Neues Forum! [Info]
Post new topic Reply to topic    Print
Author Message
Gast
Guest




W


Post Sat, 02.Nov.02, 23:11      Freunde/Therapeut Reply with quoteBack to top

Hallo Leute,

habt ihr euch schon mal darüber Gedanken gemacht, wann ein Mensch einen Therapeuten braucht. Vor allem wenn etwas "alte Wunden" betrifft. Gewisse Wunden gehören zum Menschen, nicht wahr? Ist jede Wunde die man auch nach Jahren nicht vergessen kann, und die man auch noch fühlt, und die das Leben beeinflusst gleich ein Trauma? Siche nicht oder?
Also: Wenn eine Mensch mit "alten Wunden" zum Therapeuten geht, heißt das nicht, dass Freunde ihm nicht genug zuhören? Sicher wenn jemand wirklich fertig ist, dann kann sich nur der Therapeut genug Zeit nehmen. Aber genau das ist es ja. ZEIT. Hätten Freunde genug Zeit, würde die Idee mit dem Therapeuten einfach nur über seine PRobleme zu reden irrsinnig erscheinen. Bitte versteht mich nicht falsch. Natürlich gibt es wichtige Analysen, hintergründe die nur darauf spezialisierte Leute erkennen. Aber alte Wunden.(liebesleben, trauer (keine Depression ist hier gemeint!!!), einsamkeit). Ist das nicht komische, wenn man einem "fremden" seine PRobleme schildert. Generell ist eine Therapie gegen Liegeskummer ja nicht sinnvoll. In schweren Fällen vielleicht. Ich will nur sagen, ist nicht vielleicht Einsamkeit der Grund für einen Teil der Beschäftigungen der Therapeuten? Was ist in den Fällen, wo der Therapeut einfach nur mit seinem Patienten redet(das ist ja nicht schlecht, aber genau da muss man doch merken, dass dieser mensch eben mit seinen freunden nicht reden kann), über trauer liebe etc. dann kann er ja auch nur gut gemeinte freundschaftliche Ratschläge geben. Wann würde er erkennen dass der Mensch eher Therapie bei der bewältigung der Einsamkeit braucht, bei der Suche nach Freunden? Vielleicht wäre Therapiesucht an dieser stelle auch anzumerken.

Etwas verworren das alles. Kann es nicht besser ausdrücken, also schreibt was dazu! Vielleicht kriegen wir ja auch eine Antwort von Hr.Fellner

gruß,

Gast
Werbung
Annemarie
Moderatorin
Moderatorin


Posts 1682
Wohnort Oberösterreich
W, 45


Post Sun, 03.Nov.02, 8:47      Reply with quoteBack to top

Hallo Gast,

irgendwie berührt mich das, was Du geschrieben hast. Ich weiß nicht genau, warum, aber möchte, so gut es geht, meine Meinung dazu sagen.

"Eine Wunde, die man nach Jahren nicht vergessen kann"
Wahrscheinlich gibt es verschiedene Arten von "vergessen" aber ich denke, wenn es eine Wunde ist, die mir immer wieder mal "weh" tut, dann ist es eine, die einmal richtig "versorgt" werden muß, um heilen zu können.

In diesem Sinne wäre dann "vergessen" wie etwas, mit meinen Worten, in eine Schublade stecken. Vielleicht geht das, wenn es nicht zu viele unschöne Erinnerungen sind, die ich da hineingebe. Weil sie dann irgendwann so voll sein würde, daß nicht mal mehr Kleinigkeiten darin Platz haben würden.
Ich hoffe, Du kannst mich verstehen, wie ich das meine.

Ja, Freunde wären da sicherlich sehr hilfreich. Wenn ich auch die Fähigkeit hätte, mit ihnen darüber zu sprechen. Aber das liegt auch an den jeweiligen Menschen, wie weit er sich anderen Menschen anvertrauen kann. Und bei dieser (Un)Fähigkeit spielen wiederum sicher sehr viele Faktoren eine Rolle.

Also, ich denke schon, daß, wenn ein Mensch Hilfe bei einem(r) Therapeuten(in) sucht, es seine Richtigkeit hat.

Ich hätte da noch viel, was ich dazu sagen möchte, finde es aus mehreren Gründen aber nicht sinnvoll. Ein Grund davon ist, daß ich, lieber Gast, nicht einmal Deinen Namen kenne Wink

Eine Frage aber drängt sich bei mir auf: "Warum machst Du Dir persönlich solche Gedanken darüber, womit die Therapeuten "beschäftigt" werden?"
Vielleicht könntest Du mir das bitte beantworten, wenn Du willst. Wäre sehr gespannt.

Liebe Grüße, Annemarie

_________________
Liebe ist das Fundament des Lebens
Find all posts by Annemarie
Anonymous





W


Post Sun, 03.Nov.02, 9:16      Reply with quoteBack to top

Hallo,
warum Menschen Therapie machen ist doch so vielschichtig, dass man das so nicht beantworten kann.
Wenn Einsamkeit der Grund ist, ist es vielleicht gut, zu schauen, warum der Patient einsam ist. Dann ist möglicherweise eine Unfähigkeit, Beziehungen einzugehen und aufrecht zu erhalten die Ursache, die behandelt werden sollte.
Es gibt unzählige Probleme, die ja nur die Spitze sind, die man sieht.
Depressionen haben ja auch einen Ursprung. Das aufzudecken und fachmännisch und stützend zu helfen, damit sind Freunde überfordert.
Für die kleineren Alltagsprobleme werden doch sicher oft eher die Freunde zu Rate gezogen.

Ausserdem geibt es mehr Sicherheit, wenn man weiss, der Therapeut kennt sich aus. Therapie ist nämlich manchmal extrem verwirrend Rolling Eyes .

LG
Kara
Anonymous





W


Post Sun, 03.Nov.02, 10:22      Reply with quoteBack to top

Hallo Kara,

"warum Menschen Therapie machen ist doch so vielschichtig, dass man das so nicht beantworten kann."

ich finde das ist es ja gerade. Es kann nur jeder Einzelne für SICH beantworten.
Ich kann mir auch gut vorstellen, daß es Menschen gibt, die aus Langeweile oder einfach Neugier zu einem Therapeuten gehen. Da könnte ich mir vorstellen, daß der Erste lernen wird, sein Leben mit anderen "Hobbies" auszufüllen und der Zweite wird nach der ersten Sitzung seine Neugier gestillt haben. Denkst Du nicht?

"Wenn Einsamkeit der Grund ist, ist es vielleicht gut, zu schauen, warum der Patient einsam ist. Dann ist möglicherweise eine Unfähigkeit, Beziehungen einzugehen und aufrecht zu erhalten die Ursache, die behandelt werden sollte."

Meine Erfahrung ist, daß genau das passiert.
Es ist zwar nicht Einsamkeit der Grund, warum ich in Therapie bin, sondern Depressionen. Bis auf einige offensichtliche Gründe fange ich erst an, zu erkennen, was mich in diese Situation gebracht hat.
Da muß ich Dir vollkommen Recht geben, damit wären Freunde überfordert.

"Ausserdem geibt es mehr Sicherheit, wenn man weiss, der Therapeut kennt sich aus. Therapie ist nämlich manchmal extrem verwirrend"

Ich weiß nicht, ob das richtig ist, aber daraus schließe ich, daß Du zu Deinen Therapeuten kein richtiges Vertrauen hast. Das täte mir sehr leid.
Therapie ist auch für mich oft sehr verwirrend, weil ich Seiten an mir und meinem Leben aufgezeigt bekomme, die ich SO noch nicht gesehen habe. Ich bekomme zwar Lösungsvorschläge von der Therapeutin, aber immer nur so viel, daß ich selbst entscheiden kann, was für MICH richtig ist. Was ich besonders schätze an der Therapie ist die Ehrlichkeit. Es gibt kein "Schönreden". daß ist das Letzte, was ich brauchen würde.

Ich kann leider jetzt nicht weiterschreibe, habe gerade einen dringenden Anruf bekommen. Es würde mich aber interessieren, wie Du das alles empfindest.

Liebe Grüße und alles Gute, Annemarie
Werbung
Nebel
Helferlein
Helferlein


Posts 71
Wohnort Kiel
,


Post Sun, 03.Nov.02, 11:35      Reply with quoteBack to top

Hallo!
Ich denke, dass Therapeuten eine wichtige Funktion haben, da es im Leben eines Menschen einen Punkt geben kann, an dem er nicht mehr weiterkommt und auch Freunde überfordert sind. Viele Leute möchten auch gar nicht ihr Innerstes ihren Freunden offenbaren, da dies für sie Privatsphäre bedeutet oder sie fürchten, dass Freunde dies erschrecken könnte.

Und wie ihr schon gesagt wurde - beim Therapeuten gibt´s kein Schönreden, dort herrscht Ehrlichkeit, weil man sich sonst den Weg hätte sparen können.
Jeder Mensch sieht Dinge subjektiv, aber ein Therapeut ist dafür ausgebildet, bestimmte Strukturen zu erkennen, die sich bei Menschen wiederholen und auf eine psychische Erkrankung hindeuten könnten. Dies kann ein Freund oder eine Freundin nicht leisten.
Der Freundeskreis sollte aber nichts destotrotz eine wichtige Stütze bleiben, ohne die niemand auskommen kann. Und sei es "nur", den Freund/die Freundin im Arm zu halten, wenn der/die sich mal ausweint...

Liebe Grüße

Der Nebel

_________________
Nur auf dem Pfad der Nacht erreicht man die Morgenröte
Find all posts by Nebel
Annemarie
Moderatorin
Moderatorin


Posts 1682
Wohnort Oberösterreich
W, 45


Post Sun, 03.Nov.02, 11:41      Reply with quoteBack to top

Hallo Kara, ich nochmal grinsend

Ich wollte noch etwas zu der Rolle von Freunden sagen.

Freunden kann man sich anvertrauen, soweit sie es zulassen und soweit ich es selbst zulassen kann.
Ich selbst habe einige Freundinnen, liebe Arbeitskollegen(innen), bin aber zumeist Zuhörerin. Dabei gibt es eine einzige Freundin, bei der ich das Gefühl habe, ihr alles sagen zu können. Tu ich aber nicht, um sie nicht zu überfordern.
Ich glaube, das liegt daran, daß sie selbst große Probleme hat und wir uns somit gegenseitig "verstehen" können.
Aber alleine das Gefühl zu haben "ich könnte, wenn ich wollte", tut schon sehr gut.

Liebe Kara, wie geht es Dir dabei? Hast Du einen Freundeskreis, mit dem auch DU vieles besprechen kannst?

Nochmals liebe Grüße, Annemarie

_________________
Liebe ist das Fundament des Lebens
Find all posts by Annemarie
Werbung
Anonymous





W


Post Sun, 03.Nov.02, 19:22      Reply with quoteBack to top

Hallo Annemarie,

also, ich bin extrem misstrauisch, das ist mir auch erst in der Therapie richtig bewusst geworden.
Bei mir war der Anfang sehr schwierig, konnte nicht reden, mich nicht öffnen, nichts.
Es war von Anfang an extrem verwirrend und bedrohlich für mich.
Muss eine ziemlich verwirrende Kindheit gehabt haben.
Hinzu kommt bei mir, dass ich sehr sensibel bin (laut meinem Thera) und seine Stimmungen sofort spüre und dann bin ich nur noch in "Alarmbereitschaft".
Ich kann das auch nicht erklären, es ist einfach unglaublich!
Mittlerweile ist das Vertrauen zu meinem Therapeuten schon ziemlich stabil.
Ich habe eine Freundin, mit der ich (jetzt) auch gut reden kann. Und mit meiner Schwester, seit ich in Therapie bin.
Vorher (mein ganzes Leben) war ich immer ein Einzelkämpfer und kannte es auch gar nicht anders.

Ich habe halt früher (und mache das auch heute noch) meine Gefühle, mit denen ich nicht klarkam, da ich mich auf meine Eltern nicht verlassen konnte, abgespalten. Und jetzt in der Therapie werden sie alle wieder belebt. Das ist wohl das so heftig Verwirrende für mich.
Dass ich langsam wieder anfange zu fühlen.
Aber es klärt sich immer mehr.
DAS hätte natürlich kein Freund leisten können, logisch. Ist aber auch eine richtige Störung und nicht einfach eine leichte "Unpässlichkeit" grinsend .

Glaubst Du wirklich, dass einige aus Langeweile oder Neugierde Therapie machen?
Fände ich aber ziemlich daneben, angesichts der langen Wartezeiten.

Wie ist es denn bei Dir? Auch so verwirrend? Das wünsche ich ja eigentlich niemandem Wink .

LG
Kara
Annemarie
Moderatorin
Moderatorin


Posts 1682
Wohnort Oberösterreich
W, 45


Post Sun, 03.Nov.02, 22:08      Reply with quoteBack to top

Hallo Kara,

da haben wir ja einiges gemeinsam grinsend

Ich hatte vor dieser Therapie eine andere bei einem Therapeuten "versucht". Dort war ich stumm. Ich wollte gerne etwas sagen, konnte aber nicht, wie in einem Alptraum. Er hat mir gedroht, daß ich, wenn ich nichts sage, es mein Leben lang mit mir tragen müsse. Dieser Druck machte es noch schwieriger.
Es war eine Therapie mit "Wachtraum-Sitzungen" nach "Phyllis Krystal", kennt aber glaube ich kaum jemand. Für mich war das alles auch sehr ungewöhnlich. Außerdem ging es mir jedesmal 3 Wochen sehr schlecht, nach so einer Sitzung.
Auch ich habe seine jeweilige Stimmung spüren können, die nicht immer gut war und ich dabei noch stiller wurde. Ist ja auch verständlich, daß er mit mir nicht gerne gearbeitet hat. Er hatte schon länger aufgegeben, als ich. Nach etwa der 10. Sitzung im Zeitraum von ca. 1 Jahr habe auch ich aufgegeben.
Jetzt möchte ich aber noch hinzufügen, daß es ein sehr lieber Mensch ist, es hat wirklich nicht an ihm gelegen.
Später kam ich durch Zufall darauf, daß ich mich Frauen eher anvertrauen kann, als Männern.

Als ich diesen Druck gar nicht mehr aushielt, "beichtete" ich meinen Zustand meinem Mann und suchte nach einer Therapeutin. Da hatte ich gleich bei dem ersten Versuch einen "Glückstreffer".
Die Therapie an sich ist für mich auch sehr verwirrend. Ich tappse auch immer wieder in die selben "Fallen". Die Therapeutin muß mir immer wieder dasselbe bewußt machen. Obwohl ich es jedesmal schneller begreife Very Happy
Außerdem bekomme ich Verstand und Gefühl nicht auf einen Nenner. Ich wehre mich innerlich dagegen, etwas für mich persönlich zu tun, ich fühle mich gut, wenn rundherum alles funktioniert. Kann ich aber im Moment nicht behaupten, deshalb befolge ich auch ihre Ratschläge.
Ich habe aber erst 9 Therapiestunden hinter mir, daß heißt hoffentlich, ich kann noch einiges lernen Wink

Gefühle mir gegenüber, außer extremen Stimmungsschwankungen, dessen Wellen durch Tabletten geglättet wurden, habe ich auch sehr selten. Wäre mir eigentlich auch egal, wenn das Leben so funktionieren würde.

Trotzdem klingt es beruhigend, daß Du Deine Gefühle wieder spüren kannst. Wie fühlt sich das an? Etwa wie kribbeln, wenn das Blut wieder in die "eingeschlafenen" Extremitäten zum Fließen kommt? Confused

"Glaubst Du wirklich, dass einige aus Langeweile oder Neugierde Therapie machen?"

Ja, und zwar deswegen, weil ich glaube, daß es nichts gibt, was Menschen nicht machen würden. Wink

Alles Liebe und beste Wünsche zur Entwirrung, Annemarie

_________________
Liebe ist das Fundament des Lebens
Find all posts by Annemarie
Annemarie
Moderatorin
Moderatorin


Posts 1682
Wohnort Oberösterreich
W, 45


Post Sun, 03.Nov.02, 22:43      Reply with quoteBack to top

Hallo Nebel,

ich möchte Dir da voll und ganz zustimmen!

Liebe Grüße, Annemarie

_________________
Liebe ist das Fundament des Lebens
Find all posts by Annemarie
Anonymous





W


Post Sun, 03.Nov.02, 23:40      Reply with quoteBack to top

Hallo Annemarie,

wie es sich anfühlt, die Gefühle zurückzubekommen?
In der Therapie(und in der Woche danach) erstmal extrem verwirrend, schmerzhaft, wie Herumgeschleudert werden, erschreckend, beschämend, faszinierend etc.. Eben heftig.
Es werden immer gleich eine ganze Reihe unterschiedlicher, manchmal widersprüchlicher Gefühle ausgelöst.
Da geht es dann in der Woche drauf von oben nach unten, von rechts nach links Confused .

Und dann merke ich, dass ich mehr fühle in verschiedenen Situationen. Z.B. wenn ich Kinder sehe, bin ich immer ganz berührt, mal traurig mal sind es so zärtliche Gefühle (klingt blöd, nicht?). Die Gefühle gegenüber anderen Menschen sind positiver, nicht mehr so angespannt, auf Distanz und Abwehr.
Ich spüre einfach mehr. Und das ist manchmal spannend, verwirrend und auch anstrengend.

Ich mache jetzt seit Ende letzten Jahres Therapie, hatte gerade meine 25. Stunde.

Ist es bei Dir nicht so?
Langsam wird mein Vertrauen zu meinem Thera so gross, dass mir die Therapie Spass macht und ich denke, er wird schon wissen, was er tut Wink .
Ansonsten habe ich eher das Gefühl, mit allem ziemlich alleine klarkommen zu müssen.
Aber vielleicht kommt mir das nur so vor. Liegt vielleicht daran, dass ich nicht gut reden kann. Ich schreibe immer alles auf, was mit mir passiert. Kann einfach nicht reden Embarassed .

Ich wünsche Dir auch alles Gute und viel Erfolg für Deine Therapie.

LG
Kara
Werbung
Annemarie
Moderatorin
Moderatorin


Posts 1682
Wohnort Oberösterreich
W, 45


Post Mon, 04.Nov.02, 1:02      Reply with quoteBack to top

Hallo Kara,

klingt irgendwie aufregend! Very Happy

Ich merke schon auch, daß sich etwas verändert. Aber ich kann noch nicht genau sagen, was es ist, es ist sozusagen "in Arbeit" Wink

Was ich merke, ist, daß ich nicht mehr unbedingt das Bedürfniss habe, alles geheim zu halten, was mich betrifft. Wenn es paßt, kann ich schon mal was erzählen. Gefühle habe ich, wenn ich mich bemühe, meine Gedanken im Hier und Jetzt zu halten. Das gelingt mir meistens nur in der Arbeit, weil ich da oft keine Gelegenheit dazu habe, meine Gedanken abschweifen zu lassen. Kennst Du das auch?

Wenn ich an meine Kinder denke, da bekomme ich auch Gefühle. Da tut mir das Herz weh, weil sie mir so leid tun, so eine Mutter zu haben. Obwohl ich alle meine Kraft aufgewendet habe, für sie wie eine "normale" Mutter da zu sein, mußte ich jetzt trotzdem erfahren, daß sie schon lange wußten, daß es mir nicht gut geht. Deshalb muß ich auch an mir arbeiten, daß sie spüren können, daß sie sich nicht um mich sorgen müssen.
Meine Kinder sind der eigentliche Grund, warum ich an meinem Leben etwas ändern wollte.

Es ist schön, daß Dir die Therapie Spaß macht. Mir tut sie jedesmal weh. Obwohl ich froh bin, diese Therapeutin zu haben, kämpfe ich gleichzeitig damit, nicht einfach alles hinzuschmeissen. Ich meine damit die Therapie und die Tabletten und einfach Leben.
Nimmst Du eigentlich Medikamente? Ich bin schwer am überlegen, ob ich sie nicht wieder absetze. Habe ein wenig im Internet geschmökert und gesehen, daß sie gar nicht so unbedenklich sind. Indem meine Therapeutin scheinbar auch nicht mehr so begeistert davon ist, werde ich es vielleicht ohne versuchen.

Liebe Klara, ich glaube nicht, daß Dich Dein Gefühl betrügt, mit allem alleine zurechtkommen zu müssen. Ich bin mir sicher, daß es genau so ist. Aber wir bekommen Unterstützung bei der Suche nach unserem Weg, den wir dann allerdings alleine gehen müssen. Und das ist auch gut so, finde ich. Dabei kann man erfahren, mit den eigenen Konsequenzen zu leben und lernen, daß manche Konsequenzen gar nicht so schlimm sind, wie befürchtet. Wink

Mit dem Reden, Kara, das wird sicher besser. Schreiben ist auch ein sehr guter Weg, sich Erleichterung zu verschaffen. grinsend

Danke für Deine lieben Wünsche!

Liebe Grüße, Annemarie

_________________
Liebe ist das Fundament des Lebens
Find all posts by Annemarie
Anonymous





W


Post Wed, 06.Nov.02, 9:04      Reply with quoteBack to top

Hallo Annemarie,

wie alt sind Deine Kinder? Ich habe einen Sohn, er ist sechs.
Ich kenne diese Schuldgefühle sehr gut.
Am Anfang meiner Therapie haben sie mich extrem gequält. Ich hatte auch Angst, meinem Sohn zu schaden, auch bei ihm eine Störung zu verursachen.
Er war auch manchmal ziemlich schwierig und aufmüpfig. Nur, was ist normal und was nicht?
Schwierig, da durchzublicken. Und es ist doch auch logisch, dass das Befinden der Mutter das Verhalten der Kinder beeinflusst.
Aber wir tun ja was dafür/dagegen. So schlimm, wie die eigene Kindheit, ist die unserer Kinder sicher nicht.
Wir können jetzt etwas tun, Therapie machen, erklären, dass es uns gerade nicht gut geht, dass es aber nicht an den Kindern liegt, sie keine Schuld haben. Ihnen Liebe geben.
Das verstehen sie. Das brauchen sie. Und das ist beständig, auch wenn sonst das Chaos tobt.
Das ist mehr, als ich bekommen habe Wink . Und daran, dass es uns schlecht geht, sind wir nicht schuld. Aber wir sind bereit, uns da wieder rauszuholen.

Nein, Medikamente nehme ich nicht. Ich glaube, ich soll richtig leiden Wink . Wäre bei mir wohl nicht gut, dann wäre der Leidensdruck nicht gross genug.

Wie lange machst Du Therapie? Ich weiss jetzt nicht, ob Du es schon erwähnt hast. Bin manchmal etwas vergesslich Embarassed .

Liebe Grüsse
Kara
Annemarie
Moderatorin
Moderatorin


Posts 1682
Wohnort Oberösterreich
W, 45


Post Thu, 07.Nov.02, 16:14      Reply with quoteBack to top

Hallo Kara Very Happy

ich finde, daß Dein Söhnchen großes Glück hat, Dich als Mutter zu haben, da Du ja jetzt schon was unternimmst, um gesund zu werden. Das ist eine Entlastung für die ganze Familie.

Ich habe einen 16jährigen Sohn und eine 17jährige Tochter. Wir haben ein sehr gutes Verhältnis. Ich habe wirklich alles mir mögliche getan, um ihnen eine gute Kindheit zu geben, eine, die ich zu einem großen Teil vermißt habe.
Ja.... was ich ihnen nicht geben konnte, ganz WICHTIGE Dinge, stellt sich jetzt nach und nach heraus. Z. Bsp. Aufrichtigkeit. Auf die Frage: "Wie geht es Dir?", kam immer die Antwort: " Very Happy Guuuut!" In Wirklichkeit fragte ich mich, wie lange noch .... ?
Meine Tochter fragte mich sehr oft, was ich leicht habe, weil ich so traurig ausschauen würde? Natürlich sagte ich wieder: " Very Happy Nichts, ich kann ja nicht immer nur lachen." Manchmal sagte ich das auch aggressiv, weil ich nicht von jemanden so beobachtet sein wollte.
Das Ergebnis ist, daß ich jetzt mehr für MICH tun muß, damit sich die Kinder von mir lösen können. Damit sie sich nicht um mich sorgen müssen. Das wollte ich nicht, ist aber so. traurig

Aber es ist genau so, wie Du sagst. Wir tun jetzt etwas dafür, um gesund zu werden und auch daraus können die Kinder viel lernen. Ein Trostpflaster? Confused

Liebe Kara, kann leider jetzt nicht fertig antworten, habe einen Termin. (Hab zu lange getrödelt!!) Bis später!

Liebe Grüße, Annemarie

_________________
Liebe ist das Fundament des Lebens
Find all posts by Annemarie
Werbung
Annemarie
Moderatorin
Moderatorin


Posts 1682
Wohnort Oberösterreich
W, 45


Post Thu, 07.Nov.02, 20:15      Reply with quoteBack to top

Hallo Kara,

nun kommt die Fortsetzung grinsend

"Er war auch manchmal ziemlich schwierig und aufmüpfig. Nur, was ist normal und was nicht?"

Kara, ich denke, da kannst Du ganz beruhigt sein, das ist normal. Kinder müssen immer wieder ihre neuen Grenzen setzen, sie ausweiten und das geht nur, indem sie von Zeit zu Zeit "schwierig und aufmümpfig" sind. Da sind wir wie alle Eltern gefordert, gesund oder ...... eben nicht. Da brauchst Du Dir wirklich keine Sorgen zu machen.

"Wir können jetzt etwas tun, Therapie machen, erklären, dass es uns gerade nicht gut geht, dass es aber nicht an den Kindern liegt, sie keine Schuld haben. Ihnen Liebe geben.
Das verstehen sie. Das brauchen sie. Und das ist beständig, auch wenn sonst das Chaos tobt."


Das ist der Punkt, den ich jahrelang übersehen habe. Ich wollte es nicht "zugeben", wie es mir geht, weil ich u. a. glaubte, daß ich meine Familie damit belasten würde. Dabei war es genau umgekehrt.
Es ist toll, daß Du bereits solche Erkenntnisse hast.

Das Du keine Medis brauchst, finde ich gut. Nur, solltest Du mal welche brauchen, dann kann ich Dich beruhigen. Der Leidensdruck ist nach wie vor da, nur die untersten Spitzen sind weg. Das ist auch so gewollt, wegen der Therapie. Leider werde ich nächstes mal ein anderes Medikament verschrieben bekommen, weil ich nur ganz wenig schlafen kann. Das letzte Mal konnte ich mit dem Neurologen noch "verhandeln" aber er hat mir nur noch 4 Wochen gegeben. Die sind nächste Woche Freitags um und geändert hat sich noch gar nichts. Davor habe ich schon Angst. Vor allem, weil ich dann am nächsten Tag wie eine wandelnde Schlaftablette umherwandeln werde. Daß das nicht so ist, konnte er mir nicht bestätigen. Sad Wenn ich nur irgendwie auskommen könnte, mir ist der Schlaf gar nicht so wichtig. Fühle mich auch nicht müde.

Therapie mache ich seit Anfang August. Habe ich, glaube ich, noch nicht erwähnt. Laughing

Liebe Grüße und alles Gute,
Annemarie

_________________
Liebe ist das Fundament des Lebens
Find all posts by Annemarie
Time
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]


Posts 2687
Wohnort Deutschland
W, 70


Post Thu, 07.Nov.02, 20:33      Reply with quoteBack to top

hallo gast,
´du schriebst:


Quote:
Sicher wenn jemand wirklich fertig ist, dann kann sich nur der Therapeut genug Zeit nehmen. Aber genau das ist es ja. ZEIT. Hätten Freunde genug Zeit, würde die Idee mit dem Therapeuten einfach nur über seine PRobleme zu reden irrsinnig erscheinen.



das sehe ich völlig anders. durch die "einseitige" = asymmetrische beziehung zum therapeuten unterscheidet sich das ding völlig.


es ist ganz anders, wenn ich bei konfrontation meinen therapueten nicht anherrschen kann mit z.B. folgenden worten:

" aber du! hast du nicht letztens selbst...etc etc.."


und genau DARIN besteht für mich der unterschied.
es nimmt sich jemand zeit für mich ( allerdings für geld) und ich kann mich nicht rächen...

therapiesucht?
NEVER!


seit wann kann man sagen, dass man in therapie ist?

und WEM sollte das was bringen? amerikanische verhältnisse haben wir ja noch nicht
Find all posts by Time
Display posts from previous:      
Post new topic Reply to topic