Selbstbewusstsein stärken als Erwachsener

Helferlein 38 Deutschland W, 33

Hallo,

habe leider auch deshalb grosse Probleme in meiner Partnerschaft, weil ich in meiner Erziehung viel zu wenig Selbstbewusstsein abbekommen habe Neutral

Hat jemand guten Rat, wie es gestärkt werden kann ?

Geht das überhaupt als Erwachsener noch ?

Danke !

Forums-Gruftie 607 Berge M, 32

Quote:

habe leider auch deshalb grosse Probleme in meiner Partnerschaft, weil ich in meiner Erziehung viel zu wenig Selbstbewusstsein abbekommen habe
Hat jemand guten Rat, wie es gestärkt werden kann ?
Geht das überhaupt als Erwachsener noch ?

Hallo Globetrotterin,

in meinen Augen kann man niemanden zum Selbstbewusstsein erziehen. Allenfalls zerstört die Gesellschaft (und die Eltern) die natürliche Verbundenheit des kleinen Menschen mit seinem Körper und seiner Umgebung, um ihm „in bester Absicht“ die Wert- und Lebensvorstellungen der Gesellschaft einzuimpfen. Wenn du heute, mit 33, versuchst, Selbstbewusstsein zu erlernen, besteht immer die Gefahr, dass es sich nur um antrainierte Sachen handelt. Die „Denkpositiv Bewegung“ ist da wohl eine der bekanntesten und populärsten Scharlatane. In meinen Augen kann ein „aufgesetztes Selbstbewusstsein“, was sich an den eigenen Wert, eigene Erfolge, das angeblich unbegrenzte eigene Potential und positive Eigenschaften klammert, nur der Einstieg sein. Auf Dauer ist es m.E. gefährlich, von sich selbst dann zu viel zu erwarten und immer wieder aufs neue zusammenzubrechen. Ich mag das nicht. Außerdem mag ich keine Menschen, die einen mit ihrer aufgesetzten und allwissenden und scheinbar vor Lebensglück sprühenden Weise überrumpeln. Menschen mit einem lebensfreundlichen Selbstbewusstsein sind manchmal sehr sanft und leise.

Ich finde, man sollte dahin zurückgehen, wo man war, bevor einem die Gesellschaft/Kultur seine natürliche Bewusstheit und sein Lebensgefühl nahm. Damit meine ich nicht mehr als das Gefühl einfach so da sein zu dürfen und erwünscht und richtig zu sein...ohne dass man besonders viel leistet oder auch ohne dass man besondere Eigenschaften hat. Mit diesem natürlichen wird „natürlich“ auch in Büchern, Seminaren und Glaubensgemeinschaften/ Psychogruppen immer wieder Schindluder getrieben und Geschäft gemacht...

...aber alles, was das (Natürliche) ausdrückt, ist m.E. eine innere Verbundenheit von Köper und Persönlichkeit, die keinen Bereich deines gesamten Wesens ausklammert, unterdrückt oder leugnet. Wie man das schafft, das möchte ich mir nicht anmaßen zu wissen ...aber der Weg ist viel unspektakulärer und entbehrungsärmer als die „Religions-und Motivationsindustrie„ oft meint. Diese ganzen Bewusstseinstrainer, Motivationstrainer und Gurus...braucht man eigentlich dazu nicht...sie können allenfalls interessante „technische Hilfen“ geben...aber von ihrer Persönlichkeit her, misstraue zumindest ich ihnen.

Selbstbewusstsein entwickelt sich m.E. ...man kann es nicht verordnen. Man kann allenfalls von außen kleine Hinweise geben oder von innen her Hinweise suchen, wo man ansetzen kann, die staubige Decke der Vergangenheit hochzuheben. Aber ich finde Menschen sympatischer, die immer wieder versuchen die Decke ein kleines bisschen hochzuheben und einen hauch von Schönheit darunter erkennen lassen, als solche, die nur immer religiöse oder wissenschaftliche Decken drüberwerfen...auch wenn diese schön aussehn. Wenn mir andere auch manchmal ihre Unsicherheit und Verzweiflung erlauben zu sehn, finde ich das sympatischer.

Viele Grüße und ein bisschen Mut, dich zu entdecken
Hiob

[nicht mehr wegzudenken] 1154 wien W, 32

supüer geschrieben, hiob.

als eine die das selbe "schicksal" kennt und seit jahren damit kämpft, kann ich sagen, es ist viel weniger "kampf" als man denkt. ich zumindest dachte immer, ich müsse dazu "mich" verändern, ich wäre - als selbstbewußte - eine ganz andere. mit dieser erwartung wird man sich immer wieder enttäuschen. denn man kann durchaus eine weile in dem hochgefühl leben, wird aber auch immer wieder fallen und das stärkt nicht unbedingt das selbstvertrauen.

eigentlich ist ES nur ein stilles "okay". ein okay zu dem was man ist und wer man ist. sogar ein okay dazu, zu sagen: ich habe ein schwaches selbstvertrauen. denn das ist ja kein makel, eigentlich. und das zu wissen kann umgekehrt eben genau vor dem blödsinn schützen, den man mit schwachem selbstvertrauen anrichten kann... es ist ein vertrauen in die eigene entwicklung, von der man weiß und akzeptieren kann das sie dauert - vielleicht nie zu ende ist - und es bedeutet, eben JETZT nicht perfekt zu sein (oft ja die begleiterscheinung von leuten mit schwachem selbstvertrauen.) geduld.

ich meine, das schwache selbstvertrauen kommt ja eben dadurch, das falsche erwartungen an einen gestellt wurden, denen man nicht genügte - das aber was man IST nicht gesehen wurde. und leute mit schwachem selbstvertrauen führen genau das weiter. sie setzen maßstäbe denen sie gerecht werden wollen - die aber zu hoch sind um ihnen gerecht werden zu können - und ignorieren das was sie SIND. haben keine akzeptanz für ihr wahres wesen.

man will sich klar werden, das das ein muster ist. und muster bemerkt man einerseits nur sehr schwer - und andererseits ändert man sie nicht so einfach. aber es ist schon ein enormer schritt sie zu erkennen. solange man gegen ungewünschtes verhalten ankämpft, bekämpft man ein symptom, nicht aber die ursache. ich fahre gut damit, "unerwünschte" verhaltensmuster erst mal zu meinen freunden zu machen. dann "erzählen" sie mir auch, warum sie bei mir sind. und dann kann ich auch strategien entwickeln, anders zu reagieren. hass bindet mehr als liebe - so sehe ich das. solange ich ein verhalten hasse, haftet es an mir. lerne ich es zu mögen, habe ich auch die chance sie gehen zu lassen...

Helferlein 103 W

Ich denke immer darüber nach, was andere über mich denken, wie ich wirke und ankomme.

Das ist wohl ein Kernproblem, was meint ihr? Wie kann ich es überwinden?

Außerdem werde ich manchmal rot. Das kann man leider auch nicht einfach abstellen.

Helferlein 117 in der Irrenanstalt M, 23

Dieses Problem habe ich auch, praktisch schon mein Leben lang.
Sobald ich unter Menschen bin, gibt es nur noch einen zentralen Gedanken: "Was könnten die anderen jetzt denken".

Ich lege jede Geste, jedes Wort, alles was ich von mir gebe auf die Waagschale und interpretiere hinein bis zu verrückt werden.

Ich glaube bei mir ist das dadurch bedingt, das mein letztes bischen Selbstvertrauen ausschließlich darauf basiert, bei den anderen möglichst gut anzukommen. und genau da liegt der Teufelskreis. denn die Angst nicht gut anzukommen hemmt mich und verstärkt meinen ohnehin schon ausgeprägte Sozialphobie ins unermessliche.

Dieses verdammte Rotwerden habe ich auch. Bei ein paar Leuten ist das besonders schlimm. Sobald ich meinem Chef in die Augen schaue, spüre ich schon wie mir im Gesicht glühend heiss wird. Dadurch sinkt natürlich mein Selbstvertrauen noch mehr, und ich versuche solche Situationen zu vermeiden. Wie man so etwas los wird würde ich auch gerne wissen. Neutral

sporadischer Gast 5 USA W, 27

Hallo,

in dem Zusammenhang fällt mir die Begriffliche Unterscheidung von Selbstvertrauen/Selbstwertgefühl und Selbstgefühl ein, die ich bei Jesper Juul gefunden habe:

"Selbstvertrauen handelt von dem, was wir können, worin wir gut und tüchtig sind oder dumm und schlecht - das, was wir leisten können. Selbstvertrauen ist, wie die Illustration zeigt, eine eher äußere, angelernte Qualität, jedoch nicht äußerlich im Sinne von überflüssig."

Und zum Selbstgefühl: "Von innen heraus beschrieben spricht das gesunde Selbstgefühl: «Ich bin in Ordnung und wertvoll, ganz allein deshalb, weil ich bin!»"

Ein etwas ausführlicherer Textausschnitt ist zu finden unter:
http://coforum.de/index.php4?1254

Mir persönlich wurde durch diese Unterscheidung klar, daß es eben nicht ausreicht das zu stärken was er als Selbstvertrauen bezeichnet. Natürlich ist nichts falsches daran, das Selbstvertrauen zu stärken, aber ich finde wichtig, daß man dabei sieht, daß damit erstmal nicht das Selbstgefühl gestärkt wird.

Ich denke auch oft: "Was denken die anderen jetzt von mir?" und vor allem "Was erwarten sie jetzt von mir?". Leider versuche ich immer noch diese "Erwartungen" zu erfüllen, versuche aber schrittweise (und leider gelingt mir das viel zu selten Sad

) auch mal das zu machen/sagen, was ich für richtig halte - und merke dann, daß das eigentlich - gegen meine inneren Erwartungen - akzeptiert wird (auch wenn die anderen vielleicht eine andere Meinung haben). Ich hoffe das ich so mit der Zeit auch etwas mehr Vertrauen in mich selbst finden kann. Ob das so funktionieren kann?

Viele Grüße,
Hobbes

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