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Martin_Berlin
neu an Bord!
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Berlin M, 33
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Wed, 04.Jan.06, 14:37 Probleme mit körperlicher Nähe |
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Hallo!
Ich habe folgendes Problem. Nach einigem Hin und Her entwickelt sich zur Zeit zwischen mir und einer tollen Frau eine schöne Beziehung. Wir verstehen uns prima, machen viel zusammen, haben ähnliche Ansichten usw. Wir sind uns auch bereits körperlich näher gekommen und hier beginnt für mich das Problem. Aus welchen Gründen auch immer regt mich körperlicher Kontakt mit ihr häufig so auf, dass ich regelrechte Angstsymptome zeige. Mein Puls steigt in wahnsinnige Höhen und ist auch sehr laut, mir wird sehr warm, trockner Mund, Harndrang, Zittern. Total verspannt bin ich dann natürlich auch. Nach unserem ersten richtigen Kuß war ich 12 Stunden lang derart aufgeputscht, dass ich nicht schlafen konnte und mein Puls die ganze Zeit recht hoch blieb, obwohl sie garnicht mehr da war. Langsam ist das ganze nicht mehr so extrem. Ich scheine mich LANGSAM daran zu gewöhnen. Die Symptome treten jetzt erst auf, wenn der "Reiz" entsprechend lange war, und die Symptome verschwinden auch wieder schneller. Wenn wir z.B. gemütlich auf dem Sofa schmusen, setzen die Symptome erst nach einiger Zeit ein und verschwinden dann eben wieder, wenn wir uns trennen. Schlimm ist es, wenn wir eine gemeinsame Nacht verbringen (auch ohne miteinander zu schlafen). Mir ist es dann meist unmöglich einzuschlafen oder ich schlafe dann nur ein, zwei Stunden aus totaler Übermüdung. Wegen dieser extremen Anspannung bei körperlicher Nähe habe ich auch große Probleme eine ausreichende Erektion zu bekommen. Alles in einem frustriert mich und sicher auch sie dieser Zustand. Ich sehne mich sehr nach körperlicher aber auch menschlicher Nähe und habe da auch einen großen Nachholbedarf. Ich war sehr lange Single ohne Beziehung und ohne Sexualpartner. In meiner Kindheit/Jugend gab es in meiner Familie keine große körperliche Nähe, weder zwischen meinen Eltern noch zwischen den Kindern und den Eltern. Mir ist klar, dass dort letztlich die Gründe für meine Probleme liegen.
Mich würde interessieren, ob es hier Leute gibt, bei denen der Fall ähnlich liegt. Gibt es hier jemanden, der diese Problem vielleicht sogar überwunden hat? Gibt es eventuell Selbsthilfemethoden, die das ganze beherrschbar machen? Autogenes Training, Medikamente, pflanzliche Wirkstoffe, Psychotherapie? Oder einfach immer weiter probieren, bis ich mich an die Nähe gewöhnt habe, und solange auf Verständnis hoffen? Wäre schön, wenn Ihr dazu etwas sagen könntet.
LG Martin
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Niche
Helferlein
60
Deutschland W, 29
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Sat, 07.Jan.06, 15:06 Re: Probleme mit körperlicher Nähe |
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Hallo Martin,
ich finde es erstaunlich, wie ähnlich es bei dir ist im Vergleich dazu, wie es bei mir früher war. Ich hatte auch nie einen Freund, konnte körperliche Nähe nicht gut ertragen und hatte eine zeitlang sogar massive Ängste bis hin zu Panikattacken. Ich musste mich stundenlang von einem Kontakt "erholen", hatte massive Nackenverspannungen und war äußerst labil und fühlte mich immer dabei unwohl.
Ich kann dir sagen, dass es sich wohl mit Hilfe von Psychotherapie am besten lösen lässt. in meiner Familie war körperliche und irgendwie damit verbunden auch seelische Nähe ein RIesenproblem. Kein WUnder, dass man somit bei Kontakten statt schöner Gefühle eher Angst und Beklemmungen bekommt! Es ist ein normaler Lernprozess, den du durch eine THerapie ändern kannst. Ich kann dir wirklich beschwören, dass eine derartige Änderung für mich früher nicht vorstellbar war. Dass ich mich SO verändern würde und ein so viel besseres Leben führen würde, hätte ich nicht für möglich gehalten. Ich habe in der ANalyse hart gearbeitet, und Restprobleme sind immer noch da. Aber ich habe keinerlei Angst mehr, vielmehr kann ich den Kontakt genießen, genieße auch den körperlichen Akt... Seit einigen Monaten habe ich nun auch einen Freund und habe regelmäßigen sexuellen Kontakt.
Es bleibt nur noch ein Symptom übrig, womit ich noch immer nicht fertig geworden bin, diese Nackenverspannungen. Das kann ich willentlich nicht ändern, es passiert unbewusst. Die Gründe hierfür bearbeite ich in meiner Analyse. Ich weiß, dass es mit meiner Einstellung zur Sexualität zusammenhängt. Durch mein Elternhaus sehe ich es als etwas ganz schlechtes an, als verboten oder schmutzig oder so. ICh freue mich schon darauf, wenn es nächste Woche in der ANalyse wieder weitergeht. Ich kann bei meinen Verbesserungen fast zusehen, so groß sind sie.
Also: Mach eine Therapie! Es ist das beste, was mir jemals passieren konnte. Wenn du an einer grundlegenden Lösung deiner Konflikte interessiert bist, so mache eine Analyse. Das ist am wirksamsten. Es kostet dich aber sehr viel Zeit und seelische Kraft.
ICh finde, du hast schon ein recht sicheres Gefühl dafür, dass es keine "äußerlichen" Gründe für dein Verhalten gibt, sondern seelische Konflikte. Dann würde ich diesem Gefühl auch trauen und ihm nachgehen. Wenn du dich darauf einläßt, kann dir nur geholfen werden.
Liebe Grüsse, Niche
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