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emelie1977
neu an Bord!
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wien,österreich W, 29
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Sun, 09.Apr.06, 16:06 seit 10 Jahren magersüchtig |
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hallo,
ich habe mich hier einwenig umgesehen und habe den entschluss gefasst hier einen beitrag von mir zu veröffentlichen.
ich bin 29 jahre und wohne mit meinem mann und meinem kind in wien.
seit anfang jänner bin ich im krankenstand weil ich ständig probleme mit meiner gesundheit habe. vor zwei jahren wog ich noch 45 kilo. ja ich gebe gleich zu ich war sehr stark untergewichtig denn ich bin 165 cm groß. vor 7 jahren machte ich meine erste stationäre erfahrung mit therapeuten da ich damals an bulimie leidete. anfangs nahm ich in der klinik ab, ich wollte nicht mit den anderen patientinnen in einem raum essen. zwei monate war ich im akh, da lernte ich eine sehr nette therapeutin kennen die mich die nächsten 4 jahre in meinem altag begleitete. doch dann kam es zu einem vorfall zwischen ihr und mir der mich an unsere therapeutischen beziehung zweifeln liess.
eigentlich waren die zwei monate recht intensiv, aber wirklich gebracht hat nur die zeit danach was. zwischen drin hatte ich mehrere rückfälle und ich bewegte mich zwischen bulimie und magersucht hin und her und mein leben wurde vom verzicht am essen gesteuert.
auch jetzt ist es wider so, ich denke pausenlos an essen aber trau mich nicht der lust hinzugeben, also habe ich innerhalb eines kanppen monats 5 kilo abgenommen. am leben erhält mich red bull und die zigaretten, einmal am tag esse ich ein brot.
ich weiss dass ich mich wieder in diesem teufelskreis der magersucht befinde, ich umgehe jegliche berührung mit dem essen und weiche allen versuchungen aus mich in eine zwangslage zu begeben. ich koche nur noch für meinen mann und meine 6 jahre alte tochter, aber auch nur dinge die schnell gehen, da ich sonst wieder einen kampf mit mir ausfechten muss weill das essen eigentlich ja so gut riecht und ich im grunde ja hunger habe.
jetzt wiege ich wieder 50 kilo und habe in meinem kopf wieder die 45 kilo anzustreben. mein verstand sagt zwar das dass schlecht ist, aber an meinem einkaufsverhalten in sachen kleidung bin ich stolz wieder die größe 34 oder 36 tragen zu können.
ich hoffe auf einen beitrag von euch um mich mit leuten auszutauschen die in einer ähnlichen lage sind wie ich mit meinen 29 jahren.
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Marya
Helferlein
65
Deutschland W, 19
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Mon, 08.May.06, 14:26 Re: seit 10 jahren magersüchtig |
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Hallo emilie,
Dein Bericht macht mich sehr traurig. Es ist schlimm, wie lange du dich schon mit deiner ES durchs Leben schleppst.
Aber ich finde es toll, dass du den Mut dazu aufgebracht hast uns daran teilhaben zu lassen.
Ich hab selbst im letzten Monat viel zu nehmen müssen, was harte Arbeit war. Zum einen ist es ein schöne Gefühl wieder gesünder zu sein, zum anderen wünsch ich mir natürlich auch mein Gewicht zurück.
Es ist wirklich schwer. Aber es lohnt sich gegen die ES anzukämpfen. Denk an deine Familie, an deine Tochter... sie will sicher eine gesunde Mama haben, mit der sie gemeinsam im Sommer draußen grillen kann und die ihr vormacht, dass man sich in seinem Körper wohlfühlen sollte.
Ich wünsch dir alles Gute.
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_________________ "Let me die on my footsteps" B.Dylan |
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emelie77
sporadischer Gast
13
Wien W, 30
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Tue, 27.Jun.06, 8:43 Re: seit 10 Jahren magersüchtig |
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hallo marya
vorige woche hatte ich mir zwei bücher zugelegt in denen es ausschliesslich um magersucht und bulimie ging. ich konnte mich in vielen der gedanken und störungen wieder finden. aber mein verhalten zum essen hat sich in keinster weise verändert. zwar hab ich nicht weiter abgenommen und stehe jetzt bei 45 kg, aber wenn ich ehrlich bin habe ich in meinem hinterkopf ein wunschgewicht von 40kg. das das eindeutig zu wenig ist ist mir zwar bewußt, aber es gibt mir irgendwie die kraft dieses ziel zu erreichen um am leben weiter teil zu haben.
gesundheitlich geht es mir nicht wesentlich gut, ich bin häufig müde und matt, aber ich weiss einfach nicht wie ich aus diesem teufelskreis entkommen kann. diese bücher die ich gelesen habe waren zwar ernüchternd und depremierend aber dennoch ein kleiner ansporn weiter zu machen.
um mich herum machen sich die leute schon sorgen wegen meiner gestalt, aber ich freu mich immer wieder wenn mich einer für zu dünn hält. ist doch krank, oder?
ein leben ohne gewichtskontrolle kann ich mir kaum, nein eigentlich garnicht vorstellen.
solange ich die kraft aufbringe mit meiner tochter und mit meinem mann rauszugehen hab ich keine weiteren bedenken.
es ist eine schande das wir in unserer heutigen zeit so mit dem essen kämpfen - da es menschen auf unserer erde gibt die für essen töten würden. und wir spülen es entweder in die toilette oder lassen es dahin schimpeln.
lg
daniela
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Marya
Helferlein
65
Deutschland W, 19
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Tue, 27.Jun.06, 20:04 Re: seit 10 Jahren magersüchtig |
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Hallo,
Quote: |
es ist eine schande das wir in unserer heutigen zeit so mit dem essen kämpfen - da es menschen auf unserer erde gibt die für essen töten würden. und wir spülen es entweder in die toilette oder lassen es dahin schimpeln. |
So, solltest du meiner Meinung nach gar nicht denken. Du hast eine schwere Krankheit und nur weil es in anderen Ländern anders zu geht, solltest du dir keine Schuldgefühle machen.
Ich selbst komm von den Philippinen und ich habe da oftmals sehen müssen, wie Kinder unter Armut leiden und kurz vor dem Hungertod stehen.
Das belastet einen unendlich. Man fühlt sich lächerlich, weil man vor der kleinsten Portion Abendbrot zu weinen anfängt, weil man es einfach nicht essen will.
Versuch dich von sowas zu lösen. Akzeptiere, dass du krank bist. Nur so kannst du wirklich anfangen dagegen zu kämpfen.
lg Marya
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_________________ "Let me die on my footsteps" B.Dylan |
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emelie77
sporadischer Gast
13
Wien W, 30
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Wed, 28.Jun.06, 13:57 Re: seit 10 Jahren magersüchtig |
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hallo marya !
Danke für deine worte, manchmal aber bin ich mir garnicht so sicher ob ich tatsächlich eine krankheit habe, denn es handelt sich hierbei ja nicht um ein organisches problem sondern wenn dann um ein psychisches und das kann man bekanntlich nicht angreifen. ich ess halt einfach nur eniger bis garnichts.
hast du auch ein gewichtsproblem?
lg
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emelie77
sporadischer Gast
13
Wien W, 30
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Wed, 28.Jun.06, 14:06 Re: seit 10 Jahren magersüchtig |
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ach ja, mein aktuelles gewicht liegt jetzt bei 45kg, und ich strebe nur noch die 43 an, dann glaub ich fühl ich mich erleichtert.
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Irmgard
Forums-InsiderIn
164
geheim W, 25
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Wed, 28.Jun.06, 16:18 Re: seit 10 Jahren magersüchtig |
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Ganz bestimmt
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Papermoon
sporadischer Gast
20
Wien W, 24
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Thu, 29.Jun.06, 13:38 Re: seit 10 Jahren magersüchtig |
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Liebe Emelie,
ich habe deinen Beitrag mit großem Interesse gelesen, denn ich kann vieles davon total nachvollziehen, da es mir sehr ähnlich geht/ging. Ich bin 25, wohne ebenfalls in Wien und habe seit 12 Jahren Probleme mit dem Essen, vorwiegend im Bereich der Anorexie.
Vor einem Jahr hatte ich 34 kg bei 1,73m und lag mit Sonde im Spital. Nun wiege ich um etliches mehr, habe wieder mehr Lebensenergie und Kraft, um die Dinge zu tun, die mir Spaß machen und mich am Leben erhalten. Dennoch sehne ich mich oft nach weniger Gewicht, ja sogar der Gedanke ans Krankenhaus erfüllt mich mitunter mit Sehnsucht- die Fürsorge des Personals habe ich so genossen und auch, dass ich mich völlig fallenlassen konnte, nichts leisten musste, endlich mal "faul" sein konnte. Manchmal zerreißt mich der Zwiespalt zwischen LEBEN wollen und "arm und krank" sein zu wollen beinahe, und ich versuche, mich selbst immer wieder an meine Ziele im Leben zu erinnern, um die zu erreichen ich Kraft brauche und mein Körper Nahrung benötigt. Irgendwie habe ich gelernt, dass es auch andere Wege gibt, um mal "schwach" sein zu dürfen, anstatt immer auf die ES zurückzugreifen: wenn man sich überfordert fühlt, kann man ruhig auch mal "stopp, ich kann nicht mehr" sagen, ohne sich fast zu Tode zu hungern. Das ist ein Lernprozess und er erfordert viel Geduld mit sich selbst, aber ich denke, er lohnt sich.
Hast du irgendwelche Hobbies, Interessen,..., die es sich lohnen würde auszubauen? Hast du Freunde, mit denen du über deine Sorgen reden kannst? Ich kenn das, wenn sich alles nur mehr aufs Hungern konzentriert und man sich immer mehr von der Umwelt zurückzieht, aber das ist irgendwie ne Katze, die sich in den Schwanz beißt: denn je mehr man sich der ES hingibt, desto einsamer wird man und ja einsamer man wird und je mehr man seine Interessen und Hobbies aufgibt, desto weniger Sinn sieht man im Leben und folglich im Essen. Irgendwo muss man da den Teufelskreis durchbrechen.....
Du schreibst, dass du bereits einige Therapieversuche hinter dir hast und es dir in der Klinik schwerfiel, vor den anderen zu essen. Das kenne ich nur zu gut, aber irgendwann habe ich gecheckt, dass der "Wettbwerb" (den es zwischen Magersüchtigen ja leider oft gibt) nicht heißen soll, "wer nimmt schneller und mehr ab?" sondern (wenn es schon diese Rivalität gibt), "wer schafft es eher, den Teufelskreis zu durchbrechen". Ich habe dann gemerkt, dass meine Umwelt viel stolzer auf mich war, wenn ich sichtlich gekämpft habe, und das hat mir viel mehr Befriedigung gegeben als das Mitleid und die traurigen Blicke, die ich durch mein Untergewicht überall geerntet habe. Plötzlich erhielt ich Aufmerksamkeit im positiven Sinn, und die war viel befriedigender als die negative, die man durch die Krankheit kriegt.
Ich hoffe, ich habe nicht zu viel Müll geschrieben....
Ich wünsch dir alles, alles Gute, und auch wenn es schon zehn Jahre sind, die die die ES begleitet hat, so ist es keineswegs zwecklos, den Kampf gegen sie wieder aufzunehmen.
Alles Liebe, Papermoon
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emelie77
sporadischer Gast
13
Wien W, 30
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Tue, 04.Jul.06, 11:16 Re: seit 10 Jahren magersüchtig |
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liebe papermon !
dein beitrag hat mich nachdenklich gemacht. zwar lebe ich in einer wirklich intakten beziehung und habe auch freunde, aber über meine wirklichen sorgen und ängste möchte ich mit niemanden von denen reden. ich will niemanden mit damit belasten, ich gehe zwar zum therapeuten, empfinde es aber derzeit nicht als wirklich hilfreich, ich kann mich nochnicht ganz öffnen.
nach meinem aufenthalt im akh wurde ich von einer therapeutin noch weitere 4 jahre betreut bis es zu einem zwischenfall mit ihr kam, danach hielt ich mich für geheilt. aber wenn wir uns ehrlich sind, wir werden denk ich bis an unser lebensende mit der ES zu kämpfen haben.
ich bin seit anfang des jahres im krankenstand wegen einer psychose die ich durch einen einmaligen lsd trip vor knapp 8 jahren bekommen habe.
das gefühl umsorgt zu werden, und nichts dafür leisten zu müssen kann ich nur allzugut verstehen. deine sehnsucht nach heilung und arm und krank zu sein kann ich nachvollziehen. wenn mich jemand auf meinen körperlichen zustand anspricht tu ich zwar immer so als bräuchte er sich keine sorgen um mich machen und wende mich ab, andererseits fühle ich mich wiederum darin bestätigt in meinem tun.
aber das leben kann soviel mehr bieten als ewig nur ans essen zu denken. und es stimmt, wenn ich eine kleinigkeit vor anderen esse ernte ich immer lob (fühlt sich aber auchn icht gut an).
Irgendwie bin ich derzeit für einen kampf gegen die ES zu müde, aber ich halte wenigstens mein gewicht auch wenn ich im hinterkopf habe weiter abnehmen zu müssen. ich weiss das es der falsche weg ist um am leben zu bleiben, und immerhin hab ich eine 7 jährige tochter die mich braucht.
bist du noch in therapeutischer behandlung?
wie empfindest du die art der offenen ehrlichkeit?
wie schwer bist du heute?
lg
emelie77
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Papermoon
sporadischer Gast
20
Wien W, 24
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Fri, 07.Jul.06, 16:38 Re: seit 10 Jahren magersüchtig |
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Hallo, liebe Emelie!!!
Vielen Dank für deine Antwort, in der ich mehrere Parallelen zu meiner eigenen Situation finde und mich mit den von dir beschriebenen Gefühlen gut identifizieren kann. Dass es zwischen deiner Therapeutin und dir zu einem Zwischenfall kam, der die therapeutische Beziehung zum Scheitern brauchte, ist wirklich sehr bedauerlich, und ich denke, das ist vielleicht auch ein Grund, warum es dir nun schwerfällt, dich deinem jetzigen Therapeuten zu öffnen, genug Vertrauen aufzubauen. Ich lebe auch ständig in der Angst, verletzt zu werden, wenn ich jemandem zu viel von mir anvertraue, und bei Freunden fürchte ich immer, dass sie sich von mir abwenden könnten, wenn sie mich besser und damit auch meine schlechten Seiten kennenlernen.
Ich finde es jedenfalls toll, dass du dich hier im Internet so öffnen kannst und derart ehrlich über deine Probleme schreibst. Vielleicht ist das ein erster Schritt heraus aus der Isolation, und irgendwann wird es dir auch gelingen, dich deinem Therapeuten, deinen Freunden und deinem Partner mehr anzuvertrauen!
Darf ich fragen, auf welcher Station im AKH du warst? Ich habe einen Turnus auf 5b gemacht, und das hat mir schon sehr geholfen, nur leider hielt die Euphorie nicht lange an und ein neuerlicher Absturz folgte. Ja, ich mache noch Therapie, und zwar eine Verhaltenstherapie. Ich finde sie teilweise sehr hilfreich, nur manchmal fehlt es mir ein bisschen, die zugrundeliegenden Probleme zu bearbeiten, da es in der VT ja vorallem um das Hier und Jetzt und um das "Antrainieren" von Verhaltensweisen geht. Was mein derzeitiges Gewicht betrifft, ich habe einen BMI von 15, womit ich eigentlich ganz gut leben kann (psychisch akzeptabel und auch hinsichtlich Energie und Kraft ganz okay), aber der Drang nach "unten" ist natürlich ständig im Hinterkopf- manchmal stärker, manchmal weniger stark. Ich denke, es schaltet sich da immer wieder mein Verstand ein, der mir sagt, dass ich für meine Aktivitäten Kraft brauche und die meinem Körper auch zuführen muss. Manchmal klappt das besser, manchmal weniger, ich bin da leider sehr schwankhaft und noch ziemlich instabil. Ich quäle mich auch immer wieder mit starken Depressionen, die mein inneres Gleichgewicht ganz schön ins Schwanken bringen.
Darf ich fragen, wie sich die Psychose bei dir äußert und inwieweit sie dich in deinem Leben beeinträchtigt?
Was genau meinst du mit der "Art der offenen Ehrlichkeit"? Sorry, falls ich gerade total auf der Leitung stehe *schäm* Grundsätzlich finde ich, dass es gerade im Falle einer Essstörung schwer ist, ehrlich zu sein- schließlich belügt man seine Umwelt, trickst sie aus, und irgendwie besch**** man ja sogar sich selbst hin und wieder, indem man sich sagt, das ganze sei ja nicht so schlimm und es gäbe doch noch viel schlimmere Fälle, etc. Was ich schon herumgelogen habe, um nur ja die ES aufrecht zu erhalten und nach außen hin zu verteidigen- ein Wahnsinn. Mir fällt es auch meinem Therapeuten gegenüber sehr schwer, ehrlich zu sein, aber irgendwie merkt er es immer, wenn ich mal um den heißen Brei herumrede und nicht Klartext spreche. Schon einige Male hätte ich da am liebsten das Handtuch geworfen, aber andererseits tut es auch verdammt gut, sich wirklich alles von der Seele sprechen zu können.
Wie geht deine 7-jährige Tochter mit deiner Erkrankung um?
Falls es dir zu persönlich ist, meine Fragen zu beantworten, verstehe ich das vollkommen. Du kannst mir im übrigen auch gerne mailen, wenn dir das lieber ist.
Ganz liebe Grüße, und ich würde mich freuen, wieder von dir zu lesen
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