Etwas Sublimation, was haltet ihr davon?

Helferlein 122 Norddeutschland M, 18

Das Folgende ist der Anfang eines Romans, an dem ich nur in besondern Bewusstseinszuständen schreiben werde. Er soll ein Bildungsroman sein und Aufklärung mit Romantik verbinden, also auf jeden Fall bewusstseinserweiternd wirken. Ich bitte um Kommentare!

“Die Erkenntnis von Transzendentalität setzt selbst wieder Bedingungen vorraus”, dachte Nihi, auch wenn das mit seinem gesellschaftlichen Sein recht wenig zu tun hat, was er selbst ziemlich bedauerte, denn, verdammt, die Beschäftigung mit Transzendentalphilosophie war doch tausendmal spannender als sich an einem so scheiss erbamungslos kalten Tag, an dem man nur ohnmächtig von der toten und tötenden Natur erdrückt werden würde, wenn man auch nur einen kleinen Schritt vor die Tür wagte, in die Schule zu begeben, in der man, aufgrund mangelndem Interesse und fehlender Einsicht in die Notwendigkeit und den Nutzen des Stoffes, der dort gelehrt zu werden scheint bzw. zu lehren versucht wird, ohnehin nicht aufmerksam sein würde. Und weil unser kleiner Held die Lust zu einem Schulbesuch an diesem Tag so recht nicht hatte, zog er sich die wärmende Decke über den Kopf und überzeugte sich selbst noch mehrmals mit teilweise sophisitschen, teilweise romantisch-emotionalen Argumenten von der Unsinnigkeit der von ihm eigentlich, was ihm halb bewusst war, durchaus für notwendig gehaltenen Tätigkeit. So täuschte er seinen Eltern wie die Tage zuvor eine schwere Erkältung vor, und ermöglichte sich so erstmal einige weitere Stunden Schlaf, die er durchaus nicht wenig brauchte, da er am Abend und in der Nacht das erholsame Sparen von Energie aus Leichtsinnigkeit und nicht ganz klar abgrenzbaren Gefühlen mit der Lektüre einer Kantbiographie und dem romantischen Dahinschmelzen bei klassischer, übersinnlich amutender Musik substituiert hatte, was ihm jetzt einen geruhsamen Schlaf ermöglicht hatte, über den er, nachdem er irgendwann mittags aufgewacht war, einige Minitunen reflektierte, denn er erinnerte sich ziemlich genau an einen ihm im wahrsten Sinne des Wortes merkwürdigen Traum, in dem er auf einem leeren Schulhof stand und durch die Fenster den Unterricht beobachtete, an dem er, aus welchen Gründen auch immer, nicht teilnahm. Dort stehend hörte er
1.hinter sich plötzlich eine junge Knabenstimme seinen Namen rufen. Überrascht drehte er sich um und fragte, warum dieser ihn ansprechen würde, wobei er 2 zähnefletschende Krokodile entdeckte, denen er aber keine weitere Beachtung schenkte. „Weil nur du die Gefahr erkennst“, sagte der vielleicht elfjährige Junge leise mit gleichsam liebenden wie gleichgültigem Blick, woraufhin Nihi blitzschnell klar wurde, dass er wohl jetzt doch besser um sein Leben rennen sollte, weswegen er sich auch sogleich in Bewegung setzte. Während er von Todesangst erfüllt hinter sich das hungrige Schnappen der rasend schnellen Raubtiere vernahm, gesellte sich ein Klassenkamerad zu ihm und lief, vermutlich die Möglichkeit eines sportlichen Wettkampfs witternd, neben ihm her, wobei er ihm allerlei Dinge erzählte, die wohl einen tieferen Sinn ergaben und von hoher Intellektualität zeugten, auf die Nihi allerdings in Anbetracht der Umstände seine Konzentration so recht nicht richten konnte. Aber dies war auch nicht zwingend notwendig, denn der geistreiche Kamerad beschleunigte seine Schritte und war eh schon längst ausser Reichweite, als Nihi ihm etwas entgegnen hätte können.

Helferlein 122 Norddeutschland M, 18

.Als der leicht verwirrte Held endlich, nach einigen Minuten, in denen er seine ganze Kraft aufgewandt, und jeden körperlichen Schmerzsignalen getrotzt hatte, einen Parkplatz mit einem fahrbereiten, auf ihn wartend stehenden Auto entdeckte, das ihm die Flucht vor den kleinen grünen Nagern ermöglichen konnte, fühlte er seinen Körper, der seinem Überlebenswillen inzwischen bedingungslos gehorchte, nicht mehr. Dankbar hörte er so aus einem blauen Kombi die Aufforderung einzusteigen, welcher er auch sogleich dankbar und erschöpft nachkam. Nicht schlecht staunte er, als er die Insassen seines Rettungsfahrzeuges erkannte. Am Steuer saß Immanuell Kant, der ihn freundlich begrüßte und die lästigen Krokos indess mit einer Schrotflinte ins Jenseits beförderte. Die Hinterbank gab den schwer in eine sehr emotionale Diskussion vertieften Persönlichkeiten Rodion Raskolnikow und Friedrich Nietzsche Platz, die sich über die Vorteile automobiler Droschken unterhielten. Nietzsche merkte an, dass es dadurch den anmutigen, edlen und intelligenten Pferden besser ginge, die doch viel mehr wert seien als das nichtswürdige, undifferenziert argumentierenden, fanatische und pöbelhafte menschliche Material. „Sie sprechen mir aus der Seele, Herr Professer“, stimmte Raskolnikow Nietzsche mit voller Seele zu, während er, die Tür des fahrenden Kombis aufmachend und ein akrobatisches Kunststück ausführend, zwei sie verfolgende SS-Soldaten mit einem galanten Streich seines Katanas in wohlgeformte Fleischbällchen transformierte. Die Fahrt war wohl noch von allerlei weiteren seltsamen Vorgängen begleitet, aber der aufgewachte Held konnte sich ihrer nicht erinnern. Nun denn, als sie im Traum an Nihis Haus angelangt waren, wo die drei ihn netterweise hingefahren hatten, legte Kant ihm noch einmal die Wichtigkeit der praktischen Vernunft nahe, verfluchte die Neigung und empfahl ihm, Hannah Arendts Werke zu lesen. Der aufgeregte Nihi bedankte und verabschiedete sich recht herzlich, wobei er sein Glück, auf diese wundersamen Menschen getroffen zu sein, zwar ahnte, aber noch nicht begriff. In seinem Zimmer angekommen, erschrak er aufs Tiefste, denn ein schrecklicher Wind wehte allerlei Seiten seiner geliebten Büchersammlung, dessen Meisterwerke nun teilweise zerrissen in den Ecken des Raumes lagen, im Zimmer herum und einige sogar aus dem zerbrochenen Fenster hinaus in die weite Welt. SCHEISSE, dachte Nihi, doch dann entdeckte er ein seltsames, handschriftliches, provisorisch zusammengebundenes Manuskript auf seinem Kopfkissen. Es war Freuds „Traumdeutung“, TRAUM-Deutung? „Das ist ein Traum, einer der gewaltverherrlichenden, schwachsinnigen Sorte!“, schoss es Nihi durch den Kopf und so erwachte er endlich aus diesem Wirrwarr.

Forums-InsiderIn 395 München M, 22

hmm, ich weiss gar nicht ob du hier überhaupt so ein feedback wünschst aber sag trotzdem mal was dazu zwinkernd..

als erstes: wäre ich fies würde ich sagen, du hättest einiges krasses zeugs inhalieren müssen um überhaupt in die besagten bewusstseinszustände zu kommen ........sieh das am besten als kompliment, falls du das nicht ohnehin schon tun solltest *g*

wäre ich wirklich fies würde ich mal ganz frech freuds traumdeutung bei dir anwenden und sagen: ein jugendlicher, dessen intellektuelle entwicklung in letzter zeit der emotionalen und sozialen weit vorausgeeilt ist und der konsequenterweise im moment eine zwischenstufe zwischen schnappi das krokodil, splattermovies und der welt der philosophie durchquert. das ist aber gar nicht böse gemeint sondern eigentlich finde ichs im ansatz sehr originell, wenngleich die übergänge etwas arg abrupt ausfallen.

was mir allgemein noch auffällt: ein paar mehr absätze wären nicht schlecht. insbesondere bei sätzen über mehr als 2 zeilen verliert man sonst vor lauter buchstabensalat glatt die ´spur´ zwinkernd..

achja, falls dein roman auch zum ziel haben sollte, von einer nicht-ausschließlich-elitären leserschaft geschmökert zu werden, so würde ich dir doch empfehlen es mit den fachausdrücken nicht zu sehr zu übertreiben. an manchen stellen wirkst du ein wenig wie ein strebsamer schüler, der gerade einen ganzen sack voller neuer vokabeln gelernt hat und diese jetzt mit möglichst hoher dichte gewaltsam in einen text injezieren will.

aber alles in allem eigentlich ganz witzig zu lesen, auch wenn es bei mir keine bewusstseinserweiternde wirkung hatte zwinkernd..

lg

Forums-Gruftie 944 BRD W, 24

Hi R3VO,

ich finde deine schriftstellerischen Ambitionen klasse Very Happy

. Ein paar stilistische Tipps hätte ich für dich:

Ich persönlich finde die vielen Fremd- und Fachwörter nicht tragisch, auch wenn ich davon ebenfalls nicht alle kenne; aber sie geben m.E. der Geschichte einen ganz charakteristischen Ton. Finde ich sehr interessant Wink

.

Ansonsten kann ich zum Inhalt nicht so viel sagen. Werde den Text noch ein paar Mal (und vor allem zu einer anderen Tageszeit) lesen müssen, bis ich ihn verstehe. Sofern er denn im klassischen Sinn zu verstehen ist ...

Schreib weiter! (Aber lass die Finger von den Drogen *g*)

Helferlein 122 Norddeutschland M, 18

Danke für die konstruktive Kritik! Also:
-> fließendere Übergänge
-> Absätze, gliedernde Formatierung
-> weniger Fremdwörter
-> kürzerere Sätze bzw. lange und kurze Sätze sich abwechseln lassen.
-> Mehr Verben, weniger Partizipien und Substantive

Damit kann ich 'was anfangen!

Forums-InsiderIn 395 München M, 22

R3VO wrote:

-> weniger Fremdwörter

nicht prinzipiell! an stellen, die für fremdwörter gut geeignet sind stören sie nicht, ebenso wie fremdwörter sehr wohl auch ein sprachliches stilmittel sein können. nur mein verdacht war eben der, dass du sie um ihrer selbst willen verwendest. und das finde ich nicht so gut.

darf man eigentlich mal ganz dezent fragen, für wen deine geschichte hauptsächlich geschrieben sein soll? ich vermute mal eher, dass der klassische ´bildungsscheue´ bürger, welcher bei wörtern wie nietzsche oder sophistisch schreiend das weite sucht, nicht zur zielgruppe gehört, oder? zwinkernd..

hab mir jedenfalls deine geschichte nochmal durchgelesen und fand sie diesesmal, nachdem ich den schreibstil besser gewohnt war, ziemlich kurzweilig und witzig-skurril. ich bin auf jeden fall gespannt auf eine fortsetzung^^

neu an Bord! 1 Berlin/Deutschland M, 41

Tach,

bin neu hier. Anstatt mich vorzustellen, wo es vorgesehen ist, schreib ich hier.

Mir gefällt der Text gut.

Obwohl ich auch ein Freund der Absätze und der Gliederung bin, stört mich die Atemlosigkeit und Langsatzigkeit nicht.

Ich lese das gern, wie die österreichisch-deutsche Großköppigkeit (Nietzsche, Kantholz, Siggy (Freud) etc.) sozusagen im Vorbeifahren belichtet wird.

Es hat für mich etwas von einem Roadmovie mit beiden Aspekten: der Leichtigkeit des Auto-Fahrens und der Ziellosigkeit des Auto-Fahrens.

(ich hatte vorhin einen entschieden längeren Text dazu geschrieben, aber der ist dann ins digitale Nirwana entschwunden und die paar Sätze sind nur eine verärgerte Zusammenfassung)

Helferlein 49 Hamburg M, 35

Sorry, wenn die antwort jetzt nicht psychologisch fundiert klingt, literarisch ist sie es.

Benutz bitte bitte mehr Absätze. Ja, Elfriede Jelinek schreibt auch in ekligen Bleiwüsten, aber man verzeiht ihr es. Wird man bei dir nicht tun. Das ist total ungerecht und heisst Lesegewohnheit. Ist so.
Ausserdem heisst es auch Sehschwäche. Es ist einfach anstrengend so einen Text zu lesen, und du bürdest deinem Leser bestimmt auch ansonsten genügend Anstrengendes auf.

2. Habe nun ach, Philosophie... Na ja, viel Spaß mit den Schinken. Ich hatte meinen. Als Stilvorlage fürs Romane schreiben, taugen die nur eingeschränkt.

3. Schreib einfach weiter, ohne dich groß um die Kritik zu kümmern. Wenn du häufiger schreibst wird es wahrscheinlich von alleine leserlicher. Das meiste macht man automatisch richtig, sobald man mal gemerkt hat, dass es anderen auffällt. Mir ist außer Bleiwüste wenig aufgefallen, weil ich mich deswegen schlecht konzentrieren konnte. Sorry.

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