Author |
Message |
chr1s
neu an Bord!
2
Hamburg M, 22
|
Thu, 01.Jun.06, 16:10 Desillusioniert - Fluch oder Segen |
|
Hallo, mein Name ist Christian(23)..
desöfteren habe ich in einigen Foren geschaut und ein wenig gelesen ob Leute ähnlich denken wie ich, jedoch mit wenig Erfolg. Aus diesem Grund packt es mich nun einfach und ich -versuche- meine Gedanken in diesem Forum niederzuschreiben.
Einst war ich voller Lebensmut, Energie, Kraft, Engagement, Selbstlosigkeit und habe es auch genossen..
Dass man sich ein Bild machen kann, eine kleine Beschreibung meiner selbst. Zu mir, ich bin ein sehr gut gebauter, gutaussehender, recht intelligenter junger Mann, welcher in eine wohlhabende Familie geboren wurde. Meine Kindheit/Jugend war ausgewogen zwischen Freiheit und angebrachter Härte.. im allg. machte ich was ich wollte, aber alles sehr berechnend um Konsequenzen abschätzen zu können und doch den maximalen Spaß zu haben. Alles verlief so, "wie" ein Leben zu laufen hat. Ich machte mein Abitur und beworb mich überregional für eine Ausbildung.
Irgendwann, vor ca. einem Jahr fragte ich mich dann .. warum? warum tue ich das alles? Als erstes kam mir der biologische Hintergrund in den Sinn, ganz klar->Fortpflanzung zur Erhaltung der eigenen Art - ein Urinstinkt.
Das war aber eigentlich ein Eigentor, weil diese Antwort trieb mich nur weiter - zu anderen Fragen, welche zugehörigen Antworten ich eigentlich gar nicht wissen wollte.
Ist es nicht alles nur ein Instinkt der uns treibt? Gibt es die Liebe? Ist es nicht nur eine ewige Illusion die sich in die nie endende Hoffnung nistet und uns treibt? Immer und immer weiter - sozusagen ein Schutzmechanismus der Natur, welcher uns benutzt. Eigentlich sehr sehr schlau, sein ganzes Leben nach etwas zu streben was es nicht gibt und sich irgendwann damit zufrieden zu geben was man gefunden hat und sich selbst belügt, indem man es für das nicht existente Ziel ausgibt.
Könnte man nicht auch sagen.. die Liebe - ein eiskalt ablaufender Mechanismus der dich zum Mittel des Zwecks macht.. dich manipuliert mit Hilfe von Hormonen.
Um ein anderes Thema anzusprechen, welches mich auch sehr bewegt - eigentlich geht es nur um ein Wort !Profilierung!
Warum das tollste Auto?
Warum die schickste Freundin?
Warum die teuerste Wohnung?
Warum den größten Oberarm?
Das streben nach alldem, ist das die Krankheit des Menschen?
Die Kette kann man endlos fortführen doch wozu ist sie gut? sich vor anderen zu profilieren? um anderen zu zeigen dass man über ihnen steht? um sie dadurch zu ernidriegen? Oder geht es doch nur um Macht und nie um was anderes? Ich dachte.. nein! so kann es nicht sein, aber es ist so. Oder?
Irgendwo ist doch ein Fehler oder?
Da fällt mir ein schlauer Spruch ein:
We are possibly programmed by a broken brain - we call god!
Was ist es, dass viele Menschen auf dieser Erde von Hass statt von Liebe geleitet werden, welche nur an sich und ihre Vorteile denken, nicht nach rechts oder links schauen (schon gar nicht zu menschlichen Kreaturen wie mir, kraft standes und ohne Geld schon zum scheitern verurteilt!!), die gefühllos und exzentrisch nur ihren Weg verfolgen, nicht mehr fähig sind mitzuleiden, sondern lieber protzen, treten und schikanieren und das mit einer dermaßen unverschämten Macht durchsetzen, dass kein Freiraum mehr für positive Menschen bleibt..
..und alles ausbeuten würden was man kann, wie es die Reichen unserer Welt tun - Modekonzerne welche Menschen der dritten Welt heucheln in den USA für sie zu arbeiten und sie dann auf eine Insel verschleppen und dort arbeiten lassen. Oder sind es die Sextouristen welche sich mit der "MACHT: GELD" Sex von Kinder "erpressen", dass deren Familie überleben kann?
Wieviel Leid könnte man heilen, wenn jeder einen Euro pro Monat spenden würde?
Kann es uns wirklich nur gut gehen wenn andere Leiden? Und wir an ihrem Leid profitieren?
Ja.. nun steh ich in der $/"&!%§ und weiß nicht vor noch zurück. Beende meine Ausbildung in einem Monat - dann heißt es HartzIV.
Arbeitslos - Wertlos?
|
|
|
|
|
Werbung |
|
chr1s
neu an Bord!
2
Hamburg M, 22
|
Thu, 01.Jun.06, 16:11 Re: Desillusioniert - Fluch oder Segen |
|
Eine letzte Frage:
Wo ist der Unterschied ob ich Heute, Morgen, Übermorgen oder in 5Jahren sterbe? - Es gibt keinen?
Es ist die Frage nach dem Sinn und ich kann mich seitdem nichts erfreuen..
vor einiger Zeit bin ich sozusagen in ein tiefes Loch gefallen und wenn ich mich umsehe.. sehe ich nur "!/§$("$.. wenn ich einen Menschen angucke.. sehe ich nur das schlechte in ihm
|
_________________ hm.. |
|
|
|
dietraurigekatze
sporadischer Gast
18
Österreich W, 29
|
Fri, 02.Jun.06, 12:12 Re: Desillusioniert - Fluch oder Segen |
|
Hallo chr1s,
die Frage nach dem Sinn - auch etwas, das mich immer wieder beschäftigt.
Ich glaube einfach, dass Leben danach strebt, zu existieren. Warum gibte es Pflanzen, die in trockenen, steinigen Gegenden leben? Oder Bakterien in heissen Quellen? Das Leben will sein - mehr Sinn dahinter gibt es für mich auch nicht.
Bei Menschen, aber auch bei Tieren (wir sind ja nichts anderes als ein sozial hochentwickeltes Tier) glaube ich aber an Handlungsfreiheit. Also dass nicht alles biochemisch festgelegt ist - das wir Weichen stellen können. Und das wir uns verändern können. Und sei es die Entscheidung, die wir treffen, wenn wir uns z.B. für Antidepressiva und/oder eine Therapie entscheiden. Die uns helfen, unsere Reizleitung im Gehirn von negativem zum positiven umzulenken - also positive "Autobahnen" aufzubauen.
Ich weiss, dass es viel Schlechtes gibt, aber es gibt auch viel Gutes.
Das Gute und das Schlechte, dass von Volkern "in persona" als Go(ö)tt(er) und Teufel gesehen wurden - was von anderen als "göttlich" gesehen wird, etwa als Extrembeispiel die Inquisition, sehe ich als "teuflisch". Weiter gefasst: was andere als "das Gute" sehen, muss für mich nicht gut sein -> das Gute ist z.B. so wie das Sinnvolle also kein allgemein gültiger Begriff.
Wenn jemand das tollste Auto oder die schickste Freundin als höchster Sinn ansieht, ist das sein Recht. Es muss aber für Dich nicht unbedingt sinnvoll sein. Viktor Frankl hat sich damit befasst, vielleicht hilft Dir das Buch "Der Mensch auf der Suche nach dem Sinn" weiter.
Der Sinn des Lebens liegt für mich im Augenblick. Wenn ich in der Sonne liege und eine Pflanze betrachte, ihre Schönheit sehe. Oder wenn ich den Regen auf der Haut spüre. Oder wenn ich jemandem eine Freude machen kann.
Momentan geht es mir auch nicht so gut, ich habe mich überarbeitet. Aber ich weiss, dass ich da wieder rauskommen werde und dann wieder einen schönen Augenblick genießen werde. Und das ist für mich persönlich der Sinn des Lebens.
LG, dietraurigekatze
|
|
|
|
|
Linea
Forums-InsiderIn
153
Wien W, 25
|
Sun, 04.Jun.06, 20:02 Re: Desillusioniert - Fluch oder Segen |
|
Hallo ihr beiden!
Traurigekatze, danke für diesen wirklich schönen, berührenden Post! Du sprichst mir aus der Seele!
Ich denke auch, dass der Sinn des Lebens nur darin bestehen kann, die MOMENTE des Lebens wahrzunehmen und das Beste aus allem zu machen. Eine Einstellung zu entwickeln, mit der man die positiven Erlebnisse von den negativen ausfiltert. Und sich einfach im Moment an kleinen Dingen erfreut, anstatt von einer blinden Gier getrieben, nach den oberflächlichen, aber von der Gesellschaft als wichtig erklärten Dingen (Geld, Auto, usw.), strebt.
Lieber Chr1s, ich glaube, dass die Frage nach dem Sinn des Lebens sich zu einer unnötigen Belastung entwickeln kann. Du wirst keine allgemeingültige Antwort finden, an der du dich anhalten kannst. Du wirst daran nur verzweifeln, wenn du alles allzu sehr hinterfragst.
Vielleicht kannst du dir kleine Lebensziele stecken, grosse wie kleine. Vielleicht kann es dir wichtig sein, einen bestimmten Job zu bekommen oder ein bestimmtes Land zu bereisen; vielleicht kann es auch momentan wichtiger sein, am Wochenende dieses oder jenes zu erleben, also zu erreichen.
Wichtig ist, dass sich dein Leben für dich richtig und stimmig anfühlt, und für niemanden anderen sonst. Du brauchst dich nicht daran orientieren, was für jemanden anderen ein Lebensziel sein könnte.
Deine einzige Lebensaufgabe besteht darin, dich glücklich zu machen. Das sollte der Sinn des Lebens sein.
Etwas konfus mein Text, aber vielleicht kannst du was damit anfangen.
Liebe Grüße, Linea
|
_________________ Die Angst klopfte an die Tür.
Das Vertrauen öffnete - und niemand war draussen. |
|
|
|
Werbung |
|
chimäre
Helferlein
43
Wien W, 41
|
Mon, 05.Jun.06, 0:09 Re: Desillusioniert - Fluch oder Segen |
|
Hi Chris,
Ich glaube nicht nur, dass das Leben danach strebt zu existieren, sondern ich für meinen Teil strebe danach zu leben. Damit beschreibe ich mein Verlangen nach jenen Dingen, die sich gut anfühlen, die mich aufwachen lassen, mich munter, ‚lebendig’ machen. Ich unterscheide sie von jenen, die mich ermüden, einschläfern, in einen benebelten Dämmerzustand treiben, von Trägheit begleitet sind.
Du verfügst über einen ungetrübten und sonnenklaren Ausdruck. Deine Fragen erscheinen mir überaus ernstzunehmend und berechtigt. Dein Durchblick in jungen Jahren ist erstaunlich!
Da ich mich viel mit Sinnsuche beschäftigte, empfehle ich Dir Platon zu lesen – ein etwas komplizierter Stil, aber viel Inhalt.
Ein paar schöne Sachen gibt’s auch im Netz:
http://www.opera-platonis.de/Symposion.html - wirklich spannend wird’s am Schluss, wenn Sokrates seine Reden schwingt...
Keine Ahnung, ob dieses Material wirklich Dein Fall ist – aber bei Platon kannst Du mehr über die Liebe erfahren, als ich Dir jemals erzählen könnte.
Lieber Gruß
PS: Wieso bist Du, wenn Du aus einer wohlhabenden Familie kommst, auf Hartz IV angewiesen? – Und wieso ‚ohne Geld’ oder ‚Kraft Deines Standes’ zum Scheitern verurteilt? Welche Ausbildung schließt Du ab?
|
|
|
|
|
|
|