Niemand vrsteht meine Gefühle

sporadischer Gast 15 Deutschland W, 32

Hallo,

bin gerade in einer kleinen Depri-Phase und habe das Gefühl, dass in meinem Umfeld niemand meine Gefühle versteht. Immer nur höre ich Ratschläge, was ich tun soll, aber keiner versteht, dass ich einfach nur fertig bin und oft das Gefühl habe, mein Leben verpfuscht zu haben.

Es geht speziell um meine beruflichen Aussichten. Befinde mich in den letzten Zügen einer Weiterbildung, aber habe, so kommt es mir vor, 0 Aussicht auf einen Job in dem Beruf, den ich gelernt habe. Erschwerend kommt hinzu, dass ich im Grunde auch noch nie richtg in diesem Bereich gearbeitet habe: nach dem Abi habe ich gleich studiert, mit 27 das Studium erfolgreich abgeschlossen und dann direkt die Weiterbildung begonnen (die in dem Bereich, in dem ich ursprünglich mal arbeiten wollte, so gut wie zwingend notwendig ist). Faktisch sieht es so aus, dass ich noch immer Studentin bin, neben der Weiterbildung bloß einen Minijob habe und nicht mal in der Lage bin, die Miete für meine 1-Zimmer Wohnung (28qm) zu zahlen, dass übernimmt meine Mutter.

Immer heißt es nur, IRGENDWANN wird alles besser, IRGENDWANN habe ich einen guten Job, so daß ich endlich richtig leben kann.

Aber ich glaube einfach an dieses IRGENDWANN nicht mehr. Ich komme mir vor wie ein Esel, dem ständig nur die Karotte vor die Nase gehalten wird, ohne Chance, sie jemals zu erreichen.

Und dann habe ich das Gefühl, in meinem Leben alles falsch gemacht zu haben, den komplett falschen Beruf ausgewählt zu haben. Ich weiß noch nicht einmal mehr, wieso ich mich früher mal dafür entschieden habe.
Wieso soll ich auf dieses IRGENDWANN hoffen, wenn ich nicht mal mehr weiß, wieso ich das alles tue.

Meine gesamte Familie ist im IT-Bereich tätig, und ich bin eigentlich auch immer diejenige, die im Freundes- und Bekanntenkreis und auch auf der Arbeit (Minijob) gefragt wird, wenn es PC-Probleme gibt. Ich frage mich ständig, wieso war ich so bescheuert und bin nicht auch in diesen Bereich gegangen? Dort bin ich gut, dort fühle ich mich wohl, dort gibt es auch noch Jobs! Aber nein, ich mußte mir etwas aussuchen, was dank des maroden Gesundheitssystems in Deutschland überhaupt keine Zukunftchance hat.

Ich fürchte, dass es zu spät ist, mein Leben noch mal komplett umzukrempeln. Vor allem würde ich dann 12.000€ Schulden, die durch die Weiterbildung entstanden sind, völlig in den Sand setzen.

Versteht ihr vielleicht, wie ich mich fühle? Wie soll ich damit klar kommen, offenbar mein Leben beruflich ruiniert zu haben?
Habe ich den "Point of no return" überschritten? Und wenn ja, was dann?

Grüße,
shadeofblue

Forums-InsiderIn 273 wien M, 31

hallo shadeofblue!

wie lange brauchst Du denn noch bis die Weiterbildung zu Ende ist?

ich versteh Deine sorgen!
ich finde jemand der aufgrund der weiterbildung auf komfort, geld,... verzichtet ist viel mutiger als so manch andere die ihren "sicheren" 9-5 job haben.
mit sicherheit hast Du auch schon mehr erfahrung und reife als andere leute in Deinem alter.

ich hab grosse hochachtung vor so einer leistung!

>>>>Habe ich den "Point of no return" überschritten?
NEIN!
nur ist die frage ob es sinn macht so kurz vor dem gipfelkreuz umzudrehen nur wegen 2 kleinen harmlosen wölkchen...

denn wenn Du sagen wir jetzt 1 jahr gewinnst, steht das in relation zu den 3en die bisher die ausbildung "gekostet" hat?

schreib ruhig noch etwas mehr und ausführlicher!

schick Dir mal ne portion kraft,
ric

sporadischer Gast 15 Deutschland W, 32

Hallo richie,

erstmal danke für deine prompte Antwort.

Die Weiterbildung geht noch bis August/September, dann habe ich die Prüfungen.

Durchziehen werde ich das wohl schon, aber ich frage mich halt immer öfter "wozu der Schei**"? Wozu habe ich mich all die Jahre abgemüht, wozu immer nur verzichtet, wenn die "goldene Zukunft" doch nur eine Lüge war und nie eintreten wird?

Ich vergleiche mich dann halt mit anderen Leuten, die nach dem Abi einfach eine Lehre gemacht haben und seitdem in ihrem Beruf arbeiten. Die haben eine eigene, richtige Wohnung, ein Auto, die haben bereits seit zig Jahren für die Rente vorgesorgt. Ich habe nix davon. Ich bin 31 und habe bisher noch 0 für die Rente eingezahlt. Versicherungsvertrteter, denen ich erzähle, wovon ich lebe, verabschieden sich von mir mit den Worten "melden sie sich, wenn sie mal richtig verdienen!".

Das macht mich einfach fertig. Wenn ich wenigstens wüßte, dass ich nach den Prüfungen wenigstens einen Job bekommen würde in diesem Bereich, wär ich vielleich nur halb so mies drauf. Aber es sieht halt total schlecht aus (wie fast überall in Deutschland, dass ist mir klar).

Ich seh mich dann schon im Mediamarkt als Verkäuferin arbeiten. Und dafür habe ich dann wie gesagt mehr als 10 Jahre meines Lebens geopfert... !? Sad

Wie konnte mir das nur passieren? Was habe ich falsch gemacht? Wie soll ich nur meine Schulden zurückzahlen? Mist... jetzt fang ich an zu heulen...

Sorry, ist heut wohl nicht mein Tag.
Gruß, shadeofblue

P.S.: Das einzig positive in meinem Leben ist, dass ich im Sommer heiraten werde. Allerdings verdient mein Zukünftiger nur knapp 1.200€ netto im Monat, das reicht kaum für uns beide. Sad

Forums-InsiderIn 273 wien M, 31

>>>>> "wozu der Schei**"?
weil du ohne studium vielleicht nie deinen zukünftigen mann getroffen hättest. weil du dann nicht die gute mutter sein würdest die du mal sein wirst...

ich hab mit 20 auch noch bei mama gewohnt und hatte kein geld trotz arbeiten gehen. ich hab abitur.

mein freund hat eine lehre angefangen und hatte eine eigene wohnung und auto.

nur ist für ihn der ofen aus - er wird ewig das gleiche arbeiten und machen. grosse sprünge wird er nicht mehr haben.

dir aber steht die welt offen, du kannst noch alles machen.
schau dir an, die leute in der politik, privatwirtschaft - ohne studium geht nichts! und welches studienfach is sch...egal. hauptsache magister, dr. ...

kann sein dass Dich abseits der uni noch andere dinge im leben stören?
wie läuft deine beziehung z.b.?
hobbies, zufrieden mit Deinem gewicht Embarassed

wie geht es Deinen studienkollegen?
ähnlich, oder?

halt durch, wirst sehen es wird sich lohnen!
und die wirklich guten jobs kommen eh immer dann wenn man nicht damit rechnet!
richie

sporadischer Gast 15 Deutschland W, 32

richie wrote:

halt durch, wirst sehen es wird sich lohnen!
und die wirklich guten jobs kommen eh immer dann wenn man nicht damit rechnet!

Genau daran aber kann ich fast nicht mehr glauben. Ich hoffe seit mehr als 10 Jahren darauf, dass irgendwann alles besser wird und dass ich irgendwann sagen kann "es hat sich doch gelohnt". Aber langsam geht mir die Hoffnung aus, und übrig bleibt nur pechschwarze Verzweiflung und das Gefühl, mein Leben total verpfuscht zu haben.

richie wrote:

kann sein dass Dich abseits der uni noch andere dinge im leben stören?
wie läuft deine beziehung z.b.?
hobbies, zufrieden mit Deinem gewicht Embarassed

Nein, da kann ich zumindest nicht klagen. Die Beziehung läuft gut, Hobbies sind vorhanden und machen Spaß, Gewicht stabil und okay.
Es ist wirklich nur das Berufliche (bzw. das Finanzielle), was mich fertig macht. Dieses Gefühl, wegen einer Fehlentscheidung (meiner Berufswahl) den Rest meines Lebens dafür büßen zu müssen. sad2

Forums-InsiderIn 273 wien M, 31

mir kommt vor Du bist in Deiner meinung "weiterbildung ist mist, alles sch..." dass Du gar nicht mehr klar siehst und das licht am ende des tunnels wahrnimmst!

Du bist noch jung! wirst in kürze heiraten, hast also einen tollen mann gefunden, und die ausbildung ist auch bald geschafft.

herz was willst Du mehr Wink

ich kann Dir nur mal raten eine positiv und negativ liste zu machen.
mir kommt vor Du bist so aufs negative fixiert dass Du die ganzen positiven dinge gar nicht mehr wahrnimmst.

schreib bitte eine liste zusammen was alles gut läuft in deinem leben!

ich weiss so vergleiche hinken und sind auch nicht immer gut, aber ich machs dennoch:
ein bekannter von mir anfang 30, hat sich jetzt scheiden lassen und hat ein kind. das haus dass sie angefangen haben zu bauen werden sie verkaufen müssen. über deine 10.000 EUR schulden kann der nur herzlich lachen. und zusätzl. zu den schulden kann er noch viel geld f. frau und kind zahlen.

bitte konzentrier Dich mal auf die guten Dinge in Deinem leben.
vielleicht magst die liste ja hier reinstellen Embarassed

sporadischer Gast 15 Deutschland W, 32

Kann schon sein, dass ich momentan alles zu schwarz sehe. Aber so fühl ich mich halt momentan. Nicht, dass ich gleich von der Brücke springe, aber schon so, dass ich ziemlich deprimiert bin.

Es kostet mich alles eben verdammt viel Kraft, jeden Tag weiter zu machen. Jeden Tag die Sorgen und Zweifel wegzuschieben und den letzten Rest Hoffnung zusammenzukratzen, dass es wirklich irgendwann besser wird.

Manchmal geht mir einfach die Kraft aus und ich liege heulend am Boden. Und niemand ist da, der mich tröstet und mir einfach sagt "Ich weiß, wie du dich fühlst, ich weiß, wie schwer es ist und wie mies alles aussieht. Wein dich ruhig aus!" Immer heißt es nur, reiß dich zusammen, sieh die positiven Seiten, weinen bringt nix, bald wird alles besser etc.

Ich habe eine wahnsinns Angst, dass es eben nicht besser wird, dass es so schei*e bleibt und dass es zu spät ist, etwas zu ändern.
Eine Positiv-Liste oder Vergleiche a la "schlimmer gehts immer" finde ich da nicht wirklich hilfreich.

Ich denke, ich habe meine Hoffnung verloren... und ich weiß nicht, wie ich sie wiederfinden soll.

Forums-InsiderIn 273 wien M, 31

ich dachte du willst im sommer heiraten.
was sagt denn dein freund dazu? unterstützt er dich nicht oder nimmt dich in den arm wenns dir schlecht geht?

>>>>Eine Positiv-Liste finde ich da nicht wirklich hilfreich.

wer will findet wege, wer nicht will gründe...

>>>>Ich denke, ich habe meine Hoffnung verloren... und ich weiß nicht, wie ich sie wiederfinden soll.

ohne ein bissl mithilfe von deiner seite aus wird es nicht gehen.
wenn ich leute mittels eines *schnipps* heilen könnte wäre ich nicht mehr hier!

sporadischer Gast 15 Deutschland W, 32

Mein Freund und ich wohnen zur Zeit noch getrennt, insofern kann er mir unter der Woche nicht helfen. Abgesehen davon ist er eher hilflos und weiß nicht, was er tun soll.

Ich verlange aber auch gar nicht, dass jemand meine Probleme löst oder mich "heilt", sondern ich suche einfach jemand, der mich und meine Gefühle versteht. Der meine Verzweiflung wahrnimmt und nicht bloß mit Ratschlägen reagiert. Ist das wirklich zu viel verlangt?

Was hat meine Aussage, dass mir die Liste nicht bei meinen Gefühlen hilft, denn damit zu tun, dass ich etwas will oder nicht will (und vor allem was)? Ich kann so viele Listen schreiben wie du willst, und dann sitze ich immer noch heulend vor dem PC und schreibe diese Antwort.

Wie gesagt, ich weiß durchaus, dass nicht alles in meinem Leben schlecht ist. Aber heißt das etwa, ich darf wegen dem, was mich belastet und was mir Sorgen und Angst macht, nicht niedergeschlagen und verzweifelt sein?

Forums-InsiderIn 273 wien M, 31

ich als mann seh das so:

wenn ich dir sag: es ist gut dass du traurig bist, du hast recht es ist alles sch.... dann bestärke ich dich nur.

da denkst du dir dann: siehst, der andere sicht auch dass mein leben sch... ist. dann stimmt es also wirklich...
da ist dann der griff zum strick nimmer weit Wink

wenn ich am strassenrand ein auto mit rauchendem motor stehen seh, anhalt und dem fahrer mein beileid ausdrücke, ich würde mich auch ärgern an ihrer stelle, sch.. auto aber dann einsteige und ohne zu helfen weiterfahr ist ihm nicht geholfen.

und genau so seh ich das bei Dir, und die anderen auch.
mitgefühl ist eine sache, aber es zieht dich nicht aus dem loch in dem du sitzt.

zw. niedergeschlagen sein und die hoffnung aufgeben seh ich einen unterschied. ohne hoffnung ist der lebenswille sehr klein...

so seh ich das.
lg, richie

sporadischer Gast 15 Deutschland W, 32

richie wrote:

mitgefühl ist eine sache, aber es zieht dich nicht aus dem loch in dem du sitzt.

Das vielleicht nicht, aber es zeigt mir, dass da jemand ist, der mich versteht. Irgendwie scheinen in meinem Umfeld aber alle so zu denken wie du, und so bekomme ich überhaupt von niemandem auch nur ein wenig Mitgefühl.

Meine Niedergeschlagenheit und Verzweiflung sind Emotionen, kein Vergaser. Da muß nix "repariert" werden. So sehe ich das als Frau zwinkernd..

Und keine Sorge, ich bin noch lange nicht so weit, zum Strick zu greifen. Auch wenn du oder sonst einer mir einmal im Leben sagt "ich fühle mit dir!"

Forums-InsiderIn 273 wien M, 31

Quote:

Meine Niedergeschlagenheit und Verzweiflung sind Emotionen, kein Vergaser. Da muß nix "repariert" werden.

aber wodurch ändern sich emotionen?

wenn ich jetzt hunger hab, hab ich auch morgen hunger.
ohne eine "fremdeinwirkung" geht das nicht vorbei.

wenn ich schlecht drauf bin, versuch ich mich selbst aufzubauen (was essen, schlafen, spiel spielen) und dann wirds besser.

getreu dem motto: Wenn sich nix ändert wird sich nix ändern.

sporadischer Gast 15 Deutschland W, 32

Ich glaube, wir reden aneinander vorbei, und ich habe das Gefühl, als müsse ich mich dafür rechtfertigen, dass ich mir Mitgefühl und Verständnis wünsche.

All deine tollen Tricks und Tips kenne ich zur Genüge und wende sie auch an, genau so versuche ich ja über die Runden zu kommen.

Aber manchmal reicht das eben nicht. Dann stürze ich ab und sehne mich nach jemanden, der mich emotional stützt, ohne gleich wieder die Ratschlag-Keule auszupacken.

Ich finde es auch traurig, dass Mitgefühl und Anteilnahme offenbar als unnütz erachtet werden (denn sie bringen ja angeblich nichts) und deshalb nicht mehr gespendet werden. Gleichzeitig wird gesagt, man könne ja nicht die Probleme des anderen lösen. Und so bleibt nichts übrig außer der Botschaft: "Mitleid kriegste nicht, deine Probleme lösen kann ich nicht, also schau zu, wie du alleine zurecht kommst und hör auf, rumzujammern!"

Genau das meinte ich damit als ich zu Beginn des Beitrages sagte, niemand würde meine Gefühle verstehen.

Forums-InsiderIn 273 wien M, 31

nein du musst dich nicht rechtfertigen.
ich versuch nur zu erklären wie es andere sehen und würde mich über eine aufklärung freuen. ich möchte das phänomen frau auch besser verstehen lernen...

"Mitleid kriegste nicht, deine Probleme lösen kann ich nicht, also schau zu, wie du alleine zurecht kommst und hör auf, rumzujammern!"

aber genau dass will ich ja nicht vermitteln!

es geht auch ums helfen lassen und annehmen.
z.b. wollte ich nachbohren wie sich dein freund verhält, weil er sicher der geeignetere wäre dir zu helfen. und dir dann evtl. tips geben damit ihr euch besser versteht (verstehen lernt).

aber daraus wurde leider nix Neutral

>>>>>
Genau das meinte ich damit als ich zu Beginn des Beitrages sagte, niemand würde meine Gefühle verstehen.

wenn du mit so einer einstellung reingehst kann das nix werden.

du solltest eher denken: ich möchte endlich ergründen warum mich niemand versteht...

sporadischer Gast 15 Deutschland W, 32

Wie gesagt, ich führe eine Wochenendbeziehung, insofern kann mir mein Freund nur sehr wenig helfen. Natürlich nimmt er mich auch mal in den Arm, wenn ich weine, aber meistens sagt er nur, dass er mir ja gerne helfen würde, aber er wüßte nicht wie, da er ja auch keinen Job aus dem Hut zaubern könne. Was ich aber auch gar nicht verlange.

richie wrote:

es geht auch ums helfen lassen und annehmen.

Was soll ich denn annehmen außer den immer gleichen Ratschlägen? Und außer dass man mir sagt, was ich tun und lassen soll, bekomme ich von meiner Umgebung Null. Niemand geht auf meine Gefühle ein, alle sind sie immer nur mit meinem Problem beschäftigt und vergessen dabei mich als Person.

Gut, warum versteht mich niemand? Auch hier nicht? Drücke ich mich falsch aus? Sage ich nicht deutlich genug, was ich will? Oder ist mein Wunsch nach Mitgefühl tatsächlich völlig weltfremd und unangebracht?

Psychotherapie-Forum (Archiv 2002-2007)

Forum:

Mehr über PT:

Niemand vrsteht meine Gefühle