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Tina_M
neu an Bord!
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Post Thu, 29.Jun.06, 8:07      Erfahrungen mit Psychotherapeuten Reply with quoteBack to top

Hallo !

Es würde mich interessieren, welche Erfahrungen ihr mit
Psychotherapeuten gemacht habt.
Wie eine Psychotherapie abläuft und wie ein Psychotherapeut
üblicherweise vorgeht.

Ich bin selber zurzeit in Psychotherapie, aber ich empfinde das
Ganze ein wenig suspekt, da vom Psychotherapeuten
selbst nur sehr wenig kommt und ich mir einen Wolf rede....

Für mich wirkt der Psychotherapeut als würde er im Boxring
in der Ecke kauern und meinen "Tu mir nichts, dann tu ich
Dir auch nichts"...

Ich hab mir das Ganze ganz anders vorgestellt und wenn jemand
unsere Gespräche beobachten würde, dann würde man
glauben, dass ich der Therapeut bin und er der Patient....


Ich fühl mich jetzt noch verwirrter als vorher.... *g*

fg,

Tina

(Hinweis Admin: Betreffzeile von "Psychotherapeut" präzisiert und Thread vom Bereich "Kontaktschwierigkeiten" hierher verschoben...)
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nofling
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Post Thu, 29.Jun.06, 10:58      Re: Erfahrungen mit Psychotherapeuten Reply with quoteBack to top

Hallo Tina

es gibt unterschiedliche Therapiearten.

Bei einer Psychoanalyse soll der Patient alles sagen, was ihm gerade einfällt und der Therapeut versucht über mehrere Jahre ein "verstecktes" Problem aus dem vielen Text herauszuinterpretieren. Bei so einer Art von Therapie ist es gerade die grundlegende Idee, dass der Therapeut nichts sagt.

Dann gibt es noch die Verhaltenstherapie. Das würde ich eher mit einem Gespräch beim Arzt vergleichen. Therapeut und Patient versuchen in einem gemeinsamen Gespräch herauszufinden, was an dem Verhalten des Patienten geändert werden soll. Dann gibt der Therapeut Übungsaufgaben für zu Hause auf und man kommt immer wieder zusammen und bespricht, wie die Übungsaufgaben gelaufen sind. Das ist für Patienten gedacht, die alleine die Übungen nicht durchziehen würden und einen äußeren Rahmen brauchen, der etwas Druck ausübt und manchmal morlische Hilfe gibt, wenn es nicht so klappt. Aber auch hier ist der Theapeut nur der Moderator.

Vielleicht hast du dir ja von so einer Therapie etwas anderes vorgestellt. Man muss sich immer klar machen, dass solche Theapeuten in "Schubladen" denken : Das Problem des Patienten wird kategorsiert also z.B. als Angststörung und dann wird eine dazu passende Therapie nach "Kochrezept X" dazu abgenudelt. Das kann manchmal schon helfen, nur Leute, die halt erwarten, dass der Therapeut wirklich versucht einem als Individuum kennenzulernen, etwas über das Leben zu Patienten zu erfahren und eine wirklich individuelle und kreative Lösung zu erarbeiten, der wird enttäuscht sein. Ich bin persönlich der Meinung, dass Therapien bei manchen Patienten nicht wirken, da das Privatleben und die individuelle soziale Situation völlig ausgklammert wird und nur "abstrakte Gefühle" behandelt werden.
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unforgettable_mind
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Post Thu, 29.Jun.06, 14:20      Re: Erfahrungen mit Psychotherapeuten Reply with quoteBack to top

Hallo Tina_M,

welche Art von Therapie machst du? Das wäre wichtig, um die sagen zu können, wie diese abläuft.
Suspekt kam mir an Anfang auch vieles vor. Man sollte der Sache etwas Zeit geben und der oder die Thera muss dich ja erst auch einmal kennenlernen.

VG unforgettable_mind
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teardrops
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Post Thu, 29.Jun.06, 14:33      Re: Erfahrungen mit Psychotherapeuten Reply with quoteBack to top

hallo!

wenn dir das nicht liegt, dass nur du die meiste zeit redest, wenn du sozusagen einen wegweiser brauchst, wenn du konkret hören willst - was mache ich falsch und wie kann ich es ändern, dann liegt dir sicher eine verhaltenstherapie mehr als eine gesprächstherapie bzw psychoanalyse.

es stimmt vielleicht, dass manche therpeuten bei der verhaltenstherapie vielleicht zu viel schwerpunkt auf das konkrete verhalten legen und die ursachen zu wenig beleuchten, aber viele praktizieren sicher eine mischform - bei der man schon die ursachen erörtert, man sich ausreden kann über früheres usw. und man aber andererseits konkretes feedback erhält, wie man sich ändern kann, wie es besser wird. ich selbst habe so einen therpeuten und ich denke, dass du dir mehrere therapeuten anschauen solltest (das erstgespräch ist in der regel kostenlos) und diese dann konkret fragen solltest, wie die therapie ablaufen würde. es geht beim erstgespräch ja in erster linie darum, dass du den therapeuten kennenlernst und nicht umgekehrt.
falls du aber noch nicht so lange bei diesem therpeuten bist, kannst du schon noch abwarten, wie es weitergeht. oft wird in den ersten stunden einfach nur geredet, weil der therapeut erstmal deine situation kennenlernen muss. aber bitte frage ihn, sprich ihn darauf an, wenn du dich nicht wohlfühlst. nur so kommst du dahinter, ob der therapeut mit seiner arbeitsweise für dich geeignet ist.

lg
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sereina
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Post Fri, 30.Jun.06, 7:06      Re: Erfahrungen mit Psychotherapeuten Reply with quoteBack to top

teardrops schreibt


das erstgespräch ist in der regel kostenlos


sieh mal hier

www.psychotherapiepraxis.at/forum/viewtopic.php?t=27923
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Stöpsel2
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Post Fri, 30.Jun.06, 9:58      Re: Erfahrungen mit Psychotherapeuten Reply with quoteBack to top

Hallo Tina,

man kann nicht von "üblich" reden, da es je nach Therapeut und Therapieform unterschiedlich sein kann und es kann auch je nach Patient unterschiedlich gehandhabt werden.

Ganz grob kann man bei den verschiedenen Therapieformen sagen, daß z.B. bei einer Psychoanalyse eher wenig konkretes von einem Therapeuten kommt, sondern er fragt immer, versucht Dich zu verstehen und durch gezielte Fragen darauf aufmerksam zu machen, was bei Dir falsch läuft. Bei Verhaltenstherapie kannst Du meist schon mit konkreterer unterstützung durch den Therapeuten rechnen, aber auch da gibts Phasen, gerade zu Anfang, wo viel gefragt wird und einfach erstmal versucht wird, die Gesamtsituation zu verstehen. Ich bin aus D, deswegen kann ich Dir nur zu den beiden Verfahren konkreteres sagen. In Ö habt ihr ja noch eine ganze Menge mehr Verfahren, aber da kannst Du Dich ja ggf. hier bzw. woanders im Internet schlau machen.

Daß von Deinem Therapeuten wenig kommt, kann daran liegen, daß er Dich überhaupt erstmal kennenlernen will. Wie lange machst Du denn schon bei ihm Therapie? Wenn Du schon länger dabei bist, würd ich ihm das einfach mal sagen, was Du Dir vorstellst. Normalerweise versuchen Therapeuten da ja schon sich auf ihre Patienten einzustellen.
Und was wünschst Du Dir denn? Konkretere Tips, wie Du mit Deinem Alltag umgehen kannst? Oder einfach, daß die Gesprächsanteile gleichmäßiger verteilt sind, er Dir auch mal was erklärt? Oder möchtest Du, daß er auch mal von sich erzählt? (letzteres ist schwierig und fraglich, wie sinnvoll es ist)

Nofling wrote:
Das ist für Patienten gedacht, die alleine die Übungen nicht durchziehen würden und einen äußeren Rahmen brauchen, der etwas Druck ausübt und manchmal morlische Hilfe gibt, wenn es nicht so klappt.


Das kann so sein. Soll heißen: Solche Patienten finden in VT sicher das, was sie brauchen. Aber auch andere Patienten können da finden, was sie brauchen. Wenn sie nämlich gar nicht auf die Idee kommen, was bei ihnen falsch läuft und gar nicht wissen, was sie in ihrem Alltag anders machen können. Und auch wenn man mit Druck Probleme hat (wie ich z.B.), kann VT für einen geeignet sein, es kommt, wie bei jeder Therapieform, darauf an, wie der Therapeut selbst ist.

Also klar gibts in VT die Möglichkeit von Übungen, aber ich würde VT darauf gar nicht beschränken wollen. Auch dort gibt es z.B. die Möglichkeit, zu klären, was in der Vergangenheit oder in der Gegenwart falsch gelaufen ist. Je nach problem, Bedürfnissen des Patienten und Fähigkeiten des Therapeuten.

Nofling wrote:
Man muss sich immer klar machen, dass solche Theapeuten in "Schubladen" denken : Das Problem des Patienten wird kategorisiert also z.B. als Angststörung und dann wird eine dazu passende Therapie nach "Kochrezept X" dazu abgenudelt.


Das ist aber nicht immer so. Ich habe, als ich bei meiner jetzigen Therapeutin angefangen habe, genau abgeklopft, ob sie mich in solche Schubladen stecken würde. Hätte ich das Gefühl gehabt, wäre ich nicht geblieben, denn es wäre nicht gut gegangen. Sie versucht mich als ganzes Individuum aufzufassen, bei meinem alten Therapeuten kam eher das Schubladendenken hin, weswegen es dort auch nicht klappte. Was verbereiteter ist, kann ich nicht sagen, mein Eindruck von den Erstgesprächen, die ich hatte, ist, daß es schon einige solcher Schubladenexemplare gibt, aber die anderen überwiegen doch.

Viele Grüße
Stöpsel
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Hasenfuss
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Post Thu, 20.Jul.06, 0:40      Re: Erfahrungen mit Psychotherapeuten Reply with quoteBack to top

@Tina


Das dürfte dann schon von verschiedenen Faktoren abhängen...
Ausbildung, Fachbereich, Problemstellung usw.
Nicht zuletzt aber auch eine Frage der Lebenseinstellung und Lebenserfahrung des Therapeuten.

Gegen die Psychotherapie im Allgemeinen will ich nichts gesagt haben,
stelle aber fest, dass ich irgendwann einen Punkt erreicht hatte, an dem ich Therapieresistent wurde.
D.h. wie etwa in der Schule wurden mir Rituale und Abläufe klar und ich konnte sie damit besser aushebeln.
Im Grunde war das Geld der Krankenkasse damit verloren.
Ok vordergründig durch mein Verhalten, aber ein System das so
halbgar ist, lässt es wohl auch zu, dass Menschen sich dort aufhalten,
die nicht immer hingehören, nur weil sie eine gute Kasse haben.
Wie dem auch sei, meine Therapeutin
war aus dem Bilderbuch für junge Therapeutinnen.
Mit 35 kommt man grad von der Uni und wenn man nicht freiwillig
bei der Heilsarmee oder dem Roten Kreuz im Kongo war, hat man da
eher wenig Lebenserfahrung.....
Sie achtete sehr auf ihr Äusseres (was ich nicht negativ finde), hatte
-aber sicher- rotgefärbte Haare....
allerlei Schmuck und Pretiosen, die so schön klimperten, wenn sie eine Frage stellte.....
Heute weiss ich, dass sie eigentlich unsicher war und ob der Problemstellung meinerseits vermutlich etwas überfordert.
Diese Unsicherheit hat sie - sagen wir - in einer Art Dominanzverhalten
subsumiert. Aber mehr von der unbeholfen-aufgesetzten Art.
So wie PJler im Krankenhaus sich manchmal benehmen.
Letztendlich hat sie zu keinem meiner unfreiwillig humoristischen Beiträge irgendeinen substanziellen Kommentar abgelassen.
Zwischendrin habe ich mich noch irgendwie in sie verliebt, was die Sache an den Rand des Abbruchs brachte. Chaos!
Aber schon sowas muss sie im Keim ersticken, wenn sie ihren Beruf ernst nimmt.
Jedoch die Dame war recht eitel, ich glaube es hat ihr gefallen, dass ich
des öfteren rot wurde, wenn sie mich ansah oder wie auch immer....
Kurzfassung: geht man davon aus, dass ich sowieso so etwas war/bin
wie ein Therapeutenschreck, war ihr Verhalten doch relativ unprofessionell, was wohl auf ihre Unerfahrenheit zurückzuführen war.

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