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zellmatsch
neu an Bord!
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Niedersachsen M, 21
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Mon, 15.May.06, 22:32 das Leben als Film |
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Hallo,
Ich bin 21 Jahre alt
in einem festen Angestellten Verhältnis, nebenbei noch selbstständig treibe jeden Tag Sport (Ausgleich gegeben) und studiere nebenbei noch (Fernstudium)
daher von Finanzieller Seite relativ gut abgesichert...
Trotzdem plagen mich ständig übelste Existenzängste!!
Mein ganzes leben beschränkt sich eigentlich nur aufs Funktionieren!
Ich habe kein Gespür für mich oder das wer oder was ich bin...
Ich stehe sozusagen jeden Tag wie ein komplett anderer Mensch auf…
Ständige Depersonalisation...
Es gibt keine Konstanz oder Permanenz in meinem Leben..
Ständig ändern sich die Bezüge zu meiner Umwelt zu mir selbst und vor allem zu meinen Mitmenschen, die teilweise über mehrere Jahre kenne…
Ich habe kein Gefühl von einer Kernpersönlichkeit kein Ich Gefühl...
Mein Umfeld reagiert auch allmählich verstört auf meine Erscheinung...
Mir wurde bisher folgende „Schäden“ durch mein Umfeld unterstellt….
Multiple Persönlichkeitsstörung
Borderline (aufgrund von svv)
Autismus
Hochintelligenz
Das Problem zudem ist, dass ich mich komplett neu erfinden kann!!
Das ganze läuft dann so ab das ich alle Bezüge komplett von mir abspalte und ich dann sozusagen als komplett neuer Mensch dastehe... Ich habe dann eine Permanente Konstanz zu allen Menschen, selbst diejenigen die ich seit Jahren kenne… (Nur dabei spüre ich mich als eigenständige Handlungsfähige Person)
Diesen Zustand kann ich leider nur in extremen Situationen "heraufbeschwören" und ist in meinen Augen ne Art Überlebensprogramm...
Mein ganzes Leben verläuft an sich komplett wertfrei!
98 % meiner Existenz läuft wie ein Film an mir vorbei... Ohne jegliche Freude…
Nicht ganz leicht zu beschreiben..
Aufjedenfall habe ich ständig das Gefühl des irrealen… als würden meine Augen nicht aus meinem Kopf schauen,
es ist irgendwie alles nur eine Pampe die ich erfasse und die an mir vorbeizieht...
(Kann mich meist auch nur durch Spiegelungen wahrnehmen)
Zudem kommen extreme Schlafstörungen... teilweise schlafen ich nur 1 Stunde in der Nacht und fühle mich morgens und den ganzen Tag topfit.
Das Hauptproblem an der Sache ist das mein Leben eine reine Selbstverarschung ist!!
Ich bin weder ehrlich zu mir noch zu meinen Freunden - Bekannten - Beruflichen Umfeld - Eltern - Geschwistern
Es ist alles nur ein einziges Schauspiel!
Wobei dies immer schlimmer wird...
Daher schadet mir jeglicher persönlicher Kontakt mehr als er mir und meinen Mitmenschen nützt.
Ein weiteres Problem hierbei ist eine meine extrem schwache Ich-Grenze!
Ich war bereits bei einer Psychologin die mir glaubhaft machen wollte, dass ich unter einer Antriebsstörung leiden würde...
Einige Monate später habe ich ein EEG aufzeichnen lassen da ich vermutete an Schizophrenie zu leiden…
Das Resultat war, dass mir geraten wurde mich dringend in eine Tiefenfundierte Psychotherapie zu begeben...
Und nun steh ich da... ohne Bezug... ohne Hintergrund über die eigene Existenz...
Wie soll ich mir Hilfe suchen?
Ich würde jedem Therapeuten ein funktionales Ich präsentieren...
Ist mein Problem das ich eigentlich gar kein Problem habe?
Zudem noch angemerkt:
Ich habe über Jahre!! unter extremsten Depressionen gelitten die ich nie behandelt haben lasse...
Ich bin morgens zitternd aufgewacht, - sowie ich mich ins Bett gelegt habe... ohne mich bewegt zu haben - abends heulend ins Bett gegangen und das über mehrere Jahre! Jeden Tag die Frage wie man sich am besten das Leben nimmt...
Nun spüre ich eigentlich gar nichts mehr... alles zieht irgendwie an mir vorbei... alles ist irgendwie wie es ist...
Was kann das Leben neben überleben mir noch geben?
Alles ein bisschen wirr und zusammenhangslos, dennoch könnt Ihr mir ja evtl. den ein oder anderen Tipp geben, in welche Richtung mein „Dachschaden“ tendiert und wie ich mich nun am besten verhalten sollte…
vielen Dank vorab
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Philipp1982
Forums-InsiderIn
169
Groningen M, 23
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Tue, 16.May.06, 0:02 Re: das Leben als Film |
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Alle hatten bisher unrecht. Du hast in meinen Augen keine Schizofrenie. Intelligent bist du ohne Zweifel, nach deinen Gedanken zu Urteilen. Die Psychologin, die dir eine Antriebsstörung unterstellt hat, hat einen Hau. Ich selber bin auch ein bisschen so durch die Welt gelaufen wie du. Ich habe unterschiedliche Therapierichtungen ausprobiert. Die einzigen, die intelligente Leute wie dich wirklich durchschauen und dir helfen können sind meiner Meinung nach die Psychoanalytiker. Klar, es dauert dann eine Weile, wenn man in Behandlung ist. Und du musst vertrauen können. Ein Psychoanalytiker ist eine geschulte Fachkraft. Ich bin der Meinung, dass Leute wie du, die so vielschichtig orientiert sind, was ihre psychische Symptomatik angeht vielleicht ganz tief in sich irgendwelche Perversionen verbergen. Weil diese nicht hochkommen dürfen, passiert da so einiges an der Oberfläche. Probier einfach mal einige Stunden aus bei einem Analytiker. Ich war selber überrascht, wie viel Symptome verschwinden, wenn man wirklich den Mut hat, alles wichtige über sich zu erzählen. Hier im Forum dürfte das selbe Resultat schwierig zu erreichen sein, weil die Menschen auch zu subjektiv sind. Ein Analytiker darf dir nicht mal was von sich selber erzählen um dich nicht zu beeinflussen. Diese Abstinenz habe ich als sehr positiv erfahren. Andere Psychologen sollten sich davon mal ne Scheibe abschneiden. Hier im Forum können die Leute einfach nicht abstinent sein. Die die Helfen tun das weil es ihnen Spaß macht und weil sie sagen, was sie wollen. Ein Analytiker darf dir nicht alles sagen, er muss den therapeutischen Prozess überleben und muss schauen dass er den Fortgang der Therapie sichert, bis ihr beide zu dem Ergebnis kommt, dass du gesund bist.
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_________________ Wir rennen vor dem Leben weg. (Erich Fromm) |
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Hiob
Forums-Gruftie
607
Berge M, 32
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Tue, 16.May.06, 7:01 Re: das Leben als Film |
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Hallo Zellmatsch,
ich finde, du hast das alles recht detailliert erkannt und beschrieben. Das ist ein erster Schritt.
Ich ahne, dass du meinst, du bist unfähig, dieses funktionierende zu verlassen und wärst für therapeutische Hilfe unzugänglich. Es gibt natürlich solche Fälle, und oft muss leider der Leidensdruck so hoch werden, dass die Persönlichkeit einfach zusammenbricht, um Hilfe anzunehmen und für eine Bewusstseinsveränderung zugänglich zu sein. Manchmal muss auch der Körper ein eindeutiges Signal schicken, damit du dich dessen bewusst wirst, dass du einen Körper hast.
Trotzdem erscheint mir, dass du für dein Alter recht viel von dir weist, vielleicht etwas viel spekulierst. Ich würde eine Therapie mal an deiner Stelle ganz anders angehen, als das andere, was du tust. Nicht funktionieren, nicht spielen, dich verletzlich machen und leider ist diese Angst, dieses funktionierende und sich selbst abschottende ICH mal ein paar Augenblicke aufzugeben, in fast jedem Menschen vorhanden und bei dir vielleicht so groß, dass es dir unmöglich erscheint. Aber bei diesem Problem kann dir einerseits helfen, dass du dich grundsätzlich damit beschäftigst, dass dir das Leben verloren geht, wenn du dich ihm nicht öffnest, es , wie du ja schon erkannt hast, eigentlich bereits verloren ist. Hier macht es einen Unterschied, ob du auch den therapeutischen Prozess mit aller Kraft „willst“ oder ob du ihn zulässt. Der Wille ist manchmal zum überleben notwendig, aber er verhindert auch, dass sich das ICH selbst erkennt und hin und wieder herunterregeln kann. Das Herunterregeln macht es durchlässiger und dadurch auch den schönen und eben gerade menschlichen Seiten des Lebens offen. Dem Verlieben, der Freude. Du müsstest dir im Klaren sein, dass das sprichwörtliche Paradies nicht irgendwo im All zu finden ist oder ein leeres Versprechen sei, sondern sich hinter der Angst sich zu öffnen tatsächlich befindet. So ein Bild hilft dir vielleicht.
Das andere wäre dabei, dass du vielleicht auch den oder die richtige Thera finden müsstest. Dort würde ich mir an deiner Stelle Zeit lassen. Denn es ist wichtig, dass du dich auf ihn/sie einlassen kannst.
Es klingt mystisch und ich erwarte dafür auch keinen Beifall, aber mit dem lockern der Persönlichkeit, dem scheinbaren Tod, wird das Leben, das Lebendige, erst erweckt. Der Teil des ICH-s, der dir das Leben wie ein Funktionieren vorkommen lässt, ist der Teil, der wie ein Computer funktioniert. Doch ich hab noch nie einen PC lachen sehn. Also mach mal den PC aus. Die Gefühle, die dich danach überfluten, mögen anfangs beängstigend oder schmerzhaft sein, aber leider gehört das auch dazu.
Übrigens, dass man eine schizoide Störung auf dem EEG „erkennen“ kann, wäre mir neu. Es gibt nicht nur „Schizophrenie oder gesund“, sondern Leben kennt dort unzählige Zwischenstufen und Wandlungsfähigkeit, die kein vernünftiger Mensch so freihändig als gesund oder krank einschätzen würde. Dort beginnt ja grad erst leben. Ich würde mich an deiner Stelle etwas umfassender auf Leben einlassen...es spielt gar nicht so eine große Rolle, was du nun ärztlich attestiert bekommst.
Viele Grüße
Hiob
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