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el_pescado
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Post Sun, 04.Jun.06, 22:33      Etwas "selbst in die Hand nehmen" Reply with quoteBack to top

Hallo erst mal! Very Happy
Der Name Psychotherapie schreckt mich ein wenig ab, aber es gibt in diesem Forum sehr viele gute Tipps für den Alltag, deshalb hab ich mich einfach mal registriert.

Nun zu mir:
Das Problem das ich zur Zeit habe ist einfach, dass ich Schwierigkeiten habe etwas selbst in die hand zu nehmen, Initiative zu ergreifen usw.
Langsam geht mir mein eigenes Motivationstief sowas von auf den Sack...

Die Fakten:

- Ich ruf von selbst keinen an um etwas zu unternehmen sondern warte auf Anrufe ("kein schwein ruft mich an....")
- ich "verabsäume" es Kontakte zu pflegen, aus Faulheit oder fehlender Motivation ich weis es nicht.
- Ich bin auch allgemein recht wenig motiviert (hat mein Chef auch gesagt) neuerdings sogar beim Sport, sodass ich schon fast ein Jahr lang keinen Sport mehr gemacht habe - Ich will ja Bewegung und ich will was Gesundes machen, nur der erste Schritt is so schwer.

Ich persönlich glaube das die oben genannten Punkte zu folgenden Problemen (die ich tatsächlich habe) führen:

- Ich vereinsame langsam und habe - meist im Winter - Depressionen, weil ich nicht rauskomme
- ich hab mit 21 noch nie eine "richtige" freundin gehabt -> weil ich zu wenig unter Menschen komme
- Meine Muskeln verkümmern und ich futtere wie wild (habe sicher seit einem Jahr keinen Sport mehr gemacht - aus fehlender Motivation)

Wie kann ich mich richtig motivieren? Gerade das pflegen von meinen wenigen Kontakten ist mir schon wcihtig, nur ich lasse es immer darauf ankommen, dass sich jemand bei mir meldet. Ich hatte auch früher totale Schwierigkeiten zu telefonieren - seit ich arbeite muss ich ca. 20 Anrufe entgegen nehmen und tätigen, es geht schon wesentlich besser. Bei "privaten" Kontakten is das schon schwieriger, da ruf ich lieber in der Arbeit einmal in der Woche eine Firma in den USA an, als dass ich mall freunde zusammentrommle.
Wenn ich es selbst nicht besser wüste, würde man meinen die Kontakte/Freunde sind mir egal.
Mein Ziel ist einfach mehr raus zu kommen, mehr zu unternehmen, mehr unter Leute zu kommen. - ich nehms mir immer vor, kurz vor den Anrufen am Wochenende sag ich mir dann zB. "ach was, die Woche war eh anstrengend genug, kannst mal Pause machen..." das aber fast jedes Wochenende.

Tja lang geredet, ich hoffe ihr könnt mir ein paar Tipps geben, oder zumindest eine "Diagnose" stellen zwinkernd..

Danke
lg
s'fischerl
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lúthien
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Post Sun, 04.Jun.06, 23:33      Re: Etwas "selbst in die Hand nehmen" Reply with quoteBack to top

hallo el_pescado!

also antriebslos sind wir ja alle von zeit zu zeit, und unangenehme dinge auf die lange bank schieben tut wohl jeder von uns mal... Laughing

aber bei dir geht es ja nicht um lästige steuererklärungen, sondern um dinge, die dir wichtig sind: soziale kontakte, sport, hobbys...

was ist für dich unangenehm oder mühevoll daran, deine freunde anzurufen und mal mit ihnen was zu unternehmen? liegt es an deinem job?

hast du sehr viel stress und brauchst deine freizeit zur erholung? wenn man überfordert ist (z.b. im job), neigt man schnell mal zum sozialen rückzug, um zusätzliche stressfaktoren vorübergehend auszuschalten. das ist ja auch ein gesunder mechanismus, um wieder energie zu tanken - aber wenns zu lang dauert, ist es kontraproduktiv!

wie lange dauert denn dein motivationstief schon, wenn ich fragen darf?

vlg
lúthien
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el_pescado
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Post Sun, 04.Jun.06, 23:54      Re: Etwas "selbst in die Hand nehmen" Reply with quoteBack to top

ich weiss nicht was mich daran hindert. Irgendwie bin ich zu faul, oder ich bin es einfach gewohnt, dass sich alle bei mir melden.
Ich kann mich einfach nicht aufraffen, ich kann auch nicht verstehen warum man bei so einer einfachen sache überhaupt demotiviert sein kann.
Es mag auch sein, dass ich mir "blöd" vorkomme wenn ich mich nur sagen wir mal alle 3 Wochen melde -> Teufelskreis eben.


Also speziell das mit den Kontakten pflegen bzw. Anrufe tätigen, von meiner Seite aus etwas organisieren, ist schon lange so, kann mich nicht daran erinnern wann das angefangen hat.
Ich denke es hat auch damit zu tun, dass ich früher nur am PC gehockt bin, und mein freundeskreis immer über irgendwelche Instant-Messaging Tools zu erreichen war, da braucht man nicht telefonieren, das geht schnell und einfach. Es hat sich der Freundeskreis natürlich erweitert, einige wohnen auch weiter weg, sodass man nicht einfach beim vorbeigehen das Wochenende plant.

Nun, das ist mein erster Job, hab ich aber schon ein Jahr lang. Es ist schon stressig aber sicher nicht anstrengender als andere Berufe. 40 Stundenwoche im Büro.

Aber ich hab ja Lust auszugehen. Ich muss nur irgendwie dazu "gezwungen" werden. Wenn mich niemand anruft, dann denke ich mir es ist ja garnicht so wichtig weg zu gehen, mach ich halt "einmal" pause.
Bei anderen Sachen (im Job speziell) fällt es mir viel leichter wenn sie mir jemand anschafft. Einfach zu wenig Selbstinitiative.

Ich weiss im Moment nicht wie ich das Problem meiner Unselbständigkeit in den Griff bekommen kann - mann muss dazu sagen ich bin immer ein verwöhntes kind gewesen - nicht materiell gesehen, es ist halt immer jemand da und jeder erfüllt mir wünsche - ich bin vielleicht zur Unselbstädnigkeit erzogen worden. Vielleicht ändert sich das bald, ich ziehe Anfanng des nächsten Jahres aus dem Elternhaus aus.

Wegen der Telefonier/Freundesgeschichte werde ich mal schauen ob mir eine Art "Checklliste" für die nächste Woche was hilf - einfach mal Anrufen und Plaudern und wenn sich was ergibt dann etwas unternehmen grinsend
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lúthien
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Post Mon, 05.Jun.06, 0:13      Re: Etwas "selbst in die Hand nehmen" Reply with quoteBack to top

hallo el_pescado,

unselbständigkeit (im sinne von "verwöhntes kind") ist eine sache, aber sich selbst die angenehmen aspekte des lebens zu verweigern, hat mit unselbständigkeit nichts zu tun.

deine idee mit der checkliste ist gut - beinahe hätte ich sie dir ja schon selbst vorgeschlagen Wink - ist ein guter anfang, um die dinge in gang zu bringen!

vlg
lúthien
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Hiob
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Post Mon, 05.Jun.06, 8:31      Re: Etwas "selbst in die Hand nehmen" Reply with quoteBack to top

Tag el pescado,

ich bin nicht so ein großer Freund davon “Unselbständiggkeit in den Griff” zu bekommen. Aufraffen, zwingen, Listen, Pflichten, Kontaktpflege, in den Hintern treten, „du musst doch mal wissen was du willst...“, „du brauchst mal ne richtige Frau“ usw. Das ist kein Klima, in dem Leben gedeiht. Die Kreativität in deinem Leben kommt nicht vom „sich motivieren“. Die muss m.E. durch ein Klima eines liebevollen Umgangs mit dir selbst, ganz langsam befreit werden...dann wächst sie ohne dein zutun. Einen Baum muss man auch nicht von unten hochdrücken, damit er wächst. Viele leben in einer abwartenden oder durchhaltenden Haltung...aber da gibt’s wirklich mehr. Das wäre vielleicht mal ein erster Gedanke.

Die Unselbständigkeit hat m.E. einen Grund. Es kann eine ablehnende Haltung der Welt gegenüber sein, die ihrerseits Gründe hat. Es kann sein, dass deine Eltern deine Initiative stets unterdrückt haben, sodass du nun trotzig entschieden hast, „hat ja doch keinen Zweck...dann sagt ihr mal, was ich tun soll“. Oder es ist möglich, dass du meinst, die Welt ist dir etwas schuldig usw.,...da gibt’s noch viel mehr. Vielleicht versuchst du dort mal ein bisschen nachzudenken. Es ist nicht wichtig, das zu bewerten oder als kindisch hinzustellen. Viele „aktive Erwachsene“ verhalten sich nicht anders, sie erkennen es nur nicht und decken es mit „gesellschaftlich anerkannten“ Dingen zu.

Generell würde ich damit anfangen, all das, was du tust, anzuschauen und zu überlegen, ob es das ist, was du willst. Wenn es so weit kommt, dass du etwas nicht tust (Freunde anrufen) und dich dafür dann auch noch schlecht fühlst, ist irgendwas grundsätzlich nicht stimmig. Dich in dem Moment weiter zu zwingen, kann das Fundament für eine Depression o.ä. weiter verstärken. Ich würde das nicht so machen.

Es ist unter der Glocke einer Erziehung und dem „ich weiß, was für dich (Kind) am besten ist“, für fast jeden von uns mehr oder weniger unmöglich, zu erkennen, was wir wirklich wollen. Deshalb würde ich hier auch nicht vorschnell entscheiden, dies oder jenes zu ändern/zu tun, sondern das in einem längeren Prozess zu erforschen.

Wenn du nicht weiter kommst, kannst du ja auch mal unverbindlich mit einem Therapeuten (Telefonbuch) einen Termin ausmachen und ihm deine Sorgen schildern. Wenn der Funke überspringt, du Vertrauen finden kannst und er meint, dir helfen zu können, vielleicht versuchst du es mal, mit einer Therapie. Es kann dir viel Zeit ersparen, mühsam selbst so viele Kerzchen aufzustellen, bis du erkennst, wo du deinen ersten Schritt hinsetzen kannst.

Etwas grundsätzliches ändern im Leben, das ist mit „ein paar Tips“ m.E. nicht möglich, es verstärkt nur das Gefühl „gar nichts auf die Reihe zu bekommen“. Meist kommen die Tipps auch von Menschen, die dich damit nur wieder in geordnete Bahnen lenken wollen, damit du weiter funktionierst. Ich vermute, hier müsstest du schon wirklich tief in dich kucken. Geordnete Bahnen sind für Züge ganz ok, aber du bist ein Mensch. Und Menschen werden nun mal schwermütig, wenn sie wie eine Lokomotive nur dem Gleis folgen sollen und nen Haufen Hänger ziehen sollen...dafür ist Leben zu schade.

Viele Grüße
Hiob
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Katl
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Post Mon, 05.Jun.06, 8:46      Re: Etwas "selbst in die Hand nehmen" Reply with quoteBack to top

@Hiob: Du gibst auch mir mit deinem Beitrag viele Denkanstöße. Bringst alles wohltuend auf den Punkt. Super Denkansatz. LiGrü. Katl
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el_pescado
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Post Tue, 06.Jun.06, 9:41      Re: Etwas "selbst in die Hand nehmen" Reply with quoteBack to top

Hallo,

danke erstmal für die Tipps.
Hab auch den Thread über das Aufschieben im Job gelesen (http://www.psychotherapiepraxis.at/forum/viewtopic.php?t=13705), und habe auch das selbe Problem.

Ich bin ansonsten sehr zufrieden mit mir und auch der Welt, bin ein lustiger und lebensfreudiger Mensch. Ich lebe zZ. nur passiv und lass mir gerne die Arbeiten ánschaffen bzw. erledigen diese andere für mich. Ich kann nur unter Druck Leistungen erbringen und auch schwer "nein" sagen.

Was mir gerade eingefallen ist, vielleicht ist ja ein Internist im Forum zwinkernd..

ich habe eine fast schon chronische Mandelentzündung, auch im Moment. Wenn ich Zeit habe werde ich diese entfernen lassen. Kann es sein, das meine Niedergeschlagenheit und meine fehlende Motivation auch daher kommt?
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