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marvin84
neu an Bord!
3
OÖ M, 22
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Wed, 14.Jun.06, 16:42 am Ende |
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Hallo!
Ich weiß eigentlich gar nicht so recht, wo ich anfangen soll: Habe seit langer Zeit schwere Depressionen, die sich nun mehr und mehr zuspitzten und nun nehme ich auch wieder Antidepressiva, die allerdings nicht die gewünschten Erfolge bringen. Von meinem Leiden weiß kaum jemand - nicht einmal meine Familie. Die wundert sich lediglich, dass ich öfters 'schlecht drauf' bin. Schnitte am Unterarm kann ich mit Müh und Not auf die Katze schieben und am Oberkörper sieht sie niemand. Verständnis für psychische Krankheiten gibt es in meiner Familie kaum, von Seiten meines Vaters gar nicht. Ich bräuchte dringendst eine Psychotherapie, die ich mir als Student allerdings nicht leisten kann. Unterm Strich bin ich wohl auf dem besten Weg in die Psychiatrie und davor habe ich wahnsinnige Angst. Ich will meine Familie nicht belasten und adäquate Gesprächspartner gibt es in meinem Umfeld auch kaum. Mein Hausarzt meinte, ich solle meine psychische Krankheit nicht vor meiner Familie verstecken - aber ich weiß beim besten Willen nicht, wie ich es ihnen beibringen sollte, da sie Jahr und Tag mit mir verbringen und doch nichts bemerken. Außerdem gehören sie einer negativ vorbelasteten Gruppe von Menschen an, die psychisch erkrankte Personen unbewusst 'abstempeln'. Dieses Wochenende war mein Tief besonders schlimm und wieder einmal habe ich mich verletzt. Dass ich so weit gehe weiß auch mein Arzt nicht, da ich - wie gesagt - Angst davor habe, in der Psychiatrie zu landen. Am Freitag oder Samstag habe ich einen Kontrolltermin bei ihm. Ich weiß nicht, wie ich mich verhalten soll. Außerdem wird das Wetter immer heißer und ich weiß schon nicht mehr, wie ich die Schnitte verstecken soll. Auch privat zerbricht mein ganzes Umfeld allmählich und ich habe enorme Schwierigkeiten, den Alltag zu bewältigen, an der Uni komme ich kaum mehr mit, liege zuhause die ganze Zeit nur mehr im Bett und starre vor mich hin. Bin tatsächlich am Ende. Ich wäre euch wirklich unendlich dankbar, wenn ihr mir irgendetwas raten könntet, wie ich mich verhalten soll, was ich machen könnte (Arzt/Familie) oder ähnliche Erfahrungen berichtet.
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CryingFlower
Helferlein
61
Ruhrgebiet W, 25
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Wed, 14.Jun.06, 17:46 Re: am Ende |
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Hallo marvin84!
Ich hatte damals ähnliche Probleme wie du. Mache seit zweieinhalb Jahre wegen Depressionen eine Therapie und wußte auch nicht, wie ich es den Eltern sagen sollte, da ich über sie privat versichert war. Aber irgendwann hatte ich so sehr das Bedürfnis nach einer Therapie, daß ich mir gesagt habe: Augen zu und durch!
Quote: | nun nehme ich auch wieder Antidepressiva, die allerdings nicht die gewünschten Erfolge bringen. |
Die Wirkung setzt oft erst nach 2-4 Wochen, aber ich weiß ja nicht, wie lange du sie schon nimmst. Aber sag es auf jedem Fall deinem Arzt, der wird dir dann etwas anderes verschreiben, wenn es nötig ist. Daß man nicht gleich auf ein Antidepressivum anspringt, ist auch nicht sooo ungewöhnlich, also einfach nachfragen.
Quote: | Die wundert sich lediglich, dass ich öfters 'schlecht drauf' bin. |
Ja... Für meine Eltern und vor allem meinen Vater sind Depressionen bis heute "mal etwas schlecht drauf sein", und ich bin ja selbst schuld und bla.
Quote: | Ich bräuchte dringendst eine Psychotherapie, die ich mir als Student allerdings nicht leisten kann. |
Also, wenn du wirklich eine Therapie nötig hast, und davon gehe ich mal aus, dann wird dir die auch erstmal von der Krankenkasse bezahlt. Die Frage wäre jetzt eher: bist du gesetzlich oder privat versichert? Wenn gesetzlich, dann müßten deine Eltern glaub ich noch nicht einmal etwas von einer Behandlung mitbekommen. Bei einer privaten Versicherung über die Eltern müßtest du dich allerdings durchringen, ihnen zumindest zu sagen, daß du eine Therapie machst, da ja alles von ihnen abgesegnet werden muß. Da würdest du auch nicht drumherum kommen, also müßtest du dich fragen, ob du noch länger leiden willst oder du dir einmal ein Herz nimmst und es deinen Eltern sagst. Letzteres ist schwer, hab ich ja selber durchgemacht, aber da geht leider kein Weg dran vorbei.
Quote: | besonders schlimm und wieder einmal habe ich mich verletzt. Dass ich so weit gehe weiß auch mein Arzt nicht, da ich - wie gesagt - Angst davor habe, in der Psychiatrie zu landen. |
Du solltest das deinem Arzt aber schon mitteilen, da er dir nur so auch am besten helfen kann. Und du kannst mir glauben, daß du wegen Depressionen und Schneiden nicht gleich in der Psychiatrie landest. Das ist ein typisches Vorurteil, aber totaler Schwachsinn, ich hatte deswegen früher auch Angst.
Ich hoffe, du findest einen Weg zu einer Therapie!
LG,
CryingFlower
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marvin84
neu an Bord!
3
OÖ M, 22
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Wed, 14.Jun.06, 18:38 Re: am Ende |
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Hi Cryingflower!
Danke für deine Antwort. Ich nehme die Antidepressiva seit etwas mehr als zwei Wochen - mein Arzt meinte schon beim letzten Gespräch, dass wir möglicherweise das Medikament wechseln sollten.
Das Problem mit den Kosten der Psychotherapie ist, dass es in Österreich nach meinen Erkenntnissen einen beachtlichen Selbstbehalt zu leisten gibt - die Krankenkasse zahlt etwa ein Drittel der Kosten. Pro Sitzung (50 Minuten) fielen mindestens € 40,-- an, die ich selbst zu tragen hätte - soweit die Unterstützung durch die gesetzliche Krankenversicherung meines Vaters, bei dem ich mitversichert bin. Die Krankenkasse meiner Mutter würde mehr zahlen, allerdings muss meine Mutter dies dann vorher absegnen.
Wahrscheinlich hast du recht und ich werde meine Eltern wohl aufklären müssen. Doch vorher werde ich auf alle Fälle mit meinem Arzt darüber reden. Möglicherweise kann er mir da helfen - ich komme nämlich aus einem eher kleinen Ort und meine Eltern und der Arzt kennen sich. Wenn er ihnen erklären könnte, was los ist, ginge vieles besser.
Quote: | wenn du wirklich eine Therapie nötig hast |
Ich denke, dass ich eine Psychotherapie dringend brauche. Mir wurde von drei Ärzten in den letzten 2 Jahren nachdrücklich dazu geraten. Antidepressiva nahm ich ja auch schon wiederholt. Psychosomatische Beschwerden stehen an der Tagesordnung.
Quote: | Ja... Für meine Eltern und vor allem meinen Vater sind Depressionen bis heute "mal etwas schlecht drauf sein", und ich bin ja selbst schuld und bla. |
Und eben darin besteht eine meiner Ängste: Dieses Unverständnis, das sie wohl nie überwinden werden können.
Danke für deine Antwort!
LG marvin
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CryingFlower
Helferlein
61
Ruhrgebiet W, 25
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Thu, 15.Jun.06, 11:21 Re: am Ende |
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Hallo marvin84,
Quote: | Ich nehme die Antidepressiva seit etwas mehr als zwei Wochen - mein Arzt meinte schon beim letzten Gespräch, dass wir möglicherweise das Medikament wechseln sollten. |
Also bei 2 Wochen könnte man vielleicht noch etwas abwarten, aber wenn dein Arzt das auch selber schon meint, finde ich es okay, wenn man einfach auch etwas anderes testet. Ich habe zunächst erst Johanniskraut bekommen, aber das hat null gebracht, obwohl es laut meiner Thera bei 90% aller Patienten (mit leichteren Depressionen?) sofort anschlagen würde. Ich war dann echt froh, als ich nach einer Woche Tabletten bekommen habe, die auch relativ sofort angeschlagen haben.
Quote: | Das Problem mit den Kosten der Psychotherapie ist, dass es in Österreich nach meinen Erkenntnissen einen beachtlichen Selbstbehalt zu leisten gibt - die Krankenkasse zahlt etwa ein Drittel der Kosten. Pro Sitzung (50 Minuten) fielen mindestens € 40,-- an, die ich selbst zu tragen hätte - soweit die Unterstützung durch die gesetzliche Krankenversicherung meines Vaters, bei dem ich mitversichert bin. Die Krankenkasse meiner Mutter würde mehr zahlen, allerdings muss meine Mutter dies dann vorher absegnen. |
Upps, ich bin von Deutschland ausgegangen... Es gibt hier im Forum auch Threads zu diesem Thema, vielleicht siehst du da mal nach. Es hörte sich aber doch so an, als würde deine Mutter noch ein Funken mehr Verständnis aufbringen als dein Vater, oder? Vielleicht wäre es dann sowieso besser, wenn du die Therapie über deine Mutter laufen lassen würdest?
Quote: | Wahrscheinlich hast du recht und ich werde meine Eltern wohl aufklären müssen. Doch vorher werde ich auf alle Fälle mit meinem Arzt darüber reden. Möglicherweise kann er mir da helfen - ich komme nämlich aus einem eher kleinen Ort und meine Eltern und der Arzt kennen sich. Wenn er ihnen erklären könnte, was los ist, ginge vieles besser. |
Ja klar, frag ruhig deinen Arzt, vielleicht hat er eine Idee, um dir das ganze zu erleichtern.
Quote: | Ich denke, dass ich eine Psychotherapie dringend brauche. Mir wurde von drei Ärzten in den letzten 2 Jahren nachdrücklich dazu geraten. Antidepressiva nahm ich ja auch schon wiederholt. Psychosomatische Beschwerden stehen an der Tagesordnung. |
Ich wollte ja auch nicht behaupten, daß du keine Therapie nötig hast, sondern ich wollte sagen, wenn du eine nötig hast, dann zahlt auch die Kasse.
Quote: | Quote: | Ja... Für meine Eltern und vor allem meinen Vater sind Depressionen bis heute "mal etwas schlecht drauf sein", und ich bin ja selbst schuld und bla. |
Und eben darin besteht eine meiner Ängste: Dieses Unverständnis, das sie wohl nie überwinden werden können. |
Kann ich verstehen, nur leider kann man es nicht ändern. Es ist manchmal sehr hart, selber mit diesem Unverständnis der anderen umzugehen, aber man muß es leider akzeptieren. Mein Vater weiß bis heute nicht, wie oft ich zur Therapie gehe, obwohl das jeder mitkriegt, und wenn er es doch mal weiß, dann fragt er mich "Fährst du jetzt nach [Stadtteil xy]?" anstatt mich zu fragen "Fährst du jetzt zur Therapie?". Daß ich Probleme habe, wird komplett ignoriert, Hauptsache, ich funktioniere, und wenn das nicht der Fall ist, gibt es halt wieder einen Grund, um mich runterzumachen.
LG,
CryingFlower
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werschaf
neu an Bord!
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wien W, 29
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Sat, 17.Jun.06, 16:36 Re: am Ende |
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hallo!
bin gerade zum ersten mal auf diese seite gestoßen. ich bin vor viereinhalb jahren aus deutschland nach wien gekommen und seitdem in der gleichen situation wie du, student, keine kohle, depression -> kann nicht nebenher arbeiten, das studium krieg ich gerade so hin. meine mutter hatte mir sogar angeboten, die therapie zu bezahlen, aber ich konnte es nicht annehmen, vor allem, weil ich zum größten teil meine mutter für meine probleme verantwortlich mache. sie zahlt mir halt seit jahren mein studium und so und damit sind gewisse "verpflichtungen" verbunden, das heißt, ich muss ihr in den hintern kriechen... vor ein paar monaten war ich dann an einem punkt, wo ich dachte, dass es jetzt so nicht mehr weitergeht. also ich meine, rein theoretisch hätte es schon einfach so weitergehen können, aber ich wollte nicht mehr. ich habe dann doch eine therapie angefangen, vom geld meiner mutter natürlich (alternative wäre selbstmord gewesen, aber das läuft mir ja nicht weg), und ich denke, dass es eine gute entscheidung war. mittlerweile lese ich wieder bücher, was ich jahrelang nicht mehr getan habe, ich kann mich auch viel besser konzentrieren und habe sogar einen job nebenher. dabei war ich erst etwa 15 mal bei der therapie. hat mich aber leider auch schon um die 1000 eier gekostet.
was ich damit sagen will: das ganze ist eine investition in deine zukunft und die kohle allemal wert. wenn du mit deinen eltern wirklich nicht drüber sprechen kannst, wäre vielleicht ein kredit eine alternative. wenn du gesund bist, kriegst du das sowieso locker wieder rein, schließlich bist du dann fit und kannst ordentlich verdienen. das ist meine meinung...
achja, ein ehemaliger mitbewohner von mir ist mal zu irgendeiner studentischen beratungsstelle gegangen, in wien gibt es sowas, für psychoprobleme oder so. er hat dann kostenlos eine psychoanalyse bekommen. vielleicht solltest du sowas auch mal probieren...
also dann, viel glück! und erobere dir dein leben, das lohnt sich!
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Carla79
Helferlein
53
wien W, 24
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Tue, 04.Jul.06, 13:36 Re: am Ende |
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Hallo Marvin!
Erstmal: Bitte ja nicht verzweifeln und den Kopf hängenlassen. Auch wenn das natürlich jetzt leichter gesagt als getan ist. Du bist noch sehr jung und als ich in Deinem Alter war hatte ich die erste wirklich schwere Phase mit Depris und Panik hinter mir. Dann wars einige Zeit besser und ca. 2 Jahre danach kam es schlimmer als ich es mir je hätte vorstellen können. Zwänge sind hinzugekommen, darauf konzentriert, dass ich jemand (schwer) verletzen könnte. Damals dachte ich mein Leben wäre vorbei, doch irgendwie ist es dann doch wieder bergauf gegangen. Erstens mit Medis die mir sehr helfen, zweitens in dem ich mir zumindest drüber klar wurde, dass meine damalige Therapeutin keine Hilfe war. Das heisst keinesfalls dass ich von einer Therapie abraten würde, aber dass man realistische Erwartungen haben sollte und wechseln soll, wenn man nicht miteinander arbeiten kann.
Es gibt in Deinem Fall mehrere Möglichkeiten: es gibt ja die Therapie auf Krankenschein, es gibt Selbsthilfegruppen, etc. Ich weiss zwar auch dass es nicht einfach ist, aber dass es machbar ist weiss ich
Was Deine Eltern betrifft: grundsätzlich würde ich mich ihnen, mit deinem Arzt zusammen eventuell, anvertrauen. Auch meine Eltern sind sehr konservativ und stempeln schnell jemand als verrückt und Spinner ab, aber als es bei mir soweit war, war es halt doch was anderes, weil es ja das Kind ist. Falls Du doch auf Unverständnis stösst kann ich Dir leider nur raten, versuche Dich abzugrenzen und zu akzeptieren, dass Deine Eltern zumindest im Moment nicht anders "können". Oft entwickelt sich erst Verständis, wenn der erste Schreck darüber vorbei ist. Und in den allermeisten Einrichtungen wird man sehr liebevoll empfangen, was auch die fehlende Unterstützung der Familie zu einem Teil ersetzen kann.
Zu einem stationären Aufenthalt in der Psychiatrie kann ich Dir nur sagen, dass ich mich schrecklich gefürchtet habe, auch mal dort zu landen. Ich war zweimal ambulant in psychiatrischen Abteilungen und hab, soweit ich es beurteilen konnte, nichts davon mitbekommen was uns in diversen Filmen etc. zu dem Thema vorgesetzt wird. Auch wenn das Risiko besteht, dort falsch behandelt zu werden oder Dinge zu sehen, die ängstigen, muss man doch abwägen ob es nicht vor Schlimmerem bewahren könnte.
Du solltest jetzt in erster Linie auf Dich schauen und nicht darauf, was Deine Eltern über Deine Situation denken könnten, etc.
Ich wünsche Dir alles Gute!!
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