also so eine Null Bock Haltung, etwas an der aktuellen Situation zu ändern. Diese Haltung scheint ja auch im Studium vorzuherrschen, da du ja auch hier nur minimalisierst.
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nordlicht82
sporadischer Gast
15
Wien W, 24
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Fri, 30.Jun.06, 21:12 Re: Wie lässt man sich auf etwas ein? |
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Hab das offenbar sehr schlecht beschrieben... Ich will nichts lieber als an der Situation ENDLICH etwas zu ändern! Ich habe alles versucht, was mir einfällt, aber nichts funktioniert. Also von nicht ändern wollen kann absolut nicht die Rede sein.
Wonach ich suche, ist ein Weg, die Distanz zu allem abzubauen. Minimalisieren tu ich überhaupt nicht, ganz im Gegenteil, ich studiere zwei ganz verschieden Sachen gleichzeitig, arbeite viel dafür (nachdem ich keine Freunde habe, hab ich ja Zeit dafür) - ich merke nur, dass ich ein extrem distanziertes Verhältnis dazu habe (wie zu allem) und es mir eigentlich kein Freude macht.
Genauso merke ich in jeder sozialen Situation, wie ich eine dicke Wand mit einer Fassade rund um mich habe, und ich möchte nichts lieber als diese Wand wegzuräumen - was aber nicht geht.
Es hat also eigentlich nicht mit "nicht einlassen wollen" zu tun - ich weiß nur einfach nicht, wie man das macht.
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Källström
sporadischer Gast
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Österreich M, 28
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Fri, 30.Jun.06, 22:28 Re: Wie lässt man sich auf etwas ein? |
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Die Distanz zu anderen Menschen abbauen kannst du nur dann, wenn es innerlich für dich vereinbar ist. Ansonsten wird bei aller Bemühung immer eine Blockade vorhanden sein, um z.B. mit den Studienkollegen im Kaffeehaus auf eine persönliche Ebene zu gelangen.
Ich will dir nicht zu nahe treten, aber du wirkst insgesamt etwas lustlos. Gibt es eigtl. irgendetwas was dir (momentan) Freude bereitet? Und was auch entscheidend ist:interessierst du dich überhaupt dafür, was die Menschen in deinem Umfeld so tun und welche Vorlieben sie haben?
Über gemeinsame Interessen lässt sich leicht einmal mit neuen Leuten in Kontakt treten, ohne gleich "krampfhaft" auf Freundschaft aus zu sein, um nur ja möglichst bald seine Einsamkeit zu beenden...
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Toughy
[nicht mehr wegzudenken]
1312
Dtld W, 29
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Sat, 01.Jul.06, 11:35 Re: Wie lässt man sich auf etwas ein? |
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Hallo nordlicht,
ein Gedanke von mir: meiner Erfahrung nach kann man sich nicht einlassen, wenn man alles mit dem Kopf/Verstand regelt. So, wie ich Deine Zeilen lese, versuchst Du es aber genau damit. Wenn Du Dir zig Bücher reinziehst, fütterst Du Deine Ratio. Du beobachtest, wie Du schreibst, Dich und Dein Verhalten, Deine Kommnikation usw. Aber damit schaffst Du Distanz, und zwar in erster Lienie schon zu Dir. Du schaust auf Dich rauf, hörst aber meiner Vermutung nach nicht in Dich hinein. Ich fürchte, so kann das nicht funktionieren.
Meine Idee wäre, dass Du neben Deiner Therapie noch etwas anderes machst. Vielleicht Achtsamkeitsübungen, Meditation, Yoga, Kampfsportarten, in denen es darum geht, Körper und Geist in Einklang zu bringen, Musik, Malerei - irgendwas, wo es darum geht, nicht nachzudenken, zu analysieren und dergleichen. Bei mir hat das jedenfalls sehr gut funktioniert.
Es gibt bestimmt noch andere Möglichkeiten. Wäre Dein/e Thera nicht ein guter Ansprechpartner dafür, Ideen zu entwickeln, wie Du ganz praktisch das Sich-einlassen-können üben könntest?
Viele Grüße,
Toughy
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_________________ Es ist wichtig, jemanden dort abzuholen, wo er gerade ist. Aber manchmal ist es auch wichtig, jemanden dort zu lassen, wo er gerade sein will. |
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nebula
[nicht mehr wegzudenken]
16777197
AUT W, 22
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Sat, 01.Jul.06, 12:37 Re: Wie lässt man sich auf etwas ein? |
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Diese ständige Distanz allen gegenüber kenne ich auch. Ich glaube, es hat bei mir vorallem damit zu tun, dass ich mit selbst gegenüber distanziert bin und so auch kein Naheverhältnis anderen Dingen oder Menschen gegenüber aufbauen kann, da ich mich selbst immer zu sehr unter Kontrolle habe.
Du schreibst von dieser Mauer: das kommt mir alles sehr bekannt vor. Ich würde mich auch so gerne auf andere Dinge und Menschen einlassen, aber es scheint immer eine Wand dazwischen zu sein, die es mir nicht ermöglicht. Auch jetzt auf mein Studium bezogen, ich finde es sehr interessant, aber die wirkliche Freude daran kommt nicht wirklich auf (obwohl es genau das ist, was ich machen will).
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nordlicht82
sporadischer Gast
15
Wien W, 24
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Sat, 01.Jul.06, 13:39 Re: Wie lässt man sich auf etwas ein? |
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Danke für die Antworten!
@Källström: Lustlos trifft sicher teilweise zu, aber in erster Linie deshalb, weil es eben sehr frustrierend ist, wenn sich nie etwas ändert - so, dass ich eben schon gar nichts mehr tun will. Und wie du schreibst, über gemeinsame Interessen ins Gespräch zu kommen - das ist nie das Problem, deshalb kenne ich ja auch eigentlich recht viele Leute. Nur bleibt es eben immer bei höchstens ein bisschen Kaffeetratsch, weil meine Distanz verhindert, dass es mehr in die Tiefe geht.
@Toughy: Geb dir zu 100% Recht - ich löse alles mit dem Kopf, habe nie etwas anderes getan, und genau das ist das Problem. Nur nachdem ich eben nichts anderes kenne, kann ich mir gar nichts darunter vorstellen.
Das Groteske daran ist, dass ich (studierte) Musikerin bin. Und genau dort funktioniert es auch nicht richtig, weil ich alles mit dem Kopf löse. Und wenn ich jetzt mit etwas anderem anfangen würde, egal womit, würde ich wieder versuchen, es mit dem Kopf zu tun, und ich würde wieder steckenbleiben. Die Therapie hilft auch deshalb nicht, weil ich nur rational arbeiten kann.
Nur wie das zu lösen ist, weiß ich nicht.
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Källström
sporadischer Gast
15
Österreich M, 28
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Sun, 09.Jul.06, 7:34 Re: Wie lässt man sich auf etwas ein? |
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Wenn du immer nur gar so rational vorgehst, solltest du dein Problem konsequent mit ermotionaler oder sinnlicher Beschäftigung angehen, wo du den Verstand ausschalten MUSST. Du schreibst dass du Musik studiert hast, spielst du auch selbst ein Instrument?
Wenn man z.B. Mitglied einer Band oder eines Ensembles ist kann man gar nicht anders als sich auf die Kollegen einlassen, denn sonst erntet man Kakophonie....
Also ich würde dir generell Aktivitäten empfehlen wo man sich nicht nur auf sich selbst verlassen kann sondern ein Team bildet. Vielleicht noch verbunden mit etwas Nervenkitzel; wenn einem erstmal ein "Abenteuer in den Gliedern steckt" hat der Verstand auch in der Nachbetrachtung wenig zu melden, es war einfach "nur" aufregend.
Gibt es etwas, wo du dir vorstellen kannst, dass es dich aufrüttelt? Vielleicht liegt es nicht in deiner Natur, aber ich fände leichtere Extremsportarten geeignet, z.B. eine Rafting-Tour, Wildwasser-Kanu oder auch einen Tandem-Fallschirmsprung. Einfach mal probieren!
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_________________ El pueblo unido jamás sera vencido! |
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nordlicht82
sporadischer Gast
15
Wien W, 24
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Sun, 16.Jul.06, 19:48 Re: Wie lässt man sich auf etwas ein? |
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Ich glaube nicht, dass es etwas gibt, wo man den Kopf ausschalten MUSS. Es gibt Dinge, die nicht richtig funktionieren, wenn man sie rein rational lösen will, da gebe ich dir recht. Bei mir war das mit dem Tanzen so. Modern und zeitgenössischer Tanz haben mir eine Zeit lang Spaß gemacht, aber ich kam an einen Punkt, wo es einfach rein mit dem Kopf nicht mehr geht, und ich bin nicht mehr weitergekommen. Und so endet es immer - was man nicht rein rational lösen kann, funktioniert nicht.
Und glaub mir - gerade Musikmachen auf professioneller Ebene kann sehr kopflastig sein...
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