Problem der Metaebene

sporadischer Gast 14 Graz M, 22

hi,

der beweggrund, dass ich wieder mal einen thread eröffne, ist wieder ein ganz intensiv persönlicher, aber das soll nicht die hauptthematik dieses threads sein. dies möchte ich nur kurz anreißen:
es gibt ein mädel, das ich schon seit längerer zeit öfter in clubs sehe, und die ich von ihrer gestik und mimik anziehend finde; ich glaube sehr sogar. gestern hab ich sie wieder gesehen, und ich nehme es mir eigentlich schon seit monaten vor sie anzuquatschen, aber ich pack es nie. das schaff ich sogar nicht, obwohl ich glaube, dass ich auch auf sie anziehend wirke. sie tanzt oft neben mir, und wir hatten schon oft blickkontakt.

das macht mich immer extrem traurig. es bricht mir jedes mal das herz, wenn ich wieder allein zerknautscht von meinen gefühlen nach hause gehe. vor allem, weil ich sie nur noch höchstens ein mal im monat sehe, weil sie nach wien gezogen ist.
woher ich das weiß? sie ist eine gute bekannte, von einer sehr guten freundin von mir. aber wir haben uns noch nie so zu dritt getroffen. ich seh sie immer nur, wenn ich tanzen gehe, und da ist meine gute freundin nie dabei. und sogar bei solchen gegebenheiten schaffe ich es nicht ein gespräch anzufangen. obwohl ich ganz leicht anfangen könnte mit "hey, du kennst eine voll gute freundin von mir, die ..... woher kennst du sie eigentlich?" etc.

kurz: hab nicht das selbstbewusstsein.
und jetzt sitz ich wieder zu hause, und bin von mir selbst zutiefst enttäuscht.

jetzt aber zum eigentlichen:
ich glaube eine ursache (mit wirklich bedeutendem charakter), muss ich meiner grundliegenden art und weise des denkens zuschreiben;
fast alles, was ich tue (egal was es ist), was ich sage und auch sogar was ich denke beinhaltet immer den beigeschmack der METAEBENE. (und in solchen fällen, wie jemanden anquatschen, ist das so hinderlich, dass ich es noch nie geschafft habe, mit jemandem -meinem lustvollen interesse gewidmet!- ein gespräch anzufangen. ich schaffe es bei den mädls, die ich nur so als bekannte, als studienkollegin, etc. sehe. ist sie in meinen augen attraktik -also nicht ausschließlich vom äußerlichen, sondern eher von der art wie sie sich gibt- kommt es nie zu einer kontaktaufnahme.)

was ist meta? antwort: das ist das denken über etwas. zb denke ich gerade sehr intensiv nur darüber nach, wie ich meine wortwahl für diesen beitrag wähle.
sie, die metaebene, ist bei mir sogar in so einem hohen maße ausgeprägt, dass ich fast nie in der eigentlichen situation drinnen bin. ich denke immer auch noch darüber nach, und versuche innerhalb kürzerster zeit alle standpunkte, alle sichtweisen, alle aspekte einzufangen.

das ist im zusammenhang von mädls kennen lernen extremst anstrengend, und fies. ich hasse es in solchen momenten, dass ich so bin.

es ist mir sozusagen jeden moment bewusst, was passiert, und das bis ins kleinste detail. wenn ich zum beispiel beim weggehen das eine mädel seh und ich direkt neben ihr tanze, denke ich die ganze zeit darüber nach, in welcher situation ich mich gerade befinde, in welcher sie sich nach meiner auffassung befindet, darüber wie ich sie anquatschen könnte, das problem meiner sichtweise, dass ich mich zu minderwertig fühle.
alles ist da oben im kopf.

das schlimme auch noch: ich kann situationen, vor allem zwischenmenschliche, sehr gut einschätzen, so lang sie nicht mich selber betreffen.
wenn ich tanze, tanze ich extrem intensiv, und bin voll in der musik drinnen. nur auch in dem moment, wo ich extrem in einer situation drin bin -wie, wenn ich tanze, und das ist mittlerweile fast das einzige geworden- , habe ich über sehr vieles, was in dem club passiert, den überblick.
irgendwie erfasse ich mit meinen wahrnehmungssinnen jede kleinste kleinigkeit.

es schmerzt!
mich würde interessieren, ob es hier in der community auch leute gibt, denen es so ähnlich geht wie mir. und, ob diese es irgendwie schaffen das in den momenten, in denen sie es wollen, auch in den griff zu bekommen.

alles liebe,
mr_klotz

Helferlein 113 Deutschland W, 25

Hey du!

ich kenne das alles all zu gut!

Die Wahrnehmungsebene mit Bewertungen von allen Standpunkten. Es ist wie wenn ich mit meinem Auge fotographiere und dann druckt hinten in der Kammer schon jemand die Analyse aus. Ja für die Schule, Uni und den Beruf ist sowas gut, habe all zu oft Lob erhalten, wie Empathiefähig ich bin, wie ausdifferenziert ich denke und was für ein Gespür ich für Entwicklungen habe..

Die Dancefloor-Story ist mir auch bekannt. Was mir allerdings manchmal passiert. Derjenige tanzt neben mir, hinter mir, entweder mit Blickkontakt oder Revierverhalten und ich gucke ihn "zufällig" an. Wir haben den gleichen Rhythmus, tanzen scheinbar zusammen - andere gucken auch schon so seltsam... und dann, weil ich nichts mache, rempelt mich der eine oder andere am Arm an, damit ich ihn angucke und er sich entschuldigen kann.. Tja, leider durchschaue ich das ganze und mein Hirn inszeniert mir: das war Zufall, nimm was Abstand, dann kommt es nicht wieder vor (denn so kann ich meine Gefühle und meine Angst in Griff kriegen). Ein anderer hat dann meine Freundin angesprochen, er wollte mich über sie kennenlernen. Aber ich verschwand dann, weil mein Hirn mir sagte, ich habe mir alles eingebildet, er wollte sie kennenlernen. Sie tauschten Nummern, aber er meldete sich nie bei ihr.

Was ich dir raten kann: wenn sie nicht so ist wie ich, dann "rempel" sie an.. Aber viel besser wäre es, wenn deine Freundin mal ne Grillparty o.ä. macht und du sie dort triffst und bevor du irgendwie Nachdenken kannst, sagst, "Ah kennen wir uns nicht von der Disko"... hm?

Was ich noch kenne: wenn es ums Sachliche geht, dann kann ich auch jeden ansprechen, geht es eher um meine Gefühle und ich kann nichts vorschieben, dann ergibt sich auch nichts. Manchmal habe ich es auch geschafft ganz bewusst in eine Rolle zu schlüpfen, ich musste mir aber sagen, es ist jetzt nur Schauspielerei, um in die Situation hineinzukommen - danach war ich aber die Alte, aber es war gut so, denn so konnte ich meinen Punkt überwinden...

Vielleicht kannst du hiermit was anfangen.

Wünsche dir alles Gute und dass du deine Wahrnehmung mehr für dich als gegen dich einsetzen kannst..

LG

Forums-InsiderIn 411 BRD W, 44

Hallo mr. klotz und wideye,

mich interessiert, ob Ihr früher vielleicht in bedrohlichen Situationen ward, in denen Ihr aufmerksam/ wachsam sein musstet?

Ich kenne ähnliches wie ihr, deshalb auch die Frage.

Gruß
whoopie

Helferlein 113 Deutschland W, 25

Hallo Whoopie,

bei mir definitiv.
Mein Vater schlug mich, sagte mir immer im Vergleich mit anderen Töchtern wie er mich vom Aussehen, vom Verhalten und von der Intelligenz haben wollte. Er verglich mich immer mit einem besonders gutem Kriterium an einem Menschen, wenn etwas an dem Menschen nicht so gut war, fand er eine andere Person bei der dieses Kriterium besonders augeprägt war. Ich musste sie allesamt haben - sonst wird mich nie jemand haben wollen - meinte er. So ist es heute. Ich werde teilweise bewundert für mein Aussehen, für meine Art mich zu Unterhalten, für meine Leistungen, aber immer habe ich Angst, dass jemand andere Schwächen (so wie mein Vater) entdeckt. Mein Vater sagte meiner Mutter immer: DEINE Tochter. Ich hätte Angst davor, dass sich jemand mich freiwillig zur Freundin nimmt und dann doch "wegwirft", weil er eine "Bessere" findet... Ich hatte bis heute noch keine richtige Beziehung.

So, das zum Thema bedrohliche Situation und Wahrnehmung.

Und Mr. Klotz,
dass mit dem "Anrempeln bzw. Streifen" meinte ich nur, weil es bei meiner Freundin klappte. Er versuchte es ja dann bei ihr und sie sprach ihn direkt an, bevor er sich für das "Anrempeln" entschuldigen konnte. Sie rief ihn leider an und er meldete sich dann nicht mehr, er gab mir zwischendurch mit Blicken Signale, dass er mich wollte, aber er erinnerte mich optisch zu sehr an einen Freund, den ich heute noch sehr mag - aber das ist ne andere Geschichte.
Ich kann auch sehr gut mit der Musik verschmelzen. Andere meinten schon, wenn ich auf der Tanzfläche bin, dann kennt mich jeder, weil ich mich reizvoll, aber elegant bewege. Meinst du ich achte dadrauf? Ich verschmelze nur mit der Musik und kriege eher mit was die anderen so machen und auf mich reagieren. Ich löse mich quasi auf...
Und nochwas, als ich heute spazieren ging, kam mir jemand so ca. in meinem Alter mit einem kleinem süßen Hundebaby entgegen. Ich wollte ihn ansprechen, weil ich wissen wollte wie alt der Kleine ist, aber dann fing mein Denkapparat da oben auch schon an, weil mir auffiehl, er sieht ja auch ganz nett aus..Also sagte ich nichts und ging an ihm strahlend vorbei. Das Hundebaby hoppelte noch so unsicher.. Später kam eine Familie mit Baby mir entgegen. Das Baby sah mich und fing auf einmal laut an zu "Singen". Die Eltern lachten, ich auch und da konnte ich ganz normal dem Kind Hallo sagen..

LG

Forums-InsiderIn 173 Aachen M, 26

Das kommt mir alles irgendwie bekannt vor. Rational kann ich das ganze wunderbar analysieren, aber emotional geht das ganze an mir vorbei und ich mache immer einen Rückzieher bevor sich daran etwas ändern könnte.

Manchmal habe ich das Gefühl keinen wirklichen Zugang zu meinen Gefühlen zu haben bzw. sie im Umgang mit Menschen konsequent zu unterdrücken.

Forums-InsiderIn 411 BRD W, 44

Hallo immortal soul,

Quote:

Rational kann ich das ganze wunderbar analysieren, aber emotional geht das ganze an mir vorbei und ich mache immer einen Rückzieher bevor sich daran etwas ändern könnte.

Klar, die Wachsamkeit war der Schutz...früher. Die Emotionen werden abgespalten, zum Schutz.

Quote:

Manchmal habe ich das Gefühl keinen wirklichen Zugang zu meinen Gefühlen zu haben bzw. sie im Umgang mit Menschen konsequent zu unterdrücken.

Ja, die Angst verletzt zu werden. Dann lieber...Schotten dicht! wie der Seemann sagt. Niemanden an sich ranlassen, könnte wieder wehtun.

Gruß
whoopie

Forums-InsiderIn 365 Hessen M, 39

Jaja, Schotten dicht... bin schon seit fast nem Dutzend Jahren dicht wie'n abgetauchtes U-Boot. Und das obwohl ich vor 7 Jahren eine (mittlerweile wieder auseinanderfallende) Familie gründen konnte. Aber die Kraft der Verliebtheit kann halt den einen oder anderen Spalt in den Schotten öffnen... Wink

Forums-InsiderIn 365 Hessen M, 39

... zumindest für ne gewisse Zeit.

Helferlein 118 Köln M, 28

Klingt alles sehr komplex, für mich zumindest.

Ich meine ich kann selber nicht ausschliessen, dass ich früher auch so war. Nur leider kann ich mich nicht so genau dran erinnern.

Spontan würde ich sagen, dir fällt es schwer dich zu entspannen und einfach Spaß zu haben.

Forums-InsiderIn 365 Hessen M, 39

Na ja - kann ich nicht soooo sagen. Lies eher mal diesen thread:
http://www.Psychotherapiepraxis.at/forum/viewtopic.php?p=251632#251632 , da kannst du eher sehen was ich meine. Könnte vielleich auch interessant sein für ImmortalSoul - da es mir wie gesagt ähnlich geht.

Helferlein 70 sdjösdöjf M, 42

Wie geht es dir denn bei deiner "gesteigerten" Wahrnehmung? Angenommen, du bist in der Disco, du siehst eine scharfe Frau, und in diesem Moment geht es los, daß dir alles mögliche auffällt - z. Bsp. die anderen Leute, die Beleuchtung, Wortfetzen, weiß der Geier was. Bist du dann gefrustet? Ich meine, deine "Metaebene" muß dir eigentlich ganz schön auf die Nerven gehen.

Ich glaube, da macht sich deine Unsicherheit bzw. Schüchternheit selbständig.

Gruß

Psychotherapie-Forum (Archiv 2002-2007)

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