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sternschauerin
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Post Sat, 13.May.06, 20:51      Meine Kindheit und ihre Folgen Reply with quoteBack to top

Ich wurde als Kind von meinem Vater und meiner Mutter oft geschlagen und verbal angegriffen. Die Wochenenden waren am schlimmsten, jeden Freitagabend nach der Schule wäre ich am liebsten weggelaufen, anstatt nach Hause in die Hölle zurück zu kehren.
Die Schläge allein waren aber noch nicht alles. Viel schlimmer war die Einsamkeit. Wenn ich verprügelt wurde, sass ich danach in meinem Zimmer auf dem Bett und weinte. Es war niemand da, der mich mal getröstet hätte. Es war auch nie jemand da, der mal mit mir geredet hätte, mich in den Arm genommen hätte und einfach nur ein liebender Vater oder eine liebende Mutter zu mir gewesen wäre.

Bis etwa zu meinem 12. Lebensjahr liess ich alles zu, was meine Eltern mit mir machten. Ich hatte keine Freunde in der Schule und war selten glücklich. Ein Einzelgänger, welcher der Welt und all den Menschen nicht vertraute. Irgendwann merkte ich, dass meine Eltern mich zerstören. So begann ich, mich zu ändern.
Ich hab viel von anderen Leuten abgeschaut, etwa wie man mit anderen Menschen liebevoll umgehen kann. So habe ich bald Freunde gefunden und habe mich immer weiter verändert.
Heute bin ich 20 Jahre alt und ich glaube niemand, der mich kennt, würde annehmen, dass ich so eine schlechte Kindheit hatte. Ich bin eine sehr fröhliche, aufgestellte Person und geniesse das Leben in vollen Zügen. All dass, was meine Eltern mir angetan hatten, nehme ich als das an, was ich nie machen möchte. Sie sind also doch ein Art Vorbild für mich - Vorbilder, wie ich nie sein möchte.
Wenn man mein heutiges Leben betrachtet, habe ich es tatsächlich geschafft, mich soweit zu entwickeln, dass ich ein "normaler Mensch" bin. Genau das habe ich mir immer gewünscht.

Das einzige was mir immer noch fehlt ist eine Person, die die Elternrolle übernimmt. Immernoch wünsche ich mir eine Mutter, die mich mal in den Arm nimmt und einfach nur für mich da ist. Manchmal ist diese Sehnsucht so stark, da weiss ich fast nicht mehr, was ich noch machen soll.

Vor einem Jahr bin ich Zuhause ausgezogen. Zu meinen Eltern habe ich hin und wieder noch Kontakt, aber nicht mehr viel. Ich wünschte mir, ich hätte andere Eltern gehabt, aber kann es nicht ändern.
Wieso ich das hier schreibe? Im Moment ist genau einer dieser Momente, in dem ich mir einfach wünschte, dass eine Elternfigur für mich da wäre...
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kleiner wast
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Post Sat, 13.May.06, 21:01      Re: Meine Kindheit und ihre Folgen Reply with quoteBack to top

Hallo,


ich erkenne mich da in vielem wieder.

Eine Elternfigur wird Dir nicht mehr erwachsen können, nie.

Und einen Übervater, Guru? Oder eine Übermutter?

Könntest Du Dir sowas vorstellen? Ist aber nicht so einfach, denke ich.

Ich hab mich distanziert, abgenabelt und losgemacht und heute verzweifelt mein Vater, weil ich ihn kaum noch anrufe. Tja.


Viel Kraft wünscht

kw

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Black XistenZ ™
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M, 22


Post Sun, 14.May.06, 3:42      Re: Meine Kindheit und ihre Folgen Reply with quoteBack to top

hmm vielleicht kannst du ja mit den besten freunden mal drüber sprechen.....

vielleicht können sie dich in den arm nehmen wenn dir danach ist, vielleicht können sie dir diese bedingungslose akzeptanz entgegenbringen nach der du dich sehnst.


nur so als idee, denn an deiner vergangenheit wird sich nichts mehr ändern lassen.

_________________
Gib einem Menschen Macht und du wirst sein wahres Wesen erkennen.
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Jenny_M.
Helferlein
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Post Sun, 14.May.06, 9:25      Re: Meine Kindheit und ihre Folgen Reply with quoteBack to top

Hallo sternschauerin,

aus deinem Text kommt sehr viel Stärke, finde ich. Mir geht es ähnlich. Auch ich habe mir vieles, gerade was den Umgang mit anderen Menschen angeht, von Anderen abgeschaut, weil ich das zu Hause nicht lernen konnte. Und manchmal kehrt sich das jetzt auch um. Andere meinen, ich könnte ihnen helfen und das tue ich dann auch. Ich lebe zwar immer noch etwas zurückgezogen, komme aber trotzdem oft in Situationen, in denen Stärke verlangt wird.

Ich schreib dir mal, wie es mir damit geht. Vielleicht kannst du ja was damit anfangen. Jetzt bin ich 34 Jahre alt und sehne mich manchmal immer noch nach "Eltern". Embarassed Oftmals habe ich auch Kontakte zu Leuten, die mittlerweile so um die 60 sind. Dann lande ich zumeist bei sehr freundschaftlichen Kontakten, weil ich bisher nur meine Stärke rausgekehrt habe. Aber ich denke, man will auch mal schwach sein, um in den Arm genommen zu werden und damit hab ich auch so meine Probleme. Wenn man aber nicht signalisiert, dass man Hilfe haben möchte, bekommt man meist ja auch keine und der rettende Anker ist dann, aus eigener Kraft wieder Stärke zu zeigen. Und die Frage ist dann ja auch, ob man diese Art von Hilfe annehmen kann. So sehr man es sich auch wünscht. Glaubst du, dass du das auch zulassen könntest?

Ich habe gerade so eine Phase, wo es mir immer schwerer fällt, mein Schwachsein hinter meiner Stärke zu verstecken. Dann könnte es natürlich eher auffallen, dass ich mir "Hilfe" wünsche und das find ich dann im Alltag auch wieder nicht so gut. Na ja, ist wohl ein Kreislauf, der sich da immer wiederholt.

Aber du hast schon soo viel geschafft und ich wünsche dir, dass du jemanden finden kannst, der dich auch mal so behandelt, wie es wohl nur Eltern tun... und dass du es dann auch wirklich zulassen kannst.

_________________
Liebe Grüße
Jenny

"Wirklich reich ist, wer mehr Träume in seiner Seele hat, als die Realität zerstören kann." (Hans Kruppa)
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