ist das schon selbstgefährdend / ein Einweisungsgrund?

Helferlein 36 Hamburg W, 21

ich habe nur eine kurze und recht akute Frage....

Ich weiß, dass man zwangseingewiesen werden kann, sobald man
die Kriterien der akuten Selbst- oder Fremdgefährdung erfüllt...

meine Frage: ab wann sind diese Kriterien gegeben?

Es geht um einen Freund, der schwerst depessiv ist und in den letzten
Monaten immer weiter versumpft ist... dies äußert sich in exzessivem
Drogenkonsum (Haupsächlich Kokain kombiniert mit Alkohol, Cannabis
und Schkafmitteln).
Es suhlt sich im Selbstmitleid und ist nichtmehr in der Lage, sein Leben allein
in den Griff zu bekommen....

Und heute hat er (diesesmal extrem stark mit Koks und Schlafmitteln zugedröhnt), ernste Suizidabsichten geäußert....

Welche Möglichkeiten bestehen jetzt?

Reicht das aus, um ihn zwangseinzuweisen?

Meiner Meinung nach das Einzige, was ihm noch hilft, er blockt jegliche
versuche in therapie zu gehen, ab und versumpft weiter und weiter....
unglaublich hart für seine Mitmenschen, das tatenlos mit anzusehen.

Was kann ich jetzt tun?

Helferlein 36 Hamburg W, 21

Ein Freund ist gerade bei ihm, kommt zwar mit reden nicht an ihn ran,
passt aber auf, um das Schlimmste zu verhüten.
Ich wohne 2 Etagen darüber und bekomme das Ganze mit...

Ich habe eben durch den Freund (er war kurz oben) erfahren, dass er nun
angefangen hat, sich in die Arme zu schneiden, als er kurz nicht auf ihn
geachtet hat...

Mein Gott, es muss doch möglich sein, ihn aus dieser Situation zu holen.
Muss er wirklich erst auf einem Dach stehen, bis man weitere Schritte
einleiten kann?

Helferlein 40 Deutschland W, 27

Hallo Loutrix!

Kenne mich da leider auch überhaupt nicht aus...
Ab einem bestimmten Punkt könnt ihr aber definitiv keine Verantwortung mehr übernehmen. Ich würde mir dann auf alle Fälle professionelle Hilfe holen, mich dann auch nicht mehr scheuen, den Rettungsdienst zu rufen.
Habe diesen Link gefunden...vielleicht hilft der Dir weiter...:

http://web4health.info/de/answers/psy-immediate-crisis-help.htm

Alles Gute!!!

Sternin

Helferlein 36 Hamburg W, 21

Vielen Dank für die Mühe, Sternin.

Die Situation ist fatalerweise unverändert... es ist jetzt vormittags immer
irgendeiner seiner Freunde bei ihm, sein Mitbewohner war gestern mit
ihm in der Psychiatrie (hat ihn dazu mobilisieren können), dort gab es wohl
ein Gespräch und die Anweisung, er solle abends freiwillig kommen um
aufgenommen zu werden...
naja, dazu kam es nicht, er wollte dann nicht mehr.

Jetzt kann man tatsächlich nur warten und hoffen, dass immer vormittags
jemand zur Verfügung steht, um auf ihn aufzupassen bis sein Mitbewohner
von der Arbeit kommt.

Wenn das nicht mehr gewährleistet ist, müssen wir sehn, dass wir dann doch
die nötigen Schritte einleiten um ihn in eine Klinik zu bekommen.

[nicht mehr wegzudenken] 1370 Bayern W, 30

Es gibt eine ganz krasse Möglichkeit.

Wenn er wieder tillt und Selbstmordabsichten äußert, Polizei rufen - die schalten das Gesundheitsamt ein und die können ihn dann einweisen.

Aber wenn nichts mehr hilft.

Ich würde ihm das auch sagen: Ich würde ihm sagen, dass ihr Euch große Sorgen macht und versuchen mit ihm zu sprechen. Ihm aber auch sagen, dass wenn er nicht mithilft, es so nicht weitergeht.

Nimmt er sonst noch was?

Helferlein 36 Hamburg W, 21

Sira wrote:

Ich würde ihm sagen, dass ihr Euch große Sorgen macht und versuchen mit ihm zu sprechen. Ihm aber auch sagen, dass wenn er nicht mithilft, es so nicht weitergeht.

Das will er nicht hören... er hat keinen Blick mehr dafür, dass es unglaublich
anstrengend und hart für die anderen ist. Er ist völlig bei sich, unfähig, noch
irgendetwas objektiv zu betrachten. Er hat sich mittlerweile den ganzen
Oberkörper zerritzt. Einerseits wirkt er, als wolle er um jeden Preis unsere
Aufmerksamkeit haben, andererseits will er keine Hilfe annehmen.

Dass es
so nicht weitergeht, haben wir ihm schon zu oft gesagt, auch bevor es so
extrem wie seit vorgesten ausgeartet ist... er macht automatisch dicht, wenn
man wieder damit anfängt, dass es anders werden muss.
Im Grunde weiß er das auch selbst... er ist ziemlich clever... aber in einer
derartigen Lage hilft eben die tollste Cleverness nicht weiter... er hat
einfach jeden Blick für seine Möglichkeiten, da wieder raus zu kommen
verloren.

Auslöser für das Ganze waren ünrigens die äußeren Umstände seiner
Gesamtsituation... Arbeitslos ohne anspruch auf Arbeitslosenhilfe...
Eine abgebrochene Ausbildung, weil er zuviele Fehltage hatte.
Hinzu kommt die Tatsache, dass er familiär keine einfache Vergangenheit
hat und da eigentlich sehr viel aufgearbeitet werden muss... aber davon
will er nichts wissen und schon garnicht darüber sprechen.... deswegen
kann man das alles auch eher erahnen, als wissen.

Sira wrote:

Nimmt er sonst noch was?

Ich weiß nicht, was er sonst noch nimmt, weiß aber, dass er alles nehmen
würde, was er bekommen würde... in seinem Zustand macht er da vor
nichts halt. Wovon ich definitiv weiß ist Cannabis, Koks, Schlafmittel,
Schmerzmittel und dazu jede Menge Alkohol.

[nicht mehr wegzudenken] 1370 Bayern W, 30

Ok, wie gesagt, wenn er weiter akut Selbstmordabsichten äußert, dann kann man die Polizei rufen oder den Notarzt, wenn ihr die Grünen da raus haben wollt.

Ansonsten sagt man ja, dass ein Drogenabhängiger immer weiter machen wird, bis er nicht ganz unten ist. Wenn immer jemand da ist, der hilft, ändert er sich nicht.

Schon mal mit weniger Verständnis probiert?

Helferlein 36 Hamburg W, 21

Sira wrote:

Schon mal mit weniger Verständnis probiert?

Ja, aber leider völlig unprofessionell Rolling Eyes

Ich halte mich da einigermaßen raus, weil ich nicht besonders belastbar bin
was solche Dinge betrifft, aber meine Mitbewohnerin hat ihm unter anderem
die schönsten Vorwürfe gemacht... so nach dem Motto er fühle sich doch
pudelwohl in seinem Selbstmitleid und wolle im Endeffekt garnichts an
seiner Situation ändern, denn sonst hätte er ja den Job angenommen, den
ihm ein Kupel besorgt und auf dem Silbertablett serviert hat.... etc etc....

Naja, das hat ihn in seinem sedierten Zustand irgendwie nicht sonderlich
interessiert, er hat sich lieber darüber aufgeregt, dass sie ihm seine Tabletten
weggenommen hat, und wäre sicher ausgerastet, wenn er dazu in der Lage
gewesen wäre... so hat es leider nur dazu gereicht, dass er hinterher die
zwei Etagen zu uns nach oben kam um mitzuteilen, dass "er sich nur
nochmal kurz für die Scheiß-Aktion bedanken wolle..." gruebel

ehm... ja^^

ABER, man glaubt es kaum, heute ist ein kleines Wunder geschehen...
er hat sich heute erneut in die Psychiatrie fahren lassen, um sich
anzumelden... ja, wirklich grinsend

Da hat anscheinend ein kleiner Sinneswandel stattgefunden. Er ist heute
auch ruhiger geworden, hat weniger konsumiert und ist dementsprechend
auch nicht getillt, ist nur gelegentlich etwas weggetreten.

Hoffen wir das Beste.

Danke für die Anteilnahme.

Loutrix

Helferlein 36 Hamburg W, 21

Für die, die so lieb Anteil genommen haben in diesem Thread, möchte ich nun
einmal Resonanz über die vergangene Zeit zwischen meinem letzten Post hier
und jetzt geben.

Der Freund, von dem ich hier schrieb, ist freiwillig in der Psychiatrie gewesen,
wo man ihn auf Borderline behandelt hat/behandelt. Er ist mittlerweile wieder
zu Hause, die Lage ist ruhiger, auch wenn er nach wie vor Koks und Gras
konsumiert... er geht weiterhin zur ambulanten Therapie. Wie die
Langzeitveränderungen sein werden, wird sich zeigen, aber die jetzige
Situation lässt Gutes hoffen, da auch er eigesehen zu haben scheint, dass
proffessionelle Hilfe nötig und gleichzeitig nichts Schlimmes ist.

Ob die Diagnose Borderline in seinem Falle zutrifft, weiß ich nicht, ich hoffe,
die Ärzte haben es sich nicht einfach nur einfach leicht wollen... aber im
Endeffekt werden die es besser beurteilen können, als ich (die ich zweifle).
Wie auch immer, solange ihm mit der Behandlung geholfen ist und wird, ist
es alles, was zählt...

Danke nochmals für die Hilfe damals.

Helferlein 65 Deutschland W, 19

Freut mich, dass es ihm besser geht.
Hab leider erst jetzt hier gelesen, muss dir und deinen Freunden aber mal ein großes Lob aussprechen, dass ihr ihm so toll geholfen habt und ihn nicht aufgegeben hat. Er kann sich wirklich glücklich schätzen so tolle Freunde zu haben!
Mein riesen Respekt an euch *daumenhoch*

lg Marya

sporadischer Gast 5 münchen M, 35

hallo,

nach deutschem recht kannst vorübergehend zwangseingewiesen werden,

solange du dich oder andere gefährdest

mir einmal passiert

da reicht schon wiederstand gegen die staatsgewalt im betrunkenen zustand

oder drohungen in diesem oder ähnlichen zustand

Forums-InsiderIn 444 A Country near Germany M, 41

hansilein wrote:

...

da reicht schon wiederstand gegen die staatsgewalt im betrunkenen zustand....

Was soll das heissen? Es geht bei sowas schliesslich nicht um Rauchen in der Einbahnstrasse.
Widerstand gg. die Staatsgewalt ist ein schwerwiegendes Delikt, dass zu recht sehr konsequent gehandhabt wird.

sporadischer Gast 5 münchen M, 35

hallo,

deine freund kann man unterdiesen umständen zwangseinweisen

der amtsarzt vom gesundheitsamt kann das auf anforderung von angehörigen machen lassen

dein freund muss dann im landeskrankenhaus einen wiedrspruch einlegen

dann kommt ein richter oder richterin

sie muss dann entscheiden wie es weitergeht

sporadischer Gast 5 münchen M, 35

Hasenfuss wrote:

hansilein wrote:

...

da reicht schon wiederstand gegen die staatsgewalt im betrunkenen zustand....

Was soll das heissen? Es geht bei sowas schliesslich nicht um Rauchen in der Einbahnstrasse.
Widerstand gg. die Staatsgewalt ist ein schwerwiegendes Delikt, dass zu recht sehr konsequent gehandhabt wird.

hallo hasenfuss!

im betrunken zustand ist wiederstand gegen die staatsgewalt nicht unbedingt schwerwiegend

solange keine beamten oder aussenstehenden personen verletzt werden

ich hatte mich damlas geweigert mich in die ausnüchterungszelle bringen zulassen

daraufhin wurde ich von 3 polizeibeamten tätlich angegriffen

wild pöbelnd habe ich dann um mich geschlagen

daraufhin wurde ich in die notaufnahme einer pyschatrischen klinik gebracht

später dann ans bett gefesselt

wurde aber von der polizei nicht angezeigt

hatte ca. 2.5 promille

musste aber diesen polizeieinstatz bezahlen

Helferlein 36 Hamburg W, 21

Vielen Dank für eure Hinweise.

Es ist nun, wie ihr in meinem weiter oben stehenden Post lesen könnt, zwar
nicht mehr akut, da sich der Fall im Juni zugetragen hat, aber ich bedanke
mich für generelles Wissen zum Thema.

Loutrix

Psychotherapie-Forum (Archiv 2002-2007)

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