Angst "gesehen" zu werden

sporadischer Gast 13 Deutschland W, 23

ich habe eine 3 monatige therapie hinter mir, die mir viel gebracht hat und vorallem die mich wieder stabil gemacht hat.
nun denke ich ganz viel über mein leben nach, was ich alles ändern möchte, was ich überhaupt möchte usw.

Ich habe wirklich viele Ideen im Kopf aber ich hab angst davor gesehen zu werden/wahrgenommen zu werden.
ich bin irgendwie nicht fähig mal alleine spazieren zu gehen. ich denk darüber nach, möchte es wirklich aber schaffe es nicht aufzustehen und raus zu gehen. ist idiotisch ich weiß aber es ist echt ein kampf. problem ist auch das ich ja dabei kein eigentliches ziel habe, also einfach nur rumlaufen möchte..und das macht mir auch schwierigkeiten.

wenn ich weiß ich muss einkaufen, dann ist das kein problem. dann geh ich los, erledige das, komm wieder heim - auftrag ausgeführt. komm mir vor wie ein kleines kind das noch nicht alleine laufen kann irgendwie. ich möchte auch sport machen, hab auch schon ein paar adressen rausgesucht aber trau mich nicht raus. aber ich will ja raus, denn so kann ich net weiter leben.
was kann ich tun? wie kann ich mir diesen Arschtritt verpassen/mich motivieren?

~PAT~

[nicht mehr wegzudenken] 1071 Bayern W, 32

Ein "Arschtritt" wird da nicht viel helfen denke ich. Das hat was mit Selbstbewußtsein zu tun. Ich kenne das, dass ich immer Angst hatte irgendwo alleine hinzugehen weil ich dachte wenn mich jemand sieht könnte er denken ich sei erbärmlich weil ich da alleine bin und anscheinend keine Freunde habe. Z.B beim spazieren gehen oder auch abends irgendwo alleine hinzugehen oder in ein Museum. So als sei es irgendwie nicht legitim allein was zu machen.
Das war aber nur so weil ich unterschwellig irgendwie gedacht habe, alle anderen sein irgendwie besser als ich. So als hätte ich vor deren Beurteilung angst, weil die ja nur schlecht ausfallen kann. Ich wollte auch nie auffallen oder wahr genommen werden. Das ist im Leben aber extrem hinderlich. So bringt man es nämlich zu absolut gar nichts und man wird auch nicht ernst genommen. Wie auch, wenn man nicht gesehen werden will?
Das kann man aber nur mit der inneren Einstellung bekämpfen. Z.B. sich die Aufgabe stellen irgendwo aufzufallen wo man alleine hingeht, daß man es sich vornimmt daß man sich nicht versteckt sondern ganz im Gegenteil sich so verhält daß man wahgenommen wird. Z.B. dadurch dass man anderen fremden Leuten in die Augen schaut und nicht verlegen wegguckt.

sporadischer Gast 13 Deutschland W, 23

ja das liebe Selbstbewusstsein...
ich mein auf der einen seite denke ich mir das es echt egal ist was die denken und warum sollten die sich auch überhaupt was von mir denken??! die haben ja bestimmt was besseres zu tun!

denk auch nicht wirklich das es von ausen kommt, ne das ist in mir drin und es macht mich ziemlich nieder. zeitweise klappt es. aber hauptsächlich nur zusammen mit anderen leuten. meine freunde sagen das ich jetzt (nach der thera) sehr selbstbewusst rüber komm und ich sag was ich denk und fall auch auf. aber warum schaff ich das alleine nicht??

wie hast du es geschafft?

Forums-InsiderIn 391 Schweiz W, 33

Versuch doch, es dir vorzustellen wie beim Einkaufen: Such dir ein bestimmtes Ziel (z.B. einen botanischen Garten), nimm nen Stadtplan in die Hand und geh hin. Oder such dir nen Supermarkt, in dessen Nähe noch ein anderes Ziel ist und kombiniere beides.

lg
GF

Helferlein 113 Österreich W, 26

Hallo Patricia,

ich weiß wie das ist, mir geht es nämlich genau so.
Es war allerdings nicht immer so extrem, es fing an als ich depressiv wurde, und danach, als es mir besser ging, musste ich feststellen dass mir dieses Problem leider geblieben war. Früher war es meistens kein Problem für mich, allein spazieren oder in die Stadt zu gehen, einfach so. Auch ich nehme es mir immer wieder vor, besonders jetzt wo es wieder warm draußen ist, stelle ich es mir schön vor... ich mag auch die Gegend in der ich wohne sehr, schau mich hier gern um, und dennoch schaffe ich es nicht, das Haus zu verlassen - außer zum Einkaufen. Und nicht einmal dabei fühle ich mich besonders wohl.
Ich habe wirklich Probleme mit meinem Selbstbewusstsein, ich weiss auch nicht wie ich es schaffe es mir nicht anmerken zu lassen, im Grunde wissen nur wenige Menschen davon. Denn nach außen wirke ich sicher nicht so.

Komisch ist nur, dass ich dieses Problem nicht habe wenn ich zB arbeiten gehe oder bei anderen Tätigkeiten/Beschäftigungen wo ich ungefähr weiß was (und vor allem wer) mich erwartet. Es hängt also auch mit der Angst vor dem Unbekannten zusammen... kann es sein, dass das bei dir auch eine Rolle spielt?
Jedenfalls war ich an meinem ersten Arbeitstag furchtbar nervös, und jetzt macht es mir meistens sogar Spaß, hinzugehen. Vielleicht brauchen wir auch beim "Herumstreunen" nur diese erste Hürde zu überwinden. Denn wenn man merkt, dass einem etwas Spaß macht und gut tut, dann wird man sicher nicht mehr ganz darauf verzichten wollen. Vielleicht ist es auch leichter, wenn man anfangs jemanden mitnimmt und es dann erst allein versucht?

sporadischer Gast 13 Deutschland W, 23

@Gaumenfreuden

hört sich gut an aber hab ich schon probiert und bin dann kurz rumgelaufen aber habe mich total unwohl gefühlt und konnte nicht mehr weiter gehen..echt komisch und schwer zu erklären!

@Avantgarden

hey ich versteh dich gut und mir geht es wirklich genauso! es ist das unbekannte, wenn man nicht weiß was auf einem zukommt! ich stelle mir das in gedanken auch immer vor aber schaffe es dennoch nicht!
auf arbeit zu gehen oder wenn ich zu freunden gehe ist das auch kein problem. ich kenn den weg und weiß was kommt.
ich bin auch schon ein paar mal mit jemanden spazieren gegangen, das war echt schön und mir gings gut. aber ich möchte das auch alleine schaffen. das ist doch net schwer?warum machen wir uns das so schwer *grummel*
hm...

Helferlein 113 Österreich W, 26

Ja, das Unbekannte...

ich hatte jedenfalls immer das Gefühl, dass ich ziemlich alleine bin mit meinen Hemmungen (zumindest in meinem Bekannten- und Freundeskreis)... eine gute Freundin von mir hat zwar teilweise auch große Probleme mit ihrem Selbstbewusstsein, aber für sie ist es trotzdem ganz normal, sogar alleine ins Cafe zu gehen! Das ist glaub ich so ziemlich das letzte was ich tun würde.

Hm, mir fällt grad ein dass es mir dann viel leichter fällt, wenn ich weiss dass kaum jemand unterwegs sein wird, zB wenn es regnet, da hab ich einmal ganz spontan am Abend allein einen schönen langen Spaziergang mit Schirm gemacht. Das wär doch ein Vorschlag für einen Versuch, oder? Wink

Jedenfalls hab ich irgendwann bemerkt dass es mich nervös macht wenn Leute mich ansehen (und was man in Blicke alles reininterpretieren kann!), und sie tun es natürlich umso eher, wenn man allein unterwegs ist. Wenn jemand bei mir ist, kann ich mich mit ihm unterhalten und bin abgelenkt, dann fühl ich mich sicherer. Aber was soll denn schon passieren? Über diese Frage sollten wir wirklich einmal genauer nachdenken finde ich...

sporadischer Gast 13 Deutschland W, 23

eben was soll schon passieren?! das denk ich mir auch immer. kann ja nix passieren. ja wenn wenig los ist, fällt es mir auch leichter. zb nachts oder ganz ganz früh am wochenende. dann genieße ich diese ruhe und dann gehts auch.
wow also alleine ins cafe gehen könnt ich auch nicht. wobei ich es mir schon so oft vorgestellt habe. eigentlich ist es ja ganz nett da zu sitzen und leute zu beobachten oder ein buch zu lesen.

eigentlich spricht nichts dagegen außer unser innerer Kritiker. und der nervt gewaltig. hm. ich werds morgen versuchen mit spazieren gehen und werde berichten!

sporadischer Gast 11 NÖ M, 22

Ich hatte früher genauso ein Problem. Alle meine Freunde sind in Bars oder Discos gegangen und ich bin zuhause vorm Computer gehockt und habe irgendwas gespielt. Dann wurde mir mal in den "Hintern" getreten (nicht wörtlich nehmen Wink

). Ich habe auf Wunsch von einem Freund all meinen Mut zusammengenommen und bin mit in Bars gegangen. Sicher, es war beim ersten Mal sehr, sehr anstrengend. Aber in der Gruppe fühlte ich mich irgendwie geborgen.
Ich habe dann schließlich mich und meine Umgebung beobachtet. Es waren zwar Blickkontakte mit Fremden, aber da ich in einer Gruppe war, die mich zu Not (ich habe mir immer eingebildet, dass mir einer in die Fresse haut, weil ich ihm nicht gefalle) auch Verteidigen könnten, machte ich mir (fast) keine Sorgen mehr. Dieses Mit-Freunden-in-Bars-gehen wurde dann nach ein paar Mal zur Routine.
Mittlerweile habe ich gelernt auch alleine irgendwo hin zu fahren oder zu gehen.
Unternimm etwas mit Freunden. Wenn du diese Angst überwunden hast, unternimm mit immer weniger Freunden etwas. Und bald kannst du es auch schaffen, dass du alleine etwas unternimmst.

Ich wünsche dir viel Glück auf deinem Weg!

Forums-InsiderIn 331 Niederösterreich W, 28

Quote:

wenn es regnet, da hab ich einmal ganz spontan am Abend allein einen schönen langen Spaziergang mit Schirm gemacht

supergute idee! sehr empfehlenswert Exclamation

ich hab nämlich auch

Quote:

irgendwann bemerkt dass es mich nervös macht wenn Leute mich ansehen (und was man in Blicke alles reininterpretieren kann!), und sie tun es natürlich umso eher, wenn man allein unterwegs ist.

ach, diese blicke... Embarassed

ich fühl mich wenn ich alleine unterwegs bin, meist schon beobachtet wenn jemand in meinem blickfeld auftaucht.

Quote:

ich versteh dich gut und mir geht es wirklich genauso! es ist das unbekannte, wenn man nicht weiß was auf einem zukommt!

dem schließ ich mich auch an. mir hat aber folgendes beim alleine draußen-sein ein wenig geholfen. ich geh sozusagen den "weg der kleinen schritte". d.h. ich gehe soweit es mir keine probleme bereitet und "erkunde" dann noch ein kleines stückchen weiter. und beim nächsten mal dann noch ein bisschen mehr usw. so kommt nie wirklich viel unbekanntes auf einmal auf mich zu. Wink

einen möglichst angenehmen nächsten spaziergang wünscht euch
menis

[nicht mehr wegzudenken] 1071 Bayern W, 32

Ich hatte meinen "Durchbruch" als ich in einem vollen Bus als der Fahrer die Tür nicht aufmachte ganz laut quer durch den Bus gerufen hab, ob er mal bitte die Tür öffnen kann. Alle haben mich angeguckt. Das hätte ich früher NIEMALS gemacht, da wäre ich eher noch so lange weiter gefahren bis er irgendwann mal an einer anderen Haltestelle aufmacht. Echt wahr. SO sehr hatte ich Angst aufzufallen.
SO ganz drüber hinweg bin ich auch immer noch nicht, aber es ist viel besser geworden. Ich versuche das ungewohnte oder fremde auch jetzt nicht so sehr als GEfahr sondern als "interessant weil neu" zu betrachten. Also eher neugierig zu sein als ängstlich. Das klappt aber leider auch nicht immer.... (z.B. im Job)

Helferlein 113 Österreich W, 26

@Patricia

Quote:

ich werds morgen versuchen mit spazieren gehen und werde berichten!

Na, wie wars? Oder ist nichts draus geworden? Wink

Den richtigen Zeitpunkt für einen Spaziergang findest du schon... du wirst doch auch ab und zu feststellen, dass du gerade in dem Moment Zeit und Lust hast, und dann sollte man eben nicht lang überlegen sondern es einfach tun. Ich glaub es ist einfacher, wenn man sich am Anfang schon irgendein kleines Ziel setzt, dann hat man auch gleich einen Grund raus zu gehen, zB geh ich zur Apotheke die nicht gleich gegenüber ist. Nach Hause kann man dann ja einen kleinen Umweg machen... so könnts funktionieren. Oder: mit dem Rad losfahren, das geht auch ganz gut, irgendwie ist es beruhigender wenn man schneller unterwegs ist.

In ein Cafe allein gehen hat allerdings schon etwas Trostloses an sich, für mich ist "öffentliches Kaffeetrinken" eben sehr verbunden mit einer netten Unterhaltung mit jemandem...

@menis

Quote:

ach, diese blicke...

Das klingt ja fast dramatisch zwinkernd..

Man kann ja nie wirklich wissen was sich jemand gerade denkt, und man wird es in den allermeisten Fällen, besonders natürlich bei Fremden, auch nie erfahren. Wozu sich also groß Gedanken machen? Viele schauen einen außerdem eher freundlich oder ganz normal an, und wenn ihr Blick unfreundlich ist, dann bildet man sich das entweder ein weil man einen schlechten Tag, oder schlimmer, eine schlechte Phase hat; oder derjenige hat ein Problem das mit dir im Grunde überhaupt nichts zu tun hat. Klingt gut, oder? Man muss es nur noch glauben können Rolling Eyes

Wünsch dir auch noch viele angenehme Spaziergänge!

@Lisa

Quote:

Ich versuche das ungewohnte oder fremde auch jetzt nicht so sehr als GEfahr sondern als "interessant weil neu" zu betrachten.

Ja, gute Einstellung, aber wie du sagst - klappt leider nicht immer. Da müssen einige Umstände passen... und wenn das oft genug der Fall war, dann bleibts hoffentlich nicht mehr nur beim Versuch, dann müsste man diese Einstellung doch ganz übernehmen können. Ich hab jedenfalls keine Lust und aus meiner Sicht auch keine Zeit mehr, mich mehr oder weniger dauernd mit dem inneren Kritiker zu unterhalten, oder besser gesagt, mir seine deprimierenden Vorträge anzuhören.

Worauf sollte man auch immer warten? Darauf, dass sich von ganz allein plötzlich alles ändert? Das hab ich lang genug getan, und es war ziemlich aussichtslos. Also, die Einsicht ist ja da, aber am Umsetzen fehlts halt leider noch...

Helferlein 117 in der Irrenanstalt M, 23

Hier noch ein Tipp von mir zum Thema Spazierengehen.

Mir hilft es wenn ich mir Gegenstände mitnehme die im weitesten Sinne als "Schutzschild" dienen. Zum Beispiel im Sommer eine Sonnebrille (die natürlich zum Gesicht passen muss). Wenn ich eine Sonnenbrille trage fühle ich mich sicherer weil mir niemand in die Augen sehen kann und somit nicht so leicht meine Seele durchleuchten kann und nicht so leicht meine Unsicherheit sieht.

Bei kühl-nassem Wetter sind Rollkragenpullover, Kaputze und Regenschirm pflicht. Damit kann man sich auch etwas "verkriechen".

Ansonsten kann ich noch empfehlen, das Gesicht regelmäßig mit Bräunungscreme einzucremen. Das gibt mir auch mehr Sicherheit weil man dann das erröten nicht so stark sieht.

Ist alles nur Kopfsache, aber ich finde es ist eine gute Unterstützung um sich nicht so den Blicken ausgeliefert zu fühlen.

sporadischer Gast 13 Deutschland W, 23

gestern hab ichs geschafft. bin in den park gegangen und hab mich auf die wiese gesetzt und habs sorgar ne stunde ausgehalten. war gar net so schlimm obwohl viel los war.
dafür wars heut scheiße. hab mich den ganzen tag drinnen verkrochen und bin scheiße drauf.. Mad

naja

so gegenstände nehm ich immer mit wenn ich aus dem haus gehe. ich geh nie ohne!! gehört schon richtig dazu aber erleichtert es nur manchmal.

Forums-InsiderIn 331 Niederösterreich W, 28

Avantgarden wrote:

Das klingt ja fast dramatisch

mhhh, wahrscheinlich ist es das auch Rolling Eyes

aber wessen probleme hier sind das nicht....
jedenfalls dankeschön für dein bemühen diesbezüglich! werde versuchen mir das zu herzen zu nehmen. allerdings wie du schon sagst -"glauben können" ist gar nicht so einfach.

_Patricia_ wrote:

gestern hab ichs geschafft. bin in den park gegangen und hab mich auf die wiese gesetzt

gratuliere! Wink

ich glaub mir würde das ziemlich schwer fallen. du sagst, dass es gar nicht so schlimm war. könnte ja beim nächsten mal auch so sein.... smilie2

wollt noch fragen, was du denn so mitnimmst als "schutzschild"?
wünsch dir alles gute auch weiterhin!

@Hilfesuchender
^^ratschläge, die bestimmt nicht nur mir weiterhelfen werden respekt

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