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NoIdea
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Post Mon, 28.Nov.05, 1:53      Bockigkeit Reply with quoteBack to top

Hallo!
Bin neu hier, na ja nicht wirklich neu, stille Mitleserin(schäm), aber jetzt habe ich mir gedacht, komm gib dir nen Ruck und versuche auch mal dih auszutauschen. Einig von Euch sind mir schon irgenwie vertraut durch das mitlesen, tue es nämlich schon lange.
So nun zum eigentlichen Thema.
Ich neige zu einer gewissen Bockigkeit, die im normalen Leben auftritt, aber auch in der Therapie und ich frage mich was das soll und ob es anderen vielleicht auch so geht und ob jemand ein parr Tipps hat. Diese Bockigkeit behindert mich manchal nämlich ganz schön. In der Therapie ist es zum Beispiel so, ich habe ein Problem im Alltag, möchte natürlich Hilfe, finde aber alle Vorschläge irgendwie blöd und mache dann irgendwann dicht oder ich tue so als ob ich einen Vorschlag als hilfreich annehme, obwohl dem gar nicht so ist, weil ich denke ich kann ja nicht immer nur nee sagen. Am Ende der Stunde bin ich dann aber trotzdem total fertig und bockig, will nur noch weg weil ich merke dass ich gleich in Tränen ausbreche. Ich kann dann meine Therapeutin auch gar nicht mehr ertragen, mir ist es dann eigentlich schon zu viel ihr zum Abschied die Hand zu geben. Nachher bin ich dann auch total enttäuscht von mir, weil ich denke, dass diese Stunde irgendwie sinnlos war. Das passiert mir meistens bei Problemen, Konflikten die aktuell im meinem Leben eine Rolle spielen. Bei Kindheitsgeschichten etc. kann das auch vorkommen, aber nicht so häufig und nicht fast ständig. Das nervt mich selbst total, weil das Problem, dass ich dann habe, mich ja wirklich beschäftigt und ich eigentllich nicht weiß, was ich machen soll. Da es aber sinnlos ist darüber zu reden, denke ich dann auch, ich sollte wirklich mich in der Therapie nicht mit aktuellen Problemen beschäftigen , weil das nicht wirklich etwas bringt, sondern ich nur frustriert bin. Das halte ich dann eine Zeit lang durch bis irgendetwas aktuelles mich doch arg belastet und ich es anspreche, was meistens dann allerdings zur einer weiteren Verschlechterung meiner Situation führt. Das zieht sich dann so hin, bis ich dann doch meine Situation irgendwie wieder geklärt habe. Bis dann wieder irgendetwas aktuelles ansteht, wobei ich sie nicht als hilfreich erlebe, ich dicht mache etc. Ein endloser Kreislauf der mich echt langsam nervt!!!!!!! Kennt jemand solche Probleme? hat jemand ne Idee, warum das so ist? Bin für alles dankbar.

Liebe Grüsse
NoIdea
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Ranger
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Post Mon, 28.Nov.05, 12:51      Re: Bockigkeit Reply with quoteBack to top

Hi,
ja das kenne ich.

Das besteht meiner Meinung nach aus einer Sache, die wiederum geteilt ist.

1a. Du beziehst die "Kritik" (positive) auf dich als Person, auf dich als Mensch. Du gibst dir wahrscheinlich das Gefühl "Ich als Mensch bin einfach nicht gut."

1b. Das kommt wahrscheinlich durch mangelnde "Liebe" bzw. Bestätigung. Entweder durch eine kalte Erziehung bzw. durch eine nicht-emotionale Mutter oder durch einen "Schock" wo dir urplötzlich Liebe bzw. Sicherheit entzogen worden ist. (Bei mir war es ein Schulwechsel vom Gym auf die Hauptschule).

Lösung: Das ist wohl Perfektionismus, die Lösung dazu ist nicht ganz einfach. Wenn du dein ganzes Leben schon so Probleme hast bzw. die Gedanken, dauert es etwas bis die neutralisiert sind. Es geht einfach darum das du das Gefühl bekommst, weil andere dir vermitteln "Hey, du bist so ok wie du bist. Du als Mensch bist voll in Ordnung".

Als erstes musst du ein Bewusstsein dafür schaffen, mit welchen Gedanken du dich selbst runtermachst. Erkennen, einsehen, ändern. Das dauert natürlich bis du alle Gedanken durch hast.
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Stöpsel2
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Post Mon, 28.Nov.05, 15:32      Re: Bockigkeit Reply with quoteBack to top

Hallo NoIdea,

ich kenne verschiedenes von dem, was Du schreibst. Leider hat sich daraus in meiner alten Therapie eine ziemlich ungünstige Dynamik ergeben (und ich hab es irgendwann selbst nicht mehr durchblickt).
Z.B. hab ich auch meinem Therapeuten bei Dingen recht gegeben, bei denen ich wußte, daß es nicht stimmt. Aber aus seiner Sicht hat es Sinn gemacht, und ich hatte oft das Gefühl, meine Situation ist zu kompliziert, als daß er sie versteht. Und ich hatte den Eindruck, er bemüht sich auch nicht genug, mich zu verstehen. Ich wollte ihn aber auch nicht vor den Kopf stoßen, deswegen hab ich es so gemacht (lief ja alles nicht so bewußt ab). Das war aber v.a. gegen Ende, als ich dachte, es sind zuviele Mißverständnisse, um die alle klären zu können.

Quote:
finde aber alle Vorschläge irgendwie blöd und mache dann irgendwann dicht oder ich tue so als ob ich einen Vorschlag als hilfreich annehme, obwohl dem gar nicht so ist, weil ich denke ich kann ja nicht immer nur nee sagen.


Warum denkst Du, daß Du nicht immer nein sagen kannst? Liegt es daran, daß Du bisher in Deinem Leben zuweilen zu oft "nein" gesagt hast (wg. deinem Trotz), dabei im Nachhinein auch bemerkt hast, daß das teilweise unberechtigt ist, entsprechende Rückmeldung von anderen bekommen hast und, weil Du ja eigentlich ein guter Mensch sein willst, versuchst, das zu ändern und Dich deshalb nicht mehr traust, so oft "nein" zu sagen und Dich deshalb teilweise selbst verleugnest?
Aber egal was die Ursache ist, Du solltest in der Therapie schon sagen, daß Du manchmal "ja" sagst, obwohl Du "nein" meinst. Ihr könnt dann ja gucken, warum das so ist. Aber es ist schon sehr wichtig, denn sonst bekommt Deine Therapeutin ein falsches Bild von Dir und die Sachen, die sie sagt, werden immer unpassender. Es muß sich ja nicht so weit hochschaukeln wie bei mir...

Viele Grüße
Stöpsel
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nele
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Post Mon, 28.Nov.05, 20:37      Re: Bockigkeit Reply with quoteBack to top

Hallo NoIdea,

schön, dass du hier schreibst.

Quote:
möchte natürlich Hilfe, finde aber alle Vorschläge irgendwie blöd und mache dann irgendwann dicht


Klar kenne ich das. Ich denke das geht, besonders am Anfang einer Therapie (wobei der Anfang sich durchaus ganz schön lange hinziehen kann..) vielen so.

Zum einen: Was innerhalb der Therapie an Problemen auftaucht, ist ja oft sehr ähnlich,
den Erfahrungen, mit denen man sich im "normalen Alltag" und in der Vergangenheit auch oft rumschlägt/rumgeschlagen hat.
Wie von "Zauberhand".. Wink

Dann kann ziemlich leicht "Frust aufkommen" und so was, wie: "Ach der/die versteht mich ja doch nicht und kann eh nicht helfen etc. und Co.."

Quote:
Am Ende der Stunde bin ich dann aber trotzdem total fertig und bockig, will nur noch weg weil ich merke dass ich gleich in Tränen ausbreche.


Da ist ja vielleicht auch eine Enttäuschung? ( Bei mir wäre es zum Beispiel gewesen: Und wieder hat mich keiner verstanden, oder so..)

Und dann, je nach früherer Erfahrung und Temperament, zieht man sich eben zurück:

Quote:
Ich kann dann meine Therapeutin auch gar nicht mehr ertragen, mir ist es dann eigentlich schon zu viel ihr zum Abschied die Hand zu geben.


Zum anderen: Wenn aber so vieles in der Therapie auch "ganz ähnlich" ist, wie "sonst", kannst du wahrscheinlich, wenn du mal ganz genau drauf achtest, vielleicht auch merken, dass es aber auch Sachen gibt, die ganz anders sind, als du es bisher gewohnt warst.

Du kannst z.B mit deiner Therapeutin über diese Dinge reden. Das bringt zwar scheinbar erst Mal nichts, aber das Thema ist damit nicht "gegessen". Und sie wird dich damit vermutlich "nicht in Ruhe" lassen. Cool
Das ist also zumindest schon mal anders.

Es wäre wichtig, dass du ihr zum Beispiel, wenn du im Gespräch merkst, dass du bald anfängst "dicht" zu machen, ihr das sagst.

Bei mir war das damals auch so und ich habe dann versucht, zu erklären, was da bei mir passiert. Dann habe ich mir angewöhnt zu sagen, dass ich merke, wenn ich jetzt nicht mehr zuhören kann, nichts mehr annehmen kann oder anderswie einfach dicht mache und wir haben dann z.B nur kurz noch an dem Thema weitergemacht, ich habe mich bemüht und es ging so immer ein kleines Stückchen weiter.

Mit der Zeit habe ich dann gemerkt, dass die Vorschläge meines Therapeuten schon ziemlich oft hilfreich sind und ich konnte sie auch besser annehmen.

Quote:
Nachher bin ich dann auch total enttäuscht von mir, weil ich denke, dass diese Stunde irgendwie sinnlos war.


Verständlich. friend
Ich glaube aber, dass diese Stunden trotzdem gar nicht unbedingt "sinnlos" sind.
Denn vielleicht wird gerade da das/ein Problem sichtbar.

gruebel Was wäre zum Beispiel (rhetorische Frage..), wenn deine Therapeutin merken würde, dass du eventuell enttäuscht bist oder dass du ihre Vorschläge gerade "irgendwie blöd" findest?
Dürfte sie das sehen oder darf sie das wissen?

Ich persönlich kann mir jetzt nicht vorstellen, dass ihr das mit einer Klientin z.B zum ersten Mal passiert. Wink

Vielleicht magst du es ja einfach mal ausprobieren, was passiert?
(Was wäre zum Beispiel, wenn du am Ende der Stunde eben nicht "flüchtest", wenn du merkst, dass du kurz davor bist, in Tränen auszubrechen?)

liebe Grüße

Nele
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Post Mon, 28.Nov.05, 23:25      Re: Bockigkeit Reply with quoteBack to top

Hallo!
@all
Vielen Dank, das ihr mir geantwortet habt. Eure Antworten haben mir ganz schön Stoff zum Nachdenken gegeben.

@ranger
Ich fühle mich nicht durch ihre Vorschläge angegriffen als Person oder so, es ist allerdings schon so , dass ich denke für wie blöd hält sie mich eigentlich, auf entsprechende Ideen bin ich auch schon gekommen, nur kann ich diese nicht umsetzten oder ich bin der Auffasung, dass damit das Problem nicht gelöst wäre.
Liebe und Bestätigung haben mir in meiner Kindheit auf jeden Fall gefehlt und nach solchen Stunden , halte ich mich defentiv für unfähig, da muss ich immere aufpassen, mich nicht niederzumachen

@Stöpsel
Missverständisse waren lange Zeit ein sehr großes Problem in meiner Therapie, weswegen ich beinahe aufgehört hätte. Damals haben wir allerdings einige Diskussionen gehabt und danach ging es wirklich besser.
Damals war ich auch sehr genervt immer alles wieder klar zu stellen, wenn sie wieder mal etwas falsch verstanden hatte. Es gab auch deswegen richtigen Krach zwischen uns. Denke ungern daran zrück, ist ne lange Geschichte. Habe manchmal vieles auch einfach runtergeschluckt, weil ich nicht ständig über Dinge zwischen ihr und mir diskutieren wollte, sondern dachte es ist besser mich mit denen Sachen weswegen ich bei ihr bin auseinanderzusetzen. Sie ist auch gerne über diese Probleme hinwegegangen, wollte lieber an meinen traumata arbeiten. Ich glaube sie hatte auch so ein bißchen das Gefühl, dass ich lieber mich über Dinge in der Therapie streite um meinem alten Scheiß aus dem Weg zu gehen. Wenn es um die alten Geschichten geht , können wir super miteinander arbeiten. Nur wenn mir aktuelle Dinge daazwischen Funken, erlebe ich sie, wie auch sie sagt als wenig hilfreich. Sie hatte zwischentlich, wenn es sehr angespannt war, auch den Vorschlag gemacht , ich solle vieleicht besser wieder kommen, wenn ich wieder Ruhe im meinen Leben habe. Über diesen Vorschlag war ich jedesmal tierisch sauer und gekränkt. für mich war es ein bißchen so, kommen sie wieder wenn sie funktionieren. Meint sie natürlich nicht so, aber aufgrund meiner Geschichte, kann ich schwer etwas dagegen machen so zu empfinden.

"Warum denkst Du, daß Du nicht immer nein sagen kannst? Liegt es daran, daß Du bisher in Deinem Leben zuweilen zu oft "nein" gesagt hast (wg. deinem Trotz), dabei im Nachhinein auch bemerkt hast, daß das teilweise unberechtigt ist, entsprechende Rückmeldung von anderen bekommen hast und, weil Du ja eigentlich ein guter Mensch sein willst, versuchst, das zu ändern und Dich deshalb nicht mehr traust, so oft "nein" zu sagen und Dich deshalb teilweise selbst verleugnest?"

Mir fällt es schwer immer nein zu sagen , weil ich sie auch nicht kränken möchte und Angst davor habe, dass sie denkt , was will sie denn, hat ein Problem und lehnt gleichzeitig alles als nicht hilfreich ab. Kommt auch ein bißchen daher , dass ich in einer Klinik war, wo mir dieses sehr häufig vorgeworfen worden ist. verweigernungshaltung und so. Ich wolle ja gar nichts ändern, können keine Hilfe annehmen. Empfand das damals sogar ein bißchen wie Erpressung. , wenn ich nicht mache was die sagen , heisst es gleich , ich kann keine Hilfe annehmen. Es war weniger dass ich die Vorschläge im nachinein gut fand, es ist eher so, das ich selber meine Situation am besten kenne, sie eh nie genau darstellen kann und eher Hilfe dabei brauche, selber eine Lösung zu finden. Ich bin da ein bißchen die Katze die gegen den Strich gestreichelt wird. Mit dem selbst verleugnen, das ist wirklich scheiße fühlt sich auch bescheuert an. Sollte ich wirklich besser drauf aufpassen. Ich muss ihr das vielleicht noch mal sagen, dass ich dazu neige, um es ihr Recht zu machen. Eigentlich weiß ich ja dass sie das nicht von mir will. Sie weiß, dass ich gerne anderen Menschen Recht mache, möchte dass die Leute mit mir zufrieden sind.
Dynamiken in der Therapien ein tolles Thema.

Grüsse

NoIdea
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Post Mon, 28.Nov.05, 23:54      Re: Bockigkeit Reply with quoteBack to top

Hallo Nele!

Naja am Anfang der Therapie, bin ich nciht gerade, bin schon seit über zwei Jahren bei ihr. Allerdings waren die Probleme am Anfang noch heftiger und gleichzeitig weniger, klingt strange, war aber so. Jetzt bin wesentlich frustierter, weil es immer noch immer wieder auftritt, obwohl wir ein viel besseres Verhältnis zueinander haben. Ich weiß, dass sie mir nichts böses will, bin sehr misstrauisch.

" Da ist ja vielleicht auch eine Enttäuschung? ( Bei mir wäre es zum Beispiel gewesen: Und wieder hat mich keiner verstanden, oder so..)"

Enttäuschung über sie und über mich, das spielt da sicherlich eine Rolle, ich glaube auch ein wenig Verzweiflung, weil ich ja immer noch nicht weiss was ich machen soll, Wut und Trauer spielen auch mit rein. Ich komme dan irgendwie emotional nicht mehr klar, will auch von ihr in Ruhe gelassen werden.
Du hast Recht ich sollte mal versuchen , während es passiert zu sagen, dass ich dicht mache.
Sie weiss dass ich Vorschlägen nicht sonderlich offen gegenüber bin. manchmal merkt sie auch dass sie schon wieder zu viele Vorschläge macht, sagt dann auch ich höre besser auf damit.

"Vielleicht magst du es ja einfach mal ausprobieren, was passiert?
(Was wäre zum Beispiel, wenn du am Ende der Stunde eben nicht "flüchtest", wenn du merkst, dass du kurz davor bist, in Tränen auszubrechen?) "

Meistens ist die Stunde dann ja am Ende, halt vorbei und es kommt ja jemand nach mir. Wahrscheinlich schiebe ich deswegen auch meine Reaktion bis zum Ende auf, damit ich abhauen kann. Ich will halt nicht dass sie mich so sieht, könnte ihre Nähe dann auch schlecht ertragen. Sie soll mich dann ja in Ruhe lassen und auch wieder nicht. Ich komme dann emtional nicht klar, muss mich sortieren. Ich glaube sie würde sich freuen, wenn sie es mitbekäme, während ich mich schon schäme es ihr im nachhinein zuerzählen. Mach ich auch nicht immer. Steh mir da selbst total im Weg. Vielleicht sollte ich ihr das mal erzählen. Drüber reden ja ja das stimmt. Bin halt eher so die sprachlose Klientin. Eine Freundin meinte mal zu mir, du führst die Gesprächstherapie ad absurdum. Vieles erzähle ich ihr nur per mail, aber mails sorgen auch gern mal für Missverständnisse. Ich glaube, ich muss mir nochmal einen Ruck geben.

Liebe Grüsse
NoIdea
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Post Tue, 29.Nov.05, 12:39      Re: Bockigkeit Reply with quoteBack to top

Hallo NoIdea,

das mit den Mißverständnissen war bei mir in der alten Therapie so, daß ich die anfangs auch immer klarstellen wollte, mit viel Ehrgeiz. Aber ich konnte damals nicht wichtig von unwichtig unterscheiden (damit habe ich auch immer noch meine Probleme). In der jetzigen Therapie hatte ich diesen Wunsch erst auch, aber ich wußte nun besser, was wichtig ist und hab, entgegen meinem Bedürfnis, einiges stehengelassen, weil ich bei meiner jetzigen Therapeutin das Gefühl habe, wenn es wichtig ist, kann ich es auch wieder geraderücken. Bei meinem alten Therapeut hatte ich dagegen das Gefühl, wenn ich erstmal in einer Schublade drin bin, komme ich nicht mehr raus.

> Ich glaube sie hatte auch so ein bißchen das Gefühl, dass ich lieber mich über Dinge in der Therapie streite um meinem alten sch*** aus dem Weg zu gehen.

Mein alter Therapeut sagte oft "Es soll sich nicht so viel um uns drehen." Ich weiß, warum er das dachte, trotzdem war es insg. falsch. Mit der jetzigen Therapeutin rede ich oft auf einer Metaebene, über uns, das finden wir beide richtig und gut. Sie sagt, daß es wichtig ist, daß wir beide miteinander in Kontakt bleiben. Und dann kann ich mich auch auf die anderen Dinge einlassen.
Siehst Du es denn selbst so, daß Du den Dingen aus dem Weg gehen willst?

> Sie hatte zwischentlich, wenn es sehr angespannt war, auch den Vorschlag gemacht , ich solle vieleicht besser wieder kommen, wenn ich wieder Ruhe im meinen Leben habe.

Abstand ist manchmal ganz gut, um Dinge zu verstehen, gerade wenn die Situation etwas verfahren ist.

Hast Du ihr mal von der Sache mit der Klinik erzählt? Wäre vielleicht ein gutes Thema, denn auch wenn Du abstrakt weißt, daß es richtig ist, "Nein" zu sagen und Deine Therapeutin das auch meint, finde ich es hilfreich darüber zu reden. Dann weißt Du, daß Deine Therapeutin das auch in einer solchen konkreten Situation (gerade in einer Therapiesituation) meint, das kann Dir dann wieder ein bißchen Sicherheit geben. Und sie weiß, welchen Stellenwert das bei Dir hat(te). Gerade wenn das so ein Problem bei Dir ist, würde ich OFT darüber reden. Also, mit meiner jetzigen Therapeutin war es auch so, v.a. am Anfang, wo ich aufgrund der alten Therapie sehr verunsichert war. Und dadurch, DAß wir so oft darüber geredet haben, weiß ich viel besser, wie sie es meint. Abstrakt wußte ich bei meinem alten Therapeuten auch, daß er es so meint, aber in konkreten Situationen war ich dann nicht mehr so sicher, gerade wg. der vielen Mißverständnisse.
Und ich finde es nicht nur wichtig, es abstrakt zu wissen, sondern ganz konkret zu erfahren, daß es in der Therapie ok ist, "Nein" zu sagen.

> Es war weniger dass ich die Vorschläge im nachinein gut fand, es ist eher so, das ich selber meine Situation am besten kenne, sie eh nie genau darstellen kann und eher Hilfe dabei brauche, selber eine Lösung zu finden.

Das geht mir ganz genauso. Und zum Glück läßt sich meine jetzige Therapeutin viel darauf ein. Ich denke, es hat auch viel mit Vertrauen des Therapeuten in einen selbst zu tun. Und ich kann mir vorstellen, daß Du Dich gleichzeitig für sehr kompetent hältst (eben für Deine eigenen Probleme), und gleichzeitig für inkompetent (weil Du Dich für all das verantwortlich fühlst, was in der Therapie schlecht läuft). Und wenn der Therapeut nicht genug Vertrauen in Dich hat, verstärkt er genau das letztere. Daß Du dann "bockig" bist, finde ich ziemlich normal.

> Ich weiß, dass sie mir nichts böses will, bin sehr misstrauisch.

Das war in meiner alten Therapie auch Thema. Und der Therapeut hatte mir da den "schwarzen Peter" zugeschoben, es läge an meiner Vergangenheit usw. Na ja, aber ein Therapeut trägt auch dazu bei, daß es anders ist, indem er eine Atmosphäre schafft, in der man sich wohlfühlt. Ich will jetzt gar nicht sagen, daß in solchen Situationen ein Therapeut "schuld" hat, aber ich finde es wichtig, daß Du nicht die Schuld bei Dir suchst.

Viele Grüße
Stöpsel
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Post Tue, 29.Nov.05, 16:42      Re: Bockigkeit Reply with quoteBack to top

Hallo NoIdea,

Quote:
Naja am Anfang der Therapie, bin ich nciht gerade, bin schon seit über zwei Jahren bei ihr.


Schon klar, du klingst auch nicht, wie ein "Anfänger" (wie auch immer der klingen mag..).
Trotzdem kann die Anfangsphase/oder Teile davon (!) manchmal ziemlich lange dauern. Du schreibst ja auch von Traumata.
Dann dürften wir aus ähnlichem Grund Therapie machen - was du schreibst, kommt mir sehr bekannt vor.

Quote:
Enttäuschung über sie und über mich, das spielt da sicherlich eine Rolle, ich glaube auch ein wenig Verzweiflung, weil ich ja immer noch nicht weiss was ich machen soll


Du kannst vielleicht erst mal gar nicht viel machen..
Auch wenn die Art wie du manchmal reagierst, mit dem "nicht annehmen können", "nicht zeigen wollen" dir kontraproduktiv oder vielleicht sogar zerstörerisch (?) erscheint, sind das vermutlich genau die Strategien, die dich bisher "gerettet" haben.
Nichts schlechtes also und ganz bestimmt kein Grund, auf dich selbst sauer zu sein.

Worum es vielleicht erst mal geht, ist zu lernen, zu vertrauen. (*schluck*)
Vielleicht ist das erst mal die Hauptaufgabe?

Ich weiß, wovon ich da spreche, weil mir in die Therapie da selbst immer wieder so das alte Misstrauen reingehauen ist..

Dieses: "Komm her, geh weg" kenne ich auch sehr gut.

Quote:
Sie soll mich dann ja in Ruhe lassen und auch wieder nicht.
Ich komme dann emtional nicht klar, muss mich sortieren.


Möglicherweise ist das auch so eine Art Störung der Informationsverarbeitung, die vom Trauma kommt. Auch das "nicht reden können"..
Aber vielleicht kann dir deine Therapeutin ja auch ein bisschen dabei helfen, dich zu sortieren, wenn du ihr eine Chance dazu gibst, indem du an den Punkten, wo die "Verwirrung" und das "zumachen" anfangen,
das mitteilst?
Du musst sicher weder eine komplexe Beschreibung deiner Situation liefern, noch das ganz alleine schaffen..

Es ist ja paradoxerweise auch schon ein Vertrauensbeweis, Misstrauen, Nicht-Verstehen, Wut etc. in einer Beziehung zeigen zu dürfen.

Die Angst nicht "immer Nein sagen zu dürfen" dürfte auch da rein gehören. Da gibt es sogar eine Bezeichnung dafür. (Traumaschema mit Pseudogefügigkeit.) Das ist also nichts, was jetzt irgendwie "seltsam" oder unverständlich wäre oder so..

Das ist auch mein Thema, deshalb ist es für mich ein bisschen (oder auch ein bisschen mehr.. Wink ) anstrengend, das auseinander zu "klamüsern".
Hilfreich fand und finde ich es auch, wenn man etwas nicht sagen kann, dann eben das zu sagen.

liebe Grüße

Nele
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