Mein Bruder macht mir Sorgen

neu an Bord! 2 wien W, 23

Ich bin ganz neu hier und schon muss ich euch um Hilfe bitten...
Ich weiß einfach nicht mehr weitern. Mein Bruder ist psychisch krank (ausgelöst wurde dies durch Drogen). Wir haben ziemlich viel mit gemacht mit ihm, bis wir schlussendlich ein Heim für ihn gefunden haben..(Ewig lang hats gedauert, da er ja nicht einsah, dass er Hilfe benötigt...). LEider wurde er von dort raus geschmissen, da er beim Kiffen erwischt wurde. Er ist schizophren, mit den Medikamenten läuft es soweit ganz gut. Raucht er allerdings, ist er wie ausgewechselt. Er ist nicht mehr er selbst, stellt verschiedenste Sachen an (zündet seine Matzratze an, schmiert sich Honig ins Haar, checkt nichts um ihn herum...) Dann kam er in ein anderes Heim, auch von dort wurde er zwecks Drogenkonsum raus geschmissen. Jetzt ist er bis zum WE in der PSachiatrie und dann wird er entlassen. Und jetzt komme ich eigentlich zu meinem Problem... Wie gesagt, wurde er vom Heim raus geschmissen, da er bereits 2 chancen hatte, die aber nicht genutzt hat, nimmt ihn jetzt kein Heim mehr auf. Meine Eltern können nicht mehr, sie haben einfach keine Kraft mehr. Naja.. und jetzt hat er sich in den Kopf gesetzt, dass er am Montag nach Holland fahren wird. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll... Da ich meinen Bruder kenne und ich weiß, dass er keine 2 Tage überlebt... ohne Hilfe... Vor ein paar Jahren wurde er das 1. Mal in die Psychiatrie eingewisen. Das war hier bei mir in Wien. Das war eine ziemlich heftige Zeit.. Martin lebte damals mehr oder weniger auf der Straße, er war nicht wieder zu erkennen, seine Augen waren leer, er dachte, er wäre Jesus und müsse die Menschheit retten... Und ich befürchte, wenn er jetzt nach Holland geht, wird alles nur noch schlimmer. Denn dort hat er niemanden. Was soll ich denn bloß machen? Ich kann an nichts mehr denken, nicht mehr essen, nicht mehr schlafen.. Kann mich auf nichts konzentrieren, da ich mir solche Sorgen mache. Ich will meinen Bruder ja nicht verlieren. Aber kann ich ihn irgendwie abhalten und was dann? Wohin soll er? Kein Heim nimmt ihm mehr, auf der PSych behalten sie ihn auch nicht mehr. Er kann nirgends hin... Ich komm mir grad sowas von hilflos vor...
Hat jemand vielleicht ähnliches durch gemacht und kann mir Tips geben, wie ich mich da eher distanzieren kann? Ich weiß doch auch nicht, was ich tun soll...

Forums-InsiderIn 180 Wien W, 38

hi!

leider kann ich dir nicht wirklich helfen, habe mit sowas auch nicht wirklich erfahrung, habe "nur" einen drogenabhängigen freund (was auch nicht immer ohne sorge und ohnmacht abläuft), aber sooowas macht er zum glück (noch?) nicht. hört sich schlimm an. und ich denke, du wirst auch nichts tun können, wenn er nicht will. und wenn das schlimmste passiert...du wirst weder schuld dran sein, noch wirst du etwas dagegen unternehmen können. ich denke, du hast dich schon einschlägig erkundigt und nimmst selber professionelle hilfe in anspruch, oder warst zumindest schon mal bei einer beratung. wenn ihn keine "anstalt" mehr nimmt, du wirst ihn mit keinem wort "umdrehen" können. ich suche auch schon seit mittlerweile 2,5 jahren nach "dem richtigen satz", auf den hinauf es bei meinem freund "klick" macht und er sich für ein leben ohne drogen entschließt, aber es kommt nicht.
tut mir leid, dass ich dir nichts positiveres sagen kann, aber ich denke, es ist realität und je eher du dieser ins auge siehst, desto besser für dich. ich hoffe, ich liege falsch und es kommt noch jemand, der dir was anderes sagt.
wünsche dir alles gute und viel kraft!
lg, hillary

neu an Bord! 2 wien W, 23

ach ja.. du hast schon recht. ich kann leider nix machen und das macht mir ja solche sorgen. ich würd ja so gern. er ist einfach so verwirrt. hat mich grad angerufen und hat anscheinend auf der psych. ein mädl kennen gelernt (ist dort zwecks versuchtem selbstmord) und seit heut ist er mit ihr "zusammen", da sie sich heut das 1. mal geküsst haben.. und anscheinend will er mit ihr nach holland. was mich natürlich beruhigen würde, weil dann wäre er nicht allein. hab damals, wos so richtig arg war mit martin, eine therapie begonnen, hab aber ziemlich schnell gemerkt, dass das noch zu früh ist und hab wieder abgebrochen. hab mich jetzt wieder umgesehen und hab in 2 wochen einen therapeuten termin. ich brauch es einfach. würd mir auch gern mal eine selbsthilfe gruppe ansehen. machst du was in der richtung? weil ich denk mir, dir gehts auch nicht gut mit deinem freund? seid ihr zusammen, oder ist er nur so ein guter freund von dir? welche drogen nimmt er? und du hast schon recht, du kannst reden und tun was du willst, wenn er keine einsicht hat, dann hast pech gehabt... ich bzw. meine familie haben 2 jahre drum "gekämpft", dass martin eine therapie (bzw. einen heimplatz) will bzw. bekommt. ein ewiger kampf sag ich dir... wie schaffst du es, dich abzugrenzen?

Forums-InsiderIn 180 Wien W, 38

einen teil meiner geschichte kannst du, wenns dich interessiert, in dem thread "sucht und beziehung" nachlesen.
was ich in richtung therapie mache? hm, ich hab vor über einem jahr mal ein paar termine beim dialog gehabt (beratungs- und betreuungszentrum für suchtkranke), die betreuen auch angehörige. in 1,5 stunden geh ich dort zum ersten mal seit juni vorigen jahres wieder hin. weiß gar nicht, was ich denen erzählen soll. ich weiß aber schon, was die mir erzählen werden, nämlich, dass ich auf mich selber schauen muss usw.
abgrenzen? das schaff ich gar nicht. und ja, ich bin mit ihm zusammen, nicht bloß so ein guter freund. in letzter zeit ist mein nervenkostüm schon sehr sehr dünn. ich fang wegen jeder kleinigkeit zu heulen an. hab in den letzten wochen auch schon dinge getan, die ich nie für möglich gehalten hätte (glas zu boden geworfen, ihn richtig hysterisch angeschrien und mit fäusten gegen ihn getrommelt, usw.). selbsthilfegruppen hab ich auch noch nie ausprobiert, nur einmal ein partnerinnen-seminar. naja, war ganz nett. das beste daran war, dass ich eine frau kennengelernt habe, die in einer ähnlichen situation war wie ich, so hatte ich endlich jemanden, der mich verstehen würde, wenn ich reden wollte (meine familie u freunde wissen alle nix davon). mittlerweile gibts noch eine weitere bekannte, die es weiß, also grad mal 2 leute. diese geheimhalten ist auch ziemlich belastend, aber ich schaffe es nicht, es jemandem zu sagen.
wie alt ist denn dein bruder? und durch welche drogen wurde er schizo? durch cannabis? oder nimmt/nahm er sonst noch was?
mein freund ist opiatabhängig und nimmt hin und wieder auch benzodiazepine und selten auch mal kokain.
alles liebe, hillary

Forums-InsiderIn 157 Germany W, 28

Liebe addiction,
ich habe dir eine PM hinterlassen.

Lieber Gruß
G.*

sporadischer Gast 29 Mond W, 24

hi liebe addiction,

mein bruder ist auch psychotisch schizophren, er wurde vor 3 wochen (jedoch erst das erste mal) zwangseingeliefert.... bei ihm war es sicher teilweise auch drogeninduziert.

es macht mich auch total fertig ihn so zu sehen, heute habe ich ihn wieder auf der baumgartner höhe besucht (ich hasse diesen ort...) und das schlimme ist er will (verständlicherweise) nur weg von dort und sieht teilweise gar nicht ein, das er krank ist.

das schlimme ist, man kann nicht wirklich etwas tun, wenn ER es nicht auch selber will. aber das zu wissen, macht es auch überhaupt nicht besser.

ich weiss grad nicht viel positives zu sagen... wollte nur posten das es mir genauso wie dir im moment ergeht Neutral

wie alt ist denn dein bruder? mein bruder ist gerade 19 geworden... ich fühle mich auch komplett hilflos und weiss überhaupt nicht was ich machen soll. hast du viel kontakt zu ihm? redet er mit dir, vertraut er dir?
das mit dem mädchen klingt zumindest mal so, dass er vielleicht jemanden hat, mit dem er reden kann. hast du sie schon kennengelernt?

ich wünsch dir ganz viel kraft,.. und naja das was du geschrieben hast:

Quote:

kann mir Tips geben, wie ich mich da eher distanzieren kann?

hat mich zuerst schockiert,... es gibt irgendwo im forum einen thread zu egoismus in der psychotherapie (oder ob man dazu erzogen wird in der therapie, so ähnlich). aber eigentlich ist es sehr wichtig dass du eine gesunde distanz zu dem ganzen bekommen musst. ich weiss selber, wie schwierig das ist. aber du bist niemandem eine hilfe, wenn du dich vor sorge selbst zerstörst. es ist natürlich leichter darüber zu reden, als es wirklich zu TUN.
distanzieren klingt etwas kalt... (ich weiss es klingt widersprüchlich, aber genauso so fühlt es sich in mir an)
aber indem du selber schon mal eine therapie machen möchtest, konzentrierst du dich damit auch auf dich, damit du dich selber nicht aus den augen verlierst....

alles liebe

ozean

Forums-InsiderIn 180 Wien W, 38

hallo ozean,

mein freund will sich jetzt zu einem teilentzug auf der baumgartner höhe anmelden. jetzt schreibst du, dass du diesen ort hasst, und dein bruder "verständlicherweise" von dort weg will! das macht mir etwas angst. ich meine, vielleicht ist es auf den verschiedenen stationen anders (der entzug ist, soviel ich weiß, im pavillon w). ich war vor vielen jahren auch mal dort, einen schulkollegen von meinem damaligen freund besuchen. weiß nicht mehr auf welchem pavillon das war. aber ich weiß noch genau, wie mir die knie schlotterten, als wir die stiegen hinuntergingen beim nach hause gehen. ich war ziemlich geschockt. jetzt hoffe ich ganz stark, dass das im pavillon w anders sein wird (falls ich meinen freund dort überhaupt besuchen darf). kannst du mir ein bissl näher erzählen, was du dort so schlimm findest? oder ist es einfach nur, weil du so traurig drüber bist über die gesamtsituation deines bruders, und dass es überhaupt so ist, dass ausgerechnet dein bruder an so einem ort sein muss? hab auch schon ziemliche alpträume, dass es nachher vielleicht noch schlimmer sein könnte.
*brrr* mir rennt die ganslhaut, wenn ich dran denk
lg, hillary

sporadischer Gast 29 Mond W, 24

hi liebe hillary,

warum ich diesen ort hasse... ich spreche jetzt über die erfahrungen auf einer ganz bestimmten station im pavillion 10 (ich kenne die pavillions nur nach nummern, nicht nach buchstaben)

-die krankenpfleger sind nicht sehr einfühlsam.

ein beispiel: ein patient hat an seinem keyboard gespielt und er war ganz selig und die anderen patienten haben zugehört. da kam eine pflegerin daher und hat ihn ziemlich laut angeschrien, dass das hier keine club ist, sondern ein krankenhaus und das er das gefälligst wegpacken soll...

-die ärzte nehmen sich für die angehörigen keine zeit (und soweit ich das beurteilen kann auch nicht viel für die patienten)
die bürokratie hinter dem ganzen macht die sache nicht viel leichter... sprich es heisst in 10minuten haben sie zeit für dich und du wartest über eine stunde. das selbe am telefon.

-die atmosphäre. aber die ist woanders wahrscheinlich auch nicht besser... weil die "beunruhigenden" patienten gibt es überall in diesen kliniken.

-die starken psychopharmaka. bin überhaupt kein fan davon, aber ich weiss das mein bruder sie (anscheinend) braucht.

ABER

ich denke es ist auf jeden fall ein guter schritt, das dein freund einen teilentzug machen will !!

ich spreche wie gesagt nur für diesen pavillion (psychische akutfälle, die für sich und andere eine gefahr darstellen).

und ich habe auch schon gutes über die klinik gehört!!! es kommt doch schon sehr auf die station und den arzt usw an.

trotz allem bin ich sehr erleichtert, dass mein bruder unter professionellen halbwegs gut aufgehoben ist.

also ich finde die entscheidung deines freundes wirklich eine tolle nachricht. das bedeutet einfach, dass er etwas ändern möchte und sich helfen lassen will !!!

alles weitere wird sich noch ergeben und ihr werdet beide viel kraft und energie brauchen, aber ich bin mir sehr sicher, dass ihr das schafft

alles alles gute für euch beide !!!

Forums-InsiderIn 180 Wien W, 38

danke, ozean, für deine worte!
ich kanns leider nicht so optimistisch sehen. ich hoffe, du hast recht.
und ich wünsche dir und deinem bruder auch alles gute!
die gründe, die du genannt hast, warum du diesen ort hasst, sind eindeutig und kann ich gut verstehen. genau davor hab ich auch große angst.
wenn es überhaupt so weit kommt....ich glaubs ja nicht, bis er wirklich dort ist. und bis dahin wird auch noch viel passieren, was ich jetzt nicht mal erahnen möchte. denn zur zeit ist er in einer sehr sehr schlechten phase. obwohl er dauernd davon redet, dass es besser wird und er sich bemüht...ich merk noch nix davon.
naja, egal.
nochmal danke für deine antwort
alles liebe, hillary

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