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Farbe
sporadischer Gast
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Graz W, 26
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Fri, 06.Jan.06, 22:56 Meine Krankengeschichte in Mikroversion |
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Ich kenne Depressionen seit meinem 12. Lebensjahr. Mit 13 hatte ich meine ersten Spannungen, mit 14 nahm ich extrem ab. Seit meinem 1. Selbstmordversuch in meinem 17. Lebensjahr hab ich etliche Krankenhausaufenthalte und einige Tablettentherapien hinter mir. Ich hatte auch eine längere psychotische Episode und hab eine Persönlichkeitsstörung und ein paar Borderlinesymptome.
Jetzt bin ich 26 Jahre alt. Durch meine immer wiederkehrenden Depressionen, die zunehmend schwerer wurden, war ich immer wieder unfähig zu studieren oder zu arbeiten, unfähig mich zu konzentrieren (auf alles), den Haushalt zu schaffen.. etc. Vor allem meine Selbstmordgedanken quälten mich. Leider ist das auch momentan mein aktuelles Problem. Ich bekomme 3 verschiedene Antidepressiva in jeweils hoher Dosis und ein stimmungsaufhellendes Neuroleptikum in ganz geringer Dosis. Die Medikamente helfen mir insofern, dass ich genügend Antrieb habe z.B. den Haushalt zu machen, oder Sport gegen meine häufig zu großen Spannungen. Wenn ich sie reduziere, geht es mir deutlich schlechter. Und trotz der jetzigen Dosis hab ich jetzt seit Monaten durchgehend (mit Ausnahmen) sehr fordernde Selbstmordgedanken.
Meine seelischen Schmerzen sind sehr schwer auszuhalten, meine ständige Unfähigkeit macht mich fertig, meine Spannungen sind mir eine große Belastung und vor allem meine Hoffnungslosigkeit.- Nach all den Jahren doch kein Wunder! Ich erlaube es mir nicht, mich umzubringen, und das ist ein großer Kraftaufwand. Es geht mir wirklich sehr, sehr schlecht, und ich weiß garnicht ob ich mit meinen Problemen richtig hier bin. Wenn nicht, kann man ja meinen Beitrag wieder löschen.
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greenmachine
sporadischer Gast
7
Wien M, 28
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Sat, 07.Jan.06, 14:05 Re: Meine Krankengeschichte in Mikroversion |
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Hallo Farbe,
Du scheinst ja im Moment eine sehr schwierige Phase zu haben. Ja, Du bist hier richtig und sei erstmal getröstet.
Ich werde Dich jetzt nicht mit Aufheiterungsversuchen à la "Kopf hoch" und so weiter traktieren, das willst Du vermutlich nicht hören.
Ich kenne Depressionen auch seit meiner Kindheit, würde sagen seit meinem 8. Lebensjahr. Von 14 bis 16 ist es bei mir auch ganz schlimm geworden, dachte jeden Tag an Selbstmord, habe viel getrunken. Mit 17 hab ich dann 20 kg abgenommen, war sportsüchtig, hab kaum mehr was gegessen, habe meinen Körper so gehasst dass ich ihn zerstören wollte. Einen Selbstmordversuch unternahm ich nie, dafür aber bewusst einige sehr riskante Aktionen, bei denen ich beinahe ums Leben gekommen wäre. Eigentlich hätte ich dringend in stationäre Behandlung gehört, war ich aber nie.
Dann habe ich studiert, meine Depressionen war aber immer noch da. Ein ganz arge Phase hatte ich wieder von 24-26, in der Zeit nahm ich ein Antidepressivum und begann mit 25 eine Psychoanalyse. Heute bin ich 28, nehme keine Medikamente mehr und es geht mir eigentlich so gut, wie ich es gar nie für möglich gehalten hätte.
Quote: | Meine seelischen Schmerzen sind sehr schwer auszuhalten, meine ständige Unfähigkeit macht mich fertig, meine Spannungen sind mir eine große Belastung und vor allem meine Hoffnungslosigkeit.- Nach all den Jahren doch kein Wunder! |
Genau so habe ich mich mit 25 auch gefühlt, ich dachte mein Leben geht von Tag zu Tag mehr den Bach runter, Alkoholkonsum, kein Geld, Job gehasst...
Langsam ging es dann aber bergauf, sicherlich auch dank meiner Therapie. Zudem hat sich mein Leben in vielen Aspekten zum Positiven geändert.
Machst Du im Moment eine Therapie? Ich kenne mich mit Medikamenten nicht wirklich aus, aber mir erscheinen Deine 4 verschiedenen Psychopharmaka doch etwas viel.
Mir haben folgende Dinge auf meinem Weg der Besserung sehr geholfen: viel Sport (am besten jeden Tag mindestens eine Stunde), bewusst ernähren (viel Obst, Gemüse, Vollkornprodukte, wenn möglich alles aus dem Bioladen), gute Bücher lesen (mir haben die Bücher von Alice Miller sehr geholfen, weil ich eine sehr schwierige Kindheit hatte), Yoga, Meditation, sich zu positiven Gedanken zwingen (ich weiß, nicht einfach). Wenn es Dir wieder ganz schlecht geht, dann geh gleich zum Sport und verausgabe Dich körperlich (Laufen, Schwimmen, Fitnessstudio, etc.). Danach iss etwas gesundes das Dir schmeckt. Entspannungsübungen und der Kontakt mit lieben Menschen sind auch etwas sehr Kostbares.
Ich kann Dir nur sagen, Du bist mit Deinen Problemen ganz sicher nicht allein - das wirst Du beim Lesen der Beiträge hier in diesem Forum entdecken. Melde Dich wenn Du Fragen hast oder noch etwas erzählen möchtest, alles Liebe bis dahin,
greenmachine
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Farbe
sporadischer Gast
9
Graz W, 26
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Sun, 08.Jan.06, 14:49 Re: Meine Krankengeschichte in Mikroversion |
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Hallo greenmachine!
Danke für deine Antwort!
Deine Tipps führe ich schon seit langer Zeit aus. Allein schon wegen der Spannungen geh ich täglich mindestens 1,5 Stunden laufen oder mehrere Stunden radfahren. Oder auch mal schwimmen (ist mir aber etwas peinlich, da ich ein paar Narben habe).
Das geht natürlich auch nur mit meinen Antidepressiva, da ich sonst nicht genug Antrieb dazu hätte. Essen tu ich momentan einseitig, da ich kaum Hunger hab und durch die Medikamente insgesamt (ohne mehr zu essen) 26 kg in nur 2,5 Monaten zugenommen hab. Jetzt esse ich seit etlichen Monaten täglich einen kleinen gemischten Salat und auf den Tag aufgeteilt 4 kleine Weckerln. Wenigstens nehme ich so nicht mehr zu, und gesund ist es zumindest auch. Freunde zu treffen tut enorm gut, genauso mich mit meinen Haustieren zu beschäftigen. Und wenn ich die Kraft dazu habe und nicht ausschließlich innere Leere, hilft mir das Malen und auch das Schreiben sehr. (Wenn es mir besser geht, male ich sehr viel und schreibe Kurzgeschichten, Satiren und Gedichte.) Leider hilft all das nicht immer gleich gut, so bin ich oft nur noch verzweifelt. Aber wenn ich ganz unten war, ist es auch immer wieder ein kleines Stück bergauf gegangen.
Wenn leider auch nicht anhaltend. Danke nochmals!
Mit allen guten Wünschen FARBE!
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RoteSchorle
Helferlein
55
Köln M, 31
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Sat, 21.Jan.06, 16:03 Re: Meine Krankengeschichte in Mikroversion |
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Farbe
sporadischer Gast
9
Graz W, 26
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Sat, 21.Jan.06, 17:33 Re: Meine Krankengeschichte in Mikroversion |
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Danke!
Schilddrüse hab ich schon untersuchen lassen. Ist o.k.- leider!
Sonst hätte man eher etwas dagegen tun können!
Ganz liebe Grüße von FARBE!
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