Unsicherheit Bekannte zu grüßen

neu an Bord! 3 berlin M, 38

hallo zusammen,

mir ist heute bewusst geworden, dass ich ein unheimliches problem damit habe andere leute zu grüßen.

es ist einfach seltsam. wenn ich durch die stadt gehe, jemand bekannten sehe, ignoriere ich ihn meistens ohne es selber zu wollen. erst schau ich immer wieder verlegen wo anders hin und denke mir: hoffentlich hat er mich nicht gesehen und denkt, dass ich ihn auch nicht gesehen habe. dabei würde mein inneres am liebesten auf ihn zu gehen und fragen ob man nicht mal gemeinsam ein bier trinken gehen soll. also schau ich wieder zu ihnen und meist ist es dann so, dass ich sie dann wirklich grüßen will, aber sich halt nicht die richtige gelegenheit bietet. also gehen dann beide peinlich berührt mit einem äußerst unguten gefühl aneinander vorbei.

letztens ist es mir mit einem alten klassenkameraden passiert, mit dem ich mich immer gut verstanden habe aber leider nie mehr zu tun hatte. kurz drauf mit einer sehr guten freundin, was besonders bitter war.

nun denken sicher alle, dass ich sie verabscheue. dabei ist doch das gegenteil der fall!

kennt ihr vielleicht etwas ähnliches von euch? habt ihr in manchen situationen auch mal probleme andere zu grüßen?

wie ists wenn man an einer gruppe vorbei kommt aus der man jemanden kennt, sich die gruppe aber untereinander angeregt unterhält?

ich hoffe auch eure erfahrungen ... grinsend

grüße

Forums-InsiderIn 169 Groningen M, 23

Also, du suchst dir auch gerade die schwierigsten Situationen raus, um jemanden zu grüßen. In der Stadt sind erst mal viele Leute, da grüßt du vielleicht deswegen nicht, weil die anderen dann gucken, wen du begrüßt, was du so machst ... Das ist eine ganz andere Situation, als wenn einem der Nachbar im Treppenhaus begegnet ... Wenn eine Gruppe dasteht, die sich dann angeregt unterhält ... Und du hast einen Bekannten daraus ... Das klinkt mir so, als ob der Bekannte sehr extrovertiert ist ... Vielleicht bist du einfach ein bisschen introvertiert, dass die Energie einfach mehr nach innen fließt ... Oder wärest du gerne so jemand, der eine Gruppe unterhält?

Helferlein 116 zu hause M, 20

jo sowas kenn ich auch. zum beispiel wenn ich mich irgendwo mit vielen freunden treffe, dann weiß ich nicht ob ich alle persönlich begrüßen soll (jungs mit handschlag, mädels mit umarmung). oder wenn später welche dazustoße und ich sie sehe, aber irgendwie ist die situation ungünstig zum grüßen, dann gucke ich auch schon mal weg und hoffe dass sie nicht gesehen haben, dass ich sie gesehen hab. Schon komisch, wo doch gar nichts dabei ist eben hinzugehn und jemanden zu begrüßen. Frag mich auch woran das liegt.

Helferlein 103 W

ich mag es oft nicht, jemanden spontan zu treffen. also dass mir ein bekannter plötzlich über den weg läuft. dann tu ich meistens so, als hätte ich ihn nicht gesehen. dabei muss mir die person gar nicht unsympathisch sein. mir ist es nur irgendwie unangenehm, so als hätte man mich in einer peinlichen situation erwischt. vielleicht habe ich es einfach lieber, wenn alles nach "plan" abläuft und werde in spontanen situationen unsicher, wo ich unvorbereitet auf jemanden treffe. was weiß ich.

Helferlein 125 das nordische Flachland M, 32

Deine Unsicherheit, ob und wie Du Deine Bekannten grüßen sollst, könntest Du dadurch in den Griff bekommen, indem Du Dich auf diese Situationen vorbereitest.
Übrigens, klassische Höflichkeitsregeln können da sehr hilfreich für einen sicheren Umgang mit anderen Menschen sein.
Mir ist aufgefallen, dass es beispielsweise nicht wenigen Menschen schwerfällt, unbekannte Menschen einander vorzustellen.
Letztlich ist Sicherheit im Verhalten auch einfach eine Übungsfrage, insofern: Bereite Dich einfach auf die denkbaren Situationen vor, z.B.:
Wenn Frauen anwesend sind, könntest Du z.B. zuerst die Frauen begrüßen, dann die Männer.

Du setzt Dich also einfach mal hin und überlegst Dir, wie eine angenehme Begrüßung Deiner Meinung nach aussehen sollte.
Und dann überlegst Du Dir ganz konkret, wie Du mit bestimmten Gruß-Situationen umgehen willst, mit anderen Worten:
Du machst Dir einen ganz konkreten Plan, was Du tun wirst, wenn Du in diese Situation kommst.

Du kannst Dir z.B. vornehmen, dass Du, wenn Du einen Bekannten siehst, auf ihn direkt zugehst, ihn mit einem ganz bestimmten Satz begrüßt (z.B. "Hallo, schön Dich zu sehen!") und gleichzeitig die Hand entgegenstreckst. Ganz offensiv.
Viele Unsicherheiten im täglichen Leben resultieren häufig nur daraus, dass man selbst keine klare Vorstellung davon hat, wie man sich verhalten sollte bzw. verhalten WILL.
Vielleicht hast Du ja einen Freund, mit dem Du das üben könntest. Und dann machst Du folgendes:
Du wirst konsequent ab sofort jeden Bekannten freundlich begrüßen, sozusagen als Übung. Mußt Dich ja auch nicht lange mit denen aufhalten.
Aber über eine freundliche Begrüßung freuen sich doch die meisten. grinsend

Forums-InsiderIn 436 Hamburg M, 29

... außerdem gibt's immer noch die vereinfachte Möglichkeit mit einem Kopfnicken, Handheben oder Winken zu grüßen, wenn man ohnehin kein Gespräch anfangen will bzw. weitergehen muß.

sporadischer Gast 17 Ostdeutschland M, 32

gentry wrote:

ich hoffe auch eure erfahrungen ... grinsend

Hi, also ich hab das Problem so geloest, dass ich mir gedacht hab: den meisten andern gehts genauso. Also sollte es meine Pflicht sein, dem andern seine Unsicherheit zu nehmen! zwinkernd..

Ich gruesse also kurz, laechelnd: hallo! Wenn der andere stehnbleibt (das ist meist nicht ganz klar, aber egal), sag ich gleich, wo ich grad hinwill, damit man einen Anfang hat. Danach gehts ganz gut. Schaetze so 1-2 Minuten Gespraech sind OK. Gut ist immer, darueber zu reden, bei welcher Gelegenheit man sich demnaechst vielleicht sehn wird (ob er/sie zu der oder der Party gehn wird oder so).

Einladungen auf Bier kannst du immer aussprechen. Und nicht vergessen: selbst wenn der andere ablehnt, er freut sich *auf jeden Fall* sehr darueber!

gruss,
n

Helferlein 117 in der Irrenanstalt M, 23

So ein ähnliches Problem habe ich auch!

Obwohl, wenn ich jemanden an einem Tag das erste mal treffe, ist es bezüglich Gesprächsstoff nicht so schlimm. Wichtig ist das man schon vorher Standard-Sätze parat hat die man sagt, ansonsten kann das schweigen wirklich peinlich werden...

Ich mache das so:
wenn ich jemanden von der Weite sehe und es ist aber ein ziemliches Gedränge etc. dann Grüße ich ihn nur kurz per Handzeichen. Ansonsten bleibe ich stehen und sage bestimmte Standardpharsen, zum Beispiel wo ich gerade hingehe oder was ich gerade mache, frage ihn wie es ihm geht etc.

Nur peinlich wird es mir immer wenn ich ihn kurze Zeit später (zb. nach einer Stunde) schon wieder sehe. Da weis ich nie wie ich mich verhalten soll. Ich mein es schaut doch blöd aus wenn ich wieder die selben Sätze sage wie schon vorher. Und irgendwie komme ich mir auch blöd vor jemanden 2x zu grüssen. dAs ist für mich eine echt peinliche Situation, ich weis da absolut nicht wie ich mich verhalten soll. Wie verhaltet ihr euch in solchen Situationen? Hat da eventuell jemand ein paar tipps?

Helferlein 123 Erde M, 28

Hilfesuchender wrote:

Nur peinlich wird es mir immer wenn ich ihn kurze Zeit später (zb. nach einer Stunde) schon wieder sehe. Da weis ich nie wie ich mich verhalten soll.

Ich glaube ein kurzes freundliches Lächeln tut seine Pflicht. Steht ihr euch näher, kann man auch mal zwickern.

Cool

Helferlein 117 in der Irrenanstalt M, 23

also nur lächeln und nichts sagen?

ok danke, ich werde es beim nächsten mal so machen.
Hoffentlich fasst es der andere positiv auf.

Helferlein 116 zu hause M, 20

also wegen solchen sachen macht man sich immer zu viel gedanken. ich hab noch nie schlecht über jemanden gedacht, der mich zu oft oder wenig gegrüßt hat. ist alles nur eine kopfsache. also alles einfahc mal lockerer sehen.

[nicht mehr wegzudenken] 1265 Niederbayern W, 25

Hallo,

dieses Thema beschäftigt mich auch gerade, weil mir wieder mal bewusst geworden ist, dass ich keine Bekanntschaften habe. Ich kenne keine Leute, mit denen ich spontan mal was unternehmen könnte. Ich bin relativ alleine, einsam. Habe zwar einen Freund, den ich alle 2 Wochen sehe und ein paar Freundinnen, die alle weiter weg wohnen, aber Bekanntschaften in meiner Gegend habe ich nicht.

Das liegt viel an meinen Ängsten vor Fragen was ich denn beruflich so mache usw. Mein Lebenslauf ist ziemlich lang und die Gründe sind psychische Probleme, wegen denen ich auch in therapie bin.
Alte Bekannte treffe ich sehr ungerne. Ich grüße von mir aus sehr ungerne, verstecke mich lieber oder nehm einen Umweg. Hab immer Angst, dass ich gefragt werde was ich so mache usw.

Also, so lerne ich bestimmt keine Leute kennen... aber wie ändert man das?

LG
sonnewasser

Helferlein 59 deutschland W, 19

Hallo, sonnewasser,
So geht mir das auch. Ich denke, wenn ich jemanden grüße und dann noch ein Gespräch entsteht, dass ich mich vor den Leuten bloßstelle. Ich habe auch sehr große Angst vor der Frage, was ich denn mache, vor allem, wenn ich alte Schulkollegen treffe, von denen ich weiß, dass sie sowieso nicht viel vom mir halten und von denen ich weiß, dass sie bald ihr Abi machen und möglicherweise eine grandiose Zukunft vor sich haben.
Wahrscheinlich ist die Angst völlig unbegründet, weil es einen sowieso nicht interessieren sollte, was die anderen, mit denen man ohnehin nichts (mehr) zu tun hat, von einem denken. Ein zufälliges Treffen mit jemandem von früher ist ja eigentlich nicht so spannend und aufwühlend, dass man es gleich jedem erzählen muss.
Zum Beispiel: Haha, ich hab B. getroffen, die Verrückte von damals aus unserer Klasse. Und weißt du, was die jetzt macht? Haha usw.

Ich kann mir vorstellen, dass derjenige, den man trifft, es wahrscheinlich gleich wieder vergisst und der Sache gar keine Bedeutung beimisst, solange man sich vor ihm nicht zum Affen gemacht hat.
Mittlerweile ist es bei mir so, dass ich den Ort, in dem ich zur Schule gegangen bin, fast komplett meide, eben so gut es geht, weil ich mich einfach unwohl fühle, Bekannte zu treffen.

[nicht mehr wegzudenken] 1265 Niederbayern W, 25

Hallo Birbri,

du hast bestimmt recht, es ist halt trotzdem ein ungutes Gefühl.
Letztens hab ich einen getroffen, der mit mir in der Grundschule war. Er arbeitet in der Videothek in der ich ab und zu nen Film ausleihe. Ich hab mich nie getraut ihn anzusprechen. War echt unbegründet. Er sprach nämlich mich an und als wir ins Gespräch kamen stellte sich heraus, dass er einen genauso langen Lebenslauf hat wie ich. Er hat genauso wenig beruflich was erreicht und hat so seine Schwierigkeiten. Vielleicht stellt man manche Menschen zu sehr über sich selbst, das sollte man nicht tun.

Wie sieht es denn bei dir mit einem bekanntenkreis aus momentan?

LG
sonnewasser

Helferlein 59 deutschland W, 19

Hallo, sonnewasser

Vorweg gesagt sieht es mit meinem Bekanntenkreis wohl nicht beser aus als mit deinem. Ich habe echt keine Bekannten, mit denen ich einfach mal irgendwo hingehen könnte. Das ist ja das Blöde, vielleicht hat man auch einfach Angst, dass die Leute, die man trifft, sehen, dass man alleine rumläuft und nicht wie sie selber tausend Leute um sich hat, die man als gute Bekannte bezeichnen könnte. Dass man immer noch so ist wie früher.
Es gibt ja diesen Spruch, von wegen: Hast du keine Freunde? Ich werde immer ganz verlegen, aufgebracht innerlich, wenn ich den höre, auch wenn er nur zum Spaß gesagt wurde. Viele Menschen können sich gar nicht vorstellen, wie es ist, keinen zu haben, mit dem man spontan Unternehmungen machen kann. Naja, ich glaube, wirklich einfach Angst davor zu haben, was die anderen Negatives von einem denken könnten, weil sie sich sowieso als besser einstufen, und erst recht dann, wenn sie einer mehr oder weniger gescheiterten Existenz wie mir begegnen.
Möglicherweise ist es echt so, dass man die anderen für besser hält, weil man nur ihr Äußeres kennt, aber nicht deren inneres Seelenleben. Wer weiß, welche Ängste die anderen haben, die sie versuchen zu überspielen, indem sie den Typen raushängen lassen, der alles im Griff hat.
Naja, aber wenn man Leute nicht mal grüßt, wird man nie auch nur annähernd erfahren, wie es ihnen geht.
Ich finde es wirklich schön, dass du dich mit deinem ehemaligen Klassenkameraden unterhalten hast, das ist doch schon mal ein Anfang!
Worauf wollte ich igentlich hinaus?
Ich glaube, man sollte einfach selber für sich entscheiden, wen man grüßen will und wen nicht. Einige Leute muss man nicht grüßen, die sind es vielleicht nicht wert. Ansonsten sollte man sich vielleicht einfach ein bisschen überwinden. Es ist nur ein Gruß, einem kann nichts passieren, keiner wird es einem übel nehmen.

Psychotherapie-Forum (Archiv 2002-2007)

Forum:

Mehr über PT:

Unsicherheit Bekannte zu grüßen