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Cosima
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Post Sat, 17.Dec.05, 15:33      Therapieabbruch mit verheerenden Folgen Reply with quoteBack to top

Hallo...

... nachdem ich eine Weile still mitgelesen habe, habe ich nun den Mut gefasst auch meine Geschichte zu schildern:

Vor 20 Jahren verliebte ich mich während eines Klinikaufenthaltes in den mir zugeteilten Therapeuten. Es war eine analytisch orientierte Einzeltherapie, 3 Stunden pro Woche. Aus der Verliebtheit wurde Liebe. Nun ist mein zentrales Problem aber die Angst vor Menschen, hierbei vor Männern noch mehr als vor Frauen, und am extremsten vor Männern in die ich verliebt bin: ich schäme mich dann ganz furchtbar da ich große Minderwertigkeitskomplexe habe und überzeugt bin, wegen meiner psychischen und physischen Unzulänglichkeiten lächerlich zu wirken und Ablehnung zu erfahren.
Je stärker meine Liebe zu diesem Therapeuten also wurde, die er noch dazu durch entsprechende Aussagen forcierte und erwiderte, desto mehr schämte ich mich und desto größer wurde meine Angst. Schließlich hatte ich nicht mehr die Kraft zur Therapie zu gehen und brach schweren Herzens den Klinikaufenthalt nach 7 Monaten von einem Tag zum anderen ab. Ich wußte, es war ein Riesenfehler, doch ich konnte nicht anders.

Nach der Flucht begann die reinste Hölle. Ich dachte ununterbrochen an den Therapeuten, wurde wahnsinnig depressiv bis hin zu Selbstmordgedanken (die ich später mehrmals erfolglos in die Tat umsetzte). Schließlich ergab sich während des Jahres nach dem Therapieabbruch ein Briefwechsel; er schrieb sehr lieb und wollte daß ich zurückkomme. Er bot mir dann kurzerhand einen Gesprächstermin bei sich zu Hause an, doch war ich zu der Zeit schon in einer neuen Therapie, ließ die Therapeutin den Termin absagen und meldete mich nicht mehr. Ich hatte einfach zu viel Angst diesem Therapeuten wieder zu begegnen, so sehr ich es mir gewünscht hätte.

Ich begann neue Therapien, das Leben ging irgendwie quälend, mühsam und erfolglos weiter; ich dachte immer seltener an ihn. Die letzten beiden Therapiestunden hatte ich auf Band aufgenommen, sowie Tagebuch geführt. Alle paar Jahre hörte ich mir die Cassette an, las in den Aufzeichnungen, doch ohne große Emotionen: ich glaubte, mich entliebt zu haben.
Bis zum Februar diesen Jahres. Ich hörte mir absichtslos mal wieder die Cassette an, und plötzlich überfiel mich die (neuerliche) Erkenntnis daß es der größte Fehler meines Lebens war damals die Therapie abgebrochen zu haben und nie wieder zurückgekehrt zu sein, mit ungeheurer Wucht. Ich fand während der ganzen letzten 20 Jahren keine/n Therapeutin/en zu der/dem eine auch nur annähernd so große emotionale Nähe aufgekommen wäre oder die/der mir wirklich helfen konnte oder wollte. Nun kamen all die intensiven Gefühle für jenen Therapeuten, die ich längst vergangen glaubte, in voller Stärke zurück: eine verzehrende Sehnsucht die schier unerträglich ist. Mitlerweile muß ich ständig an ihn denken/fühlen und kann mich nicht mehr auf die übrigen Dinge des Lebens konzentrieren. Bin maßlos traurig und niedergeschlagen.
Vor einigen Monaten schrieb ich ihm dann einen Brief, seine Antwort war sachlich, knapp und kühl. Ich schrieb zurück, bekam jedoch keine Antwort mehr.

Nun weiß ich absolut nicht mehr weiter. Aufgrund meiner starken Ängste gerade in dieser Situation traue ich mich nicht, nochmal zu schreiben. Ich empfinde es als zu aufdringlich und will eine Kontaktaufnahme keinesfalls erzwingen.
Ich möchte noch anmerken: ich habe nie in meinem Leben für einen Menschen eine solche Zuneigung empfunden wie für diesen Therapeuten, und mich auch nie wieder verliebt.

Für jede Meinung und Rat von Euch wäre ich unendlich dankbar, denn ich bin sehr verzweifelt. Ich habe niemanden mit dem ich konstruktiv darüber sprechen kann.

Danke fürs Lesen und
liebe Grüße

Cosima
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Lorimy
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Post Sat, 17.Dec.05, 17:05      Re: Therapieabbruch mit verheerenden Folgen Reply with quoteBack to top

Hi Cosima,

ich habe hier auch immer mitgelen und habe geraden Deinen Beitrag gelesen. Ich mache gerade eine Psychoanalyse und habe mich in meinen Therapeuten verliebt. Das Gefühl scheint sehr real zu sein. Allerdings heißt es auch manchmal einer Illusion erlegen ist. Das scheint bei Dir ganz anders zu sein. Es ist schlimm unglücklich verliebt zu sein und tut sehr weh. Ich kann mir sicher nur ansatzweise vorstellen, wie es ist 20 Jahre (!) darunter zu leiden.

Hast Du Deinem Therapeuten irgendwann mal gesagt, wie sehr Du unter dieser unglücklichen Liebe leidest? Hast Du ihm das auch in den Briefen geschreiben? Ich denke, das ist ein Punkt, den man am besten mit ihm persönlich besprechen sollte.

liebe Grüße
Lorimy
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Cosima
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Post Sat, 17.Dec.05, 17:41      Re: Therapieabbruch mit verheerenden Folgen Reply with quoteBack to top

Hallo Lorimy,

erstmal danke für Deine Antwort.
Nun, ich leide nicht ununterbrochen seit 20 Jahren darunter, sondern akut erst wieder seit Anfang des Jahres. Aber unbewußt habe ich wohl die ganze Zeit darunter gelitten.

Ich habe mit dem Therapeuten - soweit dies meine massiven Ängste zugelassen haben - damals über meine Vorliebe für ihn gesprochen und es auch in meinen Briefen geschrieben. Es war und ist hochnotpeinlich. Er gab mir damals das Gefühl, mich auch sehr zu mögen, wollte, daß ich nach dem Klinikaufenthalt privat bei ihm weitermache. Ich spürte, es würde mehr draus werden, eigentlich ganz nach meinen Wünschen. Aber genau das machte mir extremste Angst, weil ich mich minderwertig und häßlich fühle und dementsprechend Menschen, die mich dennoch zu mögen scheinen größtes Mißtrauen und Scham entgegenbringe.
Kurzum: ich bekam Panik und floh. Das rächt sich jetzt, denn ich habe die Lektion die ich damals hätte lernen sollen nicht gelernt, habe mich seitwärts in die Büsche geschlagen und bin insbesondere mit meinen Schwierigkeiten im Umgang mit Menschen/Männern keinen Deut weitergekommen. Leider sehe ich das Ausmaß meiner Fehlentscheidung erst jetzt - hinterher ist man bekanntlich immer schlauer. Und jetzt, jetzt scheint alles zu spät zu sein. Es ist die Hölle wenn man eines Tages vor den Scherben seines Lebens steht.

Wie geht es Dir mit Deinem Therapeuten? Hast Du auch solche Angst vor ihm weil Du verliebt bist? Schämst Du Dich auch dafür? Versuche, die Gefühle in Grenzen zu halten, sonst kann es grausam werden...

Ich wünsche Dir viel Erfolg in Deiner Therapie

Gruß
Cosima
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Lorimy
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Post Sat, 17.Dec.05, 18:05      Re: Therapieabbruch mit verheerenden Folgen Reply with quoteBack to top

Liebe Cosima,

diese Ängste kenne ich nur zu gut. Es istwohl hauptsächlich die Angst vor Ablehnung, die einen davon abhält wirklich offen über die Gefühle zu sprechen. Vielleicht liegt es auch in der Natur des Menschen, dass er diese Angst hat, denn schließlich braucht jeder etwas Anerkennung und Geborgenheit.

Ich würde an Deiner Stelle nicht so leicht aufgeben. Du leidest sehr darunter und die therapeutische Beziehung zu Deinem ehemaligen Therapeuten ist Schuld daran. Ich denke, Du solltest das mit ihm persönlich austragen. Vielleicht kannst Du ja Deine Ängste überwinden und Ihm nochmal schreiben? Bitte ihn doch um einen Termin für eine Aussprache? Ich befürchte, dass man es sonst ewig mit sich rumträgt. Ungewissheit ist bestimmt mit der schlimmste emotionale Zustand, den es gibt. Schlimmer kann es nicht werden. Hat er eine Mailadresse? Schreibe ihm doch einfach nocheinmal, wenn Du kannst.

Du schreibst, dass Du Deine Therapie nach 7 Monaten abgebrochen hast? Da wart ihr gerde mitten in der Erabeitungsphase und beim Beziehungsaufbau. Wahrscheinlich sehst Du Dich nach der emotionalen Nähe und er Geborgenheit, die er Dir vermittelt hat, zurück? Hast Du Dich schon einmal gefragt, was das Gefühl der Liebe bei Dir erzeugt hat?

Ja Männer sind so ein Thema für sich! Das Problem besteht wohl darin, dass Männer und Frauen unterschiedlich denken und fühlen. Smile

Ich komme mit meinem Therapeuten sehr gut klar. Er ist wirklich sehr lieb. Ich wollte vor ein paar Wochen auch meine Therapie abbrechen, weil ich mit der Abhängigkeit nur schwer klar kam. Mir war bewußt, dass die Folgen verheerend sein können, daher entschloss ich mich dazu weiterzukämpfen. Er weiß von meinen Gefühlen und meinte, dass ein gewisses Maß an Abhängigkeit dazu gehört, welches eben Liebe erzeugen kann. Liebe heiß auch, dass man akzeptiert wird, dass man sich geborgen fühlt..etc.

liebe Grüße
Lorimy
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Cosima
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Post Sat, 17.Dec.05, 19:06      Re: Therapieabbruch mit verheerenden Folgen Reply with quoteBack to top

Liebe Lorimy,

Du hast völlig recht, es ist natürlich die Angst vor Ablehnung. Ich kämpfe schon die ganze Zeit mit mir ihm nochmal zu schreiben, aber dann kommt mir der Kontakt so erzwungen vor und das will ich keinesfalls. Dann würde ich dauernd denken "oh Gott, der gibt Dir nur einen Termin weil Du so lästig gebettelt hast und in Wirklichkeit bist Du ihm total zuwider". Ein Kontakt auf dieser Basis ist wahrscheinlich schlimmer als gar keiner. Ich hoffe halt immer noch er möge doch nochmal schreiben oder mich anrufen. Seine Freiwilligkeit ist mir dabei ganz wichtig.

Ja, nach 7 Monaten waren wir gerade im Beziehungsaufbau, und ich hätte, wie ich später erfuhr, noch 1 Jahr in der Klinik bleiben sollen!
Allerdings sehne ich mich nach den Gefühlen zurück die er mir vermittelt hat. Er hat eine starke Ausstrahlung, wunderbare Augen und eine wahnsinnig sanfte Stimme, und verstand es, Geborgenheit zu geben. Einmal kam es zu einer spontanen Umarmung; unbeschreiblich, wie sich dieser Mensch anfühlt. Ich war nie in meinem Leben so glücklich, ja ich wüßte gar nicht was Glück ist wenn ich das nicht erlebt hätte.

Was das Gefühl der Liebe bei mir erzeugt? Gute Frage. Eben diese immense Angst und Scham wegen meiner Person. Ich erlebe mich als häßlich und ablehnenswert, weil ich das von meinen Eltern, Lehrern, Mitschülern in den ersten und wichtigsten Jahren des Lebens vermittelt bekommen habe. Das sitzt tief wenn man so aufgewachsen ist, nie gelernt und erlebt hat anders, positiv, über sich zu denken und zu fühlen.

Du machst das richtig mit Deinem Therapeuten: brich niemals die Therapie ab weil es schwierig wird, wenn sonst alles stimmt. Kämpfe, nur so kommst Du weiter. Das kann ich Dir aus meiner Erfahrung nur bestätigen.
Ich habe das Gefühl, du bist auf einem guten Weg.Wink

Liebe Grüße
Cosima
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Lorimy
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Post Sat, 17.Dec.05, 19:34      Re: Therapieabbruch mit verheerenden Folgen Reply with quoteBack to top

Liebe Cosima,

ich kenne das Gefühl abgelehnt zu werden, sehr gut! Auch ich wurde von Eltern, Schülern, Bruder, etc immer so behandelt, als ob ich nicht dazu gehöre , häßlich bin, etc. Ich habe später erkannt, dass es die Andersartigkeit ist, die andere als abstoßend empfinden. Wie langweilig wäre es, wenn alle gleich wären! ich habe gelernt mich darüber zu freuen, dass ich anders bin und habe es als Geschenk angenommen. Vielleicht solltest Du es auch als Geschenk betrachten, dass Du anders bist? Seine Scham zu überwinden, seine Person zu akzeptieren ist sicher sehr schwer, bei den Erfahrungen Sad
Da war die Beziehung zu Deinem Therapeuten sicher die erste positive Erfahrung..ein Mensch, der Dich so annimmt wie Du bist und Dir das Gefühl vermittelt, Du bist etwas besonderes. Für mich klang es so als ob ihr auf einem sehr guten Weg wart. Dieser Weg wurde abrupt unterbrochen. Das ist sehr grausam.

Ich denke, Deinem Therapeuten geht es vielleicht auch so? Vielleicht ist er auch verunsichert? Vielleicht weiß er noch nicht so genau wie er darauf reagieren soll? Ich denke, gerade weil Du die Therapie abbgebrochen hast und die Folgen doch schwerwiegend für Dich sind, sollte die Sache geklärt werden. Aber Du hast recht, betteln ist sicher blöd. Manchmal ist es dennoch notwendig. Vielleicht kommt ja bei einem eventuellen Treffen wieder der "alte Zauber" zurück? Manchmal muss man sich auch zu seinem Glück zwingen? Du solltest nicht aufgeben, wenn Dir diese Sache so wichtig ist. Du wirst Dich vielleicht sonst immer fragen, wie es gewesen wäre, wenn es zu einem Treffen gekommen wäre...

Ich kann mir gut vorstellen, dass es ein sehr emotionaler Moment war, als ihr euch umarmt habt. Ich wünsche mir das manchmal auch von meinem Therapeuten. Die Therapie ist im Moment nicht ganz einfach. Ich bearbeite gerade ein für mich sehr schwieriges Thema. Ich bin als Kind vergewaltigt .. das hat enorme Ängste bei mir erzeugt, mit denen ich jeden Tag kämpfen muss. Ich denke auch, dass sich die Beziehung zu meinem Therapeuten gut entwickelt, wobei es manche Sachen gibt, die mich stutzig machen...

liebe Grüße
Lorimy
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Cosima
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Post Sat, 17.Dec.05, 21:12      Re: Therapieabbruch mit verheerenden Folgen Reply with quoteBack to top

Liebe Lorimy,

wow, ich staune wie gut Du Dich in meine Problematik einfühlen kannst! Das, was Du schreibst ist bisher das Hilfreichste was ich zu diesem Thema gesagt bekommen habe. Du hast genau verstanden worum es geht und ich habe das Gefühl, es stimmt was Du über meinen Therapeuten denkst. Du machst mir echt Mut ihm doch nochmal zu schreiben. Aber es wird noch eine Weile dauern bis ich es wirklich tun kann.

In einigen Punkten scheinen wir uns ja recht ähnlich zu sein, z.B. hinsichtlich des Gefühls der Andersartigkeit. Das ist ja furchtbar daß Du schon als Kind vergewaltigt wurdest, mir ist es erst als Erwachsene passiert.
Lorimy wrote:
Ich denke auch, dass sich die Beziehung zu meinem Therapeuten gut entwickelt, wobei es manche Sachen gibt, die mich stutzig machen...

Das macht mich jetzt aber doch neugierig...


Lieben Gruß
Cosima
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Lorimy
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Post Sat, 17.Dec.05, 21:41      Re: Therapieabbruch mit verheerenden Folgen Reply with quoteBack to top

Liebe Cosmia,

ich mache jetzt seit einem dreiviertel Jahr Therapie. Ich habe lange gebraucht bis ich mich zu einer Therapie entschlossen habe. Ich habe manchmal das Gefühl, das mein Therapeut mich ablehnt. Wenn er mir z.B. vor Augen hält, dass es nur noch so viele Stunden bis zu den nächsten Ferien sind. Aber ich denke, ich projiziere meine eigene Ablehnung auf ihn. Ich spreche sehr offen mit ihm über meine Gefühle. Das tut mir sehr gut. Er regiert auf meine Äußerungen wirklich sehr cool. Er schafft es immer mich wieder auf den Boden der Tatsachen zu befördern.
Als ich endlich einmal kurz davor war und fast weinen konnte, fragte er "was das mit mir macht". Das hat mich sehr ausgebremst und zunächst etwas verwirrt. Die meisten Probleme haben wohl mit der Gewöhnung an den Therpieprozess zu tun. Ich neige manchmal dazu ihn mit Sachlichkeit zu erschlagen, wenn ich ihn nicht so nah an mich ran kommen lassen möchte. Ich habe im Moment ein Nähe-Distanz-Problem zu lösen. Ich wünsche mir manchmal mehr Nähe. Aber der jenige der die Nähe nicht zulässt, das bin ich. Sad
liebe Grüße
Lorimy
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Post Sun, 18.Dec.05, 18:23      Re: Therapieabbruch mit verheerenden Folgen Reply with quoteBack to top

Liebe Lorimy,

nachdem ich jetzt eine Nacht über unseren Meinungsaustausch geschlafen habe geht es mir schon besser. Du hast mir wieder etwas Zuversicht gegeben und ich danke Dir sehr dafür. Es ist so wichtig die Dinge auch aus einer anderen Perspektive beleuchtet zu bekommen, man selbst kann sich ja leider nicht von außen, mit den Augen anderer, sehen. Deine Beiträge sind wie ein Augenöffner für mich.
Ich bin echt so verrückt, wenn ich z.B. ins Internet gehe (fast täglich, weil ich dort mein Geld verdiene) öffne ich immer zuerst die Seite mit der Webcam des Ortes, in dem der Therapeut(bussi)wohnt und zusätzlich noch das Luftbild, auf dem sein Haus zu sehen ist. Kann mich nicht sattsehen an diesen Bildern! Und das geht schon seit Februar so!crazy

Nun zu Dir: also, das Verhalten Deines Therapeuten kommt mir ganz normal vor und signalisiert sicher keine Ablehnung. Die noch vorhandene Stundenanzahl wird öfter mal thematisiert, man muß auch überlegen bei der Kasse ggf. einen Verlängerungsantrag zu stellen.
Leider habe ich ja schon so viele Th. kennengelernt, die haben alle solche und ähnliche Sachen gesagt wie Deiner, das gehört wohl zum Standardrepertoir. Aus Deinen Befürchtungen und dem Näheproblem spricht die Angst vor Ablehnung - und woher die kommt wissen wir beide ziemlich genau, nicht wahr?
Kopf hoch, das wird schon. Was würde ich schon allein dafür geben nochmal so jung wie Du zu sein!

Lieben Gruß
Cosima
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Gaumenfreuden
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Post Sun, 18.Dec.05, 22:39      Re: Therapieabbruch mit verheerenden Folgen Reply with quoteBack to top

Hallo Cosima

Beim ersten Lesen konnte ich es gar nicht glauben. Nach 20 Jahren... das ist eine lange Zeit, in der so etwas eigentlich ausgeheilt sein sollte. Deshalb denke ich, dass das Ganze vielleicht eine andere Ursache haben könnte. Vielleicht trauerst du allgemein der Vergangenheit nach???
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Cosima
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Post Mon, 19.Dec.05, 13:18      Re: Therapieabbruch mit verheerenden Folgen Reply with quoteBack to top

Hallo Gaumenfreuden,

Deine Frage ist gut, aber es ist nicht leicht sie verständlich zu beantworten.
Also, ich trauere nur dem Teil der Vergangenheit nach in dem ich diesen Therapeuten kennenlernen durfte. Erst jetzt, in der Retrospektive, erkenne ich das volle Ausmaß meiner damaligen Fehlentscheidung des Therapieabbruchs. Dieser Therapeut wollte mir tatsächlich helfen, mit mehr persönlichem Einsatz als jeder andere dem ich in späteren Jahren begegnet bin. Außerdem wirkt ja eine Therapie viel besser wenn man emotional stark beteiligt ist, auch das war später nie mehr der Fall.

Doch die Angst, den Weg mit diesem Therapeuten zu gehen war so groß daß ich den vermeintlich leichteren Weg wählte, also die Flucht. Ich war noch jung und dacht, ich werde es irgendwie anders schaffen, doch dem war nicht so, so sehr ich mich auch bemühte.
Es gelang mir nicht das Leben erträglich zu gestalten und nun habe ich seit geraumer Zeit resigniert. Ich vegetiere auf Sparflamme und bin nur noch physisch existent weil ich zu feige zum Selbstmord bin (hoffentlich ist das jetzt nicht zu krass ausgedrückt). Derart am Ende meines Lebens angekommen wünsche ich mir verzweifelt an die Stelle zurückkehren zu können wo ich die Weichen falsch gestellt habe. Natürlich läßt sich die Zeit nicht zurückdrehen, aber die Elemente aus jener Zeit sind ja noch vorhanden.
Vielleicht ist es ein Fingerzeig des Schicksals daß sich die Gefühle für den damaligen Therapeuten so stark wiederbelebt haben, denn ich spüre seit langem erstmals wieder es könnte in all die Dunkelheit ein Licht kommen. Noch weiß ich nicht wie, ich ahne nur, ich muß zurück an jenen Knackpunkt und den Weg jetzt so gehen wie ich ihn damals schon hätte gehen sollen.

Es ist übrigens typisch für mich: ich bin überall zu spät, muß immer alles nachholen. Ich bin, wie man in Bayern sagt, "der Schnellspanner von der Firma Langsam".

Lieben Gruß
Cosima
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Zwergerl
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Post Mon, 19.Dec.05, 17:16      Re: Therapieabbruch mit verheerenden Folgen Reply with quoteBack to top

Hallo Cosima!

Puh 20 Jahre, das ist ja wirklich eine lange Zeit. Ich kann das nicht wirklich nachvollziehen,,, aber in einem Punkt verstehe ich dich sehr gut.

Ich bin jetzt seit einem halben Jahr in Therapie und habe mich in meine Therapeutin verliebt,,,, eigentlich hab ich mich genau um dieser Gefahr aus dem Weg zu gehen eine Frau gewählt, tja und es ist trotzdem passiert was nicht passieren sollte.

Monatelang habe ich das mit mir herumgeschleppt, es vor ihr verheimlicht, bis sie schließlich bemerkte, dass meine Gefühle über normale Sympathie hinaus gehen. Meine Gefühle gestand ich ihr letzendlich doch "nur" per Mail, schaffte es nicht es ihr ins Gesicht zu sagen, die Aussprache ist jetzt grade mal ein paar Tage her. Und es war mir furchtbar peinlich,,, hmmm da dachte ich auch schon mal an Aufhören, da diese Gefühle einen völlig überrollen, das Ganze sehr schmerzhaft ist. Doch meine Therapeutin will wohl verhindern was dir passiert ist, sie hält mich zurück, bittet mich zu bleiben, das auszuhalten, mit ihr gemeinsam durchzustehen. Und wenn ich mir deine Geschichte so durchlese ist es wohl wirklich am besten so,,, auch wenn es mir im Moment alles andere als leicht fällt ihr gegenüber zu treten. So schön diese Gefühle auch sein mögen, es sind und bleiben Phantasien, unerfüllte Träume, nie umsetzbare Sehnsüchte,,, und das tut verdammt weh. Aber es gehört wohl dazu Sad !

Aber es ist ja auch bei dir noch nicht zu spät,,,was hindert dich daran, mit deinem damaligen Therapeuten wieder in kontakt zu treten um diese Sache zu verarbeiten?

Alles Liebe

Zwergerl
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Cosima
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Post Tue, 20.Dec.05, 12:34      Re: Therapieabbruch mit verheerenden Folgen Reply with quoteBack to top

Hallo Zwergerl,

erstmal danke für Deinen einfühlsamen Beitrag und Deine Offenheit in eigener Sache: sich als Frau in eine Frau verlieben ohne lesbisch zu sein - zugegeben, es erforderte etwas Zeit bis ich mich da reinversetzen konnte. Aber ich glaube, es nachvollziehen zu können. Wahrscheinlich ist das Gefühl Deiner Verliebtheit in Deine Therapeutin anders als gegenüber einem Mann. Natürlich ist es für die Therapie auch eine Chance, weil man bei starker emotionaler Beteiligung eher zu Veränderungen bereit ist. Du solltest also unbedingt trotz aller Schwierigkeiten weitermachen und nicht denselben Fehler wie ich begehen.
Quote:
Doch meine Therapeutin will wohl verhindern was dir passiert ist, sie hält mich zurück, bittet mich zu bleiben, das auszuhalten, mit ihr gemeinsam durchzustehen.

Genauso hat mein Therapeut auch argumentiert. Jedesmal wenn ich von Therapeutenwechsel innerhalb der Klinik sprach oder von Abbruch hat er mich zum Bleiben überredet. Leider kapitulierte ich eines Tages vor der unüberwindlich scheinenden Angst und Scham und brach die Therapie fatalerweise doch ab.

Was mich jetzt daran hindert mit ihm nochmal in Kontakt zu treten?
Im Juli d.J. schrieb ich ihm einen Brief, Aufhänger war die Klärung einer anderen Geschichte (die Erläuterung dessen würde jetzt zu weit führen und ist auch nicht so relevant), aber in Wirklichkeit wollte ich den Kontakt wiederherstellen. Das habe ich so explizit nicht zu schreiben gewagt. Es kostete mich eh schon allen Mut ihm mitzuteilen, daß er mir heute noch genauso viel bedeutet wie damals und ich nie zu einem anderen Menschen eine solche Zuneigung über einen so langen Zeitraum verspürt habe. Ich hoffte, er würde meinen Wunsch nach Kontakt daraus erkennen und entsprechend antworten. Doch leider, er beantwortete nur knapp und sachlich meine Frage und wünschte mir alles Gute. Er hat nicht mal gefragt wie es mir jetzt geht; daraus schloß ich, er will nichts mehr von mir wissen. Mir blieb dann nur übrig mich höflich für seine Antwort zu bedanken.
Wenn ich ihm jetzt nochmal schreiben würde empfände ich das als zu aufdringlich, schon gar die direkte Äußerung eines Kontaktwunsches. Ich habe zu große Angst vor einer negativen Reaktion, und selbst wenn er mir einen Termin gäbe - ich würde mich unter diesem erzwungenen Zustandekommen elend und erbärmlich fühlen.

Was würdest Du in einer solchen Situation machen bzw. Dich fühlen?

Lieben Gruß
Cosima
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loslassen
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Post Tue, 20.Dec.05, 16:09      Re: Therapieabbruch mit verheerenden Folgen Reply with quoteBack to top

liebe Cosima,
ich weiß nicht wie ich anfangen soll, versuch´s noch mal. Das es bei dir jetzt schon so lange her ist und du immer noch so viel damit beschäftigt bist, zeigt, dass es verarbeitet werden "muss". Ich kann mich gut in deine Situation reinversetzen, bei mir war es nicht so krass, aber ich habe meine Therapei auch abgebrochen, wegen den Gefühlen, die nicht mit mir besprochen wurden und ich es nicht mehr ausgehalten hatte. Die Zeit danach war sehr befreiend, aber nachher hatte ich doch noch sehr viele Gedanken an den Therapeuten, jetzt mache ich wieder eine Therapie, das eine oder andere bring ich zur Sprache und es tut mir gut. Trotzdem möchte ich noch einmal mit meinem ersten Therapeuten sprechen, weil ich denke, es wäre nicht nur für mich sinnvoll. Nur das es zu dem weniger schönen Abschluss kam, hing viel mit meiner "Erkrankung" oder "Persönlichkeitsstörung" zusammen, davon wusste ich aber damals noch nichts. Ich hatte auf meine schriftlichen Kontaktaufnahmen auch keine Reaktion von ihm erfahren, aber ich denke nächstes Jahr, dann sind es zwei oder drei Jahre her, werde ich es in Angriff nehmen. Ich erhoffe mir dann, dass ich es abschließen oder loslassen kann (endgültig).

Ich bin nicht Zwergerl, aber ich würde es an deiner Stelle noch mal versuchen. Am Telefon ist es vielleicht einfacher, ich würde auch sagen, dass es dir sehr wichtig ist und du ein klärendes Gespräch brauchst. Dass du in einem Prozeß von ihm gegangen bist, der nicht gesund für dich war und du es damals noch nicht wusstest. Ich würde mir die Dinge aufschreiben, die mir wichtig sind, dann würde ich ihn bitten, es sich noch mal zu überlegen und mir auf jeden Fall bescheid sagen (positiv ´wie negativ, denn die Hoffnung stirbt zu letzt und das ist nicht immer gut). Ich kann mir schon vorstellen, dass es unangenehm oder peinlich ist, von seinen Gefühlen zu sprechen, besonders wenn sie "nur" von einer Seite so intensiv kommen, aber sonst hast du vielleicht noch die nächsten 20 Jahre dieses Gefühl, um eine Liebe betrogen zu sein. Ich hatte mal in der Zeit nach meiner ersten Therapie viel gelesen, da stand auch mal, dass Frauen, wenn sie jung sind und eine Therapie beginnen, sich unsterblich in den Therapeuten verlieben, dort feststecken und oft nicht mehr "erreichbare" Partnerschaften eingehen können. Das hatte mich damals sehr betroffen gemacht, weil ich war ein Glück schon über 40 als ich meine erste Therapie angefangen hatte, aber es hätte mir vor 20 Jahren auch passieren können. Wenn mein Therapeut mir damals meine Gefühle erklärt hätte, ich schon früher dieses Forum gefunden hätte, wäre es für mich einfacher gewesen, da zu bleiben und den Weg zu Ende zu gehen. Ich bin nicht unglücklich, wie es gelaufen ist, jetzt habe ich jemanden gefunden (ich bin nicht einfach), der sehr stabil ist und bei dem ich mich "gehalten" fühle. Jeder braucht etwas anderes, nur ich habe gemerkt, dass ich "geführt" habe und ich dadurch nicht weiter kam. Der jetzige Therapeut sagt mir, er lässt sich nicht darauf ein, weil... .... Und dass hift mir, ich sehe was sonst bei mir falsch lief und mit dem Wissen werde ich nächstes Jahr meinen ersten Therapeuten "besuchen", ich hoffe er freut sich. So, ich habe (leider) zu viel von mir geschrieben, ich hoffe, es hilft dir weiter. Ich wünsche dir Mut und das der Therapeut sieht, dass es um dich geht und dass es für dich sehr wichtig ist.
Viele Grüße
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Zwergerl
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Post Tue, 20.Dec.05, 16:40      Re: Therapieabbruch mit verheerenden Folgen Reply with quoteBack to top

Hallo Cosima!


Eins noch in eigener Sache:

Quote:
Wahrscheinlich ist das Gefühl Deiner Verliebtheit in Deine Therapeutin anders als gegenüber einem Mann.


Nein nicht wirklich, das Gefühl ist das Selbe und deswegen auch umso verwirrender. Und diese Gefühle auszusprechen kostet noch viel mehr Mut als das einem Mann gegenüber zu tun, wenn diese Verwirrung sich plötzlich in eine Frau verliebt zu haben noch hinzu kommt und man damit überhaupt nicht klar kommt. Ich schreibe im Moment mehr Mails als was ich mit ihr persönlich bespreche, es geht einfach nicht anders, da ich überhaupt nicht damit klar komme. Aber auch das Mail schreiben ist nicht der ideale Weg, dann dieses Ausharren bis zur nächsten Sitzung, dieses ständige "oh Gott was denkt sie darüber, wie geht sie damit um?" führt bei mir zu panikartigen Zuständen,,,, auf der einen Seite getraue ich mich kaum mehr ihr gegenüber zu treten aber andererseits belastet es mich so sehr, dass ich es unbedingt bearbeiten muss. Schon eigenartig dass ich mich im Moment wegen ihr therapieren lasse *gggg*!

Nun zu dir: Ich kann mich Loslassen nur anschließen, versuche es. Dass du über seine Reaktion enttäuscht bist, hängt wohl auch sehr stark mit deinen Gefühlen zusammen. Auch meine Therapeutin geht mit diesem heiklen Thema doch sehr sachlich um, was mich auch oft traurig stimmt, obwohl ich ja von Verstand her weiß, dass sie korrekt handelt.

Quote:
Ich hoffte, er würde meinen Wunsch nach Kontakt daraus erkennen und entsprechend antworten. Doch leider, er beantwortete nur knapp und sachlich meine Frage und wünschte mir alles Gute.


Ja das kenne ich auch nur zu gut,,,, ich rede auch oft so um den heißen Brei rum und erhoffe mir meine Therapeutin wird schon erspüren was ich eigentlich sagen will. Tja aber Therapeuten sind auch nur Menschen und können nicht immer hinter den Zeilen lesen, leider. Sie wirft mir auch oft genug vor, dass sie nun mal nicht hellsehen kann (nicht so in der Art, aber sinngemäß).

Und was da wohl wie bei allen verliebten Klienten und Ex Klienten mit rein spielt ist die Hoffnung, man sei für den Therapeuten etwas besonderes, sein Lieblingsklient, und er würde mich nie vergessen, auch Jahre nach der Therapie nicht. Aber dem ist wohl in den seltesten Fällen so,,, ja wir als Klienten denken noch jahrelang an den Thera zurück aber beim Therapeuten läuft das wohl eher nach dem Motto "aus den Augen aus dem Sinn".... Auch verständlich es kommen ständig neue Klienten nach, da könnte ein Tag dann 100h haben und der Therapeut hätte nicht die Möglichkeit sich an jeden Klienten zurück zu entsinnen und sich zu denken wie es dem jetzt wohl ergehen mag.

Sorry nicht böse sein, aber ich finde die Reaktion deines Therapeuten super,,,, dass er sich nach so langer Zeit, die du jetzt nicht mehr bei ihm in Therapie bist, sich die Mühe macht, dir auf dein Schreiben zu antworten. Ich finde er hat sich sehr korrekt verhalten,,,, und dass es dir zu sachlich war, er ist dein Therapeut, er macht seinen Job, beantwortete dein Anliegen mit seinem Fachwissen... er ist nunmal leider nicht dein Freund, Seelenverwandter oder was auch immer.

Ich denke mal er würde es sicher nicht als aufdringlich empfinden, wenn du jetzt wieder den Kontakt zu ihm suchst. Du solltest das unbedingt bearbeiten und das wohl am besten mit jenem der dich in diesen Schlamassel gebracht hat. Ich glaube es würde nicht viel bringen, das mit einem anderen Therapeuten zu klären,,,, also ich könnte mir das jedenfalls in meinem Fall nicht vorstellen.

Liebe Grüße

Zwergerl[/quote]
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