deepblue
neu an Bord!
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salzburg M, 26
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Thu, 02.Feb.06, 21:16 wo ist der Sinn? |
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Hallo zusammen!
Wer weiss, vielleicht finde ich hier Gleichgesinnte?
Ich bin Musiker, mitten im Studium noch, und fleissig am üben...
Musik gefällt mir sehr. Sie bewegt mich (und ich möchte mit ihr bewegen), ich kann mich in ihr wiederfinden, sie ist Ventil, sie ist Lebensinhalt.
Sie war es zumindest... denn seit einigen Monaten habe ich ein gewisses Gefühl von Leere. Ich glaube zu spüren, dass mein momentaner Weg – hart arbeiten, jeden Tag von früh bis spät, nur um in unbestimmter Zukunft vielleicht einmal das „Ziel“ zu erreichen, meinen Traum zu verwirklichen, von Musik zu leben – , dass dieser Weg mich nicht erfüllt, mich nicht erfüllen kann.
Ich möchte etwas ausholen und Hintergründe dieses noch leisen Gefühls schildern. (ups, der erste Beitrag, und schon ein Roman... )
Meine Schwester ist momentan eine der wichtigsten Personen für mich. Unser Kontakt ist ganz toll und ich kann ihr völlig vertrauen.
Sie hat ihr Studium vor zwei Jahren abgebrochen und mit ihrem Freund eine lange Asienreise unternommen, wo sie – beim Lesen verschiedener Bücher, aber vor allem dank der echten, offenen Beziehung mit ihrem Freund, dank Spiegelung, Konfrontation, Aufarbeiten der Vergangenheit usw.) – eine Vision gewonnen hat: sich Gutes zu tun im Leben. Sie spürt, wie „unecht“ unsere Gesellschaft ist, wie wir uns durch Zwang und Fesseln ständig verneinen, wie nirgends Vertrauen oder Offenheit herrschen, und wie verkrustet diese Muster sind, zuallererst in der eigenen Familie.
Die heftigen Auseinandersetzungen, die sie jetzt vor allem mit ihren Eltern führt, betreffen und beschäftigen auch mich. Ich fühle, dass dank meiner Schwester viel Gutes in unsere Familie kommt und kommen könnte. Auch wenn es natürlich zuerst schmerzhaft ist. Meine Schwester ist für mich eine Art Messias, überspitzt gesagt. Ähnlich vielleicht, wie auch die Hauptperson im wunderschönen Film „Wie im Himmel“, wer ihn gesehen hat...
Ich habe mich zwar schon vor längerer Zeit mit Psychologie, Psychoanalyse und ähnlichem beschäftigt, erst durch meine Schwester aber wurde ich auf Autoren wie Arno Gruen oder Alice Miller aufmerksam. Nach und nach gewann auch ich neue (hauptsächlich erst noch theoretische) Einsichten und sah, was und wie ungeheuer viel mich unfrei macht.
Und wie einsam ich bin!
Ich versuche, Gefühle wieder zuzulassen, ernst zu nehmen, und damit ein Land zu beschreiten, das ich während so vieler Jahre verdrängen musste.
Dadurch habe ich auch realisiert, dass ich all die Zeit ohne Liebe, ohne Vertrauen, ohne Wärme lebte!
In den Augen unserer Leistungs-Gesellschaft geht es mir groteskerweise sehr gut. Tolles Studium, inspirierende Umgebung, gute Gesundheit, Erfolg, Geld.... ich scheine mich gut angepasst zu haben...
Wie geht es mir wirklich??
....Manchmal möchte ich einfach alles hinschmeissen. Alles aufgeben, weg, neu anfangen. Auf die Suche gehen nach mir. Frei sein.
So wie Friedrich Klein in „Klein und Wagner“ von Hermann Hesse. Wie liebe ich Hesses Romane! Einen Band nach dem anderen habe ich verschlungen, ein jeder schien mir heftiger zeigen zu wollen, dass da noch etwas anderes ist, ein anderer Sinn, aus dessen Becher ich noch kaum getrunken...
Ich weiss, das „Hinschmeissen“ klingt zu einfach... eine Ortsveränderung befreit mich kaum von meinen Zwängen.
Aber der Gedanke ist da.
Und mit diesem Gedanken und seinen Hintergründen fühle ich mich in meiner Umgebung ziemlich alleine...
Vielleicht gibt es ja hier jemand, der ähnlich fühlt?
Wo seid ihr, Steppenwölfe, stille Meere?
Was ist eure Geschichte, euer Weg, Leben, – Sinn?
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