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Soulution
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Post Fri, 25.Nov.05, 21:29      Glauben ... Reply with quoteBack to top

Hi liebe Leser,
was ich in den folgenden Zeilen ansprechen möchte liegt mir sehr am Herzen. Ich hoffe ich finde die passenden Worte, verzeiht mir falls ich ein wenig ausschweifen sollte.

So, um zu meiner Frage zu kommen möchte ich einige Episoden aus meinen eigenen Leben berichten. Obwohl hier ja alles anonym läuft fällt es mir nicht wirklich leicht.

Here we go, anyway:
Auch wenn meine Mutter mir als Jugendlcher anderes versicherte komme ich doch aus recht zerütteten Verhältnissen. Ich bin Sohn einer deutsch-tunesischen Mischehe. Nach der Scheidung, die stattfand als ich drei war, lebte mein Vater erneut in Tunesien. Meine Mutter war also alleinerziehend und obendrein Alkoholikerin. Tja, ohne es zu bemerken kam ich in meiner Jugend in schlechte Kreise. Drogen (-handel/-konsum), Diebstahl, Kriminalität, -ich muss nicht weiter drauf eingehen, das übliche halt. Lange hat meine Mutter mich nicht ausgehalten. Mit 16 saß ich auf der Straße. Die daraufolgenden 2 Jahre waren sehr belastend. Mein Drogenkonsum fand seinen Höhepunkt(plus Pubertät). Das schlimmste allerdings war das ich mit ansah (oder ansehen musste) wie meine eigene Schwester noch viel tiefer in diesem Drogensumpf versank. Sie nahm von Dienstag bis Sonntag harte Drogen um dann Montags einen Tag übelste Entzugserscheiningen und zu zeigen.

Irgendwie schaffte ich es dann mit all dem aufzuhören, während meine Schwester bis heute immer noch im selben Boot sitzt (Naja, ihre Hey-days sind -zum Glück- auch vorüber). Dann ,vieleicht ein halbes später (nachdem ich mit allem gequittet hatte) traf ich einen netten jungen Mann, mit dem sich eine Freundschaft entwickelte. Er erzählte mir viel von der islamischen Religion. Ja, und kurze Zeit später konverierte ich zu seinem Gleuben. Dann kamen wieder zwei Jahre in denen ich völlig versank. Diesmal statt in Drogen in der Religion. Heute weiß ich nicht ob ich jemals wirklich geglaubt habe oder ob... Um es kurz zu machen: Lange habe ich das nicht ausgehalten, zwei Jahre eben. Ach wer es genau wissen will. Mein Glauben war geprägt von einer Gruppe die sich selbst salafiyah (salafis) nennt, von anderen allerdings als Wahabiten bezeichnet wird. das Wort "puritanisch" trifft die Sache recht genau.
Vor ca. einem Jahr begann ich dann meine Fesseln zu lösen, und...ja, und heute stehe ich hier und wundere mich über mich selbst.

Nachdem ich jetzt meinen Weg kurz skizzierte probiere ich eine Frage zu stellen. Wie gesagt, ich wundere mich über mich selbst. Wie konnte mir das passieren? Wie konnte ich, der ich in einem sekulären Haushalt grßgeworden bin, glauben? Um es deutlich zu machen: der Glauben war für mich mehr als ein paar Worte, wie ich es bei anderen erlebte, er war mein Leben, er bestimmte mein Leben, meine Gedanken, mein Handeln, nahm mich völlig ein, mehr noch als jede Drogensucht oder irgendeine Leidenschafft (Hobbies) je vermochte.

Oft..ich finde die passenden Worte einfach nicht. Also: ich möchte mich selbst verstehen. War mein Glauben, den ich heute wohl durchdacht und von ganzem Herzen ablehne, nur ein reaktion auf die Probleme meiner Jugend? Die Hauptfrage: Ist es nicht so das vielen Menschen ähnliches wiederfährt? Viele Menschen beginnen erst dann zu glauben wenn ihnen etwas schreckliches wiederfährt. Selbst der größte Atheist fängt in der Misere an zu beten. Und in all der Zeit bin ich nie einen wirklich gläubigen begegnet. Bei näherer Betrachtung zeigte sich selbst der größte Gläubige mit dem längsten Bart als Gefangener seiner eigenen Geschichete. Gefangen in Machtverhältnissen, gefangen in familiären Banden, gefangen in seelischen Schmerzen, gefangen in der Haltlosigkeit der Entwurzelung. Gefangen, immer gefangen. Nie traf ich jemanden desen Glauben aus einem inneren Bedürfniss erwuchs.
So die 4000 Zeichen Grenze ist erreicht. Ich denke ihr versteht was ich sagen wollte.
Danke für eure Antworten.
-Soulution

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Post Sat, 21.Jan.06, 22:21      Re: glauben... Reply with quoteBack to top

Hallo Soulution!

Du bist wohl vom einen Extrem ins nächste gegangen. Von der Drogensucht in die Religion. Wahrscheinlich siehst du beides aus der Distanz mit anderen Augen. Jetzt bist du hoffentlich auf dem Weg, eine goldene Mitte zu finden. Du bist enttäuscht darüber, dass auch gläubige Menschen ihre persönlichen Schwächen haben. Aber daran ist eigentlich nichts Schlimmes zu erkennen. Es ist immer so. Sind halt auch nur Menschen.

Ja, es ist so, dass oft Menschen, die Schwierigkeiten haben, sich an die Religion hängen. Die Frage, ob das nun wahre Religion ist, kann ich dir auch nur schwer beantworten. Sicher ist ein Teil ihres Glaubens echt, aber eben ein anderer Teil, die wahren Probleme dieses Menschen, werden dadurch nicht gelöst, sie werden eher verdrängt/verschleiert. Und das stört mich eben an religiösen Menschen: Sie meinen, sie wären etwas Besseres, weil sie einer Religion angehören, und spielen einem etwas vor.

Dass die Religion für dich eine Stütze war, dass du dich mit dem Thema beschäftigt und engagiert warst, ist doch schön. Was stört dich nun daran? Fühlst du dich missbraucht? Oder stört es dich, dass du alles ohne zu hinterfragen angenommen hast in dieser Zeit?

lg
GF
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Post Fri, 27.Jan.06, 22:56      Re: glauben... Reply with quoteBack to top

Hi Gaumenfreude,
schön das du meine Fragestellung erkannt und auch geantwortet hast. Ich habe mich schon gewundert warum niemand etwas dazu zu sagen hatte. Vielleicht ist das hier nicht ganz das richtige Forum, da es sich ja hauptsächlich mit psyschologsche Fragen beschäftigt.
Und für eine Fortsetzung des Threads hast du durch deine Fragen, die ich dir gerne beantworte, auch gesorgt.
Zuerst: Ja, klar war mir die Religion eine große Stütze. Die menschlichen Kontakte waren sehr wichtig für mich, keine Frage. In dieser Zeit habe ich auch viele wichtige Entwicklungen durchgemacht.
Und auch allgemein stört mich nichts daran. So wie so bin ich mit meinem Leben sehr zufrieden, mit all den Problemen, wie auch mit den guten Aspekten davon. Daran gläubig gewesen zu sein stört mich gar nichts. An der Religion habe ich einiges Auszusetzen. Nur kann man eben nicht von einem Islam reden. Deshalb kann ich allgemein keine Argumentation dagegen aufbringen sondern nur gewisse Strömungen für bedenklich erklären. Klar rede ich gerade vom extremismus. Aber dessen Wurzeln sind nicht nur im Glauben selbst, oder einer bestimmten Gruppe, zu finden, sondern wird von vielen Faktoren gestärkt. Aber dieses Thema wird in den Medien reichlich genug diskutiert.
Und leider treffen viele der kursierenden Vorurteile den Nagel auf den Kopf. Oft stelle ich mir die Frage wie man reagieren soll. Die Mehrheit der Menschheit möchte in Frieden zusammen leben, nur ein paar wenige nicht. Und diese wenigen stelle für viele eine große Gefahr dar. Wie gesagt, so wie der Westen zur Zeit diese wenigen stärkt, so kann er sie auch schwächen.
Missbraucht fühle ich mich garnicht, obwohl auch ich instrumentalisiert wurde. Aber was ich getan habe war in meinem Interesse und forderungen die gestellt wurden haben gewisse Grenzen nie überschritten. In diesen Kreisen, in denen auch ich verkehrte, entwickelt sich eine unglaubliche Gruppendynamik. So haben wir unsere eigene religiösität überwacht, haben uns selbst in die Mangel genommen. Anklagen kann ich niemanden, wäre mir auch zu sehr kindergarten.
Alles schlucken ohne zu hinterfragen? Genau deshalb frage ich mich doch nach der Wahrhaftigkeit meines Glaubens. Denn immer hatte ich irgendwo im Hinterkopf: Das bin nicht ich. Das glaube ich nicht. Dies ist nicht mein Glauben.

Bereuen tue ich nichts. Nur wenn ich meine ehamaligen Glaubensbrüder treffe ist es mir extrem unangenehm, um es beim offen zu sagen:Peinlich. Mit den Menschen die mir nahe stehen habe ich die Thematik und meine Einstellung besprochen.
Danke für deine Antwort, Gaumenfreude.

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Post Sat, 04.Feb.06, 12:04      Glauben... Reply with quoteBack to top

Hallo Soulution,

ich sehe das wie folgt. Zunächst einmal haben dir deine Wahabiter geholfen, deinem Leben wieder Struktur geben und dich von der Drogenabhängigkeit zu befreien. Ob du darauf in eine spirituelle Abhängigkeit gekommen bist, musst du selber beantworten. Ich denke aber, deinem Freund, deinen Freunden darfst du dafür dankbar sein. Aber wie kann man einer Religion dankbar sein? Durch Treue? In dem man seinen Freunden den Glauben nimmt, der einem selber geholfen hat? Ich verstehe dein Dilemma. Mein Tipp. Betrachte dich nicht länger als Objekt, sondern als handelndes Subjekt, das selber Verantwortung übernimmt, für sich, für seine Familie und vielleicht auch für seine Freunde. Steh zu dir (machst du ja auch schon) und erkenne an, dass dir die fundamentalistische Religion geholfen hat, du aber Gewalt nicht nur im Namen der Religion kategorisch ablehnst.

Wie wurde die Religiosität überwacht? Ich meine, das kann durchaus problematisch sein. Gehirnwäsche und so.. . Also wenn du Hilfe suchst, müsstest du das präzisieren.

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Post Sat, 04.Feb.06, 21:55      Re: glauben... Reply with quoteBack to top

Hi Plutarch,
die Religion hat mir geholfen meine Leben auf die Reihe zu kriegen, richtig. Allerdings von der Drogensucht war ich schon einige Monate weg als ich die ersten KOntakte zu Muslimen hatte. Darüber wollten sie dann auch nie mit reden, meinten dann immer nur man rede nicht über seine Sünden und ähnliches. Viele meiner Freunde aus der Zeit vor dem Glauben haben es in der zwischenzeit nicht wirklich zu etwas gebracht, weder privat, noch beruflich. Von daher bin ich auch recht zufrieden mit der Wende die mein Leben genommen hat und das ich gerade noch einmal die Kurve gekriegt habe und aufhören konnte zu glauben. Erst vor ein paar Wochen habe ich der Time (europe) etwas über einen jungen Franzosen gelesen. Er ist wie ich Kind einer euro-arabischen Mischehe. Auch er kam zum Glauben. Auch er war von der selben Strömung wie ich angetan, nur ist er diesem Weg weiter gefolgt. Er sagt seiner Mutter er ginge in eine Mosche nach Syrien, zum Islamstudium. Kurz nach beginn des Irakkonfliktes wurde er im Irak von Amerikanern gefasst und nach Guantanamo verschleppt. Auch in meinem Kreis gab es einen jugendlichen von dem wir, sobald wir ihn einige Tage nicht sahen, annahmen er sei in den Irak geflogen.
Zurück zu deiner Frage, bzw. deinem Angebot zur Hilfe. Das mit der überwachung der religiösität habe ich vieleicht etwas undeutlich ausgedrückt. Es handelt sich dabei nicht um Überwachungwie man es sich vieleicht vom FBI vorstellt. Die Überwachung die ich meine stellt sich anders dar. Es sind diese kleinigkeiten im Alltag. Das Fragen wo man den beim Morgengebet gewesen sei (im Sommer um ca4:30 morgens, im Winter ca. 6hallo). Ob man auch nicht verschlafen habe und den Hinweis es sei doch ein Zeichen von Heuchelei wenn man sein Morgengebet nicht in der Mosche zu verrichten. Diese Aufforderrungen religiösen idealen näher zu kommen fanden täglich statt. Sich den Bart stehen lassen, in der richtig position zu schlafen (kein Witz! Es giltecht als verpöhnt auf dem Bauch zu schlafen, da wird dann auch schon mal des Nachts geweckt wenn sich einige entschlossen haben sich ein paar Tage in den Gebetsräumen zurückzuziehen).
Akute Angst vor übergriffen habe ich nicht, obwohl es wohl nach dem islamischen Gesetzt gilt Glaubensabtrünnige zu töten. Den anspruch ihre Gesetzte in nicht islamischen Staaten auch tatsächlich zu vollstrecken erheben Muslime allerdings nicht. Obwohl Allahs Gesetzte ja universell, unabhängig vom Ort gelten.
Soulution

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Post Sat, 04.Feb.06, 22:59      Re: glauben... Reply with quoteBack to top

hallo soulution,

Soulution wrote:
Nachdem ich jetzt meinen Weg kurz skizzierte probiere ich eine Frage zu stellen. Wie gesagt, ich wundere mich über mich selbst. Wie konnte mir das passieren? Wie konnte ich, der ich in einem sekulären Haushalt grßgeworden bin, glauben? Um es deutlich zu machen: der Glauben war für mich mehr als ein paar Worte, wie ich es bei anderen erlebte, er war mein Leben, er bestimmte mein Leben, meine Gedanken, mein Handeln, nahm mich völlig ein, mehr noch als jede Drogensucht oder irgendeine Leidenschafft (Hobbies) je vermochte.


ich glaube, vor allem puritanischer glaube, kann wie eine droge wirken. dehalb sind ja auch religiöse sekten für jugendliche so gefährlich. daher wundert es mich nicht so sehr, dass du nach deiner drogensucht gläubig geworden bist - und wie gesagt, dass es die extremen wahabiten waren, passt dann vielleicht dazu. vielleicht hast du auch noch etwas von den religiösen wurzeln deines vaters gesucht, falls er denn religiös war. kann das sein?

Quote:
Oft..ich finde die passenden Worte einfach nicht. Also: ich möchte mich selbst verstehen. War mein Glauben, den ich heute wohl durchdacht und von ganzem Herzen ablehne, nur ein reaktion auf die Probleme meiner Jugend? Die Hauptfrage: Ist es nicht so das vielen Menschen ähnliches wiederfährt? Viele Menschen beginnen erst dann zu glauben wenn ihnen etwas schreckliches wiederfährt. Selbst der größte Atheist fängt in der Misere an zu beten. Und in all der Zeit bin ich nie einen wirklich gläubigen begegnet. Bei näherer Betrachtung zeigte sich selbst der größte Gläubige mit dem längsten Bart als Gefangener seiner eigenen Geschichete. Gefangen in Machtverhältnissen, gefangen in familiären Banden, gefangen in seelischen Schmerzen, gefangen in der Haltlosigkeit der Entwurzelung. Gefangen, immer gefangen. Nie traf ich jemanden desen Glauben aus einem inneren Bedürfniss erwuchs.


also, ich denke, dass gerade menschen die probleme haben, und diese lösen wollen auf der suche sind. auf der suche nach einer lösung. und natürlich auch sowas wie glaube und hoffnung an etwas brauchen, und sei es eine religion. ich denke, dass es ganz normal ist, dass menschen beten, wenn´s ihnen schlecht geht, dann brauchen sie nämlich etwas, und suchen nach transzendenz. nicht der gott braucht die menschen, sondern die menschen brauchen den gott, sozusagen.

aufgrund deiner säkularen erziehung, vermute ich mal, hast du aber auch gelernt, glauben kritisch zu hinterfragen, und das ist gut so. dein glaube erwuchs in diesem moment aus deinem inneren bedürfnis, vermute ich mal. viele menschen, die von vornherein gläubig erzogen wurden, kennen das aber nicht, sondern nur die "pflichterfüllung" der jeweiligen glaubensgebote, um es so zu nennen. deswegen sind sie aber nicht gläubiger als du oder so.

ich find´s jedenfalls gut so, dass du erkannt hast, dass dieser puritanische weg für dich nicht das richtige ist, und damit aufgehört hast.

anerkenne aber, dass es ein teil deiner geschichte ist, und für diese zwei jahre offensichtlich notwendig war. und in gewisser weise war´s ja für dich eine hilfe, aber jetzt magst du diesen weg aus gutem grund nicht mehr weiter gehen. du bist wahrscheinlich gedanklich und persönlich einfach schon viel zu weit weg von dieser art des wortwörtlich-nehmendem glauben. so geht es ja auch mir mit meinem glauben (r.kath.), ich kann das gut verstehen. ich habe keine ahnung, aber falls du mal wieder was suchst, vielleicht wärest du bei den, z.b. ägypt. sufis besser aufgehoben. soweit ich weiß, sind die freier und toleranter, die gehören eher der mystischen richtung an.

alles gute!

lg, naomi

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Post Sun, 05.Feb.06, 13:21      Re: glauben... Reply with quoteBack to top

Hi Naomi,
ja, das mit der Suche nach meinen Wurzeln, in diesem Fall meinem Vater hast du sehr richtig erkannt. Mein VAter hat hier in Deutschland gelebt wie man eben lebt wenn man aus einer engen Welt in eine freie Gesellschafft kommt: Maßlos. Alkohol und mitnehmen was geht. Das war in den 70ern. Seine Religion hatte er damals vollkommen vergessen. Erst nach der Scheidung 1987 trat er dann seine Pilgerreise nach Mekka an. Doch auch anfang der 90er hielt er sich noch eine Geliebte. Erst seit den Anschlägen vom 11. September hat auch er, wie viele andere Araber, naher zum Glauben gefunden. Auch er, wie die gesamte arabische Welt, wurde von der aus Saudi-Arabien kommenden wahabitischen Propaganda beeinflusst. Tonträger radikaler Prediger finden im arabischen Raum nach und nach mehr Anklag. Sie rufen weniger zum Glaubenskrieg auf, als das sie ihre Glaubensgrundlagen verbreiten. Diese führen dann zwangsläufig zu einer radikalen, intolleranten Einstellung. Die ungebildete Masse gläubiger kann längst nicht mehr die Wahrheit dieser Glaubensansätze überprüfen. Wie denn auch? Viele Araber die in den 40ern oder 50ern geboren wurden können nicht lesen (Regionsabhängig)So konnten sie ihren Kindern auch kein fundiertes Wissen des Islams vermitteln. In vielen Ländern kommt dann auch noch ein vernachlässigung von staatlicher Seite dazu. Bibliothecken sind in ländlichen Gebieten rar. Und wer setzt sich schon vor Bücher deren ausmaß größer als eine Enzyklopädie ist? Und wenn man nie gelernt hat mit Texten umzugehen fällt einem das auch reichlich schwer.
Ja, irgendwie wollte ich auch meinem, aus meiner Sicht erfolgreichen Vater, im Glauben nacheiffern. Doch schnell erkannte ich das in seinem Land Unwisssen und Brauchtum herrschen. Sie folgen Traditonen und nicht der Religion.
Wie gesagt den islamischen Glauben lehne ich momentan voll und ganz ab. Tatsächlich denke ich auch das die ereignisse die wir momentan in einer Befolgung des Islams wurzeln und nicht in einer Fehlinterpretation. Es ist echt sehr schade zu sehen das viele Kräfte nach Freiden streben, nur manche wollen da nicht mitspielen. Es ist ein Dilemma. Wenn man es allerdings mit dem "großen Vaterlands Kieg" in Russland oder der Ns-Herrschafft in Deutschlandvergleicht erscheint die Zahl der durch Terroranschläge getöteten gering. ´
Also eine hinwendung zum Suffismus kommt für mich nicht in Frage.
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Post Sun, 05.Feb.06, 14:10      Re: glauben... Reply with quoteBack to top

Soulution wrote:
Die ungebildete Masse gläubiger kann längst nicht mehr die Wahrheit dieser Glaubensansätze überprüfen.

respekt
Das ist einer der zugrundeliegenden Funktionsmechanismen von Religion. Dazu kommt das expansive Missionieren und die, soweit es dabei bleibt, Androhungen beim Verlassen. Religionen nutzen das Bedürfnis des Menschens nach Sinn und Führung.

Wenn du irgendwelche Anzeichen hast, dann zögere nicht zum Sektenbeauftragten zu gehen. Lieber ohne Not, als zu spät.

Alles Gute und halt die Ohren steif!



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Post Sun, 05.Feb.06, 14:13      Re: glauben... Reply with quoteBack to top

achja:

Ich fühle mich auch oft überwacht. Was hast du dann und dann gemacht und warum. Das ist auch im profanen Leben üblich, wenn auch genauso überflüssig.

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