Author |
Message |
Kicki20
Helferlein
60
Deutschland W, 21
|
Thu, 16.Mar.06, 0:00 kann ich in ner Psychiatrie arbeiten? |
|
hi
ich habe folgeness problem... ich mache gerane ne ausbildung zur krankenschwester und hatte einen einsatz in der psychiatrie. mir hat es da super gefallen und die arbeit hat escht spaß gemacht. ich habe für mich die entscheidung getroffen das es ein bereich ist in dem ich nach meiner ausbildung (in 6 monaten) gerne arbeiten möchte.
da ich aber selber so einige probleme habe und auch gerade am überlegen bin ob ich eine therapie machen soll, fragt ich mich nun ob es so gut ist auch in diesem bereich zu arbeiten.
hat vielleicht einer ähnliche erfahrung mit arbeit und privat?
|
_________________ "nur wer erwachsen wird und ein kind bleibt ist ein mensch" |
|
|
|
Werbung |
|
r.l.fellner
Psychotherapeut
1589
Wien M
|
Thu, 16.Mar.06, 5:44 Re: kann ich in ner Psychiatrie arbeiten? |
|
Liebe Kicki,
so generell laesst sich da kein Ratschlag erteilen - es ist nicht gerade leicht, auf Basis Ihres Beitrags vorherzusagen, ob Sie fuer eine jahrelange, taegliche Arbeit in einer Psychiatrie 'stabil' genug sind.
Grundsaetzlich gehoeren die meisten Berufe im psychosozialen Bereich zu den persoenlich forderndsten und in vielen davon sind folglich z.B. die Suizidraten hoeher (zum Teil sehr deutlich hoeher) als in anderen Berufsgruppen.
Die Entscheidung wird Ihnen letzlich niemand abnehmen koennen, und die Erfahrung anderer nur von beschraenkter Relevanz fuer Sie selbst sein. Personen, die vorher therapiebeduerftige Beschwerden hatten, welche mehr als nur aufgrund einer voruebergehenden Lebenskrise zur Ursache hatten (z.B. also eine Persoenlichkeitsstoerung oder langjaehrige Neurosen) wuerde ich meinen, dass der Beruf "Krankenschwester" an sich schon belastend genug ist, es muss vielleicht nicht unbedingt auch noch im psychiatrischen Bereich sein. Genauso gut koennte es moeglich sein, dass genau diese Taetigkeit so 'perfekt' fuer Sie ist, dass sie Ihnen einen persoenlichen 'push' verleiht und kompensatorisch auf Ihre Psyche wirkt. Selbst dann kann es aber z.B. nach mehreren Jahren vorkommen, dass aeussere Stressoren oder Lebenskrisen diesen Effekt wieder 'nivellieren' und die Belastung durch die taegliche, mitunter stark fordernde Arbeit rasch unertraeglich wird, ein Zusammenbruch droht. So etwas passiert meiner Erfahrung im supervisorischen Bereich nach selbst Leuten, die niemals vorher selbst nennenswerte psychische Probleme hatten.
Aber wie gesagt - derartiges vorherzusagen oder treffend einzuschaetzen waere schon schwierig und riskant genug, wenn ich Sie persoenlich kennen wuerde. Ich denke, Ihre Entscheidung sollte in diesem Fall weniger davon abhaengen, wie stark Ihr Berufswunsch ist, sondern, wie tragfaehig und belastbar Sie sich selbst - auf heutiger Basis - einschaetzen. Bedenken Sie, dass in der psychosozialen Arbeit eher SIE stabilisierend auf Ihre Patienten wirken muessen, fuer eigene Beduerfnisse, Empfindlichkeiten oder Stimmungsschwankungen ist da so gut wie kein Platz - und wird auch nie einer sein.
Alles Gute
Richard L. Fellner
|
_________________ Website | Kontakt | Artikel-Archiv |
|
|
|
Iblis
Helferlein
49
Hamburg M, 35
|
Thu, 16.Mar.06, 14:03 Re: kann ich in ner Psychiatrie arbeiten? |
|
So ähnlich, ich komm mit Dementen und Altersverwirrten supergut klar, erfahrungsgemäß (insges. 4 Jahre bisher) besser als mit einigen Kollegen oder gar Vorgesetzten oder meiner Selbstorganisation - z.Zt. werkele ich an Therapie um persönliche Probleme zu minimieren, will danach auf 20 Stunden pro Woche weiterarbeiten - (40 Stunden im Schichtbetrieb heisst eben halt, dass auch mal 10-11 Tage ohne Pause anstehen und an Tag 10 oder 11 bin ich mit meinem eigenen Umgang mit den Dementen nicht mehr einverstanden, weil ich mich dann abschotte und beginne mich zunehmend hinter stationsbezogenen Tätigkeiten zu verschanzen)
Ich denke die persönliche Belastung schrumpft auch etwas, wenn man sich klarmacht, dass im Zeitalter der Patchworkbiographie eine Berufsentscheidung ja nicht endgültig sein muß. Wenn du in fünf Jahren feststellst, dass es Dir zuviel wird, gibt es ja immer noch genügend Möglichkeiten entweder das Einsatzfeld oder den Beruf zu wechseln ohne die gemachten Erfahrungen dann gleich völlig zu "verlieren" - auch in den Bereichen Fortbildung, Produktberatung (Pflegeartikel), Verwaltung, Doku, Info, Presse werden ja Leute mit praktischer Erfahrung gerne genommen und ausgebildete Krankenschwester mit der Qualifikation z.B. auch auf der Unfallstation oder im HNO zu arbeiten oder vom stationären in den ambulanten Einsatz zu wechseln bist du dann ja auch immer noch.
Das setzt nur voraus, dass du geistig flexibel genug bleibst um zu so einem Wechsel bereit zu sein, falls die Belastungen an deiner Arbeitsstelle zu groß werden. Fortbildungsmöglichkeiten zu nutzen sollte als verantwortlicher Pfleger sowieso fast selbstverständlich sein, selbst wenn man in seinem Bereich bleibt - die Neigung sich selbstkritisch zu beobachten und ggf. zu reagieren auch.
Ist mit etwas Vorsicht zu genießen, weil ich speziell mit der Psychiatrie keine Erfahrungen habe, aber mal davon ausgehe, dass sich die typischen Belastungen (ebenso wie die positiven Aspekte) auf einer Dementenstation und in der Psychiatrie zumindestens teilweise ähneln.
Iblis
|
|
|
|
|
Jetlag
Forums-InsiderIn
363
Deutschland M, 41
|
Sun, 08.Jul.07, 15:00 Re: kann ich in ner Psychiatrie arbeiten? |
|
r.l.fellner wrote: |
ich bin mir ganz sicher, dass es nicht aus böser Absicht heraus geschieht - aber finde es doch bemerkenswert, wie hier (nicht nur von Ihnen) versucht wird, kaddie bei der Täuschung und vor allem auch Selbsttäuschung zu helfen .. glauben Sie alle wirklich, ihr damit langfristig einen Gefallen zu tun?
|
Die „Hilfe“ zur Selbsttäuschung bzw. Täuschung scheint bei einigen in diesen Foren gegeben zu sein.
Freilich glaube ich nicht, dass das in „böser Absicht“ erfolgt. Es erfolgt in der Absicht, so behandelt zu werden, wie es vorgemacht wird. D.h. die Täuschungs-„Helfer“ wünschen sich Unterstützung bei ihrer eigenen Selbsttäuschung. Und das hängt direkt mit Aspekten der Abwehr/Verdrängung & Co zusammen.
Zu einem anderen Aspekt:
r.l.fellner wrote: |
Grundsaetzlich gehoeren die meisten Berufe im psychosozialen Bereich zu den persoenlich forderndsten und in vielen davon sind folglich z.B. die Suizidraten hoeher (zum Teil sehr deutlich hoeher) als in anderen Berufsgruppen.
|
Ich glaube nicht, dass die hohe Suizidrate in den psychosozialen Berufen darauf zurückzuführen sind, dass diese Berufe zu den „persönlich fordernsten“ gehören.
Auffällig niedrige Suizidraten sind insbesondere in persönlich extrem fordernden Zeiten gegeben: Kriege, schwere Katastrophen, etc.
Die hohe Suizidrate in psychosozialen Berufen ist darauf zurückführbar, dass in diesen Berufen zu viele ungeeignete Menschen tätig sind. Sei es, weil sie Helferkomplexe ausleben möchten, sei es, weil sie sich im Grunde selbst therapieren möchten (was natürlich scheitern muss).
Wie Sie wissen, hat auch der gute alte Sigmund Freud mal bekundet, seine Therapiestunden zur Eigentherapie zu nutzen.
In den Psychosozialberufen finden sich überdurchschnittlich viele psychisch belastete Menschen. In der Folge kann es nicht wirklich verwundern, dass dort dann eben auch Suizidraten, Alkohol- und Drogenabhängigkeiten, Beziehungsunfähigkeiten usw. überdurchschnittlich vertreten sind.
Jetlag
|
|
|
|
|
Werbung |
|
sm
[nicht mehr wegzudenken]
1896
unwesentlich W, 30
|
Sun, 08.Jul.07, 15:35 Re: kann ich in ner Psychiatrie arbeiten? |
|
Quote: | Und das hängt direkt mit Aspekten der Abwehr/Verdrängung & Co zusammen. |
Und womit hängen Abwehrmechanismen zusammen? Richtig: Mit Schutz sensibler Bereiche - weswegen auch die triviale Quelle Wikipedia schreibt:
In Psychotherapien sind Abwehrvorgänge nicht nur als Widerstand zu verstehen, sondern dienen auch dem Schutz des psychischen Gleichgewichts des Analysanden. Die Geschwindigkeit des therapeutischen Prozesses muss sich weitgehend nach den Möglichkeiten des Patienten richten, Veränderungen und Entwicklungen zuzulassen.
(Und dies [= passende Geschwindigkeit für Veränderungsprozesse soweit keinem Dritten Schaden zugefügt wird] gilt in meinen Augen auch ausserhalb des therapeutischen Prozesses... und klar ist auch: Abwehr auf Dauer ist sicherlich keine Problemlösungsstrategie... im Gegenteil: Das kann nach hinten losgehen. Aber anzugehen ist das eben mit der passenden Geschwindigkeit.)
|
Last edited by sm on Sun, 08.Jul.07, 15:54; edited 1 time in total |
|
|
|
Toughy
[nicht mehr wegzudenken]
1312
Dtld W, 29
|
Sun, 08.Jul.07, 15:51 Re: kann ich in ner Psychiatrie arbeiten? |
|
Hab ich was verpasst? Wo hast du, Jetlag, denn das Zitat von Herrn Fellner (plötzlich) ausgegraben? Link wäre nicht schlecht...
|
_________________ Es ist wichtig, jemanden dort abzuholen, wo er gerade ist. Aber manchmal ist es auch wichtig, jemanden dort zu lassen, wo er gerade sein will. |
|
|
|
Werbung |
|
sm
[nicht mehr wegzudenken]
1896
unwesentlich W, 30
|
Sun, 08.Jul.07, 16:09 Re: kann ich in ner Psychiatrie arbeiten? |
|
Quote: | Wo hast du, Jetlag, denn das Zitat von Herrn Fellner (plötzlich) ausgegraben? Link wäre nicht schlecht... |
Ich bin zwar nicht Jetlag... aber weil ich den Thread noch in Erinnerung habe, kann ich dir sagen, aus welchem Thread das Zitat aus dem Kontext gerissen wurde... voilà .
|
|
|
|
|
jullaufen
Helferlein
71
niederösterreich M, 33
|
Sun, 08.Jul.07, 17:16 Re: kann ich in ner Psychiatrie arbeiten? |
|
wie will man einen ertrinkenden helfen, wenn man selber sich kaum über wasser halten kann? da gehen beide unter!
auch wenn man es gut gemeint hätte (das gegenteil von "gut" = " gut gemeint" )
|
|
|
|
|
|
|