trotzt Therapien niemals frei?

Helferlein 88 ,

Hallo zusammen,
ich habe schon zwei tiefenpsychologische Gesprächstherapien wegen Ängste hinter mir. Nach der zweiten Therapie ging es mir so gut, wie nie in meinem Leben. Vor zwei Monaten kam wieder etwas Angst auf und ich hatte Angst, dass alles wieder anfängt, so bin ich nun in eine Verhaltenstherapie gegangen,weil meine frühere Thera meinte ich sei gesundet.
Die Verhaltenstherapeutin hat mir gesagt, dass Angstzustände nicht heilbar wären und sie immer wieder kommen würden. Zwar in abgeschwächter Form, aber sie könnten immer wieder ausbrechen. DAs ist für mich sehr niederschmertternd!
Irgendwie will ich das nicht glauben, dass ich mich mein ganzes Leben damit rumplagen muss.
Was sagt ihr dazu?
Stimmt es wirklich, dass man diese Angst niemals besiegen kann??
Trotz aller Therapien??

Liebe Grüße
Gloria

[nicht mehr wegzudenken] 1896 unwesentlich W, 30

Hallo Gloria,

Quote:

Die Verhaltenstherapeutin hat mir gesagt, dass Angstzustände nicht heilbar wären und sie immer wieder kommen würden. Zwar in abgeschwächter Form, aber sie könnten immer wieder ausbrechen. Was sagt ihr dazu? Stimmt es wirklich, dass man diese Angst niemals besiegen kann??

Das kann man so pauschal wohl schwerlich mit "ja" oder "nein" beantworten. War das in der Analyse nie ein Thema? Kann deine Verhaltenstherapeutin begründen, warum (=Gründe) man gegen deine Ängste angeblich nichts machen kann? => Frage sie nach den Gründen.

Ich weiß nun nicht, worum es geht (!), aber auf der anderen Seite ist eine gewisse Angst auch positiv, so dass ein völliger Angstabbau auch unerwünscht sein kann: Angst ist auch ein Schutzmechanismus vor als im weiteren Sinne bedrohlich eingestuften Situationen/Dingen. Daher ist das Ziel, die Angst erträglich zu machen vielleicht realistischer und gar nicht sooo verkehrt?

Liebe Grüsse

Helferlein 88 ,

Liebes Sternenmeer,
herzlichen Dank für deine Antwort.
Meine Ex-Therapeutin(Gesprächstherapie) hat immer gesagt, dass Ängste heilbar sind und sie hat mich auch als geheilt entlassen. Als ich neulich wieder so ein Angstgefühl bekam und ich sofort Angst hatte, dass alles wieder anfängt, bin ich wieder zu ihr hingegangen, sie meinte es sei nur die Überforderung und mein Hausarzt hat mir die Verhaltenstherapeutin geraten. Diese sagt eben, dass Ängste immer wieder ausbrechen können, wenn man in Stresssituationen kommt.
Als Gründe gibt sie an, dass es Studien darüber gibt, die das bestätigen.

Ich denke mir, wenn das wirklich stimmt, hätte ich mir jahrelange Therapie sparen können.

Ich will mich nciht damit abfinden, dass ich mich mein ganzes Leben mit Ängsten rumschlagen muss.

Einen lieben Gruß
Gloria

Helferlein 108 Wien W, 24

Hallo Gloria!

Was für Ängste hast du denn? Ich denke mal man muss da sehr klar differenzieren zwischen begründeten und völlig irrationalen Ängsten.

Und wie Sternenmeer ja auch schon meinte, ist Angst auch ein Schutzmechanismus, der uns davor bewahrt uns in gefährliche Situationen zu begeben. Kein Mensch lebt völlig ohne Angst, es ist halt nur eine Frage der Intensität, ob einen die Angst im Leben einschränkt oder nicht und wie man mit der Angst umgeht.

Ich denke die Arbeit der Psychotherapie besteht wohl eher darin, die Angstzustände auf ein erträgliches Maß zu reduzieren und dem Klienten Wege aufzuzeigen wie er seiner Angst Herr/Frau wird. Ein Leben ohne jegliche Angst ist wohl ein Ding der Unmöglichkeit und vielleicht auch gar nicht so wirklich erstrebenswert. Nur ein blödes Beispiel, stell dir mal vor du stehst einem knurrenden Rotweiler gegenüber und würdest keine Angst verspüren, was würde passieren? Der Hund würde zubeissen, dich wohl ziemlich schlimm zurichten. Da ist Angst durchaus sinnvoll.

Aus welchen Gründen hast du denn die Analyse gemacht? Und sind nun die Ängste im vollen Ausmaß wieder da? Um welche Ängste handelt es sich denn?

Liebe Grüße Zwergerl

Helferlein 88 ,

Liebe Zwergerl,
ich spreche nicht von normaler Angst, sondern eben von irrationalen Ängsten und Panik.
Es ist mir durchaus klar, dass es ein Leben ohne Angst nicht geben kann. Aber ich muss mich doch nicht damit abfinden mein Leben mit irrationalen Ängsten und Panik zu leben, oder doch??

Kann man Panikstörungen denn nicht vollständig heilen??

Meine EX Teherapeutin, (tiefenpsychologische Gesprächstherpie) hat mir gesagt, dass man Angststörungen komplett heilen kann.
Ich war bei ihr wegen Panik.
Mir ging es fast zwei Jahre so gut, wie nie in meinem Leben. Die Angst war komplett verschwunden und neulich hatte ich wieder leicht Angst und nun die Angst es beginnt alles von vorn.

Und die VThera. sagt, man muss damit rechnen, dass Paniker immer wieder mit Panik zu tun haben werden.

Ich frage mich, stimmt das wirklich, gibt es gar keine Lösung aus diesem Teufelskreis auszusteigen??

Liebes
Gloria

[nicht mehr wegzudenken] 1896 unwesentlich W, 30

Hallo ihr,

abgesehen davon, dass ich kein Therapeut bin, fällt es mir noch immer schwer eine für dich befriedigende Antwort zu geben. Weiß nun nicht, ob dir das sehr weiterhilft: Der BDP hält Angsterkrankung in 80% der Fälle für heilbar, siehe:

http://www.bdp-verband.org/bdp/presse/archiv/prangst.shtml

Ähnliches steht auf folgender Seite:

http://www.meduniqa.at/238.0.html
Dort wird auch angemerkt, dass Menschen, die einmal von einer Angststörung betroffen waren, anfälliger dafür sind, erneut Ängste zu entwickeln. Daher sei es wichtig, Strategien zur Verhinderung von Rückfällen zu erarbeiten. Vielleicht wurde das in deiner vorangegangen Therapie versäumt?

Vielleicht hat deine Therapeutin das auch nur etwas "krass" formuliert. Ich kann mir vorstellen, dass viele Therapeuten so argumentieren, dass man mit hoher Wahrscheinlichkeit etwas gegen deine Ängste tun kann, aber ob dir jemand 100%ige Garantie für den Heilungserfolg geben kann, weiß ich nicht. Das kann man wohl bei keiner Krankheit. Für meinen Teil ist mir eine realistische, vielleicht "härtere" Einschätzung lieber als ein illusionäres "Ich-kann-Sie-auf-JEDEN-FALL-HEILEN-Versprechen"..., was sich dann vielleicht nicht bewahrheitet.

Was mir aufgefallen ist:

Quote:

bin ich wieder zu ihr hingegangen, sie meinte es sei nur die Überforderung und mein Hausarzt hat mir die Verhaltenstherapeutin geraten. Diese sagt eben, dass Ängste immer wieder ausbrechen können, wenn man in Stresssituationen kommt.

Wie auch Zwergerl vermute ich mal, dass es schon eine Rolle spielt, welche Ängste dich nun plagen. Es steht "Überforderung" im Raum - welche vielleicht gar nicht mal unbedingt mit deiner früheren Angststörung in Zusammenhang gebracht werden kann. Typisch für Überforderung sind Ängst wie: Mir wird alles zuviel, ich schaffe das nicht, usw. Das meint: Deine Angststörung kann erfolgreich geheilt sind, aber trotzdem bist du nicht "immun" gegen Ängste jeglicher Art.

Frage deinen Verhaltenstherapeuten am besten gezielt, welche Methoden er anwenden will, um dir zu helfen. Und ich kann mir schon vorstellen, dass dein Verhaltenstherapeut mit dir Wege erarbeiten kann, wie du z.B. mit Stresssituationen umgehen kannst, um Ängste abzubauen. Hilflos deinen Ängsten ausgeliefert musst du sicherlich nicht sein. In diesem Sinne: Gute Besserung!

Liebe Grüsse

Helferlein 88 ,

Sternenmeer, herzlichen Dank, du hast mir sehr geholfen Very Happy

Liebe Grüße
Gloria

Forums-Gruftie 917 Deutschland W, 35

Hi Gloria,

ich denke auch, es kommt sehr darauf an, welche Art von Ängsten Du meinst. Mein alter Therapeut meinte mal, für manche Dinge müßte man sich eben immer wieder mit den Ängsten konfrontieren, aber ich denke schon, man kann sie dadurch auch ganz gut im Zaum halten.

Viele Grüße
Stöpsel

Helferlein 88 ,

Hallo Stöpsel,
danke für deine Antwort!

Konkret habe ich jetzt nur die Angst, dass ich das alles nie für immer loswerden werde und mich mein ganzes Leben mit Panik rumschlagen muss.

Liebe Grüße
Gloria

Helferlein 137 Tübingen W, 28

Liebe Gloria,
ich glaube nicht, dass man psychische Dinge, wie Panik komplett loskriegen kann, wie eine akute Grippe. Irgendwie sehe ich das ähnlich wie Rückenschmerzen. Akut sind sie geheilt und sie werden auch nicht unbedingt wieder auftreten, wenn man auf sich achtet und Warnzeichen erkennt. D.h. Du kannst wieder Wasserkästen schleppen, auf dem Fussboden schlafen, etc.. aber solltest dies auf etwas 'schonendere Weise' tun.
Ist es bei Panik nicht ein bisschen ähnlich, dass sie vielleicht als Warnzeichen auftritt, wenn Du Dich überforderst, Dir keine Pausen gönnst, etc... Meine Therapeutin meint übrigens auch, dass es sich an unseren Schachstellen am ehesten zeigt, wenn wir uns gerade mal wieder überfordern oder das 'etwas los' ist.
Ich selbst habe nie wirkliche Panikattacken gehabt und kann es vielleicht nicht ganz nachvollziehen. Meine Problem ist aber u.a. eine ensetzliche innere Unruhe, die mich am Schlafen und Arbeiten hindert. Mit meiner Therapie (VT) habe ich sie ganz gut in den Griff gekriegt und phasenweise ist sie auch völlig verschwunden. Aber wenn ich wieder anfange, mich in Sorgen reinzusteigern oder wenn ich unter extremer Belastung stehe, tritt sie wieder auf. Nur weiss ich jetzt viel besser, wie ich damit umgehen kann. Ich versuche eher auf meine Bedürnisse einzugehen, ich zwinge mich ein Mal ums Haus zu joggen, um den Adrenalinpegel zu senken, etc.. Irgendwie kann ich dadurch die Eskalation meistens gut verhindern. Und dadurch, dass ich weiss, was ich machen kann, wenn's 'wieder losgeht' verliert die Situation auch wieder an Schärfe.
Liebe Grüße,
Deine Coco

Psychotherapie-Forum (Archiv 2002-2007)

Forum:

Mehr über PT:

trotzt Therapien niemals frei?