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vallée
Forums-Gruftie
514
Wolkenkuckucksheim W, 27
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Fri, 24.Feb.06, 17:57 Arbeit an Trauma bringt altes an die Oberfläche? |
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Hallo,
ich würde gerne mal nach Ratschlägen und Erfahrungen fragen.
Es geht um folgendes: Wegen eines noch nicht so alten Traumas habe ich jetzt eine Therapie angefangen, weil ich nun eingesehen habe das es eines ist und einfach am Ende war. Mir war klar, dass etwas altes aus meiner Kindheit wieder mit hochkommen würde, aber damit kann, ich, denke ich umgehen. Beides hat nichts mit Missbrauch oder Misshandlung zu tun.
Nun ist aber auch etwas hochgekommen, das ich zwar als gravierend empfand, aber nicht als traumatisch. Etwas , dass nie so heftig hochgekommen ist, das ich anfing zu weinen und mir der Mist jetzt seit 3 Tagen im Kopf rumgeht und nicht mehr aufhört.
Es geht schon in Richtung sexuelle Belästigung. Nicht so arg, wie bei vielen hier zu lesen. Ich war 15 oder 16 und es war ein/mein Onkel. Habe meine spätere Kindheit und Jugend als Pflegekind in dieser Familie verbracht.
Es war echt nicht so heftig. Und doch, als ich das erste Mal überhaupt davon sprach (vor 2 Tagen), es meinem Freund erzählte brach ich in Tränen aus.
Er hat mich damals berührt mit dem Mund. Ich war wie gelähmt, nur ganz kurz war es. Und wenn ich genau erzählen würde wo, dann könnte man sicher drüber streiten, ob es sexuelle Belästigung war oder ob ich mir das nur einbilde. Aber ich habe es damals sofort so empfunden und es war so, verdammt.
Muss dazu sagen, dass ich ein normal gutes Verhältnis zur Sexualität und zu Männern habe (zu Frauen auch ).
Ist also nix übermäßig gravierendes. Die beiden anderen Sachen, wegen denen ich nun in Therapie bin, sind ja meine eigentlichen Probleme und die gehen mir natürlich auch im Kopf rum.
Aber dieses eine Ereignis, das geht mir auch durch den Kopf, seit 3 Tagen. Ich kann es nicht stoppen, es ist so ätzend. Aber es bringt mich auch nicht weiter, es ist wie ein Endlosband.
Beim letzten Mal wollte ich es in der Stunde erzählen, ging aber nicht. Werde es fürs nächste Mal aufschreiben.
Habt ihr Erfahrungen mit so was? Wie gehe ich damit um? Hört das auch wieder auf? Damit ich mich dem zuwenden kann, was meine wirklichen Probleme sind und was ich auch angehen möchte?
Danke schon mal für Antworten.
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sisyphus
Helferlein
42
Wien W, 23
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Sat, 25.Feb.06, 11:53 Re: Arbeit an Trauma bringt altes an die Oberfläche? |
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hallo du,
........ich kann ziemlich gut nachvollziehen wie es dir geht - hab grad das selbe problem: eine ereignis aus der vergangenheit, das ich eigentlich nicht wirklich ernst genommen hab wird wieder aktuell und lässt mir seit tagen keine ruhe mehr (hab das schon in eienm anderen thread beschrieben).......habs bis jeztzt noch nicht heschafft, dass ich in der therapie darüber spreche, weil ich nicht wirklich glauben kann oder will, dass dieser vorfall einfluss auf mein weiteres leben hatte.
tja, ich denk es ist wohl wichtig das thema in der therapie trotzdem anzusprechen, auch wenn das nicht der eigentliche grund für deine/meine therapie ist........aber irgendwie scheint dich der vorfall zu beschäftigen und die therapie ist wohl der ideale ort um dich damit auseinanderzusetzen
......fällt sicher nicht leicht, aber ich kann dir eben nur sagen wie ich die situation einschätze.....ich persönlich hab das gefühl, dass ich wohl nicht darum herum kommen werd (bin jetzt schon über 20 und hatte noch nie eine beziehung und mach mit mittlerweile sorgen, dass ich nicht "normal" bin).
Aber nochmals zurück zu dir: du mußt das thema ja nicht gleich bei deiner nächsten stunde ansprechen.......lass dir zeit und irgendwann hast du dann vielleicht genung sicherheit um darüber zu reden.......
lg,
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vallée
Forums-Gruftie
514
Wolkenkuckucksheim W, 27
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Sun, 26.Feb.06, 20:10 Re: Arbeit an Trauma bringt altes an die Oberfläche? |
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Ich weiß, ich komme nicht drum rum, es ihr zu erzählen. Ich spühre, ich kann an nichts anderem weiter machen, wenn ich das nicht erst abarbeite.
Aber ich kann eh schon nur schwer irgend etwas erzählen.
Ich dachte immer, ich kann doch über alles reden, über meine probleme und so. Und jetzt in der Therapie, wo es um die Wurst geht, kann ich gar nichts mehr. Merke, dass ich es mir nur eingeredet habe, ich könnte reden. Kann es aber nicht wirklich. Nicht die ganz wichtigen Sachen.
Ich MUSS es also ansprechen, spühre den inneren Druck, es los zu werden, weiter machen zu wollen, und kann es doch nicht. Nun zur nächsten Stunde, werde ich es wohl aufschreiben.
Danke fürs Verständnis....
Fehlt mir die Tage grad, verstehe mich ja selbst nicht mal.
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Philipp1982
Forums-InsiderIn
169
Groningen M, 23
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Mon, 27.Feb.06, 2:31 Re: Arbeit an Trauma bringt altes an die Oberfläche? |
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Du könntest auch dazu sagen, du hast da ein Thema und weisst nicht wie du mit ihr darüber sprechen sollst. Vielleicht spannst du sie auch auf die Folter und sagst, dass du es ihr noch nicht sagst, weil du nicht bereit bist. Auf jeden Fall könnte sie so mehr an deinen Gedanken teilhaben ... Bei mir selber ist es so, dass mich die Blicke meines Therapeuten so irritiert haben, dass ich über die wirklich wichtigen Dinge nicht reden konnte ... Ich habe ihn dann gefragt ob ich auf seine Couch liegen darf und er war einverstanden, das hat es mir leichter gemacht ... Weiter sage ich auch immer vor einem brisanten Thema mehrere Male, dass ich mich wirklich schäme, darüber zu reden ... Dann hilft er mir und macht mir Mut ...
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_________________ Wir rennen vor dem Leben weg. (Erich Fromm) |
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vallée
Forums-Gruftie
514
Wolkenkuckucksheim W, 27
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Mon, 27.Feb.06, 13:06 Re: Arbeit an Trauma bringt altes an die Oberfläche? |
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Ja habe ich auch schon gemacht. Sie weiß, dass da was ist, was ich besprechen möchte, aber noch nicht kann.
Es geht nicht ums schämen, sondern ums einfach nicht sagen können, obwohl ich weiß, dass ich genau dazu eigentlich da bin, zum reden.
Und jetzt frage ich mich, wenn ich dieses kleinere problem schon nicht einfach ansprechen kann, wie soll ich dan an meinen großen Problemen arbeiten? Wie sollen wir über das reden, weswegen ich psychotherapeutische Hilfe aufgesucht habe?
Immerhin habe ich es geschafft sie das letze Mal zu fragen ob ich meine Schuhe ausziehen kann und an der Gardrobe abstellen darf. Ich kann mich nicht öffnen, wenn die Schuhe an meinen Füßen mir sagen, dass ich an diesen Ort nicht hingehöre.
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sisyphus
Helferlein
42
Wien W, 23
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Mon, 27.Feb.06, 13:37 Re: Arbeit an Trauma bringt altes an die Oberfläche? |
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hallo vallee,
ich fins gut und schon ziemlich mutig, dass du es überhaupt angesprochen hast.
wollt das heute auch machen, bin die halbe nacht wach im bett gelegen und hab mir überlegt wie ich das am besten angehn könnte......wollt die sache einfach nur mehr loswerden......leider is meine thera genau heute krank und hab mittlerweile das gefühl i halt das alles nimma aus.
und es geht mir ganauso wie dir: es ist nicht wirklich scham, aber ich kann einfach nicht reden.......und es ist ja gar nichts schlimmes worüber ich reden möchte........ich versteh das alles nicht
......."und jetzt frag ich mich, wenn ich dieses kleine problem schon nicht einfach ansprechen kann, wie soll ich dann an meinengroßen Problemen arbeiten?"
.......naja vielleicht fällt es dir ja gerade dewegen so schwer deine eigentlichen probleme anzusprechen, WEIL du eben erstmal die "kleineren" aufarbeiten musst?! Man muss sich doch erst langsam an seine probleme herantasten........so stell ich mir halt das immer vor......ganz nach dem motto: "erstmal klein anfangen"
naja, wie gesagt ich hoff eben drauf dass das so ist......
und ich denk du hast den ersten schritt (ohne schuhe ) ja schon gemacht.
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vallée
Forums-Gruftie
514
Wolkenkuckucksheim W, 27
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Mon, 27.Feb.06, 15:25 Re: Arbeit an Trauma bringt altes an die Oberfläche? |
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Ja so ergeht es mir auch und ich verstehe es nicht. Ich will es sagen und kann es nicht. Obendrein weiß ich nicht warum ich es nicht sagen kann. Ich finde es ja selbst unlogisch und nervig nicht reden zu können.
Ich habe die Therapie ja angefangen um mich zu ändern, sehe als als Chance zur Weiterentwicklung.
Aber wie soll das gelingen, wenn ich über meine Probleme nicht reden kann?
Irgendwo zum Geier muss ich ja Anfangen.
Quote: | WEIL du eben erstmal die "kleineren" aufarbeiten musst?! |
Unbedingt!
Aber ich will nun auch nicht jedes kleine Scheißproblem aufarbeiten, bis ich zum Kern komme.
Langsam an Probleme herantasten mag mir auch nicht recht gelingen. Irgendwann überrollten mich die Konsequenzen aus meinem Hauptproblem einfach und ich habe endlich eingesehen mir Hilfe zu holen, was ich schon vor einem Jahr hätte tun sollen.
Wie soll man sich also an etwas herantasten, dass eine eh schon überwalzt hat?
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sisyphus
Helferlein
42
Wien W, 23
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Mon, 27.Feb.06, 16:38 Re: Arbeit an Trauma bringt altes an die Oberfläche? |
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vallée wrote: |
Aber ich will nun auch nicht jedes kleine sch*** aufarbeiten, bis ich zum Kern komme.
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Bist du dir denn sicher, dass das was du erlebt hast wirklich nur ein kleiner sch*** ist? Immerhin geistert dieses ereignis jetzt schon mehrere tage in deinem kopf herum und läßt dir keine ruhe. Und es scheint ja irgendwie im zusammenhang mit deinen anderen problemen zustehen - sonst würdest du ja nicht, wenn du dich damit auseinandersetzt, von den konsequenzen deiner eigentlichen probleme überwältigt werden - glaub ich
....ich weiß, das läßt sich alles einfacher sagen als es dann tatsächlich ist, aber vielleicht hilft es dir ja trotzdem.
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vallée
Forums-Gruftie
514
Wolkenkuckucksheim W, 27
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Mon, 27.Feb.06, 16:51 Re: Arbeit an Trauma bringt altes an die Oberfläche? |
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Sicherlich ist es für mich ein großes Ding, sonst würde es mir nicht im Kopf rumgehen, so lange, so intensiv, dass ich es hier diskutieren muss. Stimmt schon.
Aber im Vergleich zu dem eigentlichen Problem ist es ein kleiner Scheiß, ehrlich. Und im Vergleich zu dem was andere hier erlebt haben ist es erst recht eine Kleinigkeit.
Dieses Problem, von dem ich hier schrieb habe ich natürlich sofort als Problem wahrgenommen und es ist schon belastend, aber es ist nicht unbedingt belastender als andere negative Erlebnisse, die man so hat. Ist ja auch schon über 10 Jahr her.
Wärend mir mein aktuelles Problem ein posttraumatisches Belastungssyndrom aller erste Kajüte beschert hat, incl. der Tatsache, dass ich ein ganzes, eigentlich ein einhalb Semster an der Uni geschmissen habe und den ein oder anderen Mist im sozialen Umfeld gemacht habe bis ich mir selbst eingestehen konnte Hilfe zu brauchen und mir die dann auch geholt habe. Das ist es was mich überrollt hat und was ich jetzt endlich angehen will. Hat auch beides nichts miteinader zu tun. das eine ist ja ein familiäres Problem, das andere eher unter der Kategorie "falsche Zeit, falscher Ort" abzubuchen und hängt mit beruflichen Dingen zusammen. (Das es so schlimm geworden ist, liegt, wie ich jetzt weiß, an einer anderen Sache, die wiederum schon 15 Jahr her ist.)
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sisyphus
Helferlein
42
Wien W, 23
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Tue, 28.Feb.06, 12:09 Re: Arbeit an Trauma bringt altes an die Oberfläche? |
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hallo nochmals,
tut mir leid wenn ich dich vielleicht falsch verstanden hab. wollt dich auch nicht mit etwas zuschwafeln.
.......sorry
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vallée
Forums-Gruftie
514
Wolkenkuckucksheim W, 27
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Wed, 01.Mar.06, 10:29 Re: Arbeit an Trauma bringt altes an die Oberfläche? |
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Hallo sisyphus,
nein du hast mich nicht zugeschwafelt. Im Gegenteil, ich fand es beruhigend zu sehen, dass andere ähnliche Probleme haben und zu sehen wie damit umgegangen wird.
Ich verstehe das ja alles. Gestern sagte die Therapeutin wir hätten ja Zeit und ich müsse es jetzt nicht sagen. Aber ich spüre so einen großen inneren Druck es zu sagen. Sonst würde ich mich ja nicht selbst damit quälen.
Habe es dann gesagt und die Therapeutin gab mir als Feedback, es wäre doch gut, wenn ich es schonmal angedeutet hätte.
Da hätte ich einen ihrer bunten Steinchen nach ihr werfen können. Angedeutet? Ich habe es nach 30 Minuten quälenden Schweigens geschafft es zu sagen.
Aber sie hatte wenigstens Verständnis und hat mir eine zusätzliche Stunde angeboten, weil es mich so fertig macht. Ich war eh schon aufgewühlt und so habe ich nun 3 Termine diese Woche.
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sisyphus
Helferlein
42
Wien W, 23
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Thu, 02.Mar.06, 10:18 Re: Arbeit an Trauma bringt altes an die Oberfläche? |
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Hallo,
Ich hab in meiner letzten Stunde angedeutet, dass mir ein ereignis aus der vergangenheit keine ruhe mehr läßt - also wirklich nur angedeutet, um dann zu einem anderen thema überzugehn. Aber ich hab mir fest vorgenommen, dass ich das thema in nächster zeit nochmal ansprechen werd. das "wie" ist eine andere frage.
.......aber ich bin jetzt trotzdem leicht verunsichert: wie genau muss ich denn über den "vorfall" (ich glaub nicht, dass es ein missbrauch war) sprechen? Reicht denn das nicht aus wenn ich so ungefähr sag, was abgelaufen ist? Muss ich alles bis ins Detail erzählen? .........also DAS kann ich sicher nicht, schäm mich zu tode
........hat viellelicht irgendjemand eine Ahnung?
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hedera_helix
sporadischer Gast
17
Nbg W, 27
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Fri, 12.Oct.07, 12:38 Re: Arbeit an Trauma bringt altes an die Oberfläche? |
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Liebe Vallee & Co,
auch ich habe ein ähnliches Problem. Ich meine damit schreckliche Erfahrungen und die heutigen Konsequenzen daraus.
Es ist manchmal die totale Überforderung!!! Nicht nur, Alltag UND Uni UND Job UND Therapie zu bewältigen, sondern auch noch u. vor allem die Vergangenheit zusätzlich... Als ob`s nicht eh schon reichen würde.
Was ich damit sagen will: ich glaube, gerade in der Situation ist es extrem wichtig, sich auch mal zu schonen. Nervlich geht das sonst auf Dauer nicht gut. Irgendwo muss auch ein Ausgleich her zu diesem ganzen Negativ-Mist!
Glaub was außer darüber-reden-statt-verdrängen noch ganz gut hilft ist Zeit Zeit Zeit... Immer krampfhaft hinsehen hingegen bewirkt oft das Gegenteil. Man wird kranker anstatt stabil zu bleiben... Darum finde ich es gut, alles in kleinen Dosen anzugehen, nach und nach.. Nicht zu viel auf einmal.
Hoffe ich hab etwas geholfen statt geschwafelt
Liebe Grüße,
Hedera Helix
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