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carpe diem
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Post Thu, 01.Jun.06, 9:35      Doktorarbeit - überfordert? Reply with quoteBack to top

Hallo an alle,

ich mache seit knapp zwei Jahren meine Doktorarbeit (Naturwissenschaft) bzw. wurschtle mich mehr schlecht als recht da durch. Anfangs hat es mir schon Spaß gemacht und nach wie vor finde ich das Themengebiet spannend. Aber ich fühle mich zunehmend überfordert, habe das Gefühl, ich weiß viel zu wenig und bin gar nicht geeignet für diese Art von Arbeit. Am schlimmsten für mich ist, daß es absolut keine Relation gibt zwischen dem, was man investiert und dem, was rauskommt. Man arbeitet oft wochenlang "für umsonst" und das ist eine Frustration, die ich schlecht bis gar nicht aushalten kann. Inzwischen habe ich das Gefühl, daß ich mit meinem Projekt nie auf einen grünen Zweig komme. Ich schlage mich regelmäßig mit Arbeitsblockaden rum, kann manchmal gar nix machen, bin völlig gestreßt durch Kleinigkeiten und habe oft Versagensängste. Ich wünsche mir oft einen Job, bei dem ich einfach eine (lösbare) Aufgabe bekomme, dann kann ich Zeit investieren, abhaken und habe dann eine Aufgabe erfüllt. Ich glaube, ich brauche diese Bestätigung, die ich in meinem Job überhaupt nicht habe. Die Aussicht, daß ich noch weitere zwei Jahre damit verbringen soll, ist für mich im Moment Horror. Aber ich habe jetzt schon so viel Zeit investiert und ohne den Titel wird es schwer, einen Job zu finden. Schmeißen wäre also ein großes Risiko und keiner würde mich verstehen. Was mach ich bloß???

LG
carpe diem
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Indi38
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Post Thu, 01.Jun.06, 9:47      Re: Doktorarbeit - überfordert? Reply with quoteBack to top

Hallo!

Da geht es mir wie Dir, allerdings muß ich noch den Magister machen. Alles fing so prima an und jetzt "wurstel" ich nur noch vor mich hin. Ich bin ganz schön unter Druck. Einmal möchte ich gerne den Abschluß machen und andererseits weiß ich nicht wie ich die Studiengebühren noch zahlen soll. Leider kann man auch schlecht eine Auszeit nehmen.

Ich fühle echt mit Dir und hoffe, dass hier jemand noch Tipps auf Lager hat.

Viele Grüsse!

Indi

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Viele Grüsse!

Indi
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Tarengrim
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Post Thu, 01.Jun.06, 16:19      Re: Doktorarbeit - überfordert? Reply with quoteBack to top

Verstehen würde es sehr wohl jeder, aber wie du richtig sagst, jetzt aufzugeben so kurz vor dem ziel wäre schade darum. Natürlich ist es auch sinnlos da weiter zu machen wenn dir das überhaupt nicht liegt.

In der Naturwissenschaft und in eigentlich allen wissenschaftlichen Gebieten, geht es nicht immer darum herauszufinden wie etwas funktioniert. Es reicht manchmal schon einfach zu wissen wie etwas nicht klappt.
Selbstverständlich ist es deprimierend wenn man Wochen lange oder Monate lange arbeitet nur um am ende zu sehen, dass man wieder einmal nicht auf einen grünen Zweig gekommen ist. Aber man kann es erneut versuchen und diesmal weiß man mehr und macht vielleicht den einen oder anderen Fehler nicht.

Der geregelte job ist zwar in einer gewissen Phase recht schön, vor allem wenn das leben um einen herum recht turbulent ist, wäre es toll einen art gefestigten job zu haben wo man hingeht seine arbeit erledigt und dann wieder geht, aber auf lange sicht verdörrt man bei so einer arbeit. Jeden tag das gleiche, mit der Zeit führt es zu einem trott, Langeweile und Depressionen. Ich empfehle dir wenigstens die Doktor arbeit abzuschließen.

Es ist natürlich leicht dahin gesagt, aber nicht aufgeben. Solange du dein Bestes gibst kann dir keiner einen Vorwurf machen.

Aus rein persönlicher Neugierde, an welchem Projekt arbeitest du denn? Erzähl ein wenig darüber vielleicht schaffst du es do deinen Enthusiasmus wieder ein wenig in Schwung zu bringen.
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at_lantis
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Post Thu, 01.Jun.06, 16:36      Re: Doktorarbeit - überfordert? Reply with quoteBack to top

Hallo carpe diem und Hallo Indi38,

Argkkkk! Ich kenne das so absolut gut: Morgens aufstehen mit dem ekligen Gefühl sich jetzt wieder an den Schreibtisch setzen zu müssen, die ganze Zeit das schlechtes Gewissen, weil man "zu wenig" gemacht hat, kein wirklicher Feierabend, weil ja abends manchmal noch gute Ideen kommen könnten, immer wieder neue Bücher besorgen, Artikeln hinterherforschen, alles umschmeissen, immer alleine kämpfen, keine Relation zwischen Arbeit und Ergebnis...

Soviel kurz vorher: Ich bin mit der Arbeit fertig geworden und habe sie rechtzeitig abgegeben. Aber ziemlich fertig. Das ist vier Jahre her, war vielleicht die ätzendste Zeit in meinem Leben und jetzt erst checke ich, was da schief gelaufen ist.

So gut wie niemand konnte mir in der ganzen Zeit helfen. Keiner kannte sich mit dem Thema aus, mein Professor hat immer nur pauschal Blabla von sich gegeben und gesagt, dass ich es so machen soll, wie es für mich richtig ist. (Jetzt weiß ich, dass er einfach keinen Bock hatte sich einzuarbeiten.)

Es hört sich sich verdammt so an, als ob ihr zwei kleine Perfektionisten seid. Wink Es ist nicht das "Große Werk", für das man euch euer ganzes Leben mögen oder nicht mögen wird. (Geholfen hat mir bei meiner Angst nur Mist zu schreiben der Gedanke, dass der Prof das an einem, vielleicht zwei Tagen liest und die Arbeit dann für immer im Archiv verschwindet.)

Wenn ihr allerdings eine wissenschaftliche Karriere/Arbeit in der Forschung anstrebt, dann wird das nicht die letzte Arbeit gewesen sein. Neutral

Falls ihr einfach nur fertig werden wollt, dann gilt es jetzt effektiv zu sein und das Leiden nicht unnötig rauszuziehen. FERTIG WERDEN! Weg mit dem Ding! Das Gefühl "doofes Zeug zu fabrizieren" beiseite schieben, schreiben, schreiben, schreiben und nicht darüber nachdenken, dass das peinlich, blöd oder unqualifiziert ist. Ihr habt euch doch lange genug mit dem Thema beschäftigt! Meine Erfahrung war, dass die Relationen durcheinander geraten, wenn man zu Hause alleine an so etwas arbeitet. Und wenn es Leute gibt, die sich auch mit eurem Thema auskennen, dann LÖCHERT die! Keine Scham und nicht das Gefühl haben unkompetent zu sein. (Diese Leute mussten sich das auch erarbeiten.)

Umsonst ist das Ganze nicht. Denn ein abgeschlossenes Studium ist wirkklich ein Beweis dafür "etwas zu Ende bringen zu können" und auch irgendwie eine "Eintrittskarte". Schmeißen ist eine Lösung, wenn du dich mit dem Thema komplett verrannt hast (und der Prof das auch bestätigt). Bloß nicht mit dem Gedanken trösten, dass man ja verlängern kann, sich krank schreiben lassen kann... Ich kenne soviele Leute bei denen das außer noch mehr Selbstfertigmacherei nichts gebracht hat.

Oh je, oh je. Ich hoffe dieser Bericht bringt euch irgendwas. Wichtig finde ich echt nur FERTIG WERDEN und sich nicht selbst fertig machen mit Gedanken wie "ich könnte das noch besser machen" oder "hätte ich doch mehr/besser/konzentrierter/blablabla gemacht". Das ist keine angemessene Lösung.

Blöde Bemerkung noch: Ablenkung ist auch mal gut: Sport, Disco, Leute treffen (aber nicht in die Dauerablenkung rutschen, gell?) Das relativiert das Ganze auch ein bisschen.

Alles, alles Gute! Es kommt der Tag, an dem das Teil gebunden ist, in einem Umschlag in 5-facher Ausführung mit dem Formular mit der Bekundung "alles alleine gemacht zu haben" von euch im Dekanat abgegeben wird!

Grüße, anchoa
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jovenilia
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Post Fri, 02.Jun.06, 8:29      Re: Doktorarbeit - überfordert? Reply with quoteBack to top

hihi, tatsächlich kenne ich kaum jemanden, dem es in der Phase (Diplomarbeit oder Diss schreiben) anders gegangen wäre. Alle diese Gedanken und Zustände sind völlig normal!!! Hängt mit dem Druck zusammen (ich wollte in der Phase ernsthaft auswandern). Man muß da einfach durch, und wenns vorbei ist, versteht mans nicht mehr (ehrlich).
Auf keinen Fall Hinschmeissen!!!! So dumm es klingt, gerade die Erfahrung , das durchgehalten zu haben, bringt einen weiter!
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Indi38
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Post Fri, 02.Jun.06, 8:43      Re: Doktorarbeit - überfordert? Reply with quoteBack to top

Hallo!

Ja, gestern konnte ich wieder etwas Luft schnuppern in meinen Job. Life am Puls des Geschehens. Laughing Das tat mir sowas von gut! Nun weiß ich wieder was ich will. Hoffentlich hält die positive Stimmung noch etwas.
Ich will ja auch gar nicht aufgeben, aber manchmal sieht man nur noch schwarz. Dazu muß ich sagen, dass mir schlecht wird, wenn ich daran denke in meinen alten Beruf rückkehren zu müssen. Habe ja schon eine Ausbildung. Leider hasse ich den Beruf! Evil or Very Mad Deshalb möchte ich unbedingt in diesemneuen Beruf arbeiten. Ist zwar brotlose Kunst, aber es ist Balsamfür MEINE Seele.

Indi

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Viele Grüsse!

Indi
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carpe diem
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Post Fri, 02.Jun.06, 12:20      Re: Doktorarbeit - überfordert? Reply with quoteBack to top

Danke für eure Antworten,

@Tarengrim:
Quote:
Ich empfehle dir wenigstens die Doktorarbeit abzuschließen.

Es ist natürlich leicht dahin gesagt, aber nicht aufgeben. Solange du dein Bestes gibst kann dir keiner einen Vorwurf machen.


Ja, das ist wirklich leichter gesagt als getan. Ich sage es mir ja auch oft. Nur ab wann ist denn das, was man investiert, ein zu hoher Preis? Mir ist dieser Titel von der Sache her gar nicht so wichtig, es war eher der Inhalt, der mich dazu gebracht hat, das zu machen. Und wo nehme ich meine Motivation her, wenn das kein Grund mehr ist?

Quote:
Aus rein persönlicher Neugierde, an welchem Projekt arbeitest du denn?

Ich arbeite in der genetisch-/molekularbiologischen Richtung, also eher so was in Richtung Medizinische Forschung. Dieses Gebiet finde ich schon sehr spannend, nur ist man mit seinem Projekt dann immer so hochspezialisiert, daß man den Bezug zur Realität, eben der Umsetzung in die Praxis, total verliert. Und mich interessiert eher das Ganze als ein winziger Teilaspekt.
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Post Fri, 02.Jun.06, 12:27      Re: Doktorarbeit - überfordert? Reply with quoteBack to top

@anchoa:
Danke für die aufmunternden Worte!
Ich glaube, du hast deine Diss in einer Geisteswissenschaft gemacht, oder? Das ist schon ein Unterschied. Denn ich bin bisher nicht wirklich am schreiben, das kommt erst ganz am Ende. Ich mache sozusagen 3-4Jahre normale Forschungsarbeit und schreibe dann am Ende aus dem, was ich rausgefunden habe, eine Arbeit. Das heißt, ich habe auch (mehr oder weniger) geregelte Arbeitszeiten im Labor und einen Vertrag. Nur mit dem Projekt bin ich eben auch ziemlich allein. Es werden zwar Ergebnisse und Veröffentlichungen in Fachzeitschriften verlangt, aber wie ich da hinkomme, muß ich selbst rausfinden.

Quote:
Wenn ihr allerdings eine wissenschaftliche Karriere/Arbeit in der Forschung anstrebt, dann wird das nicht die letzte Arbeit gewesen sein.

Mir wird immer klarer, daß ich in der Forschung nicht bleiben möchte.

Quote:
Ablenkung ist auch mal gut: Sport, Disco, Leute treffen (aber nicht in die Dauerablenkung rutschen, gell?) Das relativiert das Ganze auch ein bisschen.

Das versuche ich im Moment schon auch, aber das hält dann nur für eine gewisse Zeit an, spätestens Montag Mittag hält dann die schlechte Laune wieder Einzug und die Ängste.
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Post Fri, 02.Jun.06, 12:30      Re: Doktorarbeit - überfordert? Reply with quoteBack to top

@bade_ka:
Quote:
Auf keinen Fall Hinschmeissen!!!! So dumm es klingt, gerade die Erfahrung , das durchgehalten zu haben, bringt einen weiter!

Ja, das ist ein gutes Argument. Ich glaube, wenn ich jetzt schmeißen würde, würde das mein Selbstwertgefühl schon arg anknacksen. Und rückgängig machen könnte ich das nie wieder. Es würde immer ein dunkler Fleck bleiben von etwas, was ich "nicht geschafft" habe.

Liebe Grüße
carpe diem
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Tarengrim
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Post Fri, 02.Jun.06, 13:30      Re: Doktorarbeit - überfordert? Reply with quoteBack to top

Eine sehr gute Frage mit der Motivation und dem Preis.
Ich selbst würde sagen, wenn die Motivation wirklich völlig weg ist, dann macht es keinen sinn mehr weiter zu machen. Andererseits gibt es Moment im leben (können auch zu längren Phasen werden) in denen man einfach weiter machen sollte, egal wie motiviert man ist.
Vielleicht ist dir der Titel egal, ich kenne das, der Titel an sich ist nicht wirklich wichtig, aber es gibt viele Menschen, vor allem jene die... "weniger offen" sind, die eben viel auf solche Oberflächlichkeiten geben. Und da diese Menschen meist in höheren Positionen sind, ist es für die Zukunft besser den Titel wenigstens durchzuziehen.
Es ist immer sehr unangenehm sich irgendwann mal vorwürfe zu machen warum man dies und das nicht getan hat.

Es könnte helfen, wenn du dir ein wenig Urlaub gönnst um den Kopf frei zu bekommen. Wenn man lange an etwas arbeitet ohne sich je mit etwas anderem zu beschäftigen ist es meist so dass man nach einiger Zeit davon die Nase voll hat...
Uhm eine vielleicht persönliche frage, aber wie sieht dein Lebe abgesehen von der Arbeit aus? Es sollte ein starker Gegenpol sein, ansonsten nimmt man Rückschläge in der Arbeit viel schlimm und verliert das "Leben" irgendwie aus den Augen...


Nun, aber das ganze ist doch auch aus Teilaspekten aufgebaut und du wirst wenn du dann einmal fertig bist nicht immer an dem Projekt oder eben in dem gebiet arbeiten. Mit einem Titel ist die Chance wenigstens um einiges größer dass du universell eingesetzt wirst. deshalb mein Vorschlag die Ausbildung zu beenden wenn es geht.
Aber ich will dir natürlich nichts einreden, mach am besten das, was dir am richtigsten erscheint und um ehrlich zu sein, ich bin schon gespannt wie du dich letztendlich entscheidest
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Post Fri, 02.Jun.06, 15:20      Re: Doktorarbeit - überfordert? Reply with quoteBack to top

Hi Tarengrim,

Tarengrim wrote:
Vielleicht ist dir der Titel egal, ich kenne das, der Titel an sich ist nicht wirklich wichtig, aber es gibt viele Menschen, vor allem jene die... "weniger offen" sind, die eben viel auf solche Oberflächlichkeiten geben. Und da diese Menschen meist in höheren Positionen sind, ist es für die Zukunft besser den Titel wenigstens durchzuziehen.

Du hast schon recht, nur habe ich im Moment manchmal den Wunsch, etwas völlig Anderes zu machen, wie Schafe züchten in Neuseeland und da ist der Titel ja nun völlig egal. Aber ich weiß eigentlich, daß das nur Hirngespinste sind als eine Art radikale Flucht vor Allem. Wahrscheinlich wäre ich mit den Schafen auch nicht wirklich glücklich. Damit komme ich zu der Frage, was macht mich denn glücklich (oder sagen wir zufrieden) und worauf möchte ich eigentlich hinarbeiten? Das ist eben eine Frage, die bisher auch nicht beantwortet ist.


Quote:
Es könnte helfen, wenn du dir ein wenig Urlaub gönnst um den Kopf frei zu bekommen. Wenn man lange an etwas arbeitet ohne sich je mit etwas anderem zu beschäftigen ist es meist so dass man nach einiger Zeit davon die Nase voll hat...

Das ist auch wahr. Ich habe im letzten Jahr nicht so viel Urlaub gemacht, vor allem immer nur eine Woche lang und da kommt man irgendwie gar nicht so ganz raus. Für dieses Jahr habe ich mir auf jeden Fall einen mindestens zwei-wöchigen Urlaub vorgenommen. Das wird aber leider wahrschienlich erst im September sein.
Quote:

Uhm eine vielleicht persönliche frage, aber wie sieht dein Lebe abgesehen von der Arbeit aus? Es sollte ein starker Gegenpol sein, ansonsten nimmt man Rückschläge in der Arbeit viel schlimm und verliert das "Leben" irgendwie aus den Augen...

Ich versuche schon, Gegenpole zu schaffen, mache Sport und Musik, wandern, lesen, Freunde, usw. Aber die Arbeit nimmt schon viel Zeit in Anspruch, ich hätte gern mehr für mich, aber das geht schlecht. Bin ja auch oft am Wochenende da (meist nicht den ganzen Tag, aber man denkt dann eben doch wieder darüber nach), das ist normal hier. Ich habe das Ganze also quasi immer im Sinn.


Quote:
Mit einem Titel ist die Chance wenigstens um einiges größer dass du universell eingesetzt wirst. deshalb mein Vorschlag die Ausbildung zu beenden wenn es geht.

Das ist mir schon klar und sicher auch ein Grund dafür, daß ich nicht so ohne weiteres aufgeben will.

Quote:
Aber ich will dir natürlich nichts einreden, mach am besten das, was dir am richtigsten erscheint

Keine Angst, ich lasse mir schon nichts einreden Smile Ich weiß ja, daß ich am Ende die Entscheidung selbst treffen muß. Ich versuche hier nur, Anregungen zu bekommen und meine Gedanken ein bißchen zu ordnen. Das hilft schon sehr.

Liebe Grüße
CD
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Stöpsel2
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Post Fri, 02.Jun.06, 15:57      Re: Doktorarbeit - überfordert? Reply with quoteBack to top

Quote:
es war eher der Inhalt, der mich dazu gebracht hat, das zu machen. Und wo nehme ich meine Motivation her, wenn das kein Grund mehr ist?


Wo ist der Inhalt denn hin?
Quote:

Dieses Gebiet finde ich schon sehr spannend, nur ist man mit seinem Projekt dann immer so hochspezialisiert, daß man den Bezug zur Realität, eben der Umsetzung in die Praxis, total verliert. Und mich interessiert eher das Ganze als ein winziger Teilaspekt.


Kannst Du Dir den Bezug denn nicht schaffen? Kannst Du nicht irgendwie Kontakt halten zur Praxis?

Quote:
Nur mit dem Projekt bin ich eben auch ziemlich allein. Es werden zwar Ergebnisse und Veröffentlichungen in Fachzeitschriften verlangt, aber wie ich da hinkomme, muß ich selbst rausfinden.


Das hört sich nach ziemlich schlechter BEtreuung an. Kannst Du Dich nicht woanders betreuen lassen/zusätzlich durch andere informell betreuen lassen? Gibts ähnliche Arbeitsgruppen, wo Du stattdessen mit Deiner Diss. weitermachen kannst? Kannst Du nicht einfahc Kontakt halten zu Leuten, die etwas ähnliches bearbeiten? Gibts Fachforen oder Mailinglisten zu Deinem Thema? Irgendwelche Arbeitsgruppen beim Berufsverband? (Wenn nicht, kann man sowas auch selbst ins Leben rufen)
Austausch mit anderen ist ein wichtiger Motivationsfaktor.

Quote:
Mir wird immer klarer, daß ich in der Forschung nicht bleiben möchte.


Ist doch auch gut, wenn Du das schon mal rausgefunden hast. Kannst Du dann Deiner Diss. nicht einen angewandteren Bezug geben? Ich weiß nicht, welche Art von Erwerbsarbeit Dir für später vorschwebt. Ich schätze mal in einem Unternehmen. Kannst Du nicht schauen, ob ein Unternehmen mit Deiner bisherigen Arbeit was anfangen kann und die Diss. dann dort fortsetzen? Manchmal zahlen Unternehmen für sowas ja auch (weiß nicht, wie das in Deiner Branche ist). Vielleicht bist Du mit Deinen bisherigen Erfahrungen ja auch so schon für manche Arbeitgeber interessant. Die Berufserfahrung, die Du so sammeln könntest, ist oft wichtiger als ein Titel (aber wie gesagt, weiß ich nicht, ob das auch in Deiner Branche so ist)

Quote:
Damit komme ich zu der Frage, was macht mich denn glücklich (oder sagen wir zufrieden) und worauf möchte ich eigentlich hinarbeiten? Das ist eben eine Frage, die bisher auch nicht beantwortet ist.


Vielleicht solltest Du Dich darum mal kümmern. Auch wenn Du dann dabei landest, daß das, was Du grade machst, doch gar nicht so schlecht ist, war die Mühe nicht umsonst. Denn dann kannst Du auch (vor Dir selbst) dazu stehen.
Oft liegt das, was man gerne macht, nicht soooweit weg von dem, was man bisher gemacht hat, weil man oft auch das gerne macht, was man gut kann. Aber manchmal können Nuancen das entscheidende sein.

Viele Grüße
Stöpsel
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Post Tue, 06.Jun.06, 8:35      Re: Doktorarbeit - überfordert? Reply with quoteBack to top

Hallo Stöpsel,

Stöpsel2 wrote:
Quote:
es war eher der Inhalt, der mich dazu gebracht hat, das zu machen. Und wo nehme ich meine Motivation her, wenn das kein Grund mehr ist?


Wo ist der Inhalt denn hin?


Hmmm, wie gesagt, die Spezialisierung ist so groß, daß man oft vom Ganzen kaum noch was mitkriegt. Und mir reicht es eben nicht, mich immer nur mit winzigen Details rumzuschlagen.

Quote:
Kannst Du Dir den Bezug denn nicht schaffen? Kannst Du nicht irgendwie Kontakt halten zur Praxis?


Ähm, nein, eigentlich nicht. Mein Projekt ist ja vorgegeben und der Praxisbezug ist weit weg.

Quote:
Das hört sich nach ziemlich schlechter BEtreuung an. Kannst Du Dich nicht woanders betreuen lassen/zusätzlich durch andere informell betreuen lassen? Gibts ähnliche Arbeitsgruppen, wo Du stattdessen mit Deiner Diss. weitermachen kannst? Kannst Du nicht einfahc Kontakt halten zu Leuten, die etwas ähnliches bearbeiten? Gibts Fachforen oder Mailinglisten zu Deinem Thema? Irgendwelche Arbeitsgruppen beim Berufsverband? (Wenn nicht, kann man sowas auch selbst ins Leben rufen)
Austausch mit anderen ist ein wichtiger Motivationsfaktor.

Die Betreuung ist schon da, ich muß eben nur immer wieder selbst hingehen, wenn ich was will und diese Motivation fehlt mir im Moment. Die Möglichkeit, woanders weiterzumachen, gibt es nicht, ich müßte dann von vorn anfangen mit einem anderen Projekt und das kommt für mich nicht in Frage. Nach Austauschforen könnte ich mal schauen, das ist ein guter Tip.

Quote:

Quote:
Damit komme ich zu der Frage, was macht mich denn glücklich (oder sagen wir zufrieden) und worauf möchte ich eigentlich hinarbeiten? Das ist eben eine Frage, die bisher auch nicht beantwortet ist.


Vielleicht solltest Du Dich darum mal kümmern.


Ja, das versuche ich, aber das ist für mich ein langer Weg...

Liebe Grüße
CD
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darkstar
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Post Tue, 06.Jun.06, 21:38      Re: Doktorarbeit - überfordert? Reply with quoteBack to top

Hallo Carpe Diem,

ich kenne das was Du schreibst von mir. Vielleicht kann ich Dir ja mal schreiben wie es bei mir war, vielleicht hilft Dir das ja.

Schon während des Diploms hatte ich schon manchmal das Gefühl, daß ich mich mit meinem Studium überfordert fühle, was sich aber komplett nicht in meinen Leistungen ausdrückte - sprich ich war sehr gut dabei und hatte mein Diplom 2 Semester vor der Regelstudienzeit fertig.

Hab dann mit der Doktorarbeit angefangen, weil so nach dem Höhenflug des Diploms hab ich dann doch noch Hoffnung gehabt, daß es mir leichter fallen würde. Aber irgendwie hat sich das alles verstärkt, ich hatte echte blokaden, hab über längere Zeiten hinweg gar nix hinbekommen. Versteht sich von selbst, daß ich die ganze Zeit immer das Gefühl hatte ich weiß viel zu wenig und überfordert bin. Ich hab mich dann aber durchgebissen und mit sehr gut disputiert.

Was mir in der letzten Phase (ca. 5 Monate) sehr geholfen hat, war die psychotherapeutische Beratungsstelle meiner Uni in Anspruch zu nehmen. Dort haben wir trotz der kurzen Zeit einiges erreicht und das hat mir sehr geholfen (insbesonder bei der Disputation selbst, vor der ich riesen Panik hatte).

Was hat mir noch geholfen? Mir feste Bürozeiten setzen. Ich bin zum Beispiel nicht der Typ der 12 Stunden am Stück arbeiten kann - schon gar nicht in einem eigentlich so kreativen Beruf. Am Anfang hab ich das mit den 12 Stunden versucht, hat mich nur unglücklich gemacht. Dann hab ich konsequent 8 Stunden gearbeitet, bekam viel mehr gebacken und war ausgegelichener.

Mit Kollegen reden und sie einfach fragen, wenn ich was nicht verstanden hab. Und vor allem: Nicht dran denken, was man bis zur Disputation noch alles verstanden haben muß.

Und dann sind Naturwissenschaften natürlich auch noch ne echt harte Angelegenheit. Wie es mal ein guter Freund von mir formuliert hat: "Bei welchem andern Job kommt man sich täglich wie der letzte Depp vor? Das gehört zur Berufsbeschreibung." Eine ganz andere Sache ist, ob Du so einen Beruf langfristig ausüben willst.

Von meiner Seite aus würde ich Dir Emfpehlen: Beiß Dich durch, es kommen auch wieder bessere Zeiten. Versuch den Druck etwas rauszunehmen und Deine Promotionszeit auch etwas zu genießen.

Viele Grüße,
D*
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Post Wed, 07.Jun.06, 14:20      Re: Doktorarbeit - überfordert? Reply with quoteBack to top

Hallo darkstar,

vielen Dank für deine aufmunternden Worte. Es tut schon gut zu hören, daß es anderen genauso geht/ging.

Während dem Studium hatte ich eher wenig Probleme und habe auch gut abgeschlossen. Aber da sind die Anforderungen auch andere und man hat immer Sequenzen, die man abschließen und abhaken kann. Auch mit der Diplomarbeit ist es so. Wenn es da nicht so gut läuft, dann kann man sagen, ist ja bald vorbei. Und wenn nix rauskommt, dann ist das ja auch nicht so schlimm. Aber jetzt ist der Zeitraum riesig (kommt mir zumindest so vor), es wird viel erwartet und es gibt wenig Hilfestellung.
An psychologische Geratung habe ich bisher noch nicht gedacht, aber vielleicht wäre das eine Hilfe.
Das mit den Bürozeiten ist ein guter Punkt, da sollte ich vielleicht auch konsequenter sein. Es ist eben so normal, daß viele Leute hier Überstunden machen, daß man sich gar keine großen Gedanken darüber macht. Aber vielleicht sollte ich mich nicht mit denen messen, sondern meinen eigenen Weg finden. Viele Stunden Anwesenheit bedeuten ja auch nicht immer viel Leistung.
Ich muß wohl insgesamt den Druck, den ich mir selbst mache, verringern und nocht mehr Ausgleich finden, vielleicht kommt dann der Spaß auch wieder - wer weiß...

Liebe Grüße
CD
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