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sultan218
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Post Sat, 14.Jan.06, 12:49      Umgang mit langjähriger Beziehungslosigkeit Reply with quoteBack to top

Hallo allerseits,

nachdem ich die letzten Wochen in diesem Forum vorwiegend in schon bestehenden Threads mitgeschrieben habe, wollte ich Euch mal das Thema vorstellen, das mich zur Zeit umtreibt, vielleicht weiß ja jemand von Euch, da Rat oder hilfreiche Anregung zu geben.

Kurz gefasst geht es um Folgendes: Wie geht man im Nachhinein mit langjähriger Beziehungslosigkeit um? Bei mir war es so, dass es mir, obwohl ich ansonsten kein Mensch bin, der sich sozial isoliert, bis zum 32. Lebensjahr nicht möglich war, eine Beziehung zu einer Frau aufzubauen. So wie ich es sehe, hing dies vor allem damit zusammen, dass ich einfach keine Ahnung davon hatte, wie man eine Frau für sich einnimmt, mich also speziell bei der Beziehungsanbahnung sehr ungeschickt angestellt habe.

Seit ungefähr einem halben Jahr habe ich nun eine Freundin. Zwar ist die Beziehung, wenn ich das richtig sehe, im Moment dabei, zu Ende zu gehen, das ist aber gar nicht das eigentliche Problem, da ich - wenn ich das richtig überblicke - in den letzten zwei Jahren auf diesem Gebiet viel dazugelernt habe (Körpersprache, wie redet man mit Frauen etc.), mittlerweile sogar recht attraktiv auf Frauen wirke, viele Frauen mir Avancen machen, und somit meine gegenwärtige Freundin ganz gewiss nicht die letzte sein wird.

Ich muss auch gestehen, dass ich meine gegenwärtige Freundin zwar mag, aber nicht wirklich liebe. Sie war halt einfach im letzten Sommer "da", als ich soweit war.

Mein Punkt ist mehr: Wie gehe ich mit der langen beziehungslosen Vergangenheit um. Eigentlich gibt es ja nun in der Gegenwart nix mehr was mich bekümmern müsste, und ich empfinde auch große Hochachtung gegenüber mir, dass ich es trotz meines fortgeschrittenen Alters noch geschafft habe, das Ruder auf dem Feld "Beziehung zu Frauen" herumzureissen.

Ich merke allerdings, dass mich die Vergangenheit nicht loslässt. Vor allem habe ich im Moment Angst davor, dass sich mein Gefühlsleben in Richtung einer dauernden Verbitterung entwickelt, die "besten Jahre" seines Lebens verpasst zu haben. Andererseits spüre ich auch, dass es nichts bringt, dieses Gefühl "intellektuell" (etwa in einer Psychotherapie) zu bearbeiten, zumal ich überhaupt den Eindruck habe, dass die mit langjähriger männlicher Beziehungslosigkeit verbundenen traumatischen Erfahrungen in der Psychologie noch praktisch nicht erforscht sind, jedenfalls aber nicht zum "state of the art" von Psychologen gehören.

Insoweit suche ich andere Wege, mit diesem Punkt klarzukommen.

Wie würdet ihr mir raten, hiermit umzugehen? Habt ihr Tipps oder Anregungen für eine "Vergangenheitsbewältigung"?

Herzlichen Gruß, sultan
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hermelin
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Post Sat, 14.Jan.06, 13:41      Re: Umgang mit langjähriger Beziehungslosigkeit Reply with quoteBack to top

Hallo Sultan218,

<<<Ich merke allerdings, dass mich die Vergangenheit nicht loslässt. Vor allem habe ich im Moment Angst davor, dass sich mein Gefühlsleben in Richtung einer dauernden Verbitterung entwickelt, die "besten Jahre" seines Lebens verpasst zu haben.>>>

Was meinst Du, wie viele Menschen genau das gleiche Gefühl haben, obwohl sie Beziehungen hatten. Entweder eine, die nicht zum "erwünschten" Ziel geführt hat, oder viele und es war nicht "die richtige" dabei.
Gerade gestern hat mir eine bekannter genau von diesem Gefühl erzählt und er war 10 J. verheiratet, sieht dies jetzt als "verlorene Zeit".

Ich glaube, dass es darum geht, sich diese Zeit selbst positiv zu erklären, sie war eben nötig, es ging nicht anders, selbst wenn man (jetzt) Fehler darin sieht, dass man es nicht anders gemacht hat, kann man sich bewusst machen, dass es keine andere Möglichkeit gab, man die Zeit eben "gebraucht" hat, für was auch immer, aber auf jeden Fall um es zukünftig anders, "besser" zu machen.

<<<Mein Punkt ist mehr: Wie gehe ich mit der langen beziehungslosen Vergangenheit um. Eigentlich gibt es ja nun in der Gegenwart nix mehr was mich bekümmern müsste, und ich empfinde auch große Hochachtung gegenüber mir, dass ich es trotz meines fortgeschrittenen Alters noch geschafft habe, das Ruder auf dem Feld "Beziehung zu Frauen" herumzureissen. >>>

Darauf würde ich mein Augenmerk richten, wer kann das schon von sich behaupten? Von mir auf jeden Fall, "Hut ab"!!!
Warum solltest Du Dir das und dann auch noch von Dir selbst "vermiesen" lassen?

Oder hast Du Bedenken, wie eine zukünftige Partnerin darauf reagieren würde, wenn Du das erzählst?
Wenn ja - das wird man ja nicht beim Kennenlernen erzählen, warum auch, oder interessiert Dich primär wieviele vor Dir da waren?
Sollte es am Rande interessieren, ist die Anzahl sicher angenehmer, je kleiner sie ist. Und dass es EINE war, darauf kann man auch stolz sein und entsprechend rüber bringen.
(Außerdem kann die Zahl ja auch ruck zuck steigen, solltest Du demnächst nicht mehr in Deiner Beziehung sein zwinkernd..


Liebe Grüße und viel Glück
Hermelin
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BulldogNose
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Post Sat, 14.Jan.06, 13:45      Re: Umgang mit langjähriger Beziehungslosigkeit Reply with quoteBack to top

Hi sultan!

Mich kennst Du ja, von daher muß ich nichts mehr zu schreiben Smile Und ich bin ja in einer sehr ähnlichen Situation.

Eigentlich bin ich froh, wie es sich momentan bei Dir entwickelt und welche Einstellung Du hast. Im Vergleich dazu hab ich an meiner ersten Freundin sehr gehangen (da war ich 25-27). Wir sind zusammengezogen, gemeinsame Zukunftsplanung, da waren schon Kinder im Gespräch.

Ich bin da hart ins Gericht mit mir gegangen: Willst du das wirklich? Willst du dich jetzt schon dauerhaft festlegen? Wirst du nicht das Gefühl haben, etwas zu verpassen? Werde ich nach ihr jemals wieder eine Freundin kriegen?

Auch mit dem Sex lief es nicht so doll. Aber letztendlich habe ich mich durchgerungen und gesagt: "Ich liebe diese Frau, ich nehme alle Konsequenzen in Kauf." - Zumindest war ich mal an dem Punkt. Teils aus den richtigen, teils aus den falschen Gründen. Letztendlich hat sie die Reißleine gezogen, was sehr hart für mich war, da war ich mindestens 1 Jahr ganz down.

Im nachhinein war es aber besser so, und dafür bin ich ihr sogar dankbar dafür. Es wäre auf Dauer nicht gut gegangen. Und das hätte bei Dir wahrscheinlich auch nicht geklappt. Warum? Wegen der mangelnden Erfahrung - einfach weil man bei der Partnerwahl auf die falschen Sachen geschaut hat. Weil man noch nicht wußte, auf was man achten sollte, was man akzeptieren sollte etc.

Jetzt bin ich aufgrund dieser Erfahrungen "kritischer" bei meiner nächsten Partnerin. Kurz und hart gesagt: eine "Psycho"-Frau kommt nicht in Frage. Da muß emotionale Stabilität auf beiden Seiten vorliegen. Zb würde ich mir niemanden mit Bulimie, Selbstverletzendem Verhalten, Drogenproblemen, Frigidität oder ähnlichem antun. Schließlich bin ich der Partner, und nicht der Therapeut!

Schätz dich also glücklich, wie "gut und sauber" du "aus der Sache wieder rauskommst ohne Absturz. Wem das jetzt zynisch klingt: vergleicht das mit der Konstellation, wenn man etwa mit 17 mit seinem ersten Partner gleich lange zusammenbleibt. Und welche Probleme längerfristig dann auftreten (können).

Was ich jetzt mache nach meiner ersten Beziehung? Ich stoß mir die Hörner ab! Ich hab das verpaßt, ich brauch das jetzt. Ich geniesse meine jetzige Freiheit, die eine wirkliche Freiheit ist. Habe mir gezielt eine Geliebte gesucht, und wir leben seit einigen Monaten eine offene, sexuelle Beziehung. Eigentlich der Traum jeden Mannes, oder? Das hätte ich mir vor Jahren nie vorstellen können.

Mein Modell "Don Juan" werde ich jetzt bestimmt 2 Jahre fahren. Mein bisheriger Nachteil, immer zu jung ausgesehen zu haben, verkehrt sich, da ich auch schon auf die 30 zugehe, zum Glück ins Gegenteil. Man muß auch seine Vorteile und Stärken erkennen.

Und das rate ich auch Dir, Sultan: sei ein Sultan! Stoß dir die Hörner ab! Bestreite das eine oder andere Abenteuer! Da ist nichts unmoralische mit dabei. Im Gegenteil ist es zur Abwechslung ein gutes Gefühl, jetzt ein Mann sein zu können.

Denk es Dir so: all die Jahre, an denen du an dir gearbeitet hast, können sich jetzt auszahlen. Setz dein neues Wissen und deine neue Fähigkeiten ein! Und genieße es!

Ich zB gehe heute Abend mit nem Kumpel auf den Kiez. "Weiber aufreißen". Very Happy Und morgen bin ich bei meiner Geliebten, wenn ihr Ex weg ist, zum zweiten Frühstück eingeladen.

Das Leben kann manchmal auch einfach nur schön sein Exclamation

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Post Sat, 14.Jan.06, 15:34      Re: Umgang mit langjähriger Beziehungslosigkeit Reply with quoteBack to top

Hallo Sultan,

vielleicht täusche ich mich, aber meinst du wirklich, dein Prob besteht in diesem Punkt?:

sultan wrote:
Habt ihr Tipps oder Anregungen für eine "Vergangenheitsbewältigung"


So wie ich dich verstanden habe, hast du deine Beziehungsprobleme der Vergangenheit ja bereits mehr oder weniger in den Griff bekommen, wie du damit sagst:

sultan wrote:
in den letzten zwei Jahren auf diesem Gebiet viel dazugelernt habe (Körpersprache, wie redet man mit Frauen etc.), mittlerweile sogar recht attraktiv auf Frauen wirke, viele Frauen mir Avancen machen, und somit meine gegenwärtige Freundin ganz gewiss nicht die letzte sein wird.


Klar holte einen die Vergangenheit immer wieder mal ein, aber wäre es nicht eine Idee, den Blick verstärkt auf die Zukunft zu richten. In dem Sinn, dass du dich fragst, was du vom Leben, von Frauen willst? Dass du aus diesem Punkt herauskommst:

sultan wrote:
Vor allem habe ich im Moment Angst davor, dass sich mein Gefühlsleben in Richtung einer dauernden Verbitterung entwickelt


Daher würde ich mich an deiner Stelle fragen, was ich will:
a) Ohne Beziehung, versuchen glücklich zu sein?
b) Weiterhin mit der bisherigen Freundin in Form einer Zweckgemeinschaft zusammen bleiben (du meintest, du liebst sich nicht wirklich)?
c) Willst du dir (zunächst) die Hörner abstoßen wie BulldogNose: "Stoß dir die Hörner ab! Bestreite das eine oder andere Abenteuer!"; flüchtige Beziehunge ohne tiefe Bindung eingehen, "um das Leben zu genießen: " 'Weiber aufreißen'. Und morgen bin ich bei meiner Geliebten, wenn ihr Ex weg ist, zum zweiten Frühstück eingeladen"?
d) mit einer Freundin zusammen das Leben genießen und allmählich die Vergangenheit hinter sich lassen und allmählich durch die Gegenwart? ersetzen

Liebe Grüsse
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Pecorin
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Post Sat, 14.Jan.06, 16:35      Re: Umgang mit langjähriger Beziehungslosigkeit Reply with quoteBack to top

Ich würde es auch trotzdem mit einer Psychotherapie versuchen. Schaden tut es nicht.

Aber ich finde es schon interessant, dass du das von vornherein als eine Hilfe ablehnst. Vielleicht ist es gerade deswegen genau das Richtige!
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sultan218
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Post Sat, 14.Jan.06, 22:43      Re: Umgang mit langjähriger Beziehungslosigkeit Reply with quoteBack to top

Hallo allerseits,

und vielen Dank schonmal für die Antworten! Very Happy

@hermelin

Das ist ein GANZ wichtiger Tipp. Als Beziehungsloser überschätzt man das Glück derjenigen, die in Beziehungen leben, ganz gewaltig. Das liegt ganz einfach daran, dass man immer nur die Außendarstellung der Paare mitkriegt (bis auf vielleicht wenige gute Freunde). Insoweit kann schon das LESEN in diesem Forum einen gewaltigen therapeutischen Wert haben, um zu lernen, wie unglücklich Leute auch in Beziehungen sind, wie wenig Zärtlichkeit und Sex da in Wahrheit stattfindet undundund...

Übrigens habe ich keine Sorgen, dass ich bei Frauen in der Kennenlernphase mit meiner bisherigen Beziehungslosigkeit Schiffbruch erleide. Ich hab da so meine Tricks! Hab ich schon mal was drüber gepostet, aber davon fang ich jetzt nicht wieder an, sonst werde ich wieder geteert und gefedert... Cool Nur soviel: Meine jetzige Freundin weiß nix von meiner Vergangenheit, sie scheint mich sogar für so eine Art womanizer zu halten.

In einer langfristigen, ernsthaften Beziehung würde ich allerdings wert darauf legen, dieses Thema mit meiner Freundin auch besprechen zu können. Dies wäre für mich fast eine Art "Test" bezogen auf die betreffende Frau: Wenn sie wegen sowas abhaut, dann ist sie auch definitiv nicht die Richtige! Wenn ich ehrlich bin, ist das sogar im Moment ein bißchen mein Traum: Einer Frau, die ich wirklich liebe, die wahre Geschichte über mich zu erzählen...

@bulldog

Das Kompliment kann ich voll und ganz zurückgeben, ich finde es beeindruckend, wie Du Dich vor dem Hintergrund Deiner Vergangenheit aus dem allem rausarbeitest und dabei von der gewonnen Zuversicht auch an andere abzugeben versuchst.

Ja, ich bin ehrlich gesagt auch ganz froh, dass ich in meine gegenwärtige Freundin nicht richtig verliebt bin. Ich glaube, dass ich mir das irgendwie halb bewusst, halb unbewusst im letzten Sommer so ausgesucht habe. Damals sind auch ein paar Frauen um mich rumscharwenzelt, in die ich mich richtig hätte verlieben können.

Das wollte ich aber nicht, da ich nicht wusste, wie ich mit einer etwaigen Ablehnung - wegen meiner bisherigen Beziehungslosigkeit oder aus anderen Gründen - umgehen würde. Gerade eine Ablehnung wegen meiner bisherigen Beziehungslosigkeit hätte ich wahrscheinlich nur schwer verkraftet. Zwar war ich mir damals schon fast sicher, Beziehungserfahrenheit auch in den "heiklen Situationen" schauspielern zu können, aber eben nur fast. Da hat man dann so Albtraum-Vorstellungen, dass es z. B. doch beim ersten Sex rauskommt und man ausgerechnet dann dafür verlassen wird. Ich wusste: Das hätte alle meine diesbezüglichen Komplexe erheblich verstärkt.

Da war es einfach wesentlich angenehmer mit einer Frau, die ich zwar mochte, bei der mir aber von vornherein klar war, dass ich mich nie wirklich in sie verlieben würde (sie sieht zwar gut aus, ist aber charakterlich gar nicht mein Typ).

Inzwischen merke ich, dass ich mit der Trennungsphase - die wir, wenn mich nicht alles täuscht, gerade durchleben - psychisch viel besser klar komme, als ich mir das je gedacht hätte. Das gibt mir Mut, beim nächsten Mal emotional etwas mehr zu wagen und mich vielleicht einmal wieder richtig zu verlieben.


Last edited by sultan218 on Sat, 14.Jan.06, 23:01; edited 1 time in total
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sultan218
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Post Sat, 14.Jan.06, 23:00      Re: Umgang mit langjähriger Beziehungslosigkeit Reply with quoteBack to top

@sternenmeer

Auch Dir vielen Dank für Deine Antwort. Du hast sie bestimmt lieb gemeint. Hoffentlich erschrickst Du daher nicht, wenn ich Dir jetzt schreibe, dass sie mir etwas die Hutschnur hat hochgehen lassen.

Lass es mich kurz erklären: Wenn ich Dich richtig verstanden habe, rätst Du sinngemäß, die Vergangenheit ruhen zu lassen und sich nunmehr optimistisch der Zukunft zuzuwenden.

Würd ich gern tun, aber ganz so einfach ist das nicht.

Nehmen wir an, hier hätte jemand gepostet, dass er sich nach 10jähriger Ehe von seiner Frau und den 2 Kindern trennt. Hättest Du dem auch gepostet, dass er die Vergangenheit ruhen lassen soll und sich der Zukunft zuwenden? Naja, denkst Du, das ist doch was anderes, das ist doch viel viel schlimmer!

Ich bin mir da nicht so sicher!

Weißt Du, allein die Tatsache, dass es für das Trauma langjähriger männlicher Beziehungslosigkeit in der Populärpsychologie keine Schublade gibt (wie für "Missbrauch als Kind", "borderline", weiß der Geier), bedeutet nicht, dass das empfundene Leid nicht genauso schlimm ist.

Ganz allgemein ist das ein Aspekt, der die Lage von Männern ohne Beziehungserfahrung im fortgeschrittenen Alter noch verschlimmert: Dass nämlich kein Außenstehender wirklich die Dimension dieses Leides erfassen kann, das weit über "normale" Beziehungsschwierigkeiten hinausgeht.

Versteh mich richtig: Gerade deswegen möchte ich auch von Dir nicht fordern, dass Du das verstehst, was da in mir vorgeht. Aber wenn Du mir sinngemäß schreibst, dass ich das Problem mit einem "Schwamm drüber" und optimistisch die Zukunft planen lösen soll (ich übertreibe jetzt bewusst etwas), dann fühle ich mich mit diesem Thema nicht mehr ernst genommen.

Naja, war ja trotzdem gut gemeint von Dir, nix für ungut!

sultan
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Post Sun, 15.Jan.06, 2:31      Re: Umgang mit langjähriger Beziehungslosigkeit Reply with quoteBack to top

Hallo Sultan,

Sultan wrote:
Auch Dir vielen Dank für Deine Antwort. Du hast sie bestimmt lieb gemeint. Hoffentlich erschrickst Du daher nicht, wenn ich Dir jetzt schreibe, dass sie mir etwas die Hutschnur hat hochgehen lassen.


Nein, damit kann ich wirklich leben => meint: Mein Schreck hat sich bereits gelegt Wink . Wenn ich dir zu nahe getreten bin, so entschuldige ich mich hiermit offiziell! Das lag mir in der Tat fern! Ich nahm dich selbstverständlich ernst, wenngleich es auf dich vielleicht anders wirkte. Sorry.

Sultan wrote:
Wenn ich Dich richtig verstanden habe, rätst Du sinngemäß, die Vergangenheit ruhen zu lassen und sich nunmehr optimistisch der Zukunft zuzuwenden. Würd ich gern tun, aber ganz so einfach ist das nicht.

Dass das nicht leicht ist, vermute ich stark, wenngleich ich mir natürlich nicht anmaßen kann, zu verstehen, was in dir vorgeht.

Ich hoffe, ich darf noch ein paar Zeilen hinzufügen, ohne dir zu nahe treten zu wollen... gruebel

Sultan wrote:
Nehmen wir an, hier hätte jemand gepostet, dass er sich nach 10jähriger Ehe von seiner Frau und den 2 Kindern trennt. Hättest Du dem auch gepostet, dass er die Vergangenheit ruhen lassen soll und sich der Zukunft zuwenden? Naja, denkst Du, das ist doch was anderes, das ist doch viel viel schlimmer!

Was ich darauf posten würde kann ich dir nicht sagen. Aber ich versuche meist nicht zu werten, was schlimm ist und was schlimmer ist, etc. In einem anderem Posting schrieb ich sinngemäß: Etwas ist so schlimm, wie man es empfindet... Denn es gibt keinen objektiven Maßstab dafür, sondern nur einen subjektiven.

Sultan wrote:
Aber wenn Du mir sinngemäß schreibst, dass ich das Problem mit einem "Schwamm drüber" und optimistisch die Zukunft planen lösen soll (ich übertreibe jetzt bewusst etwas)

Okay, ich sehe, du hast übertrieben... Vielleicht ein Beispiel aus eigener Erfahrung, nur um zu verdeutlichen was ich meinte - wenngleich du mir vielleicht zu recht entgegenhalten kannst, dass das nicht übertragbar ist. Ich verlor einen Freund auf tragische Art und Weise. Klar, dass setzte mir zu. Aber irgendwann kam ich zu dem Punkt, an dem ich mir sagte: Das Leben muss dennoch weitergehen, ich werde (und will) die Vergangenheit nicht vergessen. Ich kann die Vergangenheit nicht ungeschehen machen. Sie ist gegeben/Faktum. Ich lebe in der Gegenwart und muss den Blick wieder auf die Zukunft richten, denn an der Vergangenheit kann ich nichts ändern. Das heißt nicht: Schwamm drüber, so schlimm ist/war es ja nicht...

Sultan wrote:
Weißt Du, allein die Tatsache, dass es für das Trauma langjähriger männlicher Beziehungslosigkeit in der Populärpsychologie keine Schublade gibt ... zumal ich überhaupt den Eindruck habe, dass die mit langjähriger männlicher Beziehungslosigkeit verbundenen traumatischen Erfahrungen in der Psychologie noch praktisch nicht erforscht sind, jedenfalls aber nicht zum "state of the art" von Psychologen gehören.

Schubladen sind nie gut, und ob Populärliteratur besonders wertvoll ist, bezweifle ich. Aber: Ich gehe stark davon aus, dass Beziehungslosigkeit/Beziehungsprobleme in der alltäglichen psychotherapeutischen Praxis einen großen Raum einnehmen. Wenn Beziehungslosigkeit für meinen Teil traumartigen Charakter einnehmen würde (Trauma = schwerer seelischer Schock, der lange nachwirkt), würde ich persönlich über eine Therapie nachdenken.

Sultan wrote:
Wenn ich ehrlich bin, ist das sogar im Moment ein bißchen mein Traum: Einer Frau, die ich wirklich liebe, die wahre Geschichte über mich zu erzählen...

Und eine Frau die dich wirklich liebt, liebt dich, so wie du wirklich bist - und zwar ohne Fassade, so nach dem Motto: "From fake it, to make it" - wie du in einem anderen Thread geschrieben hast.

Liebe Grüsse
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Post Sun, 15.Jan.06, 7:59      Re: Umgang mit langjähriger Beziehungslosigkeit Reply with quoteBack to top

Hi sternenmeer,

sternenmeer wrote:
(...) entschuldige ich mich hiermit offiziell!


Danke, kein Problem, Du meintest das ja nicht so! "Schwamm drüber" Wink

Quote:
Etwas ist so schlimm, wie man es empfindet...


Eben! Ich persönlich versuche daher, jeden, der hier einen neuen Thread reinsetzt, ernstzunehmen, dass dies sein im Moment drängenstes Problem ist, ganz egal, wie lächerlich mir das vorkommen mag.

Übrigens enthält der Satz auch schon zum Teil die Lösung meines Problems. In meiner Gegenwart fehlt mir ja nix. Mein Punkt ist: Wie ändere ich die Programme in meinem Hirn, die mir ständig meine Vergangenheit vorerzählen. Scherzhaft würde ich sagen: Die beste Lösung bei mir wäre eine totale Amnesie, dann ginge es mir gut. Wink


Sultan wrote:
(...) dass das nicht übertragbar ist. Ich verlor einen Freund auf tragische Art und Weise.


Das tut mir leid. Doch, ich glaube, das ist ein bißchen übertragbar. Der Kummer, die Vergangenheit nicht mehr ändern zu können. Da bin ich ganz nah bei Dir!

Quote:
Und eine Frau die dich wirklich liebt, liebt dich, so wie du wirklich bist - und zwar ohne Fassade, so nach dem Motto: "From fake it, to make it" - wie du in einem anderen Thread geschrieben hast.


Da könnte man jetzt viel zu schreiben, nur ganz kurz: Das ist ein Widerspruch! Denn: Der Typ mit dem "from fake it to make it", der bin eben auch ich! Wenn Du mich kennen würdest, würdest Du sofort bemerken, dass meine blühende Phantasie eine meiner größten Stärken ist, die ich viel zu lange vernachlässigt habe. Du schreibst: "Eine Frau ... liebt mich so, wie ich bin." Wie bin ich denn wirklich? Gerade nachdem ich in letzter Zeit so viele neue Facetten an mir entdeckt habe, würde ich mir nicht anmaßen, darüber zu urteilen. Ganz im Gegenteil glaube ich, dass sich viele Menschen häufig viel zu sehr wie in einem inneren Kino "erzählen", wie sie "wirklich sind", und dabei andere, unentdeckte Seiten ihrer Persönlichkeit brachliegen lassen.

Aber zurück zum Thema. Bezogen auf die Anknüpfung einer Beziehung zu einer Frau würde ich es in etwa so beschreiben: In der Beziehungs-Anbahnungsphase hat meine Vergangenheit nix verloren. Ich habe allerdings inzwischen durch die Beziehung zu meiner Freundin gemerkt, dass eine Beziehung ein gewisses Maß an Tiefe nie erreichen wird, wenn ich mich einer Frau in diesem Punkt nicht öffne, ihr versuche, begreiflich zu machen, was dieses Ding für mich bedeutet.

Daher mein Satz, dass ich träume, einer Frau, in die ich mich wirklich verliebt habe, die wahre Geschichte zu erzählen. Instinktiv spüre ich, dass da irgendwo die "Heilung" verborgen liegt. Kennst Du das Gefühl, dass Dir das Leben sagt, dass Du eine bestimmte "Aufgabe" hast? Dass es Dir mit einem gemütlichen Lächeln entgegentritt und Dir sagt: Du kannst Dir meinetwegen ein, zwei, fünf oder zehn Jahre Zeit lassen, aber das ist Dein Thema. Das hat auch weniger damit zu tun, dass diese Frau das dann unbedingt annehmen muss. Es geht mehr darum, dass ich mit diesem Ding dahin gehe, wo meine eigene größte Angst ist, um sie in etwas anderes zu verwandeln. Dass ich selbst mich annehme.

So, ist lang geworden, vielen Dank nochmal für Dein Posting!

Morgendliche Grüße,

sultan
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thorn
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Post Sun, 15.Jan.06, 10:12      Re: Umgang mit langjähriger Beziehungslosigkeit Reply with quoteBack to top

Hi sultan,

ich finde, das:

Quote:
Es geht mehr darum, dass ich mit diesem Ding dahin gehe, wo meine eigene größte Angst ist, um sie in etwas anderes zu verwandeln. Dass ich selbst mich annehme.


hast du sehr schön beschrieben, sehe es auch genauso. Ich könnte mir aber vorstellen, dass das mit dem Annehmen doch nicht so egal ist. Zumindest dachte ich kürzlich noch, dass du vielleicht von der Frau das willst, was du dir selbst nicht geben kannst. Dass dein Bedürfnis, jemandem davon zu erzählen, vielleicht daher rührt, angenommen werden zu wollen, weil du es selbst nicht schaffst. Nur so eine Theorie ... Das würde es dann zumindest unter Umständen schwierig machen, wenn die Frau dich wirklich nicht so annimmt. Aber einen Versuch ist es auf jeden Fall Wert, denke ich, da ich auch schon die Erfahrung gemacht habe, dass "sich outen" manchmal einen wahrhaft befreienden Effekt haben kann. Warum versuchst du es nicht doch mit deiner Freundin, die dich mit einer Ablehnung auch nicht allzu sehr verletzen können dürfte?


Viele Grüße,

thorn
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sultan218
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Post Sun, 15.Jan.06, 14:19      Re: Umgang mit langjähriger Beziehungslosigkeit Reply with quoteBack to top

Hi thorn,

ein sehr gutes Posting!

thorn wrote:
(...) Das würde es dann zumindest unter Umständen schwierig machen, wenn die Frau dich wirklich nicht so annimmt.


Nett, dass Du mich vorwarnst, aber weißt Du, das ist wie mit dem bungee-Jumping: Wirklich sterben kann man dabei nicht, aber wenn das Unterbewusstsein das kapieren würde, wärs nur halb so witzig. Ich habe nun einmal das Gefühl, dass ich genau da durch muss, um in meinem Unterbewusstsein die Prozesse auszulösen, die dieses Ding bewältigen.

Mich genau dieser Situation auszusetzen, in dem vollen Bewusstsein, dass ich es nicht unter Kontrolle habe, wie ich z. B. auf eine Ablehnung seelisch reagiere. Das ist bei mir wie bei vielen anderen Menschen auch: Aus Angst vor Verletzung reagiert man damit, über bestimmte zwischenmenschliche Situationen die Kontrolle behalten zu wollen, und das macht alles kaputt.

All diese Dinge: Ob ich in den Tagen nach dem "Geständnis" mein Selbstbewusstsein in der Beziehung zu der Frau aufrecht erhalten kann, ob ich verlassen werde vielleicht gar nicht wegen meiner bisherigen Vergangenheit, sondern einfach weil die Frau meiner Träume spürt, dass ihr da plötzlich eine Verantwortung in die Hand gelegt ist, mit der sie nicht fertig wird, und davon flüchtet usw. usw. Du siehst, ein ganzer Kosmos von Befürchtungen, den man eigentlich nur besiegen kann, indem man genau da durchgeht, und hinterher feststellt: Ist ja unglaublich, ich lebe tatsächlich noch! Very Happy

Es ist das, wo in der wahren Liebe wahrscheinlich kein Weg dran vorbeiführt, was ich aber seit der Pubertät großräumig umfahren habe und daher dieses Ding für mich nur noch schwieriger gemacht hat: Nämlich auf eine Frau mit der inneren Einstellung zuzugehen: "Hier hast Du mein Herz. Du darfst es jetzt zerbrechen. Ich liebe Dich trotzdem."

Quote:
Warum versuchst du es nicht doch mit deiner Freundin, die dich mit einer Ablehnung auch nicht allzu sehr verletzen können dürfte?


Darüber werde ich mal nachdenken, aber ich habe das Gefühl, sie ist für so eine Aktion nicht die Richtige. Das wäre, um im Bild zu bleiben, bungee aus einer Höhe von 5 Metern. Da nehm ich mir die Vorfreude auf den großen Sprung nur vorweg... Wink

-

OK, wenn ich hier jetzt schon den Thread gestartet habe, gleich noch einen weiteren Komplex von mir in dem Zusammenhang auf den Tisch ("Alles muss raus"), vielleicht weiß ja auch da jemand von Euch Rat.

Also: Auch jetzt, wo es mit den Frauen "klappt", seh ich mich einem gewissen "Zeitdruck" ausgesetzt. Es ist nämlich so: Ich steh ganz gewaltig auf jüngere Frauen (so ungefähr 10 Jahre jünger als ich). Aha, wieder so ein Lustgreis, werden jetzt wahrscheinlich inbesondere viele weibliche Leser denken (und ich entschuldige mich schon jetzt für diesen Eindruck Rolling Eyes ), aber ich habe das Gefühl, es liegt bei mir gar nicht am "körperlichen" oder äußeren Attraktivitäts-Merkmalen. Meine jetzige Freundin ist 34, und ich muss sagen, bei ihr stimmt in der Hinsicht echt alles. Cool

Sondern das hängt halt auch mit diesem Gefühl zusammen, etwas verpasst zu haben, was ich jetzt nur noch ganz begrenzt nachholen kann. Auch da habe ich einfach die Angst, dass ich später keine gute Beziehung mehr zu einer geistig meinem Alter gemäßen Frau mehr aufbauen kann, einfach aufgrund dieser unstillbaren Sehnsucht nach jüngeren Frauen.

Bitte um Verzeihung, wenn sich einige Frauen durch die letzten beiden Absätze auf den Schlips getreten fühlen sollten, aber wenn wir schon mal dabei sind, möchte ich meine Sache hier auch ehrlich auf den Tisch packen.

Gruß, sultan
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Post Sun, 15.Jan.06, 14:46      Re: Umgang mit langjähriger Beziehungslosigkeit Reply with quoteBack to top

Hi sultan,

bei solchen Postings geht mir das Herz auf Very Happy
Zeit, vielleicht einen Anstoß zurückzugeben, wenn mich schon mal ein spontaner Gedanke befällt.

sultan218 wrote:
Ich steh ganz gewaltig auf jüngere Frauen (...)
Auch da habe ich einfach die Angst, dass ich später keine gute Beziehung mehr zu einer geistig meinem Alter gemäßen Frau mehr aufbauen kann, einfach aufgrund dieser unstillbaren Sehnsucht nach jüngeren Frauen.

Mag sein, dass Du es anders meinst (Aus einem Deiner Sätze bin ich überhaupt nicht schlau geworden), und dass deswegen mein Posting völlig fürn Popo ist. Aber kann es sein, dass Ursache und Wirkung eigentlich andersrum sind?

Ich vermute das so, dass Du eben aufgrund Deiner Befürchtung, etwas verpasst zu haben, auf deutlich jüngere Frauen stehst. Bezogen auf Erfahrungen meinst Du vielleicht (unbewusst), mit diesen auf gleicher Kopfhöhe zu sein, so dass sich Deine mangelnde Erfahrung nicht so deutlich herausschält, Du Dich nicht unterlegen (?) fühlst... *großes Fragezeichen mal*
Klopft da was?

Wenn dem so ist, könnte sich die Sehnsucht nach jüngeren Frauen erledigen, wenn Du von dieser Dich bremsenden Überzeugung (sofern Du sie hast) wegkommst.


Liebe Grüße,
Toughy

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Es ist wichtig, jemanden dort abzuholen, wo er gerade ist. Aber manchmal ist es auch wichtig, jemanden dort zu lassen, wo er gerade sein will.
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Post Sun, 15.Jan.06, 20:12      Re: Umgang mit langjähriger Beziehungslosigkeit Reply with quoteBack to top

Hallo Sultan!

Erstmal danke für deine positiven Feedbacks. Ich finde es schön, daß du meine posting positiv bewerten kannst. Viele der alten "Leidensgenossen" fühlen sich dadurch ja eher angegriffen oder provoziert. Ich finde es auf eine Art irgendwie schade, so von den "eigenen Leuten" ausgegrenzt zu werden.

Noch ein Gedankengang zum Outing: Bei meiner jetzigen Beziehung hat sich inzwischen auch so ein freundschaftlich-intimes Verhältnis entwickelt, daß ein Outing kein großes Erdbeben nach sich ziehen würden. Ich "befürchte", es hätte eher ein "ach wie süß"-Effekt, und ich will ja meinen Ruf nicht ruinieren Wink

Wahrscheinlich habe ich es schonmal so ähnlich gesagt. Aber im Grunde ist für die Partnerin ja die Gegenwart und Zukunft wichtig. Und die Vergangenheit nur insofern, wie sie sich auf die Beziehung auswirken wird.

Vielleicht als Beispiel: Du stehst jetzt in Lohn und Brot, beichtest ihr aber: "Schau Schatz, ich war früher mal arbeitslos, und zwar ziemlich lang." Das macht insofern nichts, als daß du jetzt ein Einkommen hast. Sie wird sich höchstens denken: "Oh weh, wie wahrscheinlich ist es dann, daß er wieder arbeitslos ist?"

Das kann man auch auf die Beziehungserfahrung/-fähigkeit beziehen - ihre Angst wird höchstens sein, Du könntest wieder zurückfallen, wieder psychisch instabil, depressiv etc. werden.

Es ist ja im Grunde nichts schlimmes oder kriminelles. Ein Ex-Häftling hätte wahrscheinlich die gleichen Probleme bzgl. eines Outings in einer neuen Beziehung: "Du Schatz, ich komme gerade aus dem Knast!"

Deswegen wäre es wahrscheinlich am sinnvolllsten, daß Outing solange hinauszuzögern, bis man praktisch seine Beziehungsfähigkeit unter Beweis gestellt hat. Ich schätze dann, sobald sie sich vertrauensvoll fallen lassen kann. Vorher würde es sie im Hinterkopf wahrscheinlich blockieren oder im Hinblick deine Handlungen befangen bewerten. Nachher wäre es eine unnötige Verschleppung.

Wie überbrückt man diese Zeit dann am besten? Ich glaube ein bisschen mogeln ist da legitim, es ist ja nicht so, daß man große Leichen im Keller hätte. Ein Mann mit nur einer Beziehung wird ohnehin wahrscheinlich positiver bewertet, als ein gebrauchter Mann mit dreistelliger Zahl an Frauen, Kind & Kegel (ja, in der Brigitte-Community gibt es tatsächlich ein Unterfroum "Der gebrauchte Mann").

Noch zu dem Hang an jungen Frauen: vielleicht ist das auch eine Art Midlife-Crisis Effekt. Egal, probier es aus. Als Mann hat man zum Glück den Vorteil, einige Jahre, auch 10 und mehr, nach unten daten zu können. Es gibt nicht wenige Frauen, die gezielt ältere Männer suchen. Ich mache das für mich jetzt auch nicht so am Alter an sich oder dem Aussehen fest, sondern daß jedes Alter eine andere Art von Reife und Verhalten mit sich bringt. Mit 17, 18 sind sie zB noch sehr verspielt Very Happy

Eins möchte ich auch noch loswerden: es gibt an der Medaille "lange Beziehungslosigkeit" wie bei allem auch eine positive Seite, wenn man sie zuläßt. U.a. Selbständigkeit, Unabhängigkeit, Zähigkeit, Wertschätzung. Was für andere normal oder sogar nicht mal erachtenswert ist (O-Ton eines 21 Jährigen: "also ich find sowas einfach nur pervers & verzweifelt. Was will ich denn mit 40 jährigen?") ist für mich das pralle Leben. Heute habe ich ihr zB gesagt: "Das sind die Momente wo man weiß, wofür man eigentlich lebt!" Ihre Antwort: "Jetzt übertreib nicht so!"

Ich lebe dadurch einfach bewußter & intensiver! Und wenn man es sich nicht durch Sorgen verbaut, ist es ein Geschenk!

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sultan218
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Post Sun, 15.Jan.06, 22:18      Re: Umgang mit langjähriger Beziehungslosigkeit Reply with quoteBack to top

Hi toughy,

vielen Dank für Dein Posting!

Toughy wrote:
(...) bei solchen Postings geht mir das Herz auf Very Happy


Na, das freut mich! Very Happy

Quote:
Aus einem Deiner Sätze bin ich überhaupt nicht schlau geworden...


Aus welchem? Vielleicht kann ich Dir helfen.

Quote:
Ich vermute das so, dass Du eben aufgrund Deiner Befürchtung, etwas verpasst zu haben, auf deutlich jüngere Frauen stehst. Bezogen auf Erfahrungen meinst Du vielleicht (unbewusst), mit diesen auf gleicher Kopfhöhe zu sein, so dass (...) Du Dich nicht unterlegen fühlst... Wenn dem so ist, könnte sich die Sehnsucht nach jüngeren Frauen erledigen, wenn Du von dieser Dich bremsenden Überzeugung wegkommst.


Seh ich ganz ähnlich. Zum Punkt mit der Unterlegenheit: Da ist schon was dran. Jedenfalls bin ich ein sehr stolzer Mensch, der auch gerne mal in einer Beziehung die Führung übernimmt, jedenfalls aber sich nicht dominieren lässt (ein typischer Löwe-Geborener halt Wink ).

Liebe Grüße auch an Dich,

sultan
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Post Sun, 15.Jan.06, 23:10      Re: Umgang mit langjähriger Beziehungslosigkeit Reply with quoteBack to top

Hi bulldog,

BulldogNose wrote:
Viele der alten "Leidensgenossen" fühlen sich dadurch ja eher angegriffen oder provoziert. Ich finde es auf eine Art irgendwie schade, so von den "eigenen Leuten" ausgegrenzt zu werden
.

Mir auch völlig unverständlich, aber ich habe es mittlerweile aufgegeben, "da drüben" bei den ABs noch was zu posten! Ich hab lang genug auf die wie auf einen störrischen Esel eingepredigt! Rolling Eyes Ich bewundere Deine diesbezügliche Ausdauer.

Quote:
Deswegen wäre es wahrscheinlich am sinnvolllsten, daß Outing solange hinauszuzögern, bis man praktisch seine Beziehungsfähigkeit unter Beweis gestellt hat. Ich schätze dann, sobald sie sich vertrauensvoll fallen lassen kann. Vorher würde es sie im Hinterkopf wahrscheinlich blockieren oder im Hinblick deine Handlungen befangen bewerten. Nachher wäre es eine unnötige Verschleppung.


Sehr gut, ich hätte es nicht besser formulieren können. Wink Exakt das ist die Strategie!

Weißt Du, wir sprachen ja schon über diesbezügliche Strategien, und ehrlich gesagt, ich glaube eigentlich schon, dass ich das einer Frau zum richtigen Zeitpunkt auch ganz gut "verkaufen" könnte (ich kann solche Sachen auch ganz gut mit Humor rüberbringen). All diese ganzen Mega-Horror-Szenarien, die ich hier entwerfe, dass ich postwendend nach einem "Outing" verlassen werde usw. sind - realistisch betrachtet - nicht besonders wahrscheinlich.

Aber darum gehts eigentlich auch gar nicht, sondern um das Kino, das dabei in meinem Kopf abgeht. Das ist nunmal meine gefühlte Realität, von der ich ausgehen muss (und auch möchte, um dieses Ding gut zu machen, es so zu lösen, dass es mir wirklich hilft!). In einer bestimmten Weise hilft es mir, mir das ganz vorher so richtig schön als worst-case-Szenario auszumalen. Das hilft mir jetzt schonmal im vorhinein die entscheidenden Aspekte klarer zu sehen:

1. Es wird mich nicht umbringen.

2. Es wird mich in irgendeiner Weise weiterbringen.

-

Zum Thema junge Frauen: Dass mit dem "jünger daten" stimmt natürlich, ich hab da auch mehr so eine Angst vor der Zukunft: Was ist, wenn ich über 40 oder 50 bin, in einem Alter, wo man langsam zur tragischen Figur wird, wenn man immer noch den ganz jungen Frauen hinterhersabbert? Ich kann mir einfach im Moment nicht vorstellen, dass meine "Sehnsucht nach jungen Frauen" je in meinem Leben gestillt sein wird.

Andererseits: Die Weiterentwicklung meines Gefühlslebens in diese Richtung ist eine mögliche Option, aber ganz gewiss nicht zwingend. Ich bin überzeugt davon, dass es Wege gibt, auch diese "Fixierung", die mich da im Moment quält, irgendwie lösen zu können. Nur sehe ich ihn halt noch nicht. Ich finde es einfach richtig, mich mit dieser Angst, dass sich mein Gefühlsleben in eine bestimmte Richtung entwickeln könnte, die ich nicht möchte (Schlagwort: "Lustgreis"), jetzt schon auseinanderzusetzen. Dazu dient u. a. dieser Thread. Ich glaube, die Auseinandersetzung mit unseren "Abgründen" beginnt damit, dass wir sie uns einfach ersteinmal bewusst und ohne Angst angucken. Manchmal und mit viel Glück stellt man dann fest, dass der Abgrund gar nicht so tief ist, wie man gedacht hat, sondern dass er im Grunde nur ein sanfter "Abhang" ist...

Vielen Dank übrigens für Deine Mail, hab sie jetzt erst gesehen, beantworte ich Dir noch separat.

Gruß, sultan
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