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wolfsmann
Helferlein
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österreich M, 46
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Mon, 09.Jan.06, 12:55 träume. arbeit der seele. |
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VOLLKOMMEN MAKELLOS
In eine italienische stadt, ähnlich Siena, musste ich eines geschäftstreffens mit einer mir sehr vertrauten frau wegen. Beinahe hätte ich mich verfahren, aber mein instinkt war treffsicher. In der nähe einer kirche parkte ich, dann war ich an ihrer seite. Sie war niemand bestimmter, aber ihre fröhliche offenheit ließ darauf schließen, dass wir zusammengehörten. Treppauf, treppab ging es, mit traumwandlerischer sicherheit. Bis zum gerichtsgebäude, wo sie arbeitete, begleitete ich sie, sorgte dafür, dass sie ohne unnötige verzögerungen in ihr amt kam. In der wartezeit bereitete ich mich auf unser gespräch vor, bereitete kaffee zu, fand kuchen und schließlich mich - zurückgehen zum wagen unter einem dichten schneehimmel, aus dem plötzlich brocken zu fallen begannen. Es waren felsen, die im fallen die bäume entasteten. Ohne einen blick vom himmel zu nehmen kam ich bis zu meinem auto. Aber der chrysler war zerschmettert, mit einer seite in die aufgerissene straße gestanzt. Der orgelnde ton in der luft geriet zum pfeifen. Kugeln fielen, perfekt geformte kugeln aus stein, in allen erdenklichen größen. Ich kniete ungeachtet der gefahr nieder und bedauerte, dass sie beim sturz aus so großer höhe schaden genommen hatten. Dabei kam mir - in froschperspektive - ein mann ins blickfeld, der, statt sich in sicherheit zu bringen, meine verwunderung teilte: "Sie sind vollkommen makellos!" dozierte er mit beruhigender stimme.
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wolfsmann
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österreich M, 46
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Mon, 09.Jan.06, 13:02 träume. arbeit der seele. traum 2. |
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SCHNÜRSENKELVIPER
Eigentlich hätten alle in der kantine vor schrecken starr sein müssen: die tümpeldunkle giftschlange stolziert hoch aufgerichtet zwischen den stehtischen. Nur ich erkenne die gefahr und umarme sie, gleich rollt sie sich wohlig zusammen, aber ich beiße mit meinen eigenen giftzähnen zu, exakt dort, wo ihre schwachen stellen sind, es ist, als würde ich mich selbst in die unterarme kneiffen. Als ich wieder im büro bin, spüre ich aber, dass etwas direkt auf meinem brustbein liegt: eine schnürsenkeldünne schwarze viper. Ich wage sie nicht anzugreifen, denn ihr biss wäre tödlich.
Dieser traum hat sich heute zweimal hintereinander eingestellt. Der traum ist weg, das gefühl der kleinen viper auf meiner brust fühle ich aber noch derart eindringlich, dass ich immer wieder taste, um mich zu versichern, dass sie gar nicht da ist.
ANDERNTAGS:
Die schnürsenkelviper sah manchmal auf: immer, wenn ich sie ablösen wollte vom brustbein: fischgrätspitze giftzähne hat sie, aber sehr melancholische stecknadelkopfaugen. Wenn man sie mit der hohlen hand wärmt, gibt sie ruhe und rollt sich wieder in die form einer schwarzen, keltischen fibel. Seltsam.
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wolfsmann
Helferlein
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österreich M, 46
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Mon, 09.Jan.06, 13:06 träume. arbeit der seele. traum 3. |
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KÄFERBAU
Beim frisieren fällt ein schopf haare ab, ich betrachte sie, wie sie am boden liegen - wie mit der schere abgetrennt. Ein blick in den spiegel bringt es an den tag: irgendeine käfersorte hat sich in meinen haaren eingenistet. Mit weißem gespinst ausgelegte gänge kann ich erkennen. Claudia hat nicht viel zeit, weil sie mit ihren freundinnen etwas zu bereden hat. Aber den weg zum doktor können sie mir beschreiben. Ich blicke mich um - hier finde ich mich nicht zurecht: fachwerkhäuser, eine kleinstadt wie aus kindertagen. Kein asphalt, bloß kieswege.
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wolfsmann
Helferlein
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österreich M, 46
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Thu, 12.Jan.06, 23:32 tagträume. seelenarbeit. |
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EINE VERLÄSSLICHE BEZIEHUNG
Mich verbindet eine beziehung zum kaffeeautomaten. Sie ist ehrlich, aufrichtig und von respekt gekennzeichnet. Er verspricht nicht mehr, als er geben kann, ich gebe nie mehr, als ich versprochen habe. Große worte sind uns ein gräuel, denn: was wir einander sind, darauf ist verlass. Hie münze - da kaffee.
Der kaffeeautomat steht im direkten, ungeschminkten licht der neonlampe und will nicht mehr hermachen, als er tatsächlich ist. Das verlangt er auch von mir nicht.
Ich schreibe das ohne ironie, ohne zynismus, dazu ist mir das thema viel zu ernst, sind diese tage viel zu kalt.
Beziehungen zu frauen gleichen nämlich dem versuch, mit einer hand klatschen zu wollen.
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wolfsmann
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österreich M, 46
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Thu, 30.Mar.06, 19:01 Re: träume. arbeit der seele. |
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TREIBSTOFF
Wir fahren weg - Claudia muss wer weiß wohin; dichter schneefall aber in aller herrgottsfrühe. Verhindert er, woran mir gar nichts liegt, zumal er selbst die wegweiser unkenntlich macht? Aber, was doch unmöglich ist: nicht eine einzige flocke bleibt auf den straßen liegen. Man ist also gezwungen, sich auf den weg zu machen. Hell will es nicht werden, zu bleiern liegt das schneewetter über uns. Da gehen licht und motor gleichzeitig aus. Ich weiß sofort: die batterie. Ich hätte sie längst wechseln müssen. Zureden bringt sie dazu, den schwung, den der wagen noch hat, auszunutzen und noch einmal ihr letztes zu geben. An einer hell erleuchteten tankstelle erst gibt sie den geist auf. Claudia ist unbesorgt, wir sind überpünktlich abgefahren, zeit genug haben wir. Ich steige aus. Erkundige mich. Ersatzbatterien hat man hier, mitten im niemandsland, natürlich nicht. Nur das, was die meisten brauchen: Benzin. Aber wozu sollte ich tanken?
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wolfsmann
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österreich M, 46
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Mon, 07.Aug.06, 21:38 Ein Traum |
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SCHNEESCHLANGEN
Als sich der gefährliche Steig gabelt, kommen wir auf Schnee zu gehen, Claudia und ich. Immer wieder brechen aus dem festgetretenen Firn kleine, schwarzbraune Schlangen, die sich, einer Sprungfeder gleich, spannen, um dann in meine Richtung zu schießen, mit sperrangelweit aufgerissenem Maul. Ich lasse sie nicht aus den Augen und weiche im rechten Moment aus, nie erwischen sie meine nackten Waden.
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wolfsmann
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Sat, 17.Mar.07, 17:28 Glasfisch |
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GLASFISCH
Ich hatte saft in einen ziemlich großen, eckigen krug geleert, zitrone hinzugefügt, damit er erfrischender schmeckt. Eigentlich erinnerte er eher an ein aquarium, fand ich und entdeckte daraufhin tatsächlich einen kleinen fisch, einen glasfisch, weich wie gallert. Die zitronensäure! das tötet den armen fisch - erschrak ich und ekelte mich gleichzeitig: ein fisch im saft! Viel zeit blieb mir nicht. An der wand hing ein minikescher, damit fischte ich ihn heraus, tat ihn in eile in eine schüssel, füllte die mit wasser - aber aus allen hähnen kam nur heißes, lebenszeichen konnte ich da nicht erwarten, wenn ich den rest leben, der noch in ihm war, kochte. Erst draußen auf dem gang strömte eiskaltes wasser aus dem wasserhahn der bassena, das wesen allerdings, das ich mittlerweile in meiner hohlen hand geborgen hatte, war bloß mehr ein fischkopf, hinter den kiemen abgetrennt, aber friedlich atmend, wenngleich offenbar nur mehr aus gewohnheit, nicht mehr, weil leben in ihm war.
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