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your_fight_with_yourself
sporadischer Gast
5
West M, 25
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Sun, 25.Jun.06, 20:47 Ist auswandern eine Lösung? |
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Hallo,
ich (m,25) stehe ca. 1 Jahr vor Ende meiner Diplomarbeit in einem technischen Fach. Aufgrund nahezu fehlender Vaterfigur in meiner Erziehung, Mobbing in der Schule usw. habe ich mich zu einem Menschen mit geringem Selbstbewusstsein, Kontaktschwierigkeiten und Stimmungsschwankungen entwickelt, weshalb ich auch in Therapie bin.
Da ich ein sehr ehrgeiziger Mensch bin und in diesem Zustand keine Zukunft sehe, versuche ich seit ca. 1,5 Jahren systematisch gegen meine Probleme vorzugehen. Am meisten hat mir dabei ein längerer Aufenthalt im Ausland als Backpacker geholfen. Meine Kontaktschwierigkeiten haben sich im Ausland deutlich reduziert, ich habe mich dort deutlich besser, selbstbewusster und freier gefühlt. Dieser Zustand hat in Deutschland noch ca. 6 Monate weiter angehalten und hat sich mittlerweile wieder zu einem ähnlichen Zustand wie vorher entwickelt.
Um jetzt endlich zum Thema zu kommen: Da mich in Deutschland nichts hält (keine Freundin,kaum Freunde,...) und ich endlich ein Leben führen möchte das nicht von meinen Ängsten regiert wird überlege ich nach meinem Diplom für ein paar Jahre ins Ausland zu gehen, in der Hoffnung das dort vielleicht einiges so wird wie ich es schon aus meiner Backpackerzeit kenne.
Natürlich bin ich nicht so naiv und denke, dass ich im Ausland das Paradies finde, schließlich gibt es ja auch einen großen Unterschied zwischen einem Leben im Ausland und Backpacking im Ausland.
MEINE FRAGE AN DIESES FORUM: Hat jemand hier zufällig aufgrund von psychischen Problemen den Schritt ins Ausland gewagt und kann hier von seinen Erfahrungen berichten??
Danke für eure Antworten
Gruß
yfwy
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Hiob
Forums-Gruftie
607
Berge M, 32
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Sun, 25.Jun.06, 22:33 Re: Ist auswandern eine Lösung? |
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Hey du,
vergiss bitte das mit der fehlenden Vaterfigur das ist m.E. populär-psychologischer Unsinn, die Freudianer werden mir verzeihen.
Versuch bitte, dir klar zu machen, ob es nicht auch im Innland Möglichkeiten gibt, auszusteigen. Wenn du diese Gesellschaft nicht mehr magst, die Verlogenheit, die Seifenblasen, nach denen alle streben oder die Lügen oder dümmlichen Masken, mit denen die Menschen herumlaufen, die Gewalt oder die Demütigungen untereinander oder was auch immer...dann bitte schau sie dir ganz genau an. Einen Teil von ihr, dieser Welt – und vielleicht ist das auch der vor dem du wegrennen musst – steckt auch in dir. Bitte schau dir das erst an, bevor du weitreichendere Schritte unternimmst. Die Abgeschiedenheit tut gut, mir auch, aber du findest sie auch hier. Im Innland ist sie durch den ständigen Kontakt mit dem Mob (bitte selbst definieren) schwerer zu finden, aber ich behaupte, dass du, indem du dein eigenes Leben hier enttarnst und entstehen lassen kannst, eine Wurzel bekommst, die unzerstörbar ist. Erst dann beginnt vielleicht dein Leben.
Schau dir bitte an, wie die Menschen sind. Wer sehr oft gedemütigt wurde, hat ganz große Schwierigkeiten, sich dieses zuzugestehen und wertungsfrei dastehen zu lassen. Bitte versuch es. Lass deine Vergangenheit lange genug auf dich wirken, geh ihr nicht aus dem Wege. Und dann versuch zu sehen, was jetzt ist, lass deinen Verstand, der ewig gestriges wiederholt, mal aus dem Spiel. Ich möchte dir keine Tipps geben, wo du anfangen kannst, zu suchen, weil ich weiß, dass ich damit falsch liegen werde...vielleicht machst du dein Diplom zu Ende und unternimmst erstmal eine lange ungeplante Reise, auf der du ganz allein bist und keinerlei Vorgaben erfüllen musst, ohne Drogen oder Alkohol, nur mit dem Alleinsein?, ich weiß es nicht. Vielleicht ist das ein Anfang, der klüger ist als ich oder andere. Aber lass dir bitte Zeit.
Bitte nicht verzweifeln, so wie es dir geht, ging es mir auch. Allein die Gewissheit kann ich dir geben, dass dein Empfinden der Welt völlig anders sein kann. Die Welt ist zwar so brutal und gemein, wie du sie empfindest, aber es ist möglich, dein Leben dazu zu nutzen, dir deine eigene liebevolle Welt zu schaffen...wie das geht? Viellecht, indem du den Wahnsinn erst einmal erkennst und bemerkst.
Viele Grüße
Hiob
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camomile
Helferlein
37
london W, 19
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Sun, 02.Jul.06, 15:53 Re: Ist auswandern eine Lösung? |
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hallo
Quote: | MEINE FRAGE AN DIESES FORUM: Hat jemand hier zufällig aufgrund von psychischen Problemen den Schritt ins Ausland gewagt und kann hier von seinen Erfahrungen berichten??
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Ja ich hab die gemacht. meine probleme sind kurz gesagt, unwohles gefühl unter menschen, wegen familie/erziehung komplexe und fehlender emotionen, "sexsucht" etc etc aber bei interesse kannst du meine beiträge lesen die du im profil sehen kannst.
also ich bin mit 18 nach england/london umgezogen um dort ein studium anzufangen. Therapie hielt in deutschland deswegen nur 6 monate lang, musste abbrechen. Anfang war ging es nicht so gut (zum einen teil weil ich nie gelernt hab selbständig zu leben und mit der einsamkeit klarzukommen), doch durch freunde etc. hatte ich wieder freude und Halt gefunden. Leider ca mitte april 2006 bekam ich wieder nen rückfall und bin fast wieder im alten zustand. Wenn du interesse hast könnte ich dir mehr über mein situation und zustände in london erzählen..
Ansonsten im generellen tut mir der auslandsaufenthalt sehr gut. Weg von meiner stadt, weg von den leuten und familie und ein neues leben beginnen. Allerdings wenn ich die wahl hätte würde ich lieber erstmal meine therapie beenden und dann ins ausland gehen. Deswegen rate ich auch dir lieber deine therapie zu beenden weil ein auslandsaufenthalt ändern deine inneren probleme nicht. Es sei denn vielleicht wenn die kultur völlig verschieden ist. England ist ja in europa und somit ist die kultur ziemlich gleich. Doch ich frage mich wie es ist wenn ich in einer ganz anderen kultur leben würde. wäre es wahrscheinlich anders gewesen? Vielleicht ist es bei dir ähnlich? welche länder würdest du denn dir vorstellen können hinzugehen? was für länder hattest du backpack besucht`?
meiner meinung nach würde ich auch einfach so auswandern. Ich sehe hier in deutschland keine perspektiven mehr. Zu viele arbeitslosigkeit mit der verbindeten atmosphäre in der gesellschaft. Das system klappt nicht sonderlich und man muss zuviele steuern zahlen. Aber muss jeder selbst entscheiden was er machen möchte.
ich werde übrigens in 2 tagen für ein jahr nach china fliegen und dort ein auslandsstudium machen. Wenn du magst, könnte ich dir meien erfahrungen berichten wie es mir in china geht. ich müsste eigentlich eine langzeittherapie machen sobald ich von china zurück komme oder wenn ich möglichkeit habe in china ne therapie machen doch wegen sprache etc. geht es nicht. Aber wer weiß, vielleicht fühle ich mich da so wohl sodass meine probleme sich mit der zeit lösen........schaun wir mal wies wird.
Also alles gute
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mr_tux
sporadischer Gast
16
Niedersachsen M, 31
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Fri, 11.May.07, 17:29 Re: Ist auswandern eine Lösung? |
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Ich bin nach meinem Studium auch ins Ausland (London) gegangen, jedoch hatte ich nach dem Auslandsaufenthalt enorme Probleme mich wieder in Deutschland einzufinden. In der Literatur wird dies als "reverse culture shock" bezeichnet.
Ich würde schon sagen, dass die Berufsaussichten im Ausland wahrscheinlich besser sind aber hier habe ich meine Freunde und einen Rückhalt auf den ich zurückgreifen kann.
Zur Zeit mache ich eine Psychotherapie (hatte vor einem Jahr eine Psychose), momentan kann ich mir nicht vorstellen wieder ins Ausland zu gehen, dafür bedarf es eine Menge an Stabilität, schliesslich muss man sich ja mit einer ganz anderen Kultur, Sprache etc. herumschlagen. Für die Zukunft schliesse ich eine Arbeit im Ausland nicht aus, aber erstmal Medikamente absetzen und etwas an Stabilität gewinnen.
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Nachtvogel
Forums-Gruftie
517
Ex-Norddeutsche:) W, 30
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Fri, 11.May.07, 23:42 Re: Ist auswandern eine Lösung? |
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Moin!
Der Unterschied zwischen Backpacker und Auswanderer ist, dass der Backpacker ständig in Bewegung und "frei" ist, während der Auswanderer sich in einem neuen Land richtig niederlässt. Zu Anfang ist dann alles spannend und toll, dann kommen die Probleme (z.B. andere Mentalität, Sprache, evtl. Probleme mit Arbeitsplatz ..) und dann lebt man sich irgendwann ein - und der Alltag mit all den auch schon aus dem heimatlichen Alltag gekannten eigenen Gefuehlen taucht wieder auf. Man nimmt sich ja immer selbst mit - und wenn die ständige Abwechslung, die Anforderungen in Routine uebergehen, kommen die eigenen Gefuehle, Depris, Ängste, ... wieder zum Vorschein. Dazu kommt, dass man im Ausland auch halt ein Ausländer ist. Mitunter muss man ganz schön kämpfen, um als "gleich" anerkannt zu werden (nicht auf Reisen, sondern im Alltagsleben), auch als Deutscher. Hat man da ein geringes Selbstbewusstsein und Kontaktschwierigkeiten, wird es wohl noch härter als "normal".
Als Backpacker hat man solche Probleme nicht, weil man nicht lange genug an einem Ort bleibt, um den Alltag richtig zu erleben. Als Austauschstudent hat man es auch nicht - selbst ein Jahr ist zu kurz fuer den "richtigen" Alltag und in der Uni bewegt man sich dann doch in einer eigenen, internationalen Welt.
Ums kurz zu machen: Ich denke nicht, dass du deinen Gefuehlen durchs Auswandern/Auslandsaufenthalte entkommst. Eher bekommst du sie in den Griff, wenn du dich den unangenehmen Situationen da stelltst, wo sie dich jetzt gerade treffen. Ich denke auch nicht, dass du bei längeren Auslandaufenthalten dieselben Gefuehle geniessen kannst wie als Backpacker. In der Anfangszeit in etwa - aber das hört auf, sobald du dich niederlässt. Du nimmst dich schliesslich selbst mit auf die Reise.
Auswandern oder Auslandsaufenthalte wären meiner Meinung nach toll fuer dich, wenn du dich sehr fuer ein bestimmtes Land interessierst, dich in einer anderen Kultur/Umgebung wohler fuehlst als in Deutschland, im Ausland berufliche Vorteile hast, einfach neugierig bist, ...
LG, Nachtvogel
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Matias
Helferlein
32
Welt M, 28
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Sat, 12.May.07, 2:34 Re: Ist auswandern eine Lösung? |
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Ich bin ausgewandert, weil ich mich leer, einsam und unnütz fühlte, keinen sinn im leben für bisher gefunden hatte. und ich fühklte mich einsam und leer in meienr ehe. also: alles weg und in ein anderes land nur mit rucksack und 1000 eur.
ich habe mich als backpacker auch immer super gefühlt.
als auswanderer fiel ich in ein furchtbares loch. Geld sparen, wohnen in einbauschränken, furchbaren wgs, irgendwelche jobs suchen (trotz hochschulabschluss nachtschichten kellnern - denn ohne job keine kohle), sprache lernen. zu müde durch die nachtschichten um ausser essen, schlafen und wäsche waschen noch was auf die reihe zu kriegen, 300 bewerbungen, liebeskummer und brennende einsamkeit. von wgeen frisch und frei ein schöner neuanfang. pustekuchen. Im halbjahres-rhytmus langsame jobverbesserungen - neue nebenjobs... und so ging es langsam aufwärts.
sesshaft werden ist schwer. backbacker sein sehr leicht: einfach weiter, wenns nicht mehr schön ist!
Liebe Grüsse
Parande
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Lady_Lilith
Helferlein
84
Wien W, 21
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Mon, 18.Jun.07, 13:43 Re: Ist auswandern eine Lösung? |
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Ich würde auch auswandern, wenn ich so wie du, mich im Ausland wohlfühle, mich nichts an mein Heimatland hält.
Warum nicht? Du hast ja nichts zu verlieren?
Meine Schwägerin will auch 300 km wegziehen, weil sie glaubt, dass paradies dort zu finden, weil sie glaubt, die probleme sind dort hinter sich. Wenn man das glaubt - dann ist man am Holzweg. Die Probleme tauchen früher oder später wieder auf. - und so wie sie solltest du das nicht machen.
Lg
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mr_tux
sporadischer Gast
16
Niedersachsen M, 31
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Wed, 11.Jul.07, 11:19 Re: Ist auswandern eine Lösung? |
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Lady_Lilith wrote: | Meine Schwägerin will auch 300 km wegziehen, weil sie glaubt, dass paradies dort zu finden, weil sie glaubt, die probleme sind dort hinter sich. |
Ich England bin ich mal auf einen interessanten Spruch gestoßen: "The grass is always greener on the other side." Also wenn man irgendwo ist, denkt man immer woanders ist es noch besser.
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Lisa29
[nicht mehr wegzudenken]
1071
Bayern W, 32
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Tue, 17.Jul.07, 16:31 Re: Ist auswandern eine Lösung? |
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Ich hab insgesamt 6 Jahre im Ausland gewohnt. Ich hatte auch immer Kontaktschwierigkeiten in Deutschland (hab ich jetzt auch, bin wieder in DTschland). Das angenehme im Ausland ist, dass man Ausländer ist, d.h. man hat grundsätzlich schon mal einen Anknüpfungspunkt für ein Gespräch. Man kommt aus einem anderen Land und das finden die Einheimischen dann interessant, man ist ein Exot, und schon hat man Anschluss.
ABER: Wenn man Ernst macht und wirklich dort bleiben will, wird alles sehr schwer. Behördengänge sind gerade in südlichen Ländern sehr kompliziert, erst mal rauszufinden was man alles für Papiere braucht um dort zu wohnen, es funktioniert oft alles ganz anders als zu Hause, man braucht Papiere von denen man noch nie gehört hat. Das ganze in einer fremden Sprache, macht es auch nicht einfacher. Im Süden bekommt man ausserdem oft illegale Mietverträge usw (Mir alles passiert)
Ausserdem ist eine Fremdsprache nie so ganz zu 100% verständlich wie die Muttersprache. Ich hab die jeweilige Sprache sehr gut gesprochen aber doch waren da Nuancen, die man nur in der Muttersprache ausdrücken kann bzw die bestimmte Gefühle im HErzen auslösen.
Ich bin mit 28 sehr wiederwillig wieder zurück nach Deutschland gekommen, z.T aus finanziellen Gründen, aber auch weil ich mich auch nach all den Jahren nicht wirklich damit abfinden konnte dass man in Italien ständig übers Ohr gehauen wird. Das ist dort ganz normal und wenn man dort wohnen will muss man unterschwellig immer damit rechnen, ob im Job, unter Kollegen, beim Vermieter, am Fahrkartenschalter, man muss immer damit rechnen und wenn man damit nicht umgehen kann, dann kann man dort einfach nicht glücklich werden. Entweder man passt sich dem Land an oder man wird dort nicht happy. Man muss seine Massstäbe auf das Land ummodelieren und darf nicht mit deutschen Masstäben messen.
Und das ist nicht so einfach. Gerade wenn es um so essentielle Dinge wie Arbeit und Wohnung geht, möchte ich eine gewisse Sicherheit, wenn ich irgendwo viele Jahre bleiben möchte, schliesslich braucht man irgendwo einen Halt.
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Hiob
Forums-Gruftie
607
Berge M, 32
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Thu, 19.Jul.07, 6:27 Re: Ist auswandern eine Lösung? |
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Wahrscheinlich hat es keinen Sinn, mit den Vorstellungen vom Leben, die man im „Heimatland“ in seinen Rucksack gestopft hat, dann im Wunschland anzukommen.
Wenn ich dort nach den selben Sachen suche wie hier, also Arbeit, Wohnung, Ehe, viele Freunde, Kinder, Geld und Ansehen, (psychische Sicherheit) dann werde ich mehr oder weniger ähnlich leben wie hier, nur noch mehr Probleme haben, wie es Lisa beschreibt. Wenn ich aus Verzweiflung auswandere, wird es leichter sein (vielleicht auch nur möglich sein), aus reinen Gründen des „Selbstbild-aufbaus“ wird der Rucksack eher noch größer.
Die Methode „du musst dich eben den Gegebenheiten des Landes anpassen“ wird keinen Erfolg haben, weil du möglicherweise dort hin bist, WEIL die Methode hier nicht funktioniert hat oder zu belastend war.
Die meisten merken m.E. nicht, welcher Rucksack wirklich damit gemeint ist.
Wenn man ihn erkennt, kann man vermutlich auch in Hintertupfingen im Schwarzwand inmitten von spießbürgerlichen Erbsenzählern in seinem (Möhren-)Süppchen rühren und mit der Welt Frieden schließen. (Auch ganz ohne Sandalen und weißem Baumwollgewand.) Von der Vorstellung zur Gesellschaft dazugehören zu können scheint man sich aber verabschieden zu müssen, ebenso wie von seiner eigenen Größe und Gegenwehr. Dann scheint man auch ansatzweise mit ihr zurechtzukommen. Das halte ich für realistischer. Mal sehn, ob es gelingt. *schmunzelnd die Hände reib*
Hiob
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Phantasia
sporadischer Gast
27
Wien W, 29
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Tue, 24.Jul.07, 19:20 Re: Ist auswandern eine Lösung? |
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Also ich bin kurz nach meiner Matura ins Ausland gegangen und das sowohl, um vor meinen Problemen mit meiner Familie davonzulaufen als auch weil ich das Land einfach geliebt habe und immer noch liebe. Wie schon in einem Beitrag erwähnt geht es in anderen Ländern manchmal ganz schön rau zu oder einfach auch nur auf eine andere Art rau, eine Art, die wir nicht so gut kennen und nach der wir uns nicht richten können.
Zu Beginn hatte ich jedenfalls Glück, bekam einen tollen Job mit wirklich guter Bezahlung (da waren sogar die Einheimischen neidisch! die haben mir nur Reinigungsjobs zugetraut) und bald hatte ich auch ein Zimmer in einer WG mit zwei netten Burschen. Aber wie das Leben so spielt, wird man leicht mal übers Ohr gehauen oder ausgetrickst besonders wenn man noch so jung ist. Ich mußte das Zimmer binnen kürzester Zeit räumen und weil es das Jahr 2000 war und ich in Rom war, war es auf die Schnelle nicht möglich wo anders unterzukommen. Wieder in einer Pension wohnen wollte ich nicht. Ich mußte meinem Arbeitgeber ein G'schichtl auftischen und zurück in die Heimat und erst hier konnte ich meine Probleme bewältigen, die eigentlich größtenteils mit mir und nicht mit meiner Familie zu tun hatten!
Die Moral von der Geschichte: Vor Problemen kann man leider nicht weglaufen, egal wie loglisch, plausibel und einfach es manchmal scheinen mag! Man nimmt sie IMMER mit, verdrängt sie vielleicht für den Anfang, wenn man zu sehr mit anderen Sachen beschäftigt ist, aber dann trifft es einen dafür umso härter, wenn man in der Fremde mit den Problemen konfrontiert wird, die man längst geglaubt hat hinter sich gelassen zu haben und das alles ohne die Unterstützung, den Schutz von den Menschen, Dingen, Gewohnheiten, die wir so dringend brauchen.
Alles Liebe
Phantasia
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_________________ Das Glück ist ein Schmetterling: Jag ihm nach, und er entwischt dir. Setz dich hin, und er lässt sich auf deiner Schulter nieder. Anthony de Mello |
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