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Seelenheil
Helferlein
30
Am Rande des Wahn W, 27
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Tue, 20.Dec.05, 16:25 Trauer der Thera wg. Todesfall in Familie |
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Hallo,
letzte Woche hat mich meine Thera angerufen und unsere Termine abgesagt mit der Begründung das sie einen "Todesfall in der Familie" hat.
Sie hörte sich ziemlich fertig an und ich drückte ihr mein Mitgefühl aus.
Mir ging es nach dieser Nachricht irgendwie schlecht. Ich war über die Nachricht zwar geschockt, aber dennoch überraschte es mich irgendwie nicht - es war so, als hätte ich es bereits vorher gewußt. Mir ging es deshalb schlecht, weil ich plötzlich das Gefühl hatte "versäumt" zu haben, meine Thera rechtzeitig zu "warnen" das das passiert, weil ich es unbewußt schon die Wochen vorher gespürt habe, das irgendsowas geschehen wird. Vielleicht ist das jetzt etwas schwer zu verstehen, aber irgendwie wußte ich sofort wer gestorben war und sogar wie es passiert ist, obwohl meine Thera darüber kein Wort verloren hatte.
Na ja, jedenfalls hatte ich heute meine erste Stunde seit dieser Nachricht - und ich war auch ihre erste Klientin seit dem Todesfall.
Ich habe sie gefragt wie es ihr geht und war dann auch ganz ehrlich zu ihr über meine Intuitionen und Gefühle nach ihrem Anruf.
Dabei sagte meine Thera dann, das sie es mir ganz bewußt gesagt hat, weil sie weiß wie "sensitiv" ich bin und das ich es so oder so sofort gewußt hätte, auch wenn sie mir den wahren Grund der Terminabsage verschwiegen hätte. Auch meinte sie das sie sich in meiner telefonischen "Beleidsbekundung" aufgefangen und getragen fühlte. Sie sagte sogar das sie bei mir nicht das Gefühl hätte das ich nur meine "Probleme" über sie ergiessen würde, sondern das ich sehr auf sie und ihre Bedürfnisse bedacht wäre.
Ich weiß jetzt nicht wie ich es ausdrücken soll, aber irgendwie hab ich jetzt voll das Problem damit meiner Thera mit meinen "Problemchen" zu kommen, da ich schwer mit ihrer eigenen "Selbstoffenbarung" umgehen kann. Ich habe das Gefühl sie "(be-)schützen" zu müssen und möchte ihr deshalb Zeit und Ruhe geben, damit sie sich selbst wieder finden kann.
Kennt jemand sowas oder hat jemand ähnliche Erfahrungen mit der Offenheit/Privatleben der Thera gemacht?
Alles Liebe, Seelenheil
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_________________ EinVergnügen sich zu verstecken,jedoch eineKatastrophe nicht gefunden zu werden |
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Zwergerl
Helferlein
108
Wien W, 24
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Tue, 20.Dec.05, 21:04 Re: Trauer der Thera wg. Todesfall in Familie |
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Hallo Seelenheil!
Ich kann schon gut nachvollziehen, dass du deine Therapeutin schonen willst, sie nicht noch zusätzlich zu ihren eigenen Problemen mit deinen Sorgen belasten willst. Ich wüßte wahrscheinlich auch nicht wie ich darauf reagieren soll.
Meine Gedanken hierzu mögen vielleicht etwas herzlos rüber kommen, aber es ist nun mal meine Meinung!
Erstmal finde ich hat es einen guten Grund, warum private Dinge des Therapeuten in der Therapie nichts verloren haben. Kein Mensch, sei er nun Therapeut, Arzt oder was auch immer, darf seine privaten Probleme in die Arbeit mitnehmen, seien die Vorkommnisse auch noch so tragisch. Von jedem wird Leistung erwartet, Rücksicht nehmen ist nicht, oder eher selten.
Das klingt jetzt ziemlich hart und unmenschlich, ich weiß!
Sie hat sich eine Auszeit genommen, arbeitet nun wieder, und ich denke mal sie ist auch wieder belastbar. Und sieh es mal so, vielleicht braucht sie diese Art von Ablenkung auch um sich nicht ständig mit ihren eigenen Problemen auseinander setzen zu müssen.
Aber bei einem Satz stellt es mir die Haare auf:
Quote: | Sie sagte sogar das sie bei mir nicht das Gefühl hätte das ich nur meine "Probleme" über sie ergiessen würde, sondern das ich sehr auf sie und ihre Bedürfnisse bedacht wäre. |
Entschuldige mal es ist ihr Job sich die Probleme, Ängste, Sorgen ihrer Klienten anzuhören. Ihre Aussage klingt ja fast so als würde sie ihre Klienten als egoistisch, herzlos ansehen da sie nur auf sich selber schauen und nicht auf sie. Wenn sie damit nicht klar kommt, hat sie wohl den falschen Job.
Ja ist jetzt alles leicht daher gesagt und hilft dir wohl nicht wirklich weiter. Ich rede ja auch nur leicht, da ich nicht in dieser Situation bin. Wäre ich an deiner Stelle, würde es mir wahrscheinlich nicht viel anders ergehen, da ich meine Therapeutin sehr gerne habe. Aber genau aus diesem Grund bin ich froh dass sie mir null aus ihrem Privatleben erzählt um solch ein Dilema zu verhindern. Ich wäre wohl genauso hin und hergerissen wie du. Ich finde das von deiner Therapeutin nicht fair dich da mit rein zu ziehen.
Hmmm wie wärs wenn du deine Therapeutin einfach darauf ansprichst? Ihr mitteilst dass du nicht weißt ob du sie mit deinen Problemen belasten darfst. Nur finde ich es nicht richtig dass du dann vielleicht die Tröster Rolle übernimmst, dafür hat sie ja Familie und Freunde und das ist auf keinen Fall Aufgabe ihrer Klienten.
Liebe Grüße Zwergerl
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Fallen.Angel
Moderatorin
1117
Wien W, 24
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Tue, 20.Dec.05, 21:33 Re: Trauer der Thera wg. Todesfall in Familie |
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Seelenheil wrote: | Sie sagte sogar das sie bei mir nicht das Gefühl hätte das ich nur meine "Probleme" über sie ergiessen würde, sondern das ich sehr auf sie und ihre Bedürfnisse bedacht wäre. |
wenn ich auch nur versucht hätte rücksicht auf die bedürfnisse meines thera zu nehmen, wäre er sauer geworden..
wie "zwergerl" schon sagte, es ist ihr job, sich deine probleme anzuhören. und wenn du hemmungen hast, ist es wohl nicht mehr das richtige. ich würde an deiner stelle auf jedenfall mit ihr darüber reden
grüße fa
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_________________ SvV Selbsthilfeseite |
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Jelka
Forums-Gruftie
885
Köln W, 35
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Tue, 20.Dec.05, 21:46 Re: Trauer der Thera wg. Todesfall in Familie |
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Seelenheil wrote: | Sie sagte sogar das sie bei mir nicht das Gefühl hätte das ich nur meine "Probleme" über sie ergiessen würde, sondern das ich sehr auf sie und ihre Bedürfnisse bedacht wäre. |
Ähnliches sagt mein Therapeut auch schon mal, also eher sowas wie "Das ist jetzt aber sehr rücksichtsvoll/fürsorglich von Ihnen", aber er vergisst auch nie hintenanzuhängen "Der Sinn der Therapiestunde ist es aber nicht, dass ich mich hinterher besser fühle" oder "Sie sind aber nicht hier, um mir ein gutes Gefühl zu geben".
Manchmal fragt er auch so Sachen wie "Ist das jetzt die rücksichtsvolle/sozial erwünschte Anwort oder die ehrliche?"
Ich denke, er trennt das schon ganz gut und gibt mir einerseits ein positives Feedback, wenn ich "mich um seine 'Bedürfnisse' kümmere" , zeigt aber andererseits auch direkt auf, dass es darum eben überhaupt nicht geht.
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sm
[nicht mehr wegzudenken]
1896
unwesentlich W, 30
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Wed, 21.Dec.05, 0:16 Re: Trauer der Thera wg. Todesfall in Familie |
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Hallo Seelenheil,
ich kann mich da Zwergerl, Fallen.Angel und Jelka nur voll und ganz anschließen. Sicherlich hat jeder Mensch vollstes Verständnis für die sehr schwierige Situation deiner Therapeutin. Trotdem wäre es für dich (und nur darum geht es eben) besser gewesen, wenn sie Distanz gewahrt hätte. Und das gilt insbes., wenn sie auch noch weiß, dass du sehr "sensitiv" bist. Denn du hattest/hast ja damit nun ein paar (zusätzliche) Schwierigkeiten, welche du vielleicht nochmals deutlich ansprechen solltest: Mit der Nachricht gings dir schlecht, du fühltest dich geschockt - was wohl den meisten so ginge. Außerdem machst du dir sogar in gewisser Weise Vorwürfe, die Therapeutin nicht "gewarnt" zu haben. Und dadurch, dass du die Therapeutin (ebenfalls irgendwie verständlicherweise) schonen willst, kann das deine erheblich Therapie blockieren. Und du weißt immer noch nicht, wie du damit umgehen sollst. Das hört sich meiner bescheidenen Meinung nach nicht gut an.
Führe dir daher vor Augen, dass es nicht darum geht, dass du sie beschützt - auch wenn's schwer fällt. Umgekehrt "wird ein Schuh daraus". Wenn sie dass noch nicht kann, ist es ihre Aufgabe, sich notfalls noch eine Auszeit zu nehmen.
Ich hatte auch mal bei der Begrüßung den Eindruck (vielleicht täuschte ich mich auch), dass es meinem Therapeuten einmal nicht so gut ging. Mir lag schon auf der Zunge, zu fragen, ob irgendetwas nicht in Ordnung ist. Traute mich aber dann nicht so recht. Ich vermute, dass ich ebenfalls die Antwort erhalten hätte, dass es darum nicht geht. Denn während der Sitzung merkte ich davon nicht mehr soviel. Ich wünsche dir, dass deine Therapeutin in einem klärenden Gespräch auch zu dieser Erkenntnis gelangt.
Liebe Grüsse
Sternenmeer
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CocoCourrial
Helferlein
137
Tübingen W, 28
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Wed, 21.Dec.05, 3:08 Re: Trauer der Thera wg. Todesfall in Familie |
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Hallo Seelenheil und ihr anderen.
ich kann mir vorstellen, dass es für Dich schwierig ist mit der Situation umzugehen. Ginge mir genauso.
Im Gegensatz zu den anderen denke ich aber, dass es vielleicht gar nicht schlecht ist, dass Du bescheid weisst und - wenn man es so will - auch ein ein wenig Rücksicht auf die Therapeutin nehmen kannst. D.h nicht, dass Du ihr jetzt nichts von Deinen Problemen erzählen sollst. Im Gegenteil: Sie will ja ihre Arbeit machen und das ist nun mal ihre Arbeit. Und dann kann es auch ganz normal weitergehen.
Wenn es sich um eine Analyse handelt mag das anders sein, aber ich denke nicht, dass Therapeuten immer weisse Wände sind oder sein müssen. Irgendwie geht man doch in der therapeutischen Beziehung eine Beziehung mit einem Menschen ein. Und wenn etwas wirklich Gravierendes mit dem anderen los ist merkt man das doch auch. Und bevor Du es einfach nur spürst und Dir Sorgen machst und es wohlmöglich auch noch auf Dich beziehst, ist doch einfach gut, Du weisst was los ist. Ich habe es auch nicht so verstanden, dass Deine Therapeutin nun mit Dir über ihre Probleme sprechen wollte, sondern dass Sie Dir einfach einen Eckpunkt aus ihrem Leben mitgeteilt hat.
Und zu der Sache mit "das ist doch ihr job". Zwergerl, ich denke schon dass Leute mit einem Trauerfall in der Familie diesen auch in andern Jobs nicht unbedingt verschweigen (müssen). Das heisst ja noch lange nicht, dass Sie nicht trotzdem gut arbeiten.
Meine Therapeutin hat mir damals auch erzählt als ihre Mutter gestorben ist. Ich habe gesagt, dass es mir sehr leid tut und dann haben wir wieder ganz normal weitergearbeitet. Ich hätte ihr vielleicht nicht gerade einen Mega-Angriff entgegengeschleudert an diesem Tag, aber sonst musste ich mich überhaupt nicht zurückhalten oder übervorsichtig benehmen. Und irgendwie finde ich das schon ok. Wenn man so viel Empathie vom Therapeuten erwartet und bekommt finde ich das Minimum an Einfühlungsvermögen, das man auch seinem Nachbarn oder seinen Kollegen entgegenbringen würde auch einem Therapeuten gegenüber durchaus im Rahmen.
Sorry, meine Gedanken sind vielleicht ein bisschen konfus, aber es ist einfach schon so spät...
Liebe Grüße,
Eure Coco
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loslassen
Helferlein
66
NRW W, 44
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Wed, 21.Dec.05, 9:33 Re: Trauer der Thera wg. Todesfall in Familie |
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Hallo Seelenheil,
wenn ich das so lese, finde ich es ok, aber bei mir hatte damals das in einer Therapiestunde einen Schock ausgelöst. Ich ging ganz normal zur Stunde und mein Therapeut sagte, dass eine wichtige Person bei ihm verstorben sei. Ich konnte nicht reagieren saß nur apathisch da. Ich möchte damit sagen, es kommt auf die Situation und die Verfassung des Klienten an. Heute würde ich nicht zurückfallen, aber damals war es schrecklich für mich, ich weiß, dass es keine Absicht des Therapeuten war, aber für mich wäre es besser gewesen, er hätte es für sich behalten.
Viele Grüße
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Seelenheil
Helferlein
30
Am Rande des Wahn W, 27
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Wed, 21.Dec.05, 10:43 Re: Trauer der Thera wg. Todesfall in Familie |
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Hallo ihr lieben,
vielen Dank für eure Meinungen, aber vielleicht sollte ich zu der Aussage
Quote: | Sie sagte sogar das sie bei mir nicht das Gefühl hätte das ich nur meine "Probleme" über sie ergiessen würde, sondern das ich sehr auf sie und ihre Bedürfnisse bedacht wäre. |
noch was erklären. Vielleicht habe ich die Aussage aus dem Zusammenhang gerissen, denn ich hatte nicht das Gefühl das sie mir damit sagen wollte, das sie es "gut" findet das ich versuche sie zu schonen, sondern sie wollte mir damit nur sagen, das sie es zu schätzen weiß wie ich wirklich bin, da ja die therapeutische Beziehung ja sonst immer etwas sehr künstliches hat - also was ich damit sagen will: Wie kann man eine echte Begegnung mit einem anderen Menschen erleben, wenn man für ihn undurchschaubar bleibt? Und da dies genau mein derzeitiges Thema für meine restlichen Therapiestunden ist, glaube ich das meine Thera dies deshalb so formuliert hat. Vielleicht erkläre ich hier doch noch kurz etwas zu "meinem Thema".
Meine Analyse dauert noch ca. 30 Std. und ich habe für die verbleibende Zeit meiner Thera folgendes "Experiment" vorgeschlagen: Bisher habe ich mich an "ihre Spielregeln" gehalten, und da ich selbst nicht sagen kann, ob ich wirklich "erfolgreich therapiert" bin oder noch weitermachen müsste, möchte ich es ab sofort nach meinen aufgestellten Regeln versuchen. Also habe ich mir für die letzten 30 Std. eine Art "Adventskalender" ausgedacht, frei nach dem Motto: Jede Stunde ein neues Türchen! Einerseits werden es 30 Fragen an meine Thera sein, die ich schon immer wissen wollte (private Dinge, aber meistens natürlich ihre Einschätzungen/Diagnosen über mich) und andererseits werde ich ihr im Gegenzug dazu was von mir geben und zwar sind das 30 Tipps und Ratschläge für meine Thera, weil ich in den letzten Jahren unserer gemeinsamen Arbeit viel von ihr erfahren habe und weiß, wo ihre persönlichen "Lücken" sind und das sie sich auch oft genug Tipps von mir geholt hat bzw. einfach nachgefragt hat zu Themen die auch für sie aktuell waren.
Ist jetzt vielleicht wieder genauso schwer zu verstehen, was da abgeht, aber nur so kann ich euch vielleicht erklären, warum wir gerade ein sehr "ehrliches und offenes" Verhältnis miteinander haben und sich meine Thera auch zu Dingen hinreissen läßt die man als "untypisch" für eine Therapeuten-Klienten-Beziehung sieht oder sogar als "nicht professionell" bezeichnen würde. Meine Thera sagte mir z.B. das sich sich gut vorstellen könnte, das wir uns sicher auch Privat viel zu geben hätten, wenn wir uns nicht im Rahmen einer Therapie kennengelernt hätten. Dieses Experiment hilft mir mich endlich noch weiter zu öffnen, weil ich endlich merke das mir auch ein Mensch gegenüber sitzt und nicht nur ein Therapeut.
Ich habe noch mit meiner Thera geSMSt und sie hat mir geschrieben, das sie Verdrängung aufgrund des Todesfalls gerade als sehr heilsam für sich selbst entdeckt und somit zufrieden und froh ist, das sie wieder arbeitet. Na ja, nachdem wir uns erst wieder im Januar sehen, hoffe ich mal das sie es bis dahin etwas besser ist und wir wieder "normal" weitermachen können.
Vielen Dank und alles Liebe,
Seelenheil
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_________________ EinVergnügen sich zu verstecken,jedoch eineKatastrophe nicht gefunden zu werden |
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devasya
Forums-InsiderIn
205
bressanone W, 22
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Wed, 21.Dec.05, 11:13 Re: Trauer der Thera wg. Todesfall in Familie |
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Ich persönlich finde es nicht schlecht, wenn Therapeuten auch mal von ihren Problemen erzählen bzw. sagen, dass sie auf Grund eines Todesfalls nicht arbeiten können oder eben für eine gewisse Zeit ausfallen werden. Solange die Therapeuten diesen, also ihren Problemen nicht zu viel Raum geben und sich die Rollen zwischen Therapeut und Klient nicht verändern, ist das meiner Meinung nach in Ordnung.
Was ich von deinem Experiment allerdings halten soll, weiß ich nicht. Stehe dem Ganzen noch etwas skeptisch gegenüber. Nicht, dass ich es abwerten will oder es schlecht finde, aber ich weiß noch nicht so recht, was ich davon halten soll.
Dass du deiner T "intime Fragen" stellen willst...oder überhaupt Dinge wissen willst, was ihr Privatleben angeht. Was erhoffst du dir dabei? Bzw. mit welchem Ziel gehst du die Sache an? Ich möchte auch vieles von meinem T wissen, aber ich weiß, dass mir das nicht zusteht. Denn sobald die Beziehung zwischen Therapeut und Klient zu "intim" wird...und das würde sie werden, wenn du ihr Fragen stellst, ihr Tips gibst usw...dann ist eine Therapie so in der Form wie wir sie heute kennen, nicht mehr möglich.
Dennoch muss ich sagen, dass ich dich verstehen kann. Ich kenne meinen T mittlerweile sehr gut, weiß auch, wo seine Schwächen liegen. Und in mir liegt auch der Wunsch, mehr von ihm zu wissen oder auch ihm mal Ratschläge geben zu dürfen. So gesehen kann ich dich verstehen.
Aber verrenn dich in der Sache nicht allzusehr. Kann es vielleicht sein das du in deiner Thera mehr siehst, als nur ne Thera? Denn irgendwo willst DU IHR helfen, so wie ich das verstanden habe...und das kann nicht sein, dass sich die Rollen umdrehen und der Klient plötzlich zum Therapeuten wird.
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_________________ "Hilf mir, es selbst zu tun" |
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Seelenheil
Helferlein
30
Am Rande des Wahn W, 27
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Wed, 21.Dec.05, 11:34 Re: Trauer der Thera wg. Todesfall in Familie |
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Hi Devasya,
danke für deine Meinung.
Ich habe nicht gesagt das ich "intime Dinge" von meiner Thera wissen will. Aber sicher kennst du das aus deiner eigenen Therapie das du deine Vermutungen und Phantasien über deinen Thera ansprichst, aber nie wirklich erfährst wieviel Wahrheit in deiner Intuition/Phantasie liegt. Und das werden die "privaten Fragen" sein, wo ich abklären will inwieweit meine Vermutungen stimmig waren. Keine Details oder sogar intime Dinge.
Und da ich dir sogar zu einem Teil Recht gebe und ich dir auch nicht sagen kann ob das wirklich so eine tolle Idee ist, mache ich das auch erst jetzt am Schluß. Während einer Therapie würde ich das nie tun, aber momentan sehe ich es noch so, das ich am Ende der 30 Std. meine Thera nie wieder sehen werde und sie sicherlich auch nie wieder kontaktieren werde (selbst wenn mir der Kopf runterhängt), also das das Ende der Therapie etwas endgültiges hat wie eine Art Begräbnis. Und diese Art soll mein Versuch werden mich zu lösen und Abschied zu nehmen.
Vielleicht verstehst du das ein wenig?
Gruß
Seelenheil
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_________________ EinVergnügen sich zu verstecken,jedoch eineKatastrophe nicht gefunden zu werden |
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devasya
Forums-InsiderIn
205
bressanone W, 22
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Wed, 21.Dec.05, 11:38 Re: Trauer der Thera wg. Todesfall in Familie |
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Seelenheil wrote: | Aber sicher kennst du das aus deiner eigenen Therapie das du deine Vermutungen und Phantasien über deinen Thera ansprichst, aber nie wirklich erfährst wieviel Wahrheit in deiner Intuition/Phantasie liegt. |
Das verstehe ich, geht mir ja mit meinem T genauso. Nur hätte ich nie den Mut, meinem T ein derartiges "Experiment" vorzuschlagen. Hast du mit deiner T eigentlich schon darüber gesprochen? Hat sie zugestimmt und wenn ja, wie denkt sie darüber?
Quote: | Und diese Art soll mein Versuch werden mich zu lösen und Abschied zu nehmen.
Vielleicht verstehst du das ein wenig?
Gruß
Seelenheil |
Wenn du es brauchst, um dich so von deiner Thera besser lösen zu können, dann finde ich deine Idee nicht einmal soo schlecht, wenn ich ehrlich bin. Halt uns aber auf dem Laufenden was dann letzten Endes dabei herausgekommen ist. Würd mich schon interessieren...
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_________________ "Hilf mir, es selbst zu tun" |
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carö
Forums-InsiderIn
456
Deutschland W, 38
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Wed, 21.Dec.05, 13:59 Re: Trauer der Thera wg. Todesfall in Familie |
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liebe seelenheil,
mich würde auch interessieren, ob du dein experiment-vorschlag mit deiner thera schon besprochen hast.
mich hat betroffen gemacht, als ich das gelesen habe:
Quote: | Während einer Therapie würde ich das nie tun, aber momentan sehe ich es noch so, das ich am Ende der 30 Std. meine Thera nie wieder sehen werde und sie sicherlich auch nie wieder kontaktieren werde (selbst wenn mir der Kopf runterhängt), also das das Ende der Therapie etwas endgültiges hat wie eine Art Begräbnis. |
ich verstehe das schon sehr gut, ich kämpfe sehr oft mit ähnlichen vorstellungen, aber ich persönlich glaube nicht, dass es gut ist, auseinander zu gehen, wenn solche gefühle noch da sind. denn es ist ja kein begräbnis, deine thera lebt weiter und sicher wird sie dir ermöglichen, wenn du sie mal/wieder brauchen solltest, für dich da zu sein. aus meiner sicht macht ein solches experiment nicht so viel sinn, sorry. wichtig wäre es doch eher, diesen – wie ich meine ziemlich destruktiven - gedanken und gefühlen noch ausreichend raum zu geben, meinst du nicht ?
Quote: | Aber sicher kennst du das aus deiner eigenen Therapie das du deine Vermutungen und Phantasien über deinen Thera ansprichst, aber nie wirklich erfährst wieviel Wahrheit in deiner Intuition/Phantasie liegt. |
diese neugier verstehe ich sehr gut, habe sie auch immer wieder. aber ehrlich gesagt, glaube ich auch hier nicht, dass du damit wirklich für dich etwas erreichen wirst.
mir kommt es eher so vor, als wolltest du mit diesem „wissen“ die tür hinter dir zuschlagen. denn sobald du den realen sachverhalt kennst, machen deine phantasien keinen sinn mehr... und es geht doch um dich und um deine vorstellungswelt, wie es dir damit geht und wie es deine realität gestaltet und beeinflusst.
Quote: | das sie es zu schätzen weiß wie ich wirklich bin, da ja die therapeutische Beziehung ja sonst immer etwas sehr künstliches hat - also was ich damit sagen will: Wie kann man eine echte Begegnung mit einem anderen Menschen erleben, wenn man für ihn undurchschaubar bleibt? |
wenn du fühlst, dass sie dich schätzt, liegt nicht darin der wesentliche kern einer echten begegnung ?
wieso ist sie für dich undurchschaubar, du hast sie doch schon oft erlebt. ist das für dich nicht authentisch gewesen ? wieso wäre es für dich die begegnung echter, wenn du bestimmt dinge nun genau wüsstest von ihr. würdest du diese dinge, um die es dir geht wissen, was würde sich verändern ? wäre die zeit mit ihr möglicherweise rückblickend dann nicht mehr echt ? hm, ich halte das für eine sehr gefährliche herangehensweise... du spürst doch im herzen und in der seele, ob es ihr ernst ist bzw. ob eure begegnung echt ist. wieso möchtest du irgendwelchen begleitumständen ihres lebens solche macht einräumen ?
ich glaube, dass es viel wichtiger wäre das noch zu klären in der verbleibenden zeit...
also – entschuldige bitte, wenn ich solche sachen schreibe, eigentlich geht es mich nichts an und jeder muss selbst wissen, was noch wichtig ist und was nicht... will mir da nichts anmassen, mir sind diese gedanken einfach gekommen, als ich deinen beitrag gelesen habe. vielleicht habe ich auch für mich geschrieben, weil ich deine denkweise von mir selbst gut kenne - mich immer wieder damit verstricke und mit meinem analytiker eben darum immer wieder ringe.... weil ich auch so gern, diese innere sicherheit und vertrauen können „dingfest“ machen will.... aber letztlich ist das wie schall und rauch. keine ahnung, ob ich mich verständlich machen konnte.
es war nur so, dass ich als ich dich gelesen habe, dachte: "... vorsicht, vorsicht, das ist eine gefährliche fallgrube." aber vielleicht ist es ja ach eher bei mir so und bei dir ist es ganz anders....
alles gute für dich, und sorry wenn es wirr klingt, ich fühle mich auch irgendwie verwirrt gerade, finde das thema auch schwierig und komplex...
caroline
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_________________ Der Kopf ist rund, damit die Gedanken die Richtung ändern können. |
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Stöpsel2
Forums-Gruftie
917
Deutschland W, 35
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Wed, 21.Dec.05, 14:05 Re: Trauer der Thera wg. Todesfall in Familie |
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Hallo Seelenheil,
zu dem vielzitierten Satz
Quote: | Sie sagte sogar das sie bei mir nicht das Gefühl hätte das ich nur meine "Probleme" über sie ergiessen würde, sondern das ich sehr auf sie und ihre Bedürfnisse bedacht wäre. |
wollte ich gestern auch was sagen, war mir aber dann doch zu spät. Jetzt also: Ich würde da auch gar nicht irgendwelche Absichten von ihr herauslesen, in dem Sinne, daß sie meint, daß Du sie schonen sollst. Aber es ist die Frage, was Du daraus machst, daß Du vielleicht meinst, sie an Stellen schonen zu müssen, wo es gar nicht nötig ist. Wenn Du nicht weißt, wie Du damit umgehen kannst, Dich irgendwie komisch fühlst, würde ich das ansprechen.
Sie sollte Dir schon helfen können, mit der Situation umzugehen. Ich sehe es ähnlich, wie Coco schreibt, daß man dann kein schlechtes Gewissen haben sollte, über die eigenen Probleme zu reden, aber die "Mega-Angriffe" vielleicht nicht gerade dann machen sollte. Aber eben richtig schonen solltest Du sie auch nicht.
Es ist halt eine Gratwanderung, auf der einen Seite ausreichend auf sich zu achten, gerade wenn man das im wirklichen Leben kaum kann, auf der anderen Seite eben auch den Menschen im Therapeuten zu sehen. Im wirklichen Leben hat man diese Gratwanderung ja auch, da finde ich es gut, wenn man in der Therapie, jedenfalls am Ende, auch die andere Seite sehen kann, nicht nur diese künstliche Situation, wo sich alles um einen selbst dreht.
Das mit Deinem "Adventskalender" finde ich eine prima Idee. Und ich finde es toll, daß sich Deine Therapeutin darauf einläßt. Ich finde, man hat doch oft ein gutes Gespür dafür, was einem gut tut und weiterhilft und was nicht und Du scheinst das ja auch sehr zu reflektieren. Und wenn Du kritisch bleibst und guckst, was mit Dir passiert und Du schwierige Dinge dabei auch ansprichst, kann ich mir schon vorstellen, daß das funktioniert und es Dir hilft. So oder so ist es eine neue Erfahrung, Du wirst ganz sicher irgendwas neues dabei lernen. Und so wie Du es schreibst, daß Du es am Ende der Therapie machst, hört sich das für mich echt gut an.
Was mich allerdings ein bißchen wundert, ist, daß Du so sicher davon redest, daß Du sie später nie mehr wiedersehen wirst. Willst Du das so?
Viele Grüße
Stöpsel
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