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spaghetti
sporadischer Gast
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NRW W, 29
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Tue, 14.Feb.06, 23:00 Körperbildtherapie bei Eßstörungen |
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hi,
will mich erstmal kurz vorstellen.
bin das erste mal in diesem forum. bin darauf gestoßen, da ich informationen zur körperbildtherapie gesucht habe. seit etwa einem jahr bin ich in ambulanter psychotherapeutischer behandlung. diagnose seit ca nem halben jahr:emotional instabile persönlichkeitsstörung, tendenz borderline.
da ich leider gelegentlich zu freßanfällen neige, das ganze in sehr seltenen fällen auch wieder erbreche, habe ich eine frage an alle essgestörten unter euch.
meine therapeutin kam gestern mit nem zettel an, auf dem ne nackte frau abgebildet war. um sie rum zu jedem körperteil fragen: z.b., "wie sehen ihre schultern aus. sind sie eher rund oder eckig, wie fühlen sie sich an" usw...und das halt zu allen wichtigen"teilen"- gesicht, haare, rücken, bauch, beine, po, hände usw.
das ganze trug den titel konfrontationstherapie und war nem ziemlich neuen buch entnommen, dass sich körperbildtherapie bei essstörungen oder so ähnlich nennt.
habe mir den zettel durchgelesen. hat mir meine gute laune total verdorben, da mir zu jedem körperteil direkt meine makel einfielen. habe ihr das auch mitgeteilt...sie fing daraufhin an, mich nach körperteilen zu fragen, die ich mag. leider habe ich nicht sehr viele gefunden
naja, habe den zettel mit nach hause genommen und hatte auch ne aufgabe. die ich aber scheinabr verdrängt habe glaube, es hatte auch etwas mit positiven körperteilen zu tun...
letztendlich wird es aber wohl meine aufgabe sein, die fragen nach zustand und aussehen meines körpers zu beantworten. habe die therapeutin gefragt, was das ganze für einen sinn haben soll..sie sagte, ich solle lernen, "kontakt zu meinem körper aufzunehmen"...
frage mich warum???was soll mir das bringen???ist ja nicht so, dass ich mich nicht dusche, mich eincreme oder mir gelegentlich ne bürstenmassage verpasse. ich leugne auch nicht, dass es mir gut tut, auch die speckröllchen zu bürsten. sie gehören nun mal zu meinem körper und mir das angenehme gefühl zu nehmen weil ich die rollen ablehne....nee, das auch nicht.
allerdings ´zeigt mir meine waage definitiv 15kg übergewicht an. und dementsprechend habe ich rollen an bauch und hüften. und dazu noch ein super schlechtes bindegewebe mit allem, was dazu gehört...
das ist einfach nicht zu leugnen..und ich finde es einfach häßlich und abstoßend!!!
und ich sehe einfach nicht, was mir diese übung bringen soll...glaube nicht, dass ich meine makel netter finde, wenn ich alle meine körperpartien eingehend betrachtet und betastet habe...
und es ist nun mal auch ne tatsache, dass ich mit 15 kg weniger körpergewicht eher mit meinem körper leben konnte als jetzt. mal abgesehen davon, dass die chancen bei den männlichen wesen im gegensatz zu heute deutlich besser standen...aber das nur nebenbei...
nachdem ich jetzt so viel geschrieben habe meine eigentliche frage:
hat irgendjemand erfahrungen mit dieser methode gemacht und kann mir den sinn des ganzen erklären???
stehe scheinbar auf ner fetten leitung. aber evtl hat das ganze ja auch keinen sinn.
lg, spaghetti
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lornaundich
Helferlein
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NRW W, 45
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Sat, 18.Feb.06, 8:22 Re: Körperbildtherapie bei Eßstörungen |
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Hi Spaghetti,
von einer Körperbildtherapie habe ich noch nix gehört. Allerdings ist es so, daß im Rahmen der Behandlung von Eßstörungen die Auseinandersetzung mit der - häufig, aber nicht immer - bei Eßgestörten vorhandenen Körperschemastörung stattfindet. Dies kann geschehen anhand einer Videokonfrontation, Spiegelübungen, Zeichnen und Malen etc. Dabei geht es darum, eine realistische Vorstellung von der Dimension des eigenen Körpers (zurück) zu gewinnen, der ja in der Eßstörung zumeist als zu dick gesehen und empfunden wird. Was sehr oft - definitiv bei Magersucht und / oder anorektischer Bulimie - nicht den Tatsachen entspricht.
Bei Dir, wenn ich Dich richtig verstanden habe, steht aber eine andere Diagnose als die "Eßstörung" im Vordergrund. Als alleiniges Vorgehen finde ich das, was Du beschreibst, selbst bei einer Eßstörung als einziger Diagnose viel zu wenig. Als Teil eines umfassendern Behandlungskonzeptes mag es Sinn machen, sich der eigenen Körpergrenzen bewußt zu werden, ein Erfolg ist damit aber lange nicht garantiert.
Wenn Du tatsächlich 15 Kilo ÜG hast, ist nicht Deine Wahrnehmung gestört; allenfalls ist die Bewertung "unattraktiv" zu hinterfragen. Das ist aber etwas anders als eine Körperschemastörung und fällt wohl eher in das Kapitel "Selbstakzeptanz".
Als wie stark empfindest Du denn Deine Eßstörung? Kannst Du etwas mehr dazu schreiben?
Einen schönen Tag wünscht
lornaundich
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_________________ das ist jetzt erst mal so PUNKT und dann sehen wir weiter |
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spaghetti
sporadischer Gast
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NRW W, 29
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Sat, 18.Feb.06, 9:33 Re: Körperbildtherapie bei Eßstörungen |
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hi lornaundich,
danke erstmal für deine antwort. hat mir schon sehr geholfen die "begriffe" ein bißchen klarer definiert zu haben.
vorallem habe ich nicht mehr das gefühl, das meine selbsteinschätzung bezüglich meiner körperwahrnehmung völlig durcheinander ist.
selbstakzeptanz ist etwas, das ich durchaus erstrebenswert fände werde das meiner therapeutin beim nächsten mal berichten.
jaja, die essstörung
habe neben der emotional instabilen persönlichkeitsstörung auch noch binge eating diagnostiziert bekommen. wobei ich nach meinen letzten recherchen herausgefunden habe, dass süchtiges verhalten durchaus ne kategorie der ersten diagnose sein kann...
neige zwischenzeitlich zu maßlosem fressen....und wie gesagt, sehr selten erbreche ich es...da muss es mir aber wirklich hundsmiserabel gehen...kommt vielleicht ein bis zweimal im monat vor. also nicht die typische bulimikerin.
muss schon sagen, dass es mich ziemlich belastet. ist halt süchtiges verhalten..ich habe in dem moment des fressens meist keine kontrolle über mich. ich stopfe in mich rein bis ich voll und bewegungs- und denkunfähig bin..ist ne form der beruhigung, bestrafung, streßbewältigung. schlecht geht es mir meist, wenn ich erkenne, was ich da wieder alles in mich rein gefressen habe und dass es mir nur kurzfristig besser ging. .....und, wenn ich merke, dass ich immer dicker werde tagtäglich der fall...
denke ich gehöre wahrscheinlich nicht zu den menschen, die ne wirklich schlimme essstörung haben. aber es reicht definitiv, um mich immer wieder ziemlich schlecht zu fühlen.
lg, spaghetti
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lornaundich
Helferlein
52
NRW W, 45
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Sat, 18.Feb.06, 9:59 Re: Körperbildtherapie bei Eßstörungen |
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Spaghetti, wieso meinst Du, mit binge eating nicht zu den Menschen zu zählen, die eine schlimme ES haben? Ich persönlich weiß nicht, was an binge eating weniger schlimm sein soll als an anderen Formen der ES. Du leidest, und das ist entscheidend. Und wenn Du, wie Du schreibst, täglich zunimmst - was ich Dir unbesehen glaube und quasi, aus meiner eigenen Angst heraus, mit Dir leide - wirst Du immer mehr leiden, wenn Du diese Störung herunterspielst. Daß sie sich sozusagen verhakt mit der "emotional instabilen Persönlichkeitsstörung" kann ich mir vorstellen, wobei ich offengestanden nicht weiß, worin sich die emotional instabile PS äußert. Kannst Du mir das erklären?
Noch etwas: erbrichst Du, um Gewichtsreduktion zu erreichen? Was sind Deine Motive? Wie geht es Dir danach?
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_________________ das ist jetzt erst mal so PUNKT und dann sehen wir weiter |
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spaghetti
sporadischer Gast
12
NRW W, 29
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Sat, 18.Feb.06, 23:40 Re: Körperbildtherapie bei Eßstörungen |
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hi lorna,
die emotional instabile PS geht bei mir in richtung borderline..
äußert sich darin, dass ich große angst habe von menschen die mir wichtig sind verlassen zu werden, andererseits aber niemanden an mich ran lassen kann. abblocke, wenn mir jemand näher kommt.
habe häufig starke stimmungsschwankungen. das wechselt quasi innerhalb kürzester zeit von total euphorisch in tiefe traurigkeit, heulanfälle usw. dazu kommt dann noch ne etwas leichtere sozialphobie, depressionen, diese essanfälle dazu...bin leider im moment schon etwas müde. deshalb frag einfach nochmal nach, falls ich mich unklar ausgedrückt habe.
und das mit dem erbrechen...tue es, weil mir so schlecht ist nach dem dem fressanfall..kann es nicht aushalten, dass alles in mir drin zulassen...ist mitunter ne strafe dafür, dass ich wieder so maßlos war.
nur super selten weiß ich schon vor dem essen, dass ich hinterher allles wieder raus hole...dann dient das essen der beruhigung und das kotzen dem gewichthalten...
fühle mich danach unterschiedlich. mal besser mal hasse ich mich dann erst recht
meinet mit weniger schlimmer eßstörung, dass sie nicht so stark ausgeprägt ist. ich nicht täglich fressen und/oder kotzen muss. und meinen körper dadurch auch nicht täglich schädige...
wi ist es denn bei dir?leidest du unter ner eßstörung und hast schon erfahrungen mit den therapieansätzen gemacht, die du mir beschrieben hast???
wünsch ne gute nacht!!
spagehtti
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lornaundich
Helferlein
52
NRW W, 45
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Sun, 19.Feb.06, 7:35 Re: Körperbildtherapie bei Eßstörungen |
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Hi Spaghetti,
Du hast als sehr viele (täglich?) Eßanfälle, alle 14 Tage (oder so) hältst Du es nicht mehr aus und kotzt. Noch seltener ißt Du in dem Bewußtsein, alles wieder auszukotzen (also quasi entschiedenermaßen). Worin liegt der Unterschied zwischen dem Gefühl des "normalen" Eßanfalls, den Du behältst und demjenigen, den Du "ungeschehen" machst? Ehrlich gesagt, fällt es mir schwer nachzuvollziehen, wie es möglich ist, nur ab und zu alles wieder loswerden zu wollen bzw. es dann auch zu tun. Aber das resultiert aus meiner persönlichen Geschichte: ich halte drei Kekse oder ein Stück Kuchen zu viel nicht aus, und das seit sehr, sehr vielen Jahren. Vor diesem Hintergrund kann ich Dich vor dem "selbstinduzierten Erbrechen" nur warnen: steigerst Du die Sequenz, rutschst Du irgendwann unweigerlich in eine handfest Bulimie; und die ist nicht sehr angenehm.
Du fragst nach meiner Therapie: bis jetzt habe ich, was aber schon länger zurückliegt, eine tiefenpsychologisch orientierte Verhaltenstherapie (über rund drei Jahre) hinter mir sowie einen 9-wöchigen Klinikaufenthalt. Letzteres im vergangen Sommer. Symptomfrei bin ich immer noch nicht. Seit Oktober bin ich in einer Analyse: jetzt erst habe ich den Eindruck zu beginnen, mich aus dem Inneren heraus zu ändern und damit langfristig auch mein Verhalten in den Griff zu kriegen. Oder besser gesagt: sanft zu modifizieren.
Machst Du irgendwas in der Richtung? Therapeutisch, meine ich. Noch eine Frage: willst Du eigentlich abnehmen? Oder kannst Du Dich einigermaßen mit Deinem Gewicht arrangieren?
Liebe Grüße, lui
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_________________ das ist jetzt erst mal so PUNKT und dann sehen wir weiter |
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spaghetti
sporadischer Gast
12
NRW W, 29
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Tue, 21.Feb.06, 20:11 Re: Körperbildtherapie bei Eßstörungen |
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hi lorna,
dass ich nur gelegentlich erbreche und es noch kontrollieren kann verstehe ich selbst nicht wirklich. aber bisher funktioniert das. wahrscheinlich tue ich es nicht öfter, da ich mich so schon ziemlich davor ekele...außerdem geht es mir gott sei dank nicht täglich so schlecht, dass ich es nicht aushalten kann...und in phasen in denen ich psychisch sehr durchhänge erbreche ich definitv öfter. anfang des jahres vier tage nacheinander und seitdem nicht mehr.
ist tatsächlich so, dass ich haufig fresse. fast jeden abend. bis nichts mehr rein geht...
abnehmen möchte ich schon. vorallem, da ich auch körperlich unter dem übergewicht leide. mein rücken und die knie sind ziemlich angegriffen und würden sich über jedes gramm weniger freuen..
habe aber momentan das gefühl, es nicht durchzuhalten. das fressen gibt mir ja auch viel. beruhigung, völllegefühl, schnelle entspannung...habe momentan scheinbar noch nicht die kraft meine ernährung langfristig umzustellen..das gibt mir noch zu viel. hoffe, dass ich es bald schaffen werde!!
therapie mache ich seit nem jahr. aber nicht speziell auf die eßstörung bezogen. fühle mich schlecht, wenn ich darüber schreibe. deshalb jetzt hier ein cut.
waren und sind deine therapien speziell auf die eßstörung bezogen??was kannst du empfehlen. eher verhaltenstherapeutisch oder tiefenpsychologisch???und denkst du, dass die zeit viel dazu beigetragen hat, dass es dir besser geht???ist ja in vielen dingen einfach so, dass man nur älter werden muss und sich mit immer mehr lebenserfahrung auch in der persönlichkeit einiges verändert.
frage mich immer wieder, ob die therapie wirklich was bringt, oder ob ich alleine zu eben solchen erkenntnissen gekommen wäre...
fragen über fragen
wünsche dir nen netten abend!
spaghetti
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