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Sally4Fos
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Post Wed, 31.May.06, 17:00      Benzo-Selbstentzug? Reply with quoteBack to top

Hallo alle da draußen, vor allem jene, die Erfahrung mit Benzos haben (however ob als user oder angehöriger).

Mein Freund war gerade ein Monat lang auf Entzug (85 Metadon, ca. 150 mg Benzos, genauer genommen Anxiolit).... er hat's dort bis auf Null geschafft und wollte dann aber nach wenigen Tagen am krachen so schnell wie möglich raus... zu schnell offensichtlich... getrieben von dem Wunsch noch auf 15mg Anxiolit zu bleiben. Vom Metadon ist er weg, was schon eine riesengroße Leistung ist und auch von 150 auf 15 mg Benzos, von denen er sich jetzt langsam runtersetzen will... aber das macht mir riesige Sorgen.... weil die verdammten Scheißdinger sind doch dafür bekannt, dass sie doch (fast) immer die Tendenz fördern, die Dosis zu steigern.

Außerdem hat ihm sein fuckin viel zu verschreibfreudiger Arzt jetzt die 50mg-Tabletten verschrieben, weil es von den Anxiolit keine 15mg-Tabs gibt.... Er sagt, kein Problem, er kann sie ja vierteln. Aber bitte, welcher Süchtige am Entziehen kann da widerstehen, wenn er eine Packung mit 30 Tabs in der Tasche hat und sich denken, ach ja, er nimmt jeden Tag trotzdem nur ein Viertel von 1er? Es wäre glaub ich einfach viel zu naiv ihm in dieser Hinsicht zu vertrauen....

Das Problem ist, dass ich soweit bin, dass ich mir gesagt hab, ich kann kein Drogenleben mit ihm führen und ich hab so gehofft, dass diese scheiß runterziehenden Drogensorgen nach seinem Entzug ein für allemal vorbei sind. Und jetzt sind die scheiß Tabs noch immer da und ich hab' eine scheiß Angst vor erneuter Drama-Scheiße, wo ich mir doch so ein LiebeLeben mit ihm wünsche.

Was meint ihr? Haltet ihr derartige Selbstentzugsvorstellungen für realistisch? Wie soll ich mich verhalten? Ich will nicht wieder diese Kontrollwunsch bzw. Misstrauensscheiße!

Mit lieben Grüßen und vielen Kraftwünschen,
Sally
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Kampfgrunz
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Post Thu, 01.Jun.06, 14:32      Re: Benzo-Selbstentzug? Reply with quoteBack to top

Hi Sally,

Ja, ich hab Erfahrung mit Benzos, zwar nicht selber, aber ich bin auch Angehörige. Mein Freund war die letzten 16 Jahre auf Substi bzw. H und Benzos.

Nun zu Deiner Frage..weder 85 Metha noch 150mg Benzos sind sooo schlimm- ich will nichts beschönigen, aber von der Dosis her ist es schon machbar...
aber:
dazu kommt noch viel mehr die psychische Seite!!!
den richtigen "Kracher" kriegt man beim BEnzo-Entzug übrigens erst 3 Tage nachdem man auf 0 ist- und da scheitern viele dran...

Dein Freund hat immerhin schon einen starken Willen bewiesen, dass er sich so ein Ziel setzt - aber die Enttäuschung vor sich selbst, wenn man dieses hohe Ziel dann nicht erreich kann sich da schon ins Gegenteil verkehren...

Das Problem ist auch, dass er "politoxikoman" ist- also von 2 Substanzen abhängig...das erschwert die Sache natürlich...

es hängt auch davon ab, wies ihm körperlich geht - so ein Benzo-Entzug ist wirklich übelst- da besteht auch die Gefahr, dass man z.B. epileptische Anfälle kriegt! - es sollte also auf jeden Fall unter ärztlicher Aufsicht erfolgen....

ob kalter Entzug, oder langsam- da scheiden sich die Geister....
ich hab schon beides miterlebt eben als Zuseher...wobei bei meinem Freund der kalte Entzug schon sehr gefährlich war...(Delirium, Wahnvorstellungen, Epis...usw...)
aber letztendlich hat ihm das die Kraft gegeben weiterzu machen...mittlerweile ist er seit 10.1. 2006 in Therapie und es läuft bisher sehr gut...



das was Du da von Misstrauen und Kontrolle schreibst- nun ja, schwieriges Thema, da kann man eigentlich nicht wirklihc was raten...

die übliche Antwort wäre: "Mädel, lass die Finger von dem Typen"

da man aber selber bekanntlich ohnehin alles besser weiß (ich reihe mich selbst in diese Kategorie "naives Mädel" ein.. Wink ) kann man Dir eigentlich nicht wirklich was dazu sagen, außer, dass Du einfach Deinem Gefühl folgen mußt und Dir selber klare Grenzen vor stecken - nach dem Motto: "so weit und keinen milimeter weiter!"
denn schließlich mußt Du damit zurecht kommen und leicht ist das nicht.
Wenn Du Dich selber aufgibst hilfst Du weder Dir, noch Deinem Freund...also stecke in Deinem Leben nicht seinetwegen zurück.


Ich bin mittlerweile der Meinung, dass man jemandem der ein Suchtproblem hat, schon hilfreich zur Seite stehen kann, aber mehr eben auch nicht. Die entscheidende Motivation muss von ihm selber kommen.

Gut, mein Freund war während seines Heim-Entzuges im November/ Dezember schon sowas von am Ende, dass er eigentlich auch wegen mir, weil ich ihm zugeredet habe, entzogen hat...aber, sobald es ihm besser ging, hat er die notwendigen Schritte gesetzt und das sollte man niemandem nehmen, weil das gleichzeitig die Chance ist, wieder Selbstbewußtsein zu tanken und Selbstverantwortlichkeit.

Er hat sich also selber seine Therapie organisiert- ich war zwar mit, aber er hat alles alleine getan und das halte ich für einen wichtigen Schritt, weil er sich dadurch nicht so "die hat mich dahingebracht, ich will das gar nicht" fühlt, sondern "das hab ich selbst aus eigener Entscheidung getan"...
und mal ehrlich, das ist doch immer ein besseres Gefühl, wenn man sein Leben selbst in der Hand hat!
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Kampfgrunz
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Post Thu, 01.Jun.06, 14:43      Re: Benzo-Selbstentzug? Reply with quoteBack to top

nochwas:
les Dir dochmal den Beitrag "Entzug zu Hause" durch....
besonders, was Liv1 schreibt finde ich sehr, sehr zutreffend!!!!!
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Sally4Fos
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Post Thu, 01.Jun.06, 17:47      Re: Benzo-Selbstentzug? Reply with quoteBack to top

HeyA!

danke für deine mitfühlende antwort. ich wünsch euch ganz viel positive vibrations for staying free!

ich bin gestern kurz nach meinem Posting zu ihm gefahren und hab dann mit ihm geredet, dass ich mir große Sorgen mache, ob er auf dieser geringsten dosis von 15mg bleiben kann, wenn er so viel bei sich hat. er hat dann von sich aus vorgeschlagen, dass ich die tabletten aufbewahre und er sich immer für ca. 4 Tage morgens und abends 15mg behält... so hat er es doch selbst in der hand, sich selbst an seine von ihm verordnete dosis zu halten...

wir haben dann lange darüber geredet und waren letztendlich beide froh über diesen Kompromiss, denn ich glaube ich muss ihm einerseits das vertrauen schenken, dass er nach seinen zig Entzügen weiß, was er tut, wenn er sich dafür entscheidet einstweilen noch bei so einer geringen Menge zu bleiben (wenn man bedenkt dass er's ja geschafft hat innerhalb eines Monats ohne größere Komplikationen auf's Metha verzichten zu können)... und es war ihm dann trotzdem auch selbst recht, dass ich ihm bei der Kontrolle über die Dosierung doch im Hintergrund zur Seite stehe... however, einen Versuch ist's ja immerhin wert ... mich beruhigts, er meint, ihm hilfts... so können wir's momentan akzeptieren....

außerdem hat er vor, in cirka zwei Wochen nach Thailand zu fahren, um sich dort dann ganz runter zu krachen.... in der sonne am strand meint er geht's leichter... ja, ich weiß, Thailand ist grad ein sehr heißes Pflaster, aber er verwirklicht sich damit einen Traum und insofern glaub ich es tut ihm gut (auch was selbstvertrauen etc. betrifft)... und das widerstehen lernen ist dort genauso schwierig wie hier in wien... however, ein bisschen naivität braucht man wohl, um die hoffnung stes zu nähren und nicht aufzugeben.... ich hab' die hoffnung, dass er clean zurückkommt.... die andere möglichkeit, dass er wieder voll drauf ist, ist mir auch klar, aber er weiß auch, dass er dann ohne mich leben müsste, wobei dies nicht der einzige grund ist, weshalb er clean werden will. Er ist soweit, dass er es selbst will, weil er sich wieder ein schönes Leben vorstellen kann... er hat immer gesagt, er wird es bis 30 schaffen und ein paar Tage nach seinem Aufenthalt im Krankenhaus hatte er diesen Neugeburtstag.... auch er glaubt also dran, was ja einer der wohl wichtigsten Gedanken ist, um die tatsächliche Umsetzung zu verwirklichen.

oKey, tut jedenfalls gut, mir hier meine beobachtungen von der seele schreiben zu können und feedback zu bekommen.

Alles Liebe,
Sally
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Atanua
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Post Thu, 01.Jun.06, 22:44      Re: Benzo-Selbstentzug? Reply with quoteBack to top

Hallo Sally!

Ich hab mich erst heute in diesem Forum registriert und dein Beitrag ist der erste den ich gelesen hab.

Ich find's gut, dass du die Hoffung nicht aufgeben willst. Ich glaub das ist auch die beste Therapie für ihn. Ich denke, so gibst du ihm eine Zukunftsperspektive. Er braucht etwas an dem er sich anhalten kann, wenn er eine Kriese hat. Meines Wissens nach lasst ja das craving bei den Benzos erst recht spät nach. Auch du wirst viel Kraft brauchen, nicht nur er!

Ich geb dir auch recht wenn du sagst, ohne eigenen Willen geht nichts. Eigenmotivation ist die Grundvoraussetzung für jede Therapie. In dem Punkt solltest du ihn unterstützen wo es nur geht.

Thailand find ich etwas bedenklich. Selbstbetrug ist ja in allen Süchten bekanntermaßen weit verbreitet. Aber du wirst ja eh sehen wie der Urlaub ausgeht.

Ich halt euch beiden auf jeden Fall ganz fest die Daumen und wünsch euch gaaanz viel Kraft und Durhhaltevermögen!

Liebe Grüße
Atanua
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Post Fri, 02.Jun.06, 21:59      Re: Benzo-Selbstentzug? Reply with quoteBack to top

Hallo Sally4fos, lies mal meinen Beitrag vom 24.01.06, war auch in Thailand, am fünften Tag im Mission Hospital, nix mit geschmeidig runterkrachen da. Fremde Umgebung Hitze, Paranoia und die können Leute mit drogenproblemem nicht leiden. Würde es an seiner stelle lieber zu hause machen, das kann so in die Hose gehen..... und bei mir wars nur Cannabis und ein wenig Alk. Gruss sonic
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Kampfgrunz
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Post Wed, 07.Jun.06, 14:01      Re: Benzo-Selbstentzug? Reply with quoteBack to top

also das mit Thailand hört sich für mich eher nach einer Flucht an....mach dir nicht zuviele Hoffnungen - wenn es doch klappen sollte - umso besser - aber gerade über Thailand hab ich schon viele solche "Entzugsgeschichten" gehört - aber durchgezogen hat es da noch keiner....

außerdem- was, wenn er dann wieder da ist?
richtig clean sein wo es keine drogen gibt funktioniert nicht- weil sobald man zurück in die alte umgebung kommt ist der suchtdruck wieder da und auch alle Probleme vor denen man weggelaufen ist...
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