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Dorisla
neu an Bord!
3
OÖ W, 29
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Fri, 24.Mar.06, 11:52 Psychotische Schübe - Ursachen? |
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Hallo liebe Leute,
seit ungefähr 3 Jahren leide ich immer wieder an leichten psychotischen Schüben, die ich mit Risperdal (1mg) im Griff habe. Ich möchte jedoch ohne Tabl. leben können. Trotz einer sehr netten Therapeutin (Logotherapie für 1 Jahr) ist es bis jetzt nicht gelungen.
Könnte meine Beziehung, die schon immer sehr schwierig war, die Ursache sein? Ist sie allein "schuld" daran? Und wie könnte ich es schaffen, mich nach 12 Jahren zu trennen, was mir immer schon sehr schwer gefallen ist?
Danke für alle Beiträge,
liebe Grüße
Dorisla
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Justus
sporadischer Gast
28
Lübeck M, 31
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Sat, 25.Mar.06, 10:17 Re: Psychotische Schübe - Ursachen? |
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Hallo Dorisla,
auch ich nehme seit mehreren Jahren Risperdal. Zur Zeit sind es 2 mg. Da ich schon seit geraumer Zeit symptomfrei bin, möchte ich es in Absprache mit meinem Arzt noch weiter reduzieren und vielleich irgendwann ganz absetzen. Ich habe in meinem Bekanntenkreis einige Feunde mit Psychosen. Einer ist dabei, der schon seit einiger Zeit keine Medikamente mehr nimmt und trotzdem keine Symptome hat. Es ist also kein Ding der Unmöglichkeit, irgendwann "clean" zu werden. Du hast geschrieben, das du eine Therapie machst und darauf gehofft hast, so geheilt zu werden und kein Risperdal mehr zu benötigen. Meine Erfahrung zeigt aber leider, dass Psychosen nur sehr schwer, wenn überhaupt, durch Psychotherapie beeinflussbar sind. Es handelt sich nunmal bei einer Psychose um eine Stoffwechselstörung im Gehirn. Genauer gesagt wird bei einem psychotischen Schub zuviel Dopamin im Gehirn produziert, und Neuroleptika (z.B. Risperdal) gleichen den Stoffwechsel wieder aus. Ich habe auch mal eine Therapie über ein Jahr gemacht, mit Einlzelsitzungen und Gruppentherapie, aber das hat überhaupt nicht geholfen. Es ging mir im Gegenteil danach schlechter als vorher. Also das Fazit: Wenn man keine Symptome mehr hat, kann man Risperdal in Absprache mit dem Arzt reduzieren und vielleicht irgendwann ganz absetzen.
Was deine Beziehung und deine Vermutung angeht, sie könnte die Ursache für deine psychotischen Schübe sein, weiss ich leider zu wenig über dich und deinen Partner, um mich dementsprechend äußern zu können. Ich finden bei Partnerschaften gibt es zwei entscheidende Faktoren: Glück und Ausgeglichenheit. Ist einer odergar beide dieser Faktoren gestört, sollte man erstmal auf Abstand gehen. So würde ich es zumindest machen. Dann merkt man auch erst, ob man den Partner wirklich vermisst, oder ob es einem alleine erstmal besser geht. Wie gesagt, so würde ich es machen. Das heist nicht, dass das auch die beste Lösung für dich ist. Aber als Psychosepatient ist die Ausgeglichenheit in einer Partnerschaft glaube ich besonders wichtig.
Ich hoffe, ich konnte dir ein bisschen weiterhelfen.
Viel Glück und gute Besserung.
Justus
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Dorisla
neu an Bord!
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OÖ W, 29
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Sat, 25.Mar.06, 11:02 Re: Lieben Dank! |
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Lieber Justus,
vielen lieben Dank für deine Antwort, die mir auf jeden Fall geholfen hat!!! Und mir weiterhin Mut gemacht hat!
Wenn es dir nichts ausmacht, wollte ich dich fragen, ob du nicht Angst vor Nebenwirkungen von Risperdal hast und wie du damit umgehst.
Und ob du für deine Psychose auch schon eine Erklärung ("Hauptursache") neben der biologischen Veranlagung gefunden hast.
Herzliche Grüße
Dorisla
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Justus
sporadischer Gast
28
Lübeck M, 31
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Sat, 25.Mar.06, 13:41 Re: Psychotische Schübe - Ursachen? |
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Liebe Dorisla,
ich nehme jetzt seit 3 Jahren Risperdal. In den ersten Monaten hatte ich ziemlich heftige Nebenwirkungen. Innere Unruhe und irgendwie das ständige Gefühl, mit einem "Brett vor dem Kopf" herumzulaufen. Damit meine ich, das ich nicht mehr richtig empfinden konnte. Weder Trauer noch Freude. Ich fühlte mich wie ein Roboter. Aber diese Nebenwirkungen sind im Laufe der drei Jahre fast völlig verschwunden. Mittlerweile kann ich wieder richtig empfinden, mich freuen, traurig sein, ja halt richtig leben. Vor kurzem habe ich mich auch wieder verliebt und zum Glück eine sehr verständnissvolle Freundin gefunden, der ich alles über meine Krankheit erzählen kann.
Zu den Ursachen meiner Psychose ist folgendes zu sagen. Ich habe zweimal über mehrere Monate Cannabis täglich geraucht und das hat sich dann jeweils mit einem psychotischen Schub gerächt. Aber zwischendurch habe ich auch zwei Jahre überhaupt keine Drogen genommen, war aber durch einen Vollzeitjob und ein schlechtes Betriebsklima derart unter Druck gesetzt, das ich auch wieder einen Schub bekommen habe, obwohl ich wie gesagt keine Drogen genommen habe und kein Alkohol getrunken habe. Zuviel Stress und ein schlechtes soziales Umfeld im Betrieb sind Gift für mich. Ich brauche verständnissvolle und herzliche Menschen um mich, sonst geht es mir nicht gut. Naja, im Augenblick arbeite ich nicht und weiss auch nicht so recht, wie ich meine berufliche Zukunft gestalten soll.
Warst du eigentlich schon mal in stationärer oder teilstationärer Behandlung?Hast du schon Erfahrung mit anderen Medikamenten gemacht? Wenn ja, was waren das für Erfahrungen?
LG Justus
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Dorisla
neu an Bord!
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OÖ W, 29
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Sat, 25.Mar.06, 20:13 Danke nochmals |
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Lieber Justus,
nochmals lieben Dank für dein Mail, über das ich mich sehr gefreut hab!
Sende dir viele liebe Grüße
Dorisla
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Asiate
neu an Bord!
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Paderborn M, 23
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Tue, 02.May.06, 22:32 Re: Psychotische Schübe - Ursachen? |
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Hey Justus.
Ich habe da mal ne Frage an dich.Wie viel mg Risperdal hast du denn genommen und WIE LANGE hats gedauert bist du wieder fühlen konntest?ALso ich nehme 2,5mg Zyprexa und fühle seit einem 3/4 jahr null:/
LG
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Justus
sporadischer Gast
28
Lübeck M, 31
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Wed, 03.May.06, 12:40 Re: Psychotische Schübe - Ursachen? |
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Hallo Asiate,
zur Zeit nehme ich 2 mg Risperdal. Nach meinem ersten psychotischen Schub im Jahre 1997 habe ich Nipolept bekommen, und ca. 1 Jahr lang nichts mehr gefühlt,sprich starke Depressionen gehabt. Ich habe die Erfahrung gemacht, je länger ein psychotischer Schub andauert, desto länger ist auch die Phase danach, in der man Depressionen hat und nichts mehr fühlt. Mein letzter Schub dauerte nur einen Tag, dann bin ich in die Klinik gegangen und habe 4 mg Risperdal bekommen. Als ich nach 3 1/2 Wochen aus der Klinik entlassen wurde, war ich fast wieder der alte, obwohl ich noch eine Weile die hohe Dosierung Risperdal weiternehmen musste. Es ist also nicht nur das Medikament, was Dich so auslaugt, sondern auch die Nachwirkungen der Krankheit.
Gute Besserung...
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Ozean
sporadischer Gast
29
Mond W, 24
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Mon, 15.May.06, 9:26 Re: Psychotische Schübe - Ursachen? |
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liebe alle,
mein bruder wurde vor ein paar tagen in der klinik zwangseingewiesen. diagnose: psychotischer wahn mit verdacht auf schizophrenie.
er bekommt täglich 4mg risperdal und zusätzlich psychopax.
ich denke, dass es relativ schwer ist, die eigentlichen ursachen von psychotischen schüben herauszufiltern. leider bin ich jedoch (noch) überhaupt kein experte auf dem gebiet... und ich kann diese psychosen nur durch grenzerfahrungen nachempfinden.
ich glaube nicht, dass z.b. "nur" eine beziehung auslöser/ursache sein kann sondern unter anderem auch genetische veranlagung (korrigiert mich bitte wenn ich komplett falsch liege), traumatische erfahrungen, "ungesunde" lebensumstände und die beschaffenheit der jeweiligen persönlichkeitsstruktur.
mein bruder hat ebenfalls lange zeit cannabis geraucht, was, sagen wir mal milde ausgedrückt, sicherlich nicht förderlich war, wenn nicht sogar eine ursache darstellt.
da ich ebensowenig die erfahrung mit risperdal oder ähnlichem am eigenen körper zu spüren bekommen habe, kann ich nur vermuten, dass es sehr schwer sein muss zwischen nebenwirkungen und auswirkungen/nachwirkungen der krankheit zu unterscheiden.
ich kann nur hoffen, dass mein bruder sich dazu bereit erklärt, die medikamente auch weiterhin zu nehmen und auch eine begleitende therapie zu machen. diesbezüglich ändert er seine meinung ständig und meistens sagt er, dass er einfach nur entlassen werden möchte.
wie kam es bei euch dazu, dass ihr erkannt habt, dass ihr hilfe braucht bzw. diese hilfe annehmen konntet und die ganzen strapazen und psychischen und physischen schmerzen und einfach alles überhaupt auf euch nehmt? was kann man als freund und verwandter diesbezüglich tun um hierbei zu unterstützen ?
alles liebe wünscht euch
der weite grosse ozean.
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Justus
sporadischer Gast
28
Lübeck M, 31
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Mon, 15.May.06, 10:27 Re: Psychotische Schübe - Ursachen? |
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Hallo Ozean,
ich glaube, ich kann Dir ein Paar Tips geben, indem ich erzähle, wie es bei mir war, und wie ich gelernt habe, mit der Krankheit zu leben und wieder ein ganz normales Leben zu führen.
Als ich dass erstemal psychotische wurden, und in die Klinik musste, hatte ich auch lange Perioden mit täglichem Cannabiskonsum hinter mir. Ich machte in der Klinik den Fehler, den Ärzten vorzuspielen, dass es mir wunderbar ginge, und ich nicht lange bleiben muss. So wurde ich dann auch nach 3 Wochen entlassen, obwohl ich noch schwer psychotisch war. Eine Woche war ich draußen, dann kam ich wieder rein, und die Ärzte waren sauer. Diesmal blieb ich 2 Monate und akzeptierte, das ich die Medikamente erstmal nehmen muss. Da ich auch Erfahrungen mit Risperdal habe, kann ich sagen, dass die Nebenwirkungen mit den Wochen der Behandlung immer weniger werden. Wenn man sich dann noch immer depressiv, motivationslos und freudlos fühlt, sind das Nachwirkungen der Psychose und keine Nebenwirkungen von Risperdal. Man muss das Medikamtent auf jedenfall erstmal weiternehmen !!!
Bei mir dauerte es ein Jahr, bis die Lebensgeister zurückkehrten und ich wieder richtig aktiv am Leben teilhaben konnte. Die Zeit muss man sich nehmen. Der Körper braucht seine Zeit, wieder richtig gesund zu werden.
Ich war in der Zwischenzeit wieder ein Paarmal in stätionärer Behandlung, weil ich wieder angefangen habe, zu kiffen. Aber die psychotischen Schübe danach waren lange nicht so schlimm wie der erste. Man lernt, die Frühzeichen eines pschotischen Schubes zu erkennen und kann entsprechen reagieren.
Alles Gute,
Justus
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Ozean
sporadischer Gast
29
Mond W, 24
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Mon, 15.May.06, 11:35 Re: Psychotische Schübe - Ursachen? |
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danke dir justus !!
was mich bei der ärztin meines bruders sehr stutzig gemacht hat, war dass sie zu meinem bruder meinte dass er eine behandlung von mehreren wochen aber auch nur von einer woche machen kann...
nunja, ich verstehe nicht, warum sie das zu ihm gesagt hat, wo er doch momentan dazu tendiert nur entlassen werden zu wollen. und wo die ärztin doch seinen zustand kennt.
nachher erklärte sie mir, dass es (in österreich) rechtlich so geregelt ist, dass man einen patienten eben nur eine woche "zwangsweise" festhalten kann...
kenne mich da leider rechtlich noch nicht wirklich aus, aber ich denke schon, dass man als arzt die bestmögliche empfehlung abgeben sollte.
wie dem auch sei, ich habe ganz viel hoffnung, für jeden einzelnen menschen und natürlich auch für meinen bruder.
ich wünsche dir ganz viel kraft justus!!
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