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wölkchen84
Helferlein
39
Niedersachsen W, 22
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Sat, 08.Apr.06, 12:16 Wenn sich die Gefühle vermischen |
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Hey,
mir ist das so peinlich zu schreiben. Eigentlich sollte ich auch mit meiner Therapeutin drüber reden, aber das würde ich mich noch weniger trauen.
Ich habe ihr schon vor einiger Zeit diese Gewaltphantasien gebeichtet.
Was ich bisher verschwiegen habe ist, dass sie darin vorkommt. Ich stelle mir beim Sex mit meinem Freund vor, wie meine Thera mich vergewaltigt. Einerseits finde ich das megaanregend und geil. Das hat so was übergriffiges und verbotenes. Andererseits sind es genau diese Gefühle, die mir so oft Probleme machen, wenn mich mein Freund unerwartet berührt. Dann geht gar nichts mehr mit Sex, dann bin ich ein kleines missbrauchtes Mädchen.
Zumal ich ja gar nicht wirklich missbraucht wurde.
In letzter Zeit ist es leider so, dass sich diese Bilder beim Sex (in Gedanken die Therapeutin) dann ausweiten. Dann sehe ich meinen Onkel, wie er mich ständig nur ausgelacht hat. Wie ich nichts für ihn bin und dass ich ihn eigentlich hasse. Aber er ist so ein Schwein, dass er meine Gefühle nicht verdient hat und ich lieber mich selbst hasse als ihn. Er hat mich nie sexuell belästigt, ich war nur immer zu fett und zu dumm und er hat über mich gelacht und mich psychisch fertig gemacht.
Dann kann ich noch nicht mal mehr Spaß im Bett mit meinem Freund haben, wenn ich die Gedanken an meine Thera einfach akzeptiere als Phantasie, da dies ja noch viel schlimmere Gefühle in mir auslöst.
Dann brauch ich auch so lange, bis ich dann komme, komme mir wie ein Versager vor, denke, es ist anstrengend für meinen Freund mich zu befriedigen, er wär auch schon genervt, dass das so lange dauert. Tja, und dann wird das ganze noch verkrampfter in mir, weil ich ja so gerne einfach kommen möchte und es schon wieder nicht läuft. Gestern habe ich mich so wie ein Versager gefühlt. Wir haben dann unterbrochen, aber später dann nochmal und dann ging es auch. War mehr eine psychische Befreiung, als dass mir der Orgasmus jetzt was gebracht hat.
Er war dann sehr müde, es war auch schon sehr spät. Hat sich schlafen gelegt und ich lag dann da mit meinen Gedanken an ihn, Thera und Onkel und andere Therapiethemen, an Selbsthass und Versagen... etc. pp.
Als er dann angefangen hat vor sich hin zu schnarchen bin ich total verzweifelt und aggressiv geworden. Habe das Sägen meiner Eltern gehört, wie ich das durch zwei Türen und Flur noch gehört habe. Hab nur noch Hass auf die Vergangenheit gespürt.
Dann hatte der Nachbar nachts um halb zwei seine Musik aufgerissen, dass ich sogar vor ihm vor der Tür stand und geklopft habe.
Dieser ganze Abend hat mich natürlich ungemein an meine vielen schlaflosen Nächte erinnert, wo ich noch mit viel schlimmeren Gedanken als bloß mit Selbsthass beschäftigt war.
Jedenfalls hab ich mit meinem Freund jetzt ausgemacht, dass wir erstmal nicht mehr direkt vor dem Schlafengehen Sex haben werden. Hab ihm das natürlich nicht so erklärt. Komm mir auch immer so mies vor, dass ich in meinen Gedanken meinen Freund betrüge. Und dieses miese Gefühl, dass ich echt ein bescheuertes, fieses Etwas bin... diese Selbstentwertung lässt mich fühlen, dass ich noch da bin. Dann fühle ich wenigstens noch etwas und es reißt nie ab, weil es irgendwo auch ein Zwang ist, auch so eine Art SVV, nur psychischer Natur. Etwas in mir will mir das Leben zur Hölle machen, da wäre Selbstmord noch eine Gnade gegen. Deshalb ist das Thema auch vom Tisch, weil es mich bis ans Ende meines Lebens quälen möchte.
Und ich wechsele zwischen diesen Zuständen hin und her. Bin einmal Opfer, einmal Sadist mir selbst gegenüber, dann tu ich mir leid und verfluche alles und es fällt mir schwer mich grad so auszuhalten.
Wieso muss ich auch immer SOLCHE Gedanken haben, wenn ich mal mit meinem Freund intim bin. Ich vermisse unseren unschuldigen Blümchensex, aber keine Ahnung, ob der nochmal wiederkommt oder nicht. Denke eher nicht. Ich hasse mich so sehr.
Danke an alle, die sich das bis hierhin angetan haben!
Wölkchen
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Yeti
Forums-InsiderIn
273
weit weg W, 34
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Sat, 08.Apr.06, 13:36 Re: Wenn sich die Gefühle vermischen |
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Hallo Wölkchen
Was würde Dir im Moment gut tun?
Nur mal so, aber als ernst gemeinte Frage.
LG Yeti
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wölkchen84
Helferlein
39
Niedersachsen W, 22
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Sat, 08.Apr.06, 18:36 Re: Wenn sich die Gefühle vermischen |
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Hallo Yeti,
danke für deine Frage. Das bedeutet mir viel, dass mich hier jemand sieht.
Ich fühl mich so allein damit. Ich habe niemanden, mit dem ich da wirklich drüber reden kann. Hab schon ein, zweimal versucht mit der Telefonseelsorge darüber zu sprechen. Einmal ging nicht, da war mir die Frau so unsympathisch. Das andere Mal hab ich einen Briefausschnitt vorgelesen, den ich eigentlich meiner Thera geschrieben habe. Die Frau bei der Telefonseelsorge meinte nur, ich habe da anscheinend ein Problem mit und müsste da mit meiner Therapeutin drüber reden. Aber das ist ja gerade das, was ich nicht kann.
Ich habe dann vorhin überlegt, ob ich ihr das vielleicht sagen kann, wenn ich ein paar "Regeln" extra für diese eine Therapiestunde aufstelle. Also, dass wir in zwei getrennten Räumen sind (sie hat so einen Doppelraum), dass sie nichts zu sagt, außer ich frage sie ausdrücklich. Dass sie solange nichts macht/sagt sondern einfach nur zuhört auch wenn ich schweige, bis ich sage, dass ich fertig bin. Dass ich mir die Option offen lasse, nach oder während des Gesprächs zu gehen, ohne mich mit Handschlag und sie gesehen zu haben zu verabschieden. Dass ich mich auch dabei kratzen könnte, wenn ich es erzähle, wenn sie es nicht sieht und ich es brauche.
Aber auch, dass sie in das andere Zimmer kommen würde, wenn ich sie darum bitte.
Ich würd mich dann an der Wand auf dem Boden setzen, sie an der anderen Wand oder auf ihrem Sofa sitzen haben wollen. Hoffe dann auch, dass meine Stimme laut genug sein wird, das zu erzählen. Dass mir nicht die Sprache stockt und ich das ganze nur noch schlimm und peinlich finde oder dass ich aus meinen erwachsenen, seriösen Gefühlen nicht rauskomme und doch nicht darüber sprechen kann. Oder das ich das ganze gar bereuen werde.
Ich habe mir überlegt, diese Rahmenbedingungen ihr schriftlich zu geben. Überlege aber noch.
Und dann ist ja auch noch das Problem mit der Zeit. Werde da sicher drauf achten. Und es kommt auch auf den Tag drauf an. Vielleicht werde ich aber erstmal die Rahmenbedingungen (nachdem schriftlich mitgeteilt) mit ihr festlegen und dann die nächste Stunde so verlaufen lassen.
Vielleicht ist sie aber auch gar nicht damit einverstanden. Was dann? Dafür hab ich noch keinen Plan.
Ich glaube es würde mir helfen, wenn ihr mit mir gemeinsam überlegt, wie ich das sagen könnte. Einfach auch nur um zu merken, dass ich nicht so ganz allein bin.
Allerdings verreise ich ab morgen nachmittag. Würde mich trotzdem sehr über euer Feedback freuen. Es sind noch ein paar Tage bis zur nächsten Therastunde dann.
Ich lasse das jetzt mal so verwirrt wie ich bin stehen.
liebe Grüße
Wölkchen
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Yeti
Forums-InsiderIn
273
weit weg W, 34
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Sat, 08.Apr.06, 20:32 Re: Wenn sich die Gefühle vermischen |
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Hallo wölkchen
Quote: | Ich glaube es würde mir helfen, wenn ihr mit mir gemeinsam überlegt, wie ich das sagen könnte. Einfach auch nur um zu merken, dass ich nicht so ganz allein bin. |
Mit diesen vielen Regeln machst Du es Dir nicht gerade leicht. Was wäre die wichtigste Regel für dein Gespräch?
Es ist doch auch schon ein guter Schritt in die richtige Richtung, daß Du schon konkret überlegst, wie Du die Sache anfängst.
Hm, Du wünschst Dir Ideen:
Also Du könntest diesen Thread ausdrucken und mitnehmen.
Du könntest ihr einen Brief schreiben oder eine mail.
Du könntest sie anrufen.
Was hat sie Dir gesagt bzw. wie hat sie reagiert, als Du ihr von diesen Gewaltphantasien erzählt hast?
(mußt Du nicht hier beantworten)
Hast Du schon eine Ahnung, wo der Grund für diese spezielle Phantasie liegt?
Mir ist nur diese Nebensatz in deinem Eingansposting dazu aufgefallen:
Quote: | Und dieses miese Gefühl, dass ich echt ein bescheuertes, fieses Etwas bin... diese Selbstentwertung lässt mich fühlen, dass ich noch da bin. Dann fühle ich wenigstens noch etwas ... |
Möchtest Du Dich spüren und es geht im Moment halt nur so über diese Phantasien? Du bist doch schon auf dem Weg, in der Thera kannst Du lernen, Dich auch über positive Dinge zu spüren. Auch wenn das nicht super schnell geht, aber es wird gehen, selbst wenn dieses Ziel manchmal unerreichbar erscheint.
Deine Thera wird deine Zusammenhänge ja auch viel besser einordnen können, als wie so aus der Ferne übers Forum von irgendwem vorm PC.
Ich wünsche Dir viel Mut!
LG Yeti
PS: Ich hoffe, ich bin Dir jetzt mit nichts zu nahe getreten, das möchte ich nämlich nicht. Also bitte behalte das Gute aus dem Geschriebenen und den Rest vergiß, ja?
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Yeti
Forums-InsiderIn
273
weit weg W, 34
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Sat, 08.Apr.06, 20:37 Re: Wenn sich die Gefühle vermischen |
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PS: Schönen Urlaub und wann bist Du wieder da?
LG Yeti
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wölkchen84
Helferlein
39
Niedersachsen W, 22
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Sat, 08.Apr.06, 20:56 Re: Wenn sich die Gefühle vermischen |
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Hallo Yeti,
also das mit den Regeln brauche ich dafür, dass ich die Kontrolle habe. Es geht sehr schnell bei mir, dass ich in ein apathisches Schweigen falle und mich innerlich weg mache und einfach nur noch versuche, die Situation zu überstehen. Und das, obwohl ich darüber reden will, aber ich komm dann nicht mehr so schnell da raus.
Deshalb habe ich mir gedacht, so viel Sicherheit wie möglich. Kein direkter Kontakt und das Gefühl, die Fäden in der Hand zu haben.
Ich habe schon einige Sachen ausgedruckt und aufgeschrieben aber diesmal ist es etwas anderes. Ich habe das Gefühl, dass ich es wirklich ausSPRECHEN muss. Weil es auch direkt um unsere Beziehung geht.
Anrufen möchte ich auch nicht. Sie hat schließlich Urlaub und so tief in einer akuten Krise bin ich nicht. Schleppe das ja schon so lange mit mir rum.
Da fällt mir auch ein, dass ich früher mit Barbie gespielt habe und der Ken die Barbie vergewaltigt hat.
Habe diese Spiele aber immer heimlich gespielt. Ich schäme mich für diese Gedanken, aber sie reizen mich auch. Dabei geht es sicherlich auch viel um Macht.
Als ich ihr über diese Phantasien geschrieben habe meinte sie, dass ich Aggressionen in diesen Bereich verschiebe, weil ich sie anders nicht ausleben könnte. Bin seeeehr seeehr angepasst. Habe das auch schnell über mich ergehen lassen, nie wieder von gesprochen. Sie hat zwar noch einmal nachgefragt, aber ich hab gesagt, es hat sich auch erledigt. Stimmte aber gar nicht
Als es früher oft Streit gab tat es auch gut, richtig unter den Beleidigungen meines Onkels zu heulen. Der Schmerz war so ein vertrautes, nahes Gefühl. In ihm fühle ich mich irgendwie zuhause.
Wenn ich dann mal glücklich bin, kommt mir das alles so instabil und fremd vor. Und so oft habe ich es wieder verloren und es schmerzt dann noch mehr und der Schmerz ist immer da.
Der Grund für diese Phantasie... hm, gute Frage.
Ich habe so Anteile in mir, die ich selbst nicht steuern kann. Ich wechsele dann in einen kindlichen Zustand, habe aber mehrere solcher Zustände. Also nicht nur inneres Kind, sondern auch innere Erwachsene und dann will ich mich zerstören, manchmal sehe ich mich von außen, kapier dann gar nichts, versuche zu beobachten und find mich einfach nur komisch. Das gehört doch alles gar nicht zu mir, oder doch?
Ich habe so sehr Angst vor der Starre, die mich manchmal überkommt. Dann befriedige ich mich auch mehrmals hintereinander, fühle mich schlecht, benutze meinen Körper, der halt auf die Reize reagiert. Ich bin aber gar nicht mehr wirklich da, es ist so ein leeres Gefühl.
Naja, vielleicht sollte ich wirklich in der Thera lernen, Dinge beim Namen zu nennen und nicht mehr zu verdrängen, sondern auch auszuhalten. Leider gab es bei mir schon ganz schlimme Beziehungsabbrüche, weil ich geredet habe und es war für mich schon immer gefährlich zu reden. Und dann bei so einem Thema, das geht gar nicht. Zumal ich ja die Thera auch für mich ge- und missbrauche. (Auch, wenn sie gedanklich mich missbraucht...)
Ich weiß gar nicht so genau, wie sich die Thera am besten verhalten könnte, was somit die wichtigste Regel wäre. Ich wünsche mir ja auch irgendwie, dass sie mich soweit "rumkriegt", dass ich gar nicht mehr anders kann und die Fassung verliere.
Werde jetzt erstmal versuchen Abstand zu gewinnen.
Ich bin bis Ostern dann nicht da, werde erst danach wieder zum schreiben kommen.
Danke dir für deine Mühe.
liebe Grüße
Wölkchen
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leili
Helferlein
121
berlin W, 37
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Sat, 15.Apr.06, 13:50 Re: Wenn sich die Gefühle vermischen |
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hallo wölkchen, hallo yeti
mich hat dieser thread hier sehr nachdenklich gemacht und ich kann vieles nachvollziehen da ich mich beim lesen dabei ertappt habe dass ich ein ganz ähnliches problem habe
zumindest denke ich ,wölkchen, dass du auf dem richtigen weg bist da du dich bereits zumindest hier und in teilen auch bei deiner thera schon geöffnet hast
ich weiss auch nicht woran sowas liegt.
ich kann gefühlsmässig auch keine normale sexualität empfinden, ab dem zeitpkt wenn mein kopf sich gewaltsituationen, SM usw vorstellt (ich in der opferrolle)dann tut sich bei mir was undzwar erregung aber mehr nicht bzw nie da ich mich dann so schuldig fühle und mich selbst so erniedrigt fühle. irgendwie will ich mich selber quälen aber leide da auch sehr darunter.
ich habe darüber noch nie mit irgendjemand gesprochen auch nicht mit meinem thera da mir das saupeinlich ist
und ich auch nicht weiss ob das überhaupt ein therapierelevantes thema ist.
eigentlich will ich doch nur liebe und wärme,
ich hatte diese gewaltvorstellungen schon mit 12 oder 13 jahren und dachte immer ich ticke nicht ganz richtig
leili
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