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LaGuapa
sporadischer Gast
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Bayern W, 40
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Tue, 23.May.06, 13:23 Narben der Kindheit |
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Seit Jahren denke ich, es ist geschafft, die Geister wären weg. Ich zucke nicht mehr bei jeden Berührung zusammen, wache nicht mehr von Alpträumen geschüttelt schweißgebadet auf, ich kann vertrauen und lieben und bin eigentlich ein glücklicher Mensch, ohne meine Vergangenheit zu verdrängen. Sie war immer da in ihrer ganzen Grausamkeit, aber sie bestimmte mein Leben nicht mehr. Gelegentlich taucht sie auf, mal mehr mal weniger stark. Nichts, was mich lange berührt. Ich dachte, ich bin über den Hass hinweg.
Bis heute nacht.
Da waren sie wieder, die Träume. Allerdings verhielt ich mich anders. Ich habe die Sachen gepackt und meinen Eltern die Wahrheit ruhig und brutal ins Gesicht gesagt, im Traum. Ich habe sie verwünscht, habe ihnen gesagt, ich wünschte, sie mögen elendig verrecken und anschließend in der Hölle schmoren. Und, bei Gott, es hat gut getan.
Ich dachte, ich hasse sie nicht mehr, aber ich tue es noch immer. Die Narben tun wieder weh.
Ich verbrachte meine gesamte Kindheit und Jugend eingesperrt in meinem Zimmer. Verließ ich mein Zimmer wurde ich mit Gewalt verfolgt, kein Tag ohne dass ich mir die Seele aus dem Leib schrie, keine Woche wo ich nciht um mein Leben lief, keine Woche in der ich nicht eine ganze Nacht hindurch alle 15 Minuten verprügelt wurde, für nichts, bis zur völligen Selbstaufgabe.
Ich habe im Laufe der Jahre alle Stadien eines Folteropfers durchlaufen.
Ich hoffe, dass diese Geister der Vergangenheit mit meine Eltern sterben, aber weiß, dass dem nicht so ist, denn die Geister sind in mir.
Ich hasse sie für die LEiden und die vielen gestohlenen Jahre. Ich verfluche sie.
Gerne würde ich glauben, dass dieser Rückfall Teil der Heilung ist.
Ich weiß, dass ich nicht das einzige Misshandlungsopfer bin, und möchte auf diesem Weg, allen Betroffenen die Hand reichen. Und auch Mut machen. Ich führe ein glückliches und zufriedenes Leben. Es hat gedauert und viel Kraft gekostet, aber es geht. Gebt euch nicht auf.
Die Geister bleiben, aber sie werden erträglich.
Nur manchmal in dunkler Nacht...
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milka05
sporadischer Gast
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Deutschland W, 29
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Tue, 23.May.06, 22:36 Re: Narben der Kindheit |
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Hallo
Ich muss sagen, Dein Text geht einem wirklich unter die Haut. Tut mir leid, was Du erleben musstest.
Ich bin froh, dass Du dennoch von Dir sagen kannst, dass Du heute ein glückliches und zufriedenes Leben führst.
Ich denke auch, dass man manche „Geister der Vergangenheit“ wohl leider nie ganz los wird. Leider werden auch solche Dinge irgendwie ein Teil des Lebens, ob man will oder nicht.
Aber ist denn Dein Traum wirklich ein „Rückfall“, obwohl Du es geschafft hast, Dich darin anders zu verhalten? Zeigt das nicht, dass Du eine stärkere und wehrhafte Person geworden bist, die sich verteidigen kann? Vielleicht kann man somit in Deinem Traum auch was Positives sehen. Mir ist es auch schon mal passiert, dass ich im Traum unbewältigte Probleme gelöst habe.
Ich wünsche Dir jedenfalls, dass Du weiterhin Deinen Geistern einen gehörigen Tritt verpassen kannst, wenn sie wieder auftauchen.
Grüße
milka
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Cruchi
sporadischer Gast
8
MUC W, 20
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Fri, 26.May.06, 14:52 Re: Narben der Kindheit |
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Wow,
also das beeidruckt mich wirklich....es tut mir sehr leid was dir passiert ist und fre mich für dich dass du das heute "mehr oder weniger" überwunden hast.eine paar fragen hätte ich...
hast du denn noch kontakt mit deinen eltern und wenn ja wie ist er?hast du eigene kinder? und die letzte: haben dich BEIDE eltern geschlagen oder nur dein vater?hast du dich nicht wehren können?
meine erfahrung mit gewalt in der familie ist nicht ganz so schlimm und ich denke ich habe sie mittlerweile überwunden...obwohl ich heute noch angst bekomme wenn ich jemanden schreien höre(vor allem meinen vater)
ich habe drei schwestern,ich bin die älteste.mit 7 bin ich mit meinen eltern von spanien nach de gekommen.
da hat es angefangen.mein vater ist zunehmend aggresiv geworden,hat uns angeschriehn,beschimpft(auch meine mutter)...doch geschlagen hat er nur mich und meine schwestern.nie sie.ich denke er hatte angst sie würde in verlassen.doch sie hat auch nie etwas gemacht.
ich und meine mittlere schwester waren öfters im KR mit gehirnerschütterung und brüchen,blauen flecken.ich sagte in der schule immer irgendwelche ausreden. es passierte nur wenn mein vater seine wutausbrüche wegen kleinigkeiten hatte. es gab immer nur streit,es gab keinen anderen körperkontakt als dieser.kein ich hab dich lieb nichts.
je älter ich wurde desto mehr werte ich mich auch mit androhungen jugendamt,usw. daraufhin kriegte alles meine schweter ab.
es wurde eine zeitlang besser als meine kleinen schwestern geboren wurden(zwillinge) auch sie schlug er nicht mehr so heftig wie uns.
eines tages kam ich nach hause und ohne dass ich wusste warum schubste mich mein vater gegen die heizung,hatte ne platuzwunde und meine schwestern saßen zusammengerollt auf dem boden und weinten...
da bin ich explodiert.
ich habe ein messer aus der schublade genommen,habe mein vater(120 kl) auf den boden geschubst und ihm das messer an den hals gehalten.
ich hab ihm gesagt e´wenn er uns noch EINMAL anrührt bring ich ihn um.
ich war so voller hass---- er war richtig geschockt und meine mutter ist dagestanden und hat geweint.
danach habe ich mit ihm ernst gesprochen und gesagt dass ich zum jugendamt gehe und dass es was ändern muss er zerstört unser leben.
nach vielen gesprächen mehr und nachdem ich ausgezogen bin ist es schon besser geworden.ihm rutscht zwar manchmal die hand aus(vor allem bei meiner mittleren schwester) und er schreit rum wie ein blöder aber nichts schlimmes.
Mit 18 hat mir mein vater zum ersten mal gesagt/sorry geschrieben dass er mich liebhat und sich für alles entschuldigt was er mir angetAN hat.danach nie wieder.
meine schwester wartet bis heute darauf......
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_________________ Hasta la Victoria siempre!!!! |
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chimäre
Helferlein
43
Wien W, 41
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Mon, 05.Jun.06, 11:31 Re: Narben der Kindheit |
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Liebe LaGuapa!
Dein Schicksal berührt mich; ich bin felsenfest davon überzeugt, dass der Traum einen Schritt Deiner Heilung versinnbildlicht. Ich war nach meiner eigenen Geschichte auch von Alpträumen geplagt – die sich in den Anfängen und über weite Strecken dadurch auszeichneten, dass ich das Opfer von düsteren Gestalten, Monstern usw. war, stets auf der Flucht, von unterschiedlich unangenehmen Gefühlen und Ängsten begleitet. Dann kamen Bilder, die waren häßlich, lösten aber keine Furcht mehr aus. Nach meiner Aufarbeitung ist es mir ähnlich wie Dir ergangen: ich habe in meinen Träumen die Kontrollen übernommen, mich erfolgreich zur Wehr gesetzt, bin als ‚Siegerin’ hervorgegangen .
Ich schreibe meine Träume auf und beschäftige mich viel mit Traumdeutung. – Ich weiß, dass es darüber unterschiedliche Ansichten gibt. Gute Traumdeutung weist darauf hin, das sie nur eine Hilfe darstellt und der eigenen Interpretation nicht gleichzusetzen ist.
Für das Wichtigste an Träumen halte ich das mit ihnen einhergehende Gefühl – und das weist in Deinem Traum ganz eindeutig auf Befreiung hin ! Jenes danach zeigt einen Rest an Verunsicherung, der vielleicht einer kleinen weiteren Aufarbeitung bedarf, aber nach allem was Du geschafft hast (!) – meisterst Du das vermutlich mit Leichtigkeit. Vielleicht geht es sogar darum, zu verinnerlichen was Du alles geschafft hast. Darum, Dir Deinen Erfolg (immer wieder) vor Augen zu führen.
Ich glaube, ganz wegbleiben tun die ‚Geister’ nie – sie sind Teil der persönlichen Geschichte (und haben z.B. auch einen einfühlsameren Menschen aus mir gemacht).
Ich bin in Deinem Fall ganz optimistisch!
Lieber Gruß
PS: Für einen netten Link halte ich: http://deutung.com - ganz links unten „Hilfe zur Traumarbeit“.
Bitte alles nur als Anregung und nicht als ‚Gesetz’ verstehen!
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