Author |
Message |
guenther1982
neu an Bord!
4
Unterfeistritz 8 M, 23
|
Tue, 16.May.06, 16:49 Angst vor Stadtverkehr |
|
Hallo!
Vielleicht könnt ihr mir helfen bzw. glaubte ich immer, dass ich der einzige mit diesem Problem bin.
Ich bin 23 Jahre, habe vor 5 Jahren meinen Führerschein gemacht und ich hatte damals auch keine Panik vor dem Befahren von Autobahnen. Heute habe ich panische Angst davor, in eine Stadt zu fahren bzw. eine Strecke zu fahren, die mir unbekannt ist.
Ich fürchte mich immer davor, in eine unangenehme Situation verwickelt zu werden, falsch abzubiegen oder gar einen Verkehrsunfall zu verursachen. Ich habe teilweise sogar Panik, wenn ich im Stadtverkehr nur Beifahrer bin.
Da ich selbst am Land wohne, vermeide ich fast jede Situation, in denen ich in die Stadt muss. In letzter Zeit vermeide ich sogar schon das Einkaufen, aufgrund der Angst vor dem Verkehr in der Stadt bzw. der Angst irgendwo verloren zu gehen bzw. sich zu verfahren.
Bin zurzeit in therapeutischer Behandlung und ich glaube jedoch nicht, dass mir meine Therapeutin dabei helfen kann, schließlich wird sie sich nicht ins Auto setzen und mit mir durch die Stadt fahren, denke ich mal.
Wenn ich bekannte Strecken fahre, habe ich kein Problem damit, ich steige befreit ins Auto, und es ist eigentlich nicht die Angst vorm Fahren bzw. die Angst mich zu verfahren, bzw. in einen Irrweg zu geraten.
Muss ich jedoch in die Stadt fahren und ist mir der Weg unbekannt (selbst mit Navigationssystem), dann bekomme ich Angstzustände, ich beginne zu schwitzen und werde total nervös.
Vielleicht könnt ihr mir einen Beitrag schreiben, wenn ihr ähnliche Probleme habt bzw. was ihr dagegen unternommen habt..
Ich freu mich auf eure Antworten.
LG Günther
gdengg@gmx.net[/quote]
|
|
|
|
|
Werbung |
|
Katl
Helferlein
140
W, 42
|
Wed, 17.May.06, 7:28 Re: Angst vor Stadtverkehr |
|
Hallo, ich weiss nicht, ob ich dir helfen kann, aber ich leide unter dem selben Problem. Fahre auch meistens nur die selben Strecken, benutze die selben Parkhäuser, kriege Panik, wenn ne Umleitung ausgewiesen ist, aknn fast nie überholen. Das ist wie eine Blockade. Bei mir war es allerdings schon immer so, seit ich die Fahrschule gemacht habe.
Allerdings ist es in Zeiten, wo es mir seelisch einigermaßen gut geht, etwas weniger schlimm. Dann kann ich einigermaßen durch die Stadt fahren, zumindest, solange nix "Bedrohlichs" passiert.
Aber schon ein Spurwechsel ist für mich eine größere Herausforderung.
Wenn es mir mies geht, will ich mich eigentlich in allen Belangen ein Stück weit zurückziehen, dann meide ich auch das Autofahren, bis auf kleinste Strecken.
Was mir nun schon ein bißchen geholfen hat, war die Auseinandersetzung mit meinen Persönlichkeitsanteilen, insbesondere mit meinem
"Inneren Kind". (Buchtipp: Aussöhnung mit dem Inneren Kind)
Kurz zusammengefasst: Bei mir ist es so, dass ich heute als Erwachsene in vielen Situationen wie als Kind reagiere, weil ich in der Kindheit entsprechende Erfahrungen gemacht habe und permanent kritisiert wurde. Mein Selbstwertgefühl ist relativ niedrig und ich setze mich viel zu oft Überlegungen aus, was wohl andere von mir denken. Damit setze ich mich völlig unter Druck, mache mich abhängig.
Nun will ich lernen, meinen Wert nicht von solchen Variablen, also wie mein Verhalten bei anderen wohl ankommt, abhängig zu machen. Ich muss lernen, mich so wie ich bin zu akzeptieren, besser noch zu lieben. Das klingt jetzt vielleicht ein bißchen schwülstig, aber diese Selbstliebe und Selbstakzeptanz, egal, was ich gerade mache, denke, fühle, ist für mich der Schlüssel zur Heilung dieser Probleme.
Ich kann diese Ängste nun auch ein Stück weit relativieren, weil ich mir sage, es ist nicht der ganze Mensch, der so ängstlich regaiert, es sind bestimmte Persönlichkeitsanteile, die aus diesem oder jenem Grund noch mit früher sinnvollen Verhaltensmustern antworten. Nun ist mein Erwachsener mensch gefragt, liebevoll mit dem "Kind" umzugehen, Verständnis für seine Ängste aufzubringen und nach einem neuen, nun sinnvolleren Muster zu schauen.
Auf jeden Fall ist nur Konfrontation sinnvoll. Das habe ich erst gestern in Bezug auf andere Ängste mit meiner Thera besprochen. In der Verhaltenstherapie gleich Konfrontation, in der tiefenpsych. Thera erst Aufdecken der Ursachen für die Ängste, damit man die ZUsammenhänge versteht.
In diesem Sinne, bleib dran, setz dir kleine Ziele und sei ganz stolz auf dich. Achte auch mal auf deinen inneren Dialog beim Autofahren! Ich habe mich früher permanent selbst beschimpft und runtergemacht bei kleinsten Fehlern oder Unsicherheiten. Falls du das auch so machst, lass es! Dein Unterbewusstsein merkt sich diese Selbstabwertung. Sprich dir nur liebevolle, verständnisvolle Sachen zu. ("Ich weiss, du (Kind) hast jetzt Angst, weil du früher..., nun sind wir erwachsen, wir können heute gemeinsam versuchen...")
Weiss nicht, ob du damit was anfangen kannst, vielleicht sind es bei dir auch andere Zusammenhänge. Liebe Grüße. Katl
|
|
|
|
|
guenther1982
neu an Bord!
4
Unterfeistritz 8 M, 23
|
Wed, 17.May.06, 17:23 Re: Angst vor Stadtverkehr |
|
Hallo!
Ja, du triffst den Nagel auf den Kopf. Dieselben Probleme hab ich auch. Wenn ich in die Stadt fahre benutze ich auch immer dieselben Parkgaragen und ich kriege auch Panik wenn nur eine kleine Umleitung beschildert ist.
Als es mir gut ging, hatte ich diese Probleme nicht, ich bin immer auf Autobahnen gefahren und es war für mich auch nicht ein so "großes" Problem wenn ich in die Stadt fahren musste.
Ich mache mir auch immer zu viele Gedanken darüber, was andere über mich denken, bzw. bei mir war es so stark, dass es zu einem totalen nervlichen Zusammenbruch führte.
Wurde in meiner Kindheit auch immer stark kritisiert und mein Vater kritisiert heute noch meinen Fahrstil...........
Heute habe ich auch große Probleme damit, wenn ich irgendetwas unternehmen möchte. Will ich zB.: zum Beispiel nur einkaufen gehen, dann mache ich mir im vorhinein schon Gedanken darüber, wieviele Leute könnten dort sein, und könnten die irgendetwas an mir auszusetzen haben. (lt. Therapeutin leide ich an sozialer Phobie).
Es tut aber schon mal gut, zu wissen, dass man nicht der einzige mit diesem Problem ist, früher dachte ich mir immer, ich sei völlig abnormal, da vieler meiner Freunde keine solchen Probleme in dieser Hinsicht haben.
Ich glaube, ich bin auch einer der selbstkritischsten Menschen, die es gibt, da ich dauernd an mir etwas auszusetzen habe, ich bin nie mit mir selbst zufrieden, und früher hab ich mich immer selbst fertig gemacht.
Das mache ich auch heute teilweise noch, da ich denke, du Idiot, warum kannst du nicht normal in die Stadt fahren wie die anderen Menschen auch, für mich wird es sicher zur Blockade.
Müsste ich zB.: jetzt meinen Arbeitsplatz wechseln und in Wien arbeiten, dann wäre es für mich unmöglich, da ich panische Angst davor habe, in irgendeine Stadt zu fahren, ja es ist ein große Blockade für mich, da es mich total einschränkt und ich gebe mir immer selbst die Schuld dafür.
Ich möchte dir nochmals für deinen Beitrag danken und glaub mir, es hat mir schon sehr geholfen, dass ich jetzt auch weiß, dass es mehrere Menschen mit ähnlichen Problemen gibt.
Würd mich freuen wieder mal etwas von dir zu hören.
LG Günther
|
|
|
|
|
Katl
Helferlein
140
W, 42
|
Thu, 18.May.06, 6:47 Re: Angst vor Stadtverkehr |
|
guenther1982 wrote: | Hallo!
Ich glaube, ich bin auch einer der selbstkritischsten Menschen, die es gibt, da ich dauernd an mir etwas auszusetzen habe, ich bin nie mit mir selbst zufrieden, und früher hab ich mich immer selbst fertig gemacht.
Das mache ich auch heute teilweise noch, da ich denke, du Idiot, warum kannst du nicht normal in die Stadt fahren wie die anderen Menschen auch, für mich wird es sicher zur Blockade.
... und ich gebe mir immer selbst die Schuld dafür.
|
Genau in diesen Punkten "ticken" wir ähnlich. Dort müssen wir ansetzen!
Auch ich bin selten mit mir richtig zufrieden, sehe immer überdeutlich meine Fehler und Schwächen, neige oft zu perfektionistischen Ansprüchen bei eigenen Problemlösungsversuchen.
Ok, wir können und müssen uns nicht umkrempeln, könnten aber einiges relativieren bzw. die "Wahrheit" finden.
Versuche mal, mit deinen kritischen Ansprüchen andereMenschen zu sehen. Viele "kochen mit ganz dünnem Wasser". Fühlen die sich deshalb mies und unzulänglich? (Viele Menschen können überhaupt nicht Auto fahren. Verachtest du sie deshalb? Oder weil sie das eine oder andere nicht so gut können? Geniesse es, dass du es kannst.)
Ist oder war deine Leistung nicht in vielen Bereichen gut oder sehr gut? Kannst du das anerkennen ohne gleich wieder ein "Ja, aber..." zu denken?
Stehst du dir nicht oft mit deinem dich selbst runtermachenden Ego im Weg? Kannst du eigentlich ein ehrliches Lob richtig annehmen und in dich hineinlassen? (Fällt mir selbst auch soooo schwer)
Versuche mal, jeden Tag, vielleicht auch am Abend vorm Einschlafen im Inneren einen positiven, liebevollen Dialog mit dir selbst zu führen. Sag dir, dass du so wie du bist ok. bist, dass du dich magst, dass du ein Recht hast so und so zu sein, sei über jeden noch so winzigen Schritt, der dir trotz deiner Ängste gelungen ist, stolz und zufrieden. Schaffe dir viele kleine Erfolgserlebnisse und "feiere" dich.
Wenn du es andersherum machst und deinen Focus immer nur darauf richtest, was dir "wieder nicht gelungen ist, dass du es sowieso nicht kannst, blablabla ..., dann begibst du dich in eine Welt, in der du es sowieso nicht kannst und in der dir nichts gelingt.
Dein Gehirn wird sich eines der beiden Gedankenmodelle durch die ständige Wiederholung merken, du trainierst es so oder so, ganz wie du willst. Du bist der Steuermann in deinem Boot.
Also geh an die Arbeit und "programmiere" dein Denken nach und nach um. Jeder einzelne Gedanke ist wichtig. Es wird dir nicht immer und nicht jeden Tag gelingen, aber wenn du es trainierst, wird es dir bestimmt besser gehen und deine selbstzerstörerischen Gedanken werden von den neuen, dich so wie du gerade bist annehmenden Gedanken immer weiter "überschrieben".
Auch ich bin noch am Anfang, kämpfe selbst um eine solche Stärke, will evtl. im Herbst nochmal studieren, aber 1000 Ängste plagen mich im Wechsel mit der erwachenden Hoffnung, dass ich es schaffen kann und dass es allemal besser ist, als wenn ich immer wieder dieselben ängstlichen Gedanken wiederhole und ich mich somit immer weiter in der Abwärtsspirale drehe.
Wünsch dir alles Liebe. Katl
|
|
|
|
|
Werbung |
|
guenther1982
neu an Bord!
4
Unterfeistritz 8 M, 23
|
Fri, 19.May.06, 11:22 Re: Angst vor Stadtverkehr |
|
Hallo katl!
Ja, ich glaube in diesem Punkt "ticken" wir wirklich ähnlich. Es ist bestimmt richtig, dass das "Umprogrammieren" bzw. die Suggestion funktioniert, jedoch ist es ein langwieriger Prozess, der dauert.
Für mich ist es heute noch sehr schwer ein Lob richtig anzunehmen, da ich im erstem Moment zwar denke "Ja das hab ich wirklich gut gemacht", jedoch ist der zweite Gedanke schon "ein anderer hätte das aber auch leicht geschafft", dh ich werte mich eigentlich immer persönlich ab.
Ich bin immer so sehr damit beschäftigt, mich darauf zu konzentrieren, was die anderen wohl über mich denken werde, oder werden sie sogar schlecht über mich reden. (hab aufgrunddessen auch mein Studium abgebrochen, da ich es nicht mehr aushielt, und es für mich bereits unmöglich war noch unter Leute zu gehen, bzw. normale Dinge, wie Einkäufe zu erledigen....)
Ein Gedankenmuster von mir:
Ich bin auf der Rückfahrt von Graz. Plötzlich fällt mir ein, ich könnte mir doch einen neuen Pullover kaufen. Als mir dieser Gedanke in den Sinn kommt, folgen schon wieder meine negativen Gedanken und Assoziationen, was wird wohl sein, wenn ich das Geschäft betrete, alle Leute werden auf mich schauen, manche könnten sogar über mich lachen, ich könnte mich blamieren usw....
Als es dann soweit war und ich angekommen war, fuhr ich anfangs am Geschäft vorbei, jedoch konnte ich mich dann wirklich überwinden hineinzugehen. Es ging mir gut dabei, ich hatte keine negativen Gedanken und ich ging mit einem befreiten Gefühl aus dem Laden.
Eigentlich war es wieder nur meine eigene Angst bzw. mein negatives Gedankengut, das mich einschüchterte und mich immer wieder blockiert.
Leider gehe ich der Konfrontation viel zu oft aus dem Weg, da die Angst oft Überhand nimmt, was mich dann wieder blockiert und einschränkt.
Zum Beispiel, wenn ich jetzt daran denke, wieder ein Studium zu beginnen oder den Arbeitsplatz zu wechseln, dann hab ich auch 1000 Sorgen und Ängste, von denen ich jetzt schon Bauchkrämpfe bekomme.
Wie wird es sein, wenn ich in Graz studiere, werde ich mich dort zurechtfinden (jetzt kommt wieder die Angst vorm Stadtverkehr), wie werden meine Studienkollegen auf mich reagieren, werden sie mich sonderbar finden, werden sie mir anmerken, dass ich von solchen Gedanken beherrscht werde, werden sie mich akzeptieren usw.....
Über diese Probleme könnte ich heute schon wieder stundenlang grübeln, aber ich weiß auch selbst, das dies keine Lösung ist und zu nichts führt. (was mir meine Therapeutin ständig sagt)
Ich bin übrigens schon auf das Buch gespannt "Aussöhnung mit dem inneren Kind".
Wünsche dir noch einen schönen Tag.
Liebe Grüße
Günther
|
|
|
|
|
Katl
Helferlein
140
W, 42
|
Fri, 19.May.06, 11:55 Re: Angst vor Stadtverkehr |
|
guenther1982 wrote: | Ich bin auf der Rückfahrt von Graz. Plötzlich fällt mir ein, ich könnte mir doch einen neuen Pullover kaufen. Als mir dieser Gedanke in den Sinn kommt, folgen schon wieder meine negativen Gedanken und Assoziationen, was wird wohl sein, wenn ich das Geschäft betrete, alle Leute werden auf mich schauen, manche könnten sogar über mich lachen, ich könnte mich blamieren usw.... |
Hast du eine solche Situation schon mal erlebt, dass die Leute über dich lachen, dass du dich richtig sehr blamierst? Oder gibt es diese Situation nur in deiner Phantasie? Was glaubst du denn, was genau die Leute im schlimmsten Fall über dich sagen oder denken könnten? Könnte eine Antwort darauf so schlimm sein, wie du sie dir als Horrorszenario ausmalst?
Und hätte denn die Meinung z.B. eines Verkäufers oder anderer Leute im Geschäft über dich (z.B. "Was trägt denn der für Hosen", oder "ne komische Frisur", ...) etwas mit deinem persönlichen Wert zu tun?
Warum mag dich denn deine Familie, deine Freunde und Bekannten? Ist es für sie relevant, ob du so oder ausschaust, gerade diese oder jene Frisur trägst oder heute mal etwas schüchtern bist? Sie mögen dich um deinetwillen, weil du "Günther" bist. Du musst dich nicht verbiegen. Und deine Gedanken haben nichts damit zu tun, wie sie über dich denken.
Es sind nur deine Gedanken und die hast du trainiert. Denke an das Beispiel: Welche Farbe hat Schnee? Welche Farbe hat ein Schwan? Was trinkt die Kuh? ....nee, nich Milch, sondern Wasser. So funktioniert unser Hirn in jeder Hinsicht!
Und was denkst du eigentlich über andere Menschen, wenn diese z.B. in einen Laden gehen und sich einen Pulliver anschauen wollen? Beobachtest du die anderen wirklich so genau und vor allem bewertest du sie? Vielleicht kann dir ein solcher Perspektivenwechsel auch etwas helfen.
Schön, dass es dir dann doch noch gelungen ist, in das Geschäft hineinzugehen und dass du dich dann auch gut gefühlt hast.
Ich kenne diese Angst nur im Ansatz, sie entsteht bei mir eher im Zusammenhang mit dem Gefühl, dass dieser Einkauf, diese Aktion irgendwie sinnlos ist, nur ein äußerlicher, oberflächlicher Akt, überhaupt irgendetwas zu tun, was mir aber dennoch nicht wirklich Etwas gibt.
Also eine gewisse depressive Leere, die mir in solchen Momenten besonders zu schaffen macht. Hat dann bei mir auch oft was mit Einsamkeitsgefühlen zu tun.
Katl
|
|
|
|
|
Werbung |
|
guenther1982
neu an Bord!
4
Unterfeistritz 8 M, 23
|
Fri, 19.May.06, 13:45 Re: Angst vor Stadtverkehr |
|
Hallo!
Ja es stimmt schon, natürlich bewerte ich keine Leute nach dem Äußeren oder urteile vorschnell über sie, aber bei mir hat sich ein fixes Gedankenbild eingeprägt welches immer nur negativ ist.
Ich glaube dann immer, dass Leute über mich urteilen, wie zum Beispiel, seht euch den an, jetzt ist er 23 und hatte noch nie eine Freundin, das ist sicher ein totaler Looser usw...... das ganze steigert sich dann halt noch in mir.
Obwohl ich jetzt schon so weit bin, dass ich keine negativen Gedanken mehr entwickle, wenn ich mit meinen Freunden zusammen bin. Früher dachte ich mir immer, bei jedem Satz, den meine Freunde sagen, warten sie nur darauf was ich ihnen antworte um mich dann irgendwie lächerlich zu machen. Ja, früher war es ganz schlimm, aber jetzt nicht mehr.
Natürlich ist es für mich, wenn ich logisch nachdenke, nicht nachvollziehbar, denn ich habe viele Freunde und ich persönlich würde auch niemals so etwas bei einem meiner Freunde tun, das heißt, wenn mir irgendetwas nicht passt, dann sage ich es ihm persönlich und versuche nicht irgendwie ihm Fallen zu stellen.
Ich wollte sogar meine ganzen Hobbies schon wegen dieser negativen Gedanken aufgeben, da ich weder noch zum Fussball oder zum Training mit Freunden gehen konnte, ich bezog jeden Satz oder jede Anspielung, die sie machten immer negativ auf mich.
Wieder mal war es die Angst, zB.: wenn ich zum Training ins Studio fuhr, hatte ich panische Angst davor, wie werden mich die anderen wohl bewerten bzw. was werden sie wieder über mich denken, gebe ich ihnen vielleicht irgendeinen Anlass dafür, negativ über mich zu denken oder zu urteilen? (ich denke mir dann wieder, na ja, vielleicht bin doch ich schuld, dass sie schlecht über mich denken).
Zu deiner Frage vorhin, ob ich diese Situation schon mal erlebt habe, dass ich mich richtig blamiere! Ja, früher als ich noch in die Volksschule ging, hatte ich starkes Übergewicht und ich wurde ständig von meinen Mitschülern gehänselt ("du fettes Schwein, roll rüber zu uns...."). Das ging ungefähr 3 Jahre so, und in dieser Zeit hab ich meinen Frust immer reingefressen. Dann begann ich mit Sport. Ich nahm innerhalb von 2 Monaten 32 kg ab und war fast schon am Anfang der Magersucht, da ich schon Schuldgefühle hatte, wenn ich nur irgendetwas ass. Nach dieser Abmagerungskur, hatte ich mein Normalgewicht erreicht und sie konnten nicht mehr über mich lästern, jedoch hatte ich dann persönlich noch immer etwas an meiner Figur auszusetzen, ich fühlte mich dann zu schmächtig und begann mit Kraftsport, ich eignete mir innerhalb von einigen Jahre gehörige Muskelpakete an um endlich mal ein gewisses Gefühl zu haben, mit mir zufrieden zu sein und den anderen keinen Grund zu geben über mich zu lästern. Schließlich war ich nun derjenige, der beim Sport die anderen auslachen konnte.
Jedoch konnte ich mich nie richtig selbst loben für diese erbrachte Leistung, ich sagte nie zu mir selbst, eigentlich kannst du stolz auf dich sein, dass du innerhalb von 2 Monaten 32 kg abgenommen hast, andere hätten das nicht so leicht geschafft..
Heute finde ich halt wieder andere Sachen an mir, die ich wieder kritisiere, ich kritisiere meine ganze Art und Verhaltensweise, (bin ich vielleicht wirklich nicht normal weil ich so denke, warum ziehe ich mich immer wieder zurück, warum bin ich eigentlich so schüchtern......)
|
|
|
|
|
Katl
Helferlein
140
W, 42
|
Fri, 19.May.06, 14:28 Re: Angst vor Stadtverkehr |
|
guenther1982 wrote: | Dann begann ich mit Sport. Ich nahm innerhalb von 2 Monaten 32 kg ab ... begann mit Kraftsport, ich eignete mir innerhalb von einigen Jahre gehörige Muskelpakete an um endlich mal ein gewisses Gefühl zu haben, mit mir zufrieden zu sein .. war ich nun derjenige, der beim Sport die anderen auslachen konnte |
Du hast mehr Willen und Stärke, als du dir selber zutraust! Wow, ich find das echt klasse, was du geschafft hast!
Dass du bisher darauf und auch sonst nicht so richtig stolz auf dich und zufrieden mit dir sein konntest, könnte was damit zu tun haben, dass du evtl. als Kind von deinen Eltern oder anderen Bezugspersonen wenig gelobt wurdest. Sattdessen gab es oft Kritik und du hast gelernt, dass du nicht ok. bist. Und nun reagierst du eben heute noch mit diesem Muster.
Insofern glaube ich schon, dass du genau wie ich von dem o.g. Buch profitieren wirst. Mir jedenfalls gibt es eine gewissen Entlastung, wenn ich heute meine Ängste zwar noch wahrnehme, aber mir doch genau erklären kann, wo sie herkommen und dass das "Kind" in diesem Moment die Oberhand bekommen will. Dann versuche ich, meinen "liebevollen inneren Erwachsenen" und die "Wahrheit" mit ins Boot zu bekommen.
guenther1982 wrote: |
Heute finde ich halt wieder andere Sachen an mir, die ich wieder kritisiere, ich kritisiere meine ganze Art und Verhaltensweise, (bin ich vielleicht wirklich nicht normal weil ich so denke, warum ziehe ich mich immer wieder zurück, warum bin ich eigentlich so schüchtern......) |
Du siehst, immer und immer wieder reagierst du nach diesem Muster, weil du es so als kleines Kind erlernt und ein Leben lang trainiert hast. Versuch mal, als Rechtshänder links zu schreiben, das geht auch nicht von heute auf morgen. Genauso musst du nun deine neuen Denkweisen trainieren, dir auch mal "Stop" sagen, wenn die Angst dir auf die Pelle rückt, um dich nicht immer weiter in diese Gedanken hineinzugrübeln.
Wahrnehmen der Angst ist schon richtig, aber dann auch sagen: Ok, ich weiß, woher sie kommt, kenne ihre Ursachen, heute bin ich aber erwachsen, kann versuchen, nun anders zu reagieren, denn die alten Muster machen heute einfach keinen Sinn mehr. Als du Kind warst, hatten sie bestimmt irgendwo ihre Berechtigung. Schließlich will jedes Kind ja geliebt werden und deshalb macht es meist alles genauso, wie die Eltern es wollen. Das Kind übernimmt damit das Eltern-Ich als innere Kontroll-Instanz. Das was du nun iselbst über dich denkst/innerlich hörst, hast du einfach nur oft genug von deinen Eltern oder anderen zu hören bekommen.
Diese Spuren lassen sich nur von neuen, sehr intensiven Eindrücken "überschreiben". Dann können die alten allmählich verblassen. Also bleib dran, schaff dir weiter so gute Erfolgserlebnisse und lerne, richtig stolz auf dich und zufrieden mit dir zu sein.
Katl
|
|
|
|
|
|
|