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Namaqa
neu an Bord!
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Deutschland M, 24
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Fri, 03.Mar.06, 21:57 Die Hölle auf Erden |
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Hallo ihr lieben. Habe gerade ein wenig gegoogelt und dieses Forum gefunden und gedacht ich melde mich einfach mal an.
Ich bin 24 Jahre alt, männlich, und bin was psychische Störungen angeht nicht unerfahren. Worauf ich nicht stolz bin, ganz und gar nicht. Mich aber auch nicht (mehr) schäme. Dennoch will ich anonym bleiben.
Die Krankheit kam immer über mich wie ein Hurrikan, wie eine dunkle Macht die ganz und gar Besitz von mir ergriff, etwas was von aussen kommt, nicht Teil von mir ist. Und wogegen ich mich nicht wehren konnte, nie konnte ich das, es lag einfach nicht in meiner Macht. So sehr ich es auch versuchte. Es war über mir, mächtiger als ich. Nicht in meiner Macht sich dagegen zu stemmen.
Gespräche brachten mir diesbezüglich auch nie etwas. Ich konnte darüber reden, ja. Doch das machte es nicht besser. Ich konnte sagen dass ich keinen Sinn sehe dass alle meine Tage grau voller Hass und Tod sind aber geholfen hat mir das nie. Vor der Krankheit hätte ich auch gesagt dass man doch jeden Kummer durch Freunde und gute Gespräche und Beistand lösen kann. Vorher dachte ich das.
Es begann mit 19 Jahren, mit einer schizo-affektiven Störung die ein Jahr akut war, ca eineinhalb Jahre darauf folgte eine post-psychotische Depression. Darauf folgte ein Rückfall, da ich meine Medikamente nicht einnahm. Erneut Wahnsinn, erneut Depression. Isolation. Angst. Wahn. Fast erneut den Job, die Freunde,... verloren.
Worauf ich jedoch hinauswill. Was mir half und was mir HILFT und was meine Stütze ist (es geht nicht anders!) sind die Medikamente. In meinem Fall Seroquel (Antipsychotika) und Cipramil (Antidepressivum).
Ich will darüber auch nicht streiten und werde meinen Standpunkt auch nicht aufgeben dass diese Medikmente mein Weg sind. Wenn es sein muss bis zum letzten Atemzug. Es ist mein Weg, und ich bin stolz dass ich es "geschafft" habe da wieder raus zu sein. Die Medikamente waren immer die Stütze. Ich fühle keine Nebenwirkungen, wofür ich sehr dankbar bin.
Ich kann alles tun und fühle all das was ich für ein erfülltes Leben brauche, so wie es auch vor der Psychose war.
DENNOCH dachte ich, WEIL es mir eben so gut ging - OK lässt du halt mal das Cipramil (Antidepressivum) weg. Auf eigene Faust. Von heute auf morgen.
Doch was dann passierte, war wahrhaft grausam. Ich hatte ganz vergessen wie schlecht man sich fühlen kann. Wie schlecht. Alles Licht, alles gute, alles positive, alle Träume, alles Glück, - mit einem mal weg.
Wie eine dunkle Hand, eine dunkle Macht in mir die mich zerreisst. Ich versuchte dagegen anzukämpfen. Mir klar zu machen dass es anders ist.
Dass es gar nicht so schlecht ist. Mich an positives erlebtes und das was noch kommen möge zu orientieren. Am Anfang ging es. Am Anfang konnte ich noch kämpfen. Am Anfang war ich noch in der Lage es zu beeinflussen.
Aber die Dunkelheit schritt immer weiter fort. Immer mächtiger, immer LEERER immer grausamer. Immer schneller. Immer länger die dunklen Phasen. Ich hatte vergessen dass man sich so schlecht fühlen kann. Ich hatte es vergessen. Wie schnell ein Mensch doch vergisst.
Jetzt nehme ich die Tabletten wieder. Cipramil und Seroquel, wie gehabt. Sicher starke Medikamente, aber wie es scheint brauch ich sie. Nehme ich sie, ist alles gut ich denke nicht mal daran dass ich Tabletten nehme. 1x täglich, gehört zum Leben. Solange alles gut ist, weiß man nicht was die Medis tun. Es war mir eine Lehre.
Ich hätte sicher als Kind, als Jugendlicher nie gedacht dass ich mit 24 Psychopharmaka nehmen würde. Aber ich schäme mich nicht. Sie werden mich wohl weiter begleiten diese Tabletten. Ich werde mir wieder einen Psychologen/Psychiater suchen und über das sprechen was ich erlebt habe, beim versuchten Absetzen der Antidepressiva. Es kann nicht schaden.
Jetzt weiß ich wieder wo ich "her komme". Und wo ich nie wieder hin will.
Ich freue mich auf den Frühling!
Liebe Grüße
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Alex303
Forums-InsiderIn
389
Mönchengladbach M, 28
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Sun, 28.May.06, 23:21 Re: Die Hölle auf Erden |
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Hallo, ich nehem im Moment auch Cipramil, wenn auch in einer geringen Dosis, und es gab Tage, wo ich es vergessen habe.
Ich kann Dir, was Deine Erfahrungen betrifft, nur beipflichten.
Ich bin im Moment froh, daß ich mittlerweile pünktlich aus dem Bett zur Arbeit komm, das wäre vor einigen Monaten garnicht möglich gewesen.
Bei einigen Menschen produziert der Körper halt nicht die (oder zuwenig) Stoffe (eben wie bei Diabetes auch), was nun mal den Effekt hat, daß man sich schlecht fühlt.
Von daher finde ich Deinen Standpunkt okay.
Wenn Leute es ohne schaffen, ist es aber auch in Ordnung.
Das muß im Endeffekt jeder selber wissen.
Grüße,
Alex
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_________________ Die Summe aller Energien ist 0. |
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fheywen
sporadischer Gast
11
Wien W, 27
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Mon, 29.May.06, 20:16 Re: Die Hölle auf Erden |
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hallo,
ich hatte verschiedene medikationen, wenn ich sie nicht immerwieder selbst abgesetzt hätte, wäre ich vermutlich schon weiter
die letzten waren nicht so stark, aber als ich sie selbständig abgesetzt habe (hatte langsam damit aufgehört, so alle 2 tage dann eine, dann immer weniger..) - als ich keine mehr genommen hatte, ca 1-2 wochen nicht, fing es an sich in mir zu drehen, mir wurde schlecht, ich fühlte mich krank, alles drehte sich, als ich die tabletten jedoch nahm, dachte ich mir "eigentlich sehe ich kaum einen unterschied" .. doch dann hab ichs gemerkt.. jetzt nehme ich wieder welche, und mir ging es nach ein paar tagen wieder besser!
meine faustregel lautet seither: tabletten nehmen, regelmässig zum therapeuten, an sich arbeiten..
alles liebe!
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