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Simon1982
sporadischer Gast
7
Stuttgart M, 23
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Thu, 08.Dec.05, 14:31 wie mit Vergangenheit (Schizophrenie) umgehen? |
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Hallo,
ich litt vor 4 Jahren über einen Zeitraum von etwa 3 Jahren an einer mittelschweren Schizophrenie, wurde dann behandelt und wurde durch die Einnahme von Medikamenten (so gut wie) gesund.
Ich bin jetzt 23, studiere schon eine Weile, einigermaßen erfolgreich war aber erst das letzte Jahr, davor hat weder das Studium, noch sonst etwas in meinem Leben wirklich funktioniert.
Angefangen hat der Schlamassel sehr wahrscheinlich schon recht früh, mit 16 etwa, in dieser Zeit habe ich angefangen zu kiffen, erst nur ab und zu, zum Abitur hin dann aber jeden Tag. Zu dieser Zeit war ich daran gewöhnt, absurde Vorstellungen zu haben, dies hat ja auch einen Reiz des Haschischkonsums ausgemacht. Etwa ein bis 1/2 Jahre vor dem Abitur habe ich dann aber radikal damit aufgehört, und die Probleme fingen richtig an. Ich wurde relativ aggressiv, lebte nur noch in meiner eigenen Welt und nahm fast alles persönlich, was um mich herum geschah. Ich stritt mich mit praktisch jedem, der mich kannte, bekam Ärger mit der Justiz, nahm aber leider jegliche Hilfe nicht an, sah nicht ein, dass ich diese dringend benötigte, wollte alles selbst regeln und in den Griff bekommen.
Nach dem Abitur begab ich mich in eine fremde Stadt, jagte meine Freundin davon und began zu studieren, allerdings relativ erfolglos, fing wieder an zu kiffen und lebte so ein Jahr vor mich in.
In dieser Zeit nahm ich auch fast alles unheimlich persönlich, das heißt, ich bezog alle möglichen Äußerungen auf mich, fühlte mich verfolgt und beobachtet, war nervlich bis an die Grenze angespannt. Ich dachte, andere könnten meine Gedanken lesen, wollten mich testen. Ich verschwendete meine gesamte Energie, um mich in meine absurden Wahnvorstellungen hineinzusteigern. Ich fühlte mich bedroht, alleingelassen und hatte das Gefühl, die ganze Welt sei mein Feind.
Auf Rat meiner Eltern zog ich nochmals um, isolierte mich vollständig und werkelte eine Zeit lang alleine in meinen vier Wänden vor mich hin,
dachte aber immer noch nicht daran, psychisch erkrankt zu sein.
Da ich auch körperliche Schmerzen hatte, mein Hausarzt aber nichts finden konnte, kam er irgendwann auf die Idee, mich an einen Nervenarzt zu überweisen. Dieser verschrieb mir schließlich Medikamente, die mich sehr entlasteten. Ich bemerkte, wie viel Energie es mich gekostet hatte, mit diesen absurden Vorstellungen und Empfindungen zu leben und fertig zu werden. Vielleicht kennt das jemand, um nicht durchzudrehen, entwickelt man einige Tricks, die mal mehr, mal weniger gut funktionieren. Jedenfalls nahm ich mein Studium wieder auf, und es lief auch zunehmend besser, trotzdem hatte ich das Gefühl, sehr vieles wieder komplett neu lernen zu müssen in meinem Leben.
Dies führt mich auch zu meinem eigentlich Problem und meiner Frage, denn es ist so, dass ich, außer mit meinem Arzt über ein paar Dinge, eigentlich mit niemandem über meine Erkrankung und den daraus resultierenden Schwierigkeiten, die ich mir aufgehalst habe, gesprochen habe. Ich würde das Ganze aber gerne besser einordnen können, es ist z.B. so, dass ich oft das Gefühl habe, dass mir die Sache doch ziemlich nachgeht und ich oft darüber nachdenken muss, auch hat sich meine Einstellung zum Leben verändert, ich kann nicht mehr so ausgelassen fröhlich sein wie früher, bin viel ernster geworden.
Ich habe das Gefühl, so viel überwunden und geschafft zu haben, obwohl ich nach Außen hin so wenig vorzuweisen habe. Ich weiß, dafür gibt's keine Medaille.
Mich würde interessieren, wie andere mit ihrer Vergangenheit umgehen, wie sie selbst die sich wechselnden Sichtweisen der anderen auf sich erleben und bewerten.
Schöne Grüße
Robert
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Gaumenfreuden
Forums-InsiderIn
391
Schweiz W, 33
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Sun, 18.Dec.05, 22:00 Re: wie mit Vergangenheit (Schizophrenie) umgehen? |
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Hallo
Ich hatte vor einigen Monaten eine Psychose mit Halluzinationen, Stimmenhören etc. Jetzt nehme ich Medikamente und werde psychologisch betreut. Sowas ist mir noch nie passiert. Ausgelöst wurde der grösste "Schub" von einem Joint, den ich zur falschen Zeit am falschen Ort zu mir nahm. Ich hatte einen Trip, der zwei Tage dauerte (Der Joint war aber nicht besonders stark). Man muss höllisch aufpassen mit dem Zeug.
Ein anderer Grund für meine Psychose war, dass ich stark überlastet war mit Beruf etc. Ausserdem noch Stress mit meiner Vorgesetzten. Ich denke, wenn man Dinge tut, gegen die man sich innerlich wehrt, ist Vorsicht geboten. Das macht die Psyche nicht mit. Ich werde jedenfalls versuchen, zweimal nachzudenken, bevor ich irgendjemandem etwas zusage. Und die Dinge anpacken, wie ich es selbst für richtig halte (und nicht zu sehr auf andere hören). Es ist nicht einfach, wieder ein Gleichgewicht zu finden nach so einer Sache (man stellt ja alles, was man in seinem Leben gemacht hat, in Frage...). Deshalb bin ich froh, dass ich eine Psychiaterin habe, mit der ich über solche Sachen sprechen kann. Ausserdem sind mir meine Träume auch eine Hilfe.
Grüsse
GF
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