Hilfe durch Religion

Helferlein 83 Wien M, 26

Hallo,

glaubt ihr, kann glaube an gott bzw religion helfen, erkrankungen der seele zu heilen. ich verspürte schon vor einigen jahren ein bedürfnis nach spiritualität, das ich leicht mit büchen von coelho oder garder befriedigen konnte. vor einem halben jahr wurde bei mir ein tumor festgestellt, und während ich immer tiefer in den strudel wiederkehrender depressionen gereit, fing ich an an gott zu denken. ich dachte mir, was wäre wenn ich praktizieren (beten) würde. ich glaube schon, nur habe ich nie zwiesprache gesucht bzw. mich an ihn gerichtet. als ich nach der zweiten op hilflos im bett lag, half mir ein gebet was in einer kleinen hauszeitung der krankenhausseelsorge gestanden ist. war ein gute nacht gebet und es half mir abends sehr. ich träumte davon, dass ich nach dem krankenhausaufenthalt mich mehr damit beschäftigen würde. ist nicht passiert. mir gehts wieder besser, ich verspüre ein bedürfnis nach spiritualität, aber ich kann mir nicht recht vorstellen in eine kirche zu gehen oder zu beten. ich fand das es mir im krankenhaus geholfen hat. trotzdem. da konnte es mir hoffnung geben, als die ungewißheit wie es weitergeht riesig war. nun gehts mir besser, finde ich nicht mehr den mut? dazu. ich käme mir dumm vor, zu beten. als ob ich mir nicht anders helfen könnte. vielleicht spielt auch eine rolle, dass es mir auch schwer fällt mit meinem eigenem vater zu reden. wie soll das bei eine art über-vater gelingen. wäre es nicht naheliegend, bei seelsorgern rat und hilfe zu suchen? (wo ich ja sogar de kirchenbeitrag zahle).
ich habe den eindruck, dass gläubige menschen sehr viel selbsicherheit ausstrahlen. kann jemand von euch diesen eindruck bestätigen? kann glaube helfen, depressioenn oder selbstsicherheiten zu überwinden?

lg markus

Forums-InsiderIn 157 Germany W, 28

Hallo Markus,

Der Glaube ist die beste Medizin, und dass sie wirkt, hast du doch selbst gesehen..Du musst nicht in die Kirche gehen um Gott zu finden. Gott ist überall und es gibt unendlich viele Wege, die zu ihm führen.

Für deinen Weg wünsche ich dir das beste,

Liebe Grüße
G.*

[nicht mehr wegzudenken] 1277 München M, 24

Hi Markus!

Glaube beschäftigt mich auch sehr, deswegen gehe ich gerne auf deine Fragen ein und beantworte sie von meiner Warte aus:

Quote:

glaubt ihr, kann glaube an gott bzw religion helfen, erkrankungen der seele zu heilen.

Definitiv, allerdings sicher nicht alles und sofort. Der Glaube an Gott kann Selbstsicherheit verleihen, kann einem neue Perspektiven eröffnen und andere Sichtweisen erschließen, was in einigen Fällen eine große Hilfe sein kann und sonst auch dem Leben sicher nicht schadet. Geht es bei dir um den christlichen Glauben oder um einen anderen? Beim christlichen Glauben hat der Glaube an Gott ja auch sehr viel mit dem Glauben an sich selbst zu tun. Bestimmt hast du dazu schon was in den Büchern entdeckt, die du schon gelesen hast.

Es ist interessant, dass viele Menschen erst durch einen Schicksalsschlag zum Glauben finden. Ich will das keinesfalls verurteilen, die Frage ist berechtigt, wieso man in unsrer heutigen Welt noch einen Gott braucht. Zumindest aus naiver Sicht, die sich auf einen archaischen Wächter und Schöpfer konzentriert. Dass "Gott" viel mehr bedeuten kann und bedeuten sollte, wird vielen erst später klar.

Du verspürst ein Bedürfnis nach Spiritualität, sagst du. Möchtest du denn dieses Bedürfnis in Gesellschaft ausüben? (z.B. die Kirche) Oder lieber deine Religiösität alleine pflegen und dir für dich selbst Gedanken machen?

Quote:

käme mir dumm vor, zu beten. als ob ich mir nicht anders helfen könnte.

Ein Gebet ist ja kein festgelegter Ritus. Natürlich gibt es vor-formuliertes wie das Vaterunser oder vorgefertigte Leitgedanken, aber du musst dich ja nicht danach richten. Mit Gott zu sprechen heißt ja nicht, dass du antanzen musst, um deine Schuldigkeit zu leisten. Im Gegenteil. Du kannst sogar das Gespräch mit dir selbst, Selbstreflexion, als Gebet sehen. Das klingt zuerst blasphemisch, ist aber bei näherer Betrachtung obiger Gedanke, der bei einigen christlichen Philosophen schon anklang, außerdem auch im Neuen Testament. Leg dir keine unnötigen Grenzen auf, sondern seh es locker.
Natürlich kannst du dir selbst helfen. "Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott" ist süffisant, aber hat ohne den zynischen Beigeschmack schon mehr als ein Körnchen Wahrheit. Und du kannst ja auch zusätzlich beten oder einfach so beten, ohne Hilfe zu verlangen.

Quote:

vielleicht spielt auch eine rolle, dass es mir auch schwer fällt mit meinem eigenem vater zu reden. wie soll das bei eine art über-vater gelingen. wäre es nicht naheliegend, bei seelsorgern rat und hilfe zu suchen? (wo ich ja sogar de kirchenbeitrag zahle).

Mir missfällt ein wenig, Gott als "Vater" zu sehen. Schließlich hat Gott kein Geschlecht. Auch deswegen finde ich die Verbindung zu deinem Vater abwegig. Aber sei's drum .. warum fällt dir denn schwer, mit deinem eigenen Vater zu reden? Bei Seelsorgern kannst du natürlich Hilfe suchen, dafür sind sie da.

Quote:

ich habe den eindruck, dass gläubige menschen sehr viel selbsicherheit ausstrahlen. kann jemand von euch diesen eindruck bestätigen? kann glaube helfen, depressioenn oder selbstsicherheiten zu überwinden?

Schwer zu sagen. Ich kann bestätigen, dass die meisten (die ich kenne) ein natürliches Selbstverständnis und eine sympathische Lebensfreude haben.

Wie oben schon gesagt, bin ich auf jeden Fall der Meinung, dass Glaube helfen kann. Aber es gibt darüber hinaus noch vieles mehr, was helfen kann. Grade beim Thema Selbstsicherheit hat die Psychologie und ihre Sparten hervorragende "Forschung" geleistet.

vlg
Sparkle

[nicht mehr wegzudenken] 1154 wien W, 32

hi,
ich selber begebe mich letztlich auf den weg der spiritualität. wobei ich sagen muss das ich aus der kirche ausgetreten bin - und auch nicht an den väterlichen gott glaube. dennoch betrachte ich mich zunehmend als sehr gläubig. fast kann ich sagen - je mehr ich von der welt, den menschen, den schicksalen mitbekomme, umso gläubiger werde ich. und ich schäme mich keine sekunde und keinen milimeter dafür.

als kind wurde uns beigebracht jeden abend zu beten. ich weiß, das sich meine damaligen wünsche auf ihre art erfüllt haben. alleine schon, weil ich sie jeden abend widerholt und damit gefestigt und verbildlicht habe. das gehirn ist ein phänomen in sich. irgendwann habe ich aufgehört weil ich mir blöd vorkam. in letzter zeit aber gewöhne ich mir das tägliche beten wieder an. allerdings unterscheidet es sich jetzt von früher. ich bete nicht mehr den von den katholiken dargestellten gott an, sondern meine eigene gottheit. ich glaube daran das der mensch ein zutiefst spirituelles wesen - jeder mensch - und das menschen so auch verknüpft sind.

lange habe ich mich als eine suchende gesehen - und werde das wohl auch immer sein. die tatsache, das ich meinen weg zum glauben und des glaubens suche, schließt für mich nicht aus, das ich bereits gläubig bin. ich kann lediglich mit den starren vorgaben von religiösen institutionen nichts anfangen - wengleich sie sicher wichtig für eine gemeinschaft sind.

zudem meine ich, ist glaube so oder so eine aufgabe. zumindest sehe ich das so: die in meinen augen gläubigsten menschen sind zugleich jene, die aktiv etwas dafür tun. also nicht "nur" beten und hoffen das gott es schon richtet, sondern die in ihrem glauben und in ihrem gott die quelle zur kraft sehen, aktiv das leben und die welt zu einem schöneren ort zu machen.

dadurch das in meinem umfeld derzeit der krebs wütet, komme ich ebenfalls wieder zu spiritualität. viele bücher die sich mit krankheit, heilung und selbstheilung auseinandersetzen, begründen letztlich auf tiefe spiritualtät. und tatsächlich ist es sogar wissenschaftlich belegt, das glaube heilen kann.

mein gedankengang dazu: unser glaube hat es fertig gebracht, das wir in computern tippfeln können, am mond fahren, operationen durchführen und vieles mehr. unser glaube deshalb, weil jeder mensch, der dazu seinen teil beigetragen hat, intensiv daran glauben musste. viele große erfinder, mögen sie noch so gottlos sein, mussten an ihre idee glauben um sie trotz jahrelanger misserfolge oder ächtung durch die gesellschaft durchzusetzen. in meinen augen kein geringerer glaube als der an gott.

wann bin ich wirklich fertig und am ende? in jenen tagen und wochen, in denen ich an nichts glaube. sie bedeuten mein ende. in jener sekunde aber, da ich an irgendetwas glauben kann - merke ich das ich wachse und mich in eine richtung begebe, gehe und stark werde.

man schuldet niemandem ein gebet. ein gott wird dich nicht verachten wenn du dein versprechen nicht einhältst, weiter zu beten. beten heilt ja den der betet, und nicht gott. gott ist stark und weise genug. du bist es ja, der energie braucht. insofern hast auch du die entscheidung darüber, wie du betest. und da bleibt es überlassen wie du es am intensivsten spürst. in der gemeinschaft, alleine, mit selbst verfassten gebeten oder den schönen worten anderer, an einen väterlichen, mütterlichen gott, an viele götter oder nur einen, an die natur, das universum, die seelengemeinschaft - was auch immer. ob es richtig ist, das fühlst du währendessen. zumindest ist das bei mir so. ich entwickle gerade meine gebete und ich spüre sofort, welcher weg mir hilft, und welcher mir den zugang verweigert.

Helferlein 131 Süddeutschland M, 33

Hi Markus,

es ist sicher kein Zufall, dass viele Menschen so wie Du gerade in einer Situation zum Gebet finden, in denen ihre Gesundheit angeschlagen ist.

Meiner Meinung nach ist ein ganz wichtiger, sozusagen psychologischer Aspekt des Gebets: Dass es einem erleichtert, eine positive Haltung dazu einzunehmen, dass es bestimmte Aspekte unseres Lebens gibt, bezüglich derer PASSIVITÄT die richtige Geisteshaltung ist. Deine angeschlagene Gesundheit ist dafür das beste Beispiel: Außer dass Du das machst und die Medikamente einnimmst (Operationen durchführst o. ä.), die Dir Deine Ärzte sagen, kannst Du eigentlich nicht viel machen. Du könntest Dich natürlich total verrückt machen, Dir jeden Tag Diagnosen über den Tumor reinziehen, aber wirklich helfen würde das nix.

Das zu schlucken ist nicht einfach angesichts der Tatsache, dass wir Menschen ja auch Wesen sind, die häufig stolz darauf sind, durch Aktivität jederzeit "alles im Griff" zu haben (und die sehr leicht sehr nervös und ängstlich werden, wenn dem nicht so ist). Davon loszulassen, ist nicht einfach. Man kann sich zwar rational klar machen, dass an einem bestimmten Sachverhalt nix zu drehen ist, aber in das Unterbewusstsein dringt das noch lange nicht ein. Das Unterbewusstsein versteht Dich nur, wenn Du in Bildern mit ihm redest. Die Alten müssen das noch gewusst haben, denn "Gott" ist ein solches "Bild". Dadurch, dass Gott "zuständig" ist für Deine Gesundheit, bist Du eben nicht mehr zuständig. Das kapiert Dein Unterbewusstsein, und das hat in hohem Maße eine erleichternde Wirkung, die vielleicht sogar Deiner Gesundheit zuträglich ist, weil sie Deine Gesundung auch für die unbewusst arbeitenden Regulations-Systeme Deines Körpers dem richtigen "Pol" zuordnet, nämlich dem Passivitäts-Pol.

Letztlich könnte man das Zwiegespräch mit Gott im Gebet somit als ein Mantra für die Verständigung mit unserem Unterbewusstsein bezeichnen, welche Aspekte unseres Lebens wir aus unserem Wunschbereich aktiver Kontrolle entlassen und zum Gegenstand lediglich passiver Hinnahme machen sollten. Gott bitte ich um Hilfe in den Bereichen, in denen ich mir selber nicht mehr helfen kann. Und dort wird er auch helfen...

Gruß, sultan

Forums-InsiderIn 391 Schweiz W, 33

Ich bewege mich im Moment in Richtung Islam. Ist schliesslich die letzte Botschaft Gottes, nach Judentum und Christentum...

Forums-InsiderIn 365 Hessen M, 39

Also ich habe festgestellt, dass es mit dem Glauben an einen Gott - wie ihr ihn auch immer wahrnehmt - durchaus eine funktionierende Kraft gibt. Ich kann zwar nicht selber von mir behaupten, dass ich schon regelrechte Wunder erlebt hab (außer einer überdurchschnittlich schnellen Heilung nach einer Hüftgelenk-OP, die ein älterer Freund von mir an sich vornehmen lassen musste), aber in jedem Fall kann ich sagen, wenn der Glaube nur stark genug ist, wirkt er besser als ein Placebo. Und Placebos sind ja auch nur z.B. Traubenzuckertabletten, die nur deshalb wirken weil man dem Arzt unbesehen glaubt, wenn der einem sagt, dass sie wirken.
Ob der Glaube an Gott auch seelische Probleme heilt, da bin ich erst dabei das rauszufinden - obwohl seit '93 Christ, bin ich zur Zeit langsam dabei wieder "zurück zum Glauben" zu finden. Aber ich bin optimistisch. Und mein erstes Gebet - da kam ich mir auch komisch vor. Versuchs doch einfach mal in ner unbeobachteten Situation. Zumindest kanns dir nicht schaden, auch wenn du nicht sofort den Nutzen erkennst.

Helferlein 122 Norddeutschland M, 18

Gaumenfreuden wrote:

Ich bewege mich im Moment in Richtung Islam. Ist schliesslich die letzte Botschaft Gottes, nach Judentum und Christentum...

http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/388221838X/qid=1146253816/sr=8-2 /ref=sr_8_xs_ap_i2_xgl/303-6820956-7184220

Der Islam treibt die grenzenlose Grausamkeit der monotheistischen Offenbarungsreligion wahrlich auf die Spitze. Er verbindet den Determinismus mit dem jüngsten Gericht und propagiert Intoleranz gegenüber Nichtmuslimen und Frauen. Amonotheisten bleibt nichts als der Tod. Die Basis dieses Irrsinns sind der Koran, d.h. eine mittelklassige, schlampigen Elektizismus aufweisende Kampfschrift und die Hadith, die ihrerseits mit hoher Wahrscheinlichkeit allesamt Fälschungen sind.

Außerdem ist die letzte Offenbarung Gottes die Selbstdarstellung als Fliegendes Spaghettimonster, empfangen vom ehrwürdigen Bobby Henderson. ([url]de.wikipedia.org/wiki/Fliegendes_Spaghettimonster[/url])

Laughing

Wenn du dich für Spiritualität interessierst, kann ich die Beschäftigung mit Zen-Buddhismus oder areligiöser Mystik empfehlen. Ohne Selbst, ist Selbstversklavung sinnfrei.

Forums-InsiderIn 391 Schweiz W, 33

Hach, R2D2, deine Haltung ist geradezu erfrischend.

Die Hadiths interessieren mich herzlich wenig. Ich kenne einige davon. Für mich ist das Information aus zweiter Hand.

Ich habe einfach ein ziemlich starkes Gefühl, das mir sagt, dass der Islam besser ist, als er scheint.

Greetz
GF

Helferlein 122 Norddeutschland M, 18

Werte müssen nicht transzendent begründet werden.
Naja wenn du noch ein paar Zweifel in dir hast, solltest du auf jeden Fall nicht zu früh deine Wallfahrt nach Mekka antreten.

Die sozialen, einheitsstiftenden, imho abergläubischen Riten dort dürften eine Neuprägung der Persönlichkeit ermöglichen, ähnlich wie man es von einigen Geheimgesellschaften, Sekten oder auch Armeen kennt.

Forums-InsiderIn 391 Schweiz W, 33

I wo, wer geht denn gleich nach Mekka...? Abgesehen davon kenne ich niemanden, der als neuer Mensch von dort zurückgekehrt ist. So einfach ändert man sich nicht... grinsend

Forums-InsiderIn 391 Schweiz W, 33

Mir gefällt eben am Islam, dass zwischen dem Gläubigen und Allah niemand steht. Also kein Guru oder Papst oder sonstwer.

Helferlein 122 Norddeutschland M, 18

und mir gefällt am säkularen humanismus, dass zwischen den menschen kein gott steht, der mit dem ewigen höllenfeuer droht zwinkernd..

Forums-InsiderIn 391 Schweiz W, 33

Hihi. Ich habe gerade den Zauberberg von Thomas Mann gelesen. Ich bin sicher, dass du die Seiten, die ich überschlagen habe, lesen würdest grinsend

Helferlein 122 Norddeutschland M, 18

settembrini for the win zwinkernd..

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