Author |
Message |
Willy
neu an Bord!
1
Deutschland M, 17
|
Fri, 25.Nov.05, 21:27 Mutiger Schritt misslungen? |
|
Es geht, glaube ich , vielen Menschen so:
Ich bin nicht der, der ich gerne sein würde und tue nicht das, was ich gerne tuen würde!
Erst einmal die Geschichte von Anfang an:
Als kleines Kind war ich auch total anders! ich war offen und keineswegs gehemmt! in der grundschule hatte ich meine ersten sozialen probleme, die mädchen mochten mich, aber die jungs beneideten mich, ich war intelligent, lustig und beliebt bei den mädchen! das führte dazu, dass man mich ausschloss und verprügelte!!!
Als ich aufs Gymnasium kam, hatte ich also ein geringeres selbstbewusstsein! ich wurde immernoch von meinem Erzfeind und seinen Gefolgsleuten gequält und unterdrückt! ich hasste es bus zu fahren! ich hasste die hofpausen!!!!! Ständig war die angst in mir, man würde mich verkloppen, entwürdigen und bloßstellen! Diese Angst war leider berechtigt, denn oft kam es zu solchen ereignissen! kein wunder, dass ich sehr nach innen gekehrt war und sehr viel grübelte! ich flüchtete mich sogar in eine Fantasiewelt! hinzu kam in der zeit noch, dass mein Opa starb als ich 11 war, ich verkraftete den tod überhaupt nicht. Jetzt bin ich 12. Klasse und habe keine gewaltsamen Auseinandersetzungen mehr. Das ist schon eine Verbesserung des Lebenskomforts, aber der Mensch kann ja nie zufrieden sein und ich denke, dass es mir durchaus besser gehen könnte!
Ich hing früher immer mit den "Losern" in der Schule zusammen, aber ich habe mich dort nie verstanden gefühlt und es wurde mir extrem langweilig! Es kamen auch oft Gelegenheiten, die ich hätte nutzen sollen um meinen Freundeskreis zu erweitern. In manchen Situationen haben mich meine Mitschüler als sehr aufgeschlossenen und lustigen Gesellen gesehen, doch das verging wieder, da ich nicht die initiative ergriff und mehr mit diesen Leuten unternahm. Erst seit der 12. Klasse hat es mir entgültig mit meinen alten Freunden gereicht! Also wechselte ich zu Leuten (seit ca 2 - 3 Monaten) die mir interessanter schienen...
Am Anfang stieß ich auf Toleranz und Zuwendung, das verfloss jedoch mit der Zeit, da ich mich wie auch immer falsch verhalten habe! Manchmal benehme ich mich komisch, weil ich glaube ich nicht genügend Selbstvertrauen habe. In letzter Zeit stoße ich fast ständig auf Ablehnung bei vielen Leuten. Das sind z. B. die Hofpausen. Ich geselle mich in den Kreis, bin total angespannt, habe sehr oft ein Blackout und kann nichts von mir geben!!!! Ich glaube ich habe Angst vor dieser Situation und gerate deshalb immer wieder da hinein! Die Gesprächsthemen sind teilweise richtig stumpf und sinnlos, oder man redet von irgendwas vertrautem, wo ich nicht mitreden kann! Ich verstehe nicht, warum ich nicht einfach locker dastehen und mitreden kann! Ich bin auch zu distanziert, während ich die anderen manchmal als distanzgemindert bezeichnen würde!
Habt ihr Ideen für mich, wie ich aus dieser Situation geraten könnte? Vielleicht habt ihr auch Ursachen für meine traurige Grundstimmung! ? Oder es ergeht/erging euch ähnlich wie mir? Viele Grüße,
Euer Willy
|
|
|
|
|
Werbung |
|
Hiob
Forums-Gruftie
607
Berge M, 32
|
Sat, 26.Nov.05, 15:52 Re: Mutiger Schritt misslungen? |
|
Hey Willy,
deinen Schreibstiel und deine Gedankengänge finde ich, wenn ich auf dein Alter kucke, bemerkenswert. Ich würde dir raten, das, was du noch in dir spürst, versuchen zu behalten und vorerst über die Zeit zu retten, bis du aus eigener Kraft ein festes Fundament für dein Selbstbewusstsein bauen kannst. Dann wird nämlich das, was dir bislang immer hinderlich schien, was dich vielleicht verletzlich gemacht hat oder dir zeitweise „nur Sorgen und Ärger“ eingebracht hat, zu einer interessanten Quelle von Lebendigkeit und Stärke.
(Wenn du richtige Angst vor den anderen hast, wegen deinen schlechten Erfahrungen, eben, dass du ihnen körperlich unterlegen wärst, dann ist vielleicht mal ein Gedanke daran zu legen, ein paar Jahre eine der bekannten Sportarten zu machen...die meisten Clubs sind über jeden froh, der kommt. Obwohl man in den ersten Jahren zur Selbstüberschätzung neigt und auch dort mit unter die gleichen Hirnis wie „draußen“ trifft, besteht m.E. der wirkliche Sinn darin, dass man „es“ gar nicht „mehr“ einsetzt. Und warum das so ist, das ist das eigentlich interessante. )
Ich glaube, du legst sehr viel Wert darauf, zu anderen zu gehören, wobei du, sobald du bei den anderen „bist“, nicht dazugehörst. Vielleicht schaust du mal, ob du wirklich die anderen auf diese Weise, wie du beschreibst, überhaupt brauchst. Es ist nämlich nichtunbedingt so, dass jeder ein Gruppentier ist. Ich hab bei mir gemerkt, dass ich erst, als ich mich von solchen „Freunden“, wie du sie beschreibst, getrennt habe und nach und nachaufgehört habe, „dazugehören zu müssen, es aber nicht zu können“,... frei(er) wurde. Und erst durch dieses und natürlich noch tausend andere Dinge...entwickelt sich dann etwas, was ich oben als Fundament beschrieb. Wenn du deinen eigenen Wert, dein Wesen, deinen Körper, deine Vergangenheit und deine Fehler (usw.) Stück für Stück kennenlernst...entwickelt sich ganz langsam etwas, was dir eine ganz neue Grundlage gibt, mit anderen Menschen zurechtzukommen. Ich meine hier auch keine Überheblichkeit, denn die ist m.E. schlichte Zeitverschwendung. Du brauchst andere aber dann möglicherweise weniger, erwartest weniger und kannst dadurch lockerer und ohne Schauspiel mit ihnen umgehn. Vielleicht kannst du anderen dann sogar mal etwas geben...einfach so...und empfindest selbst das schon als schön. Vielleicht findest du ja da etwas für dich.
Und in „dem“ Weg kannst du im Prinzip garnicht versagen. Du bist, so doof sich das jetzt anhört...einfach da und das kann nicht falsch sein. Vielleicht lässt du dir mit alledem auch ein bisschen Zeit...dein Leben ein Stückchen schöner zumachen, ist ja kein Leistungssport.
Alles Gute und ein bisschen Mut weiterzumachen wünscht
Hiob
|
|
|
|
|
Desillusionierter
sporadischer Gast
8
Olpe M, 16
|
Mon, 28.Nov.05, 0:31 Re: Mutiger Schritt misslungen? |
|
Ich bin auch einfach da und geb einfach meinen Saft ab, obwohl ich nicht viel zu sagen habe.
Ich find, Hiob hat Recht, ist ein schöner Beitrag.
Ansonsten wünsche ich dir, Willy, auch viel Glück!
MfG Desillusionierter
|
|
|
|
|
Milhouse
Helferlein
60
,
|
Wed, 30.Nov.05, 11:14 Re: Mutiger Schritt misslungen? |
|
Hey Willy!
Mir gings während meiner Schulzeit sehr ähnlich, außer dass ich eher psychisch fertig gemacht und nicht verprügelt wurde.
Mittlerweile habe ich diese Sache durch zwei Grundprinzipien überwunden:
1. Ich habe mich ganz bewusst mit den "Losern" abgegeben, ohne dabei auf die anderen zu schauen. So irrsinnig das klingt, die "Anderen" akzeptierten mich dadurch viel eher und außerdem ging es mir selbst viel besser.
2. Ich habe mich ganz bewusst in die Situationen gestürzt, die mich überfordert haben. Ich habe diese dabei nicht als etwas gezwungenes gesehen, in dem ich mich krampfhaft über Wasser halten muss, sondern als eine Chance, in solchen Situationen zu "trainieren". Den Wunsch, unbedingt mit diesen Leuten befreundet zu sein, habe ich dabei abgeschaltet, sie stattdessen ehrlichgesagt nur "benutzt", um mein Sozialvrehalten zu trainieren. In 1,5 Jahren ist deine Schulzeit ja auch vorbei und du bekommst sowieso mit ganz anderen Leuten zu tun. Bis dahin, könntest du ja wunderbar "üben". Danach sollte es dir recht leicht fallen, neue Freundschaften aufzubauen und dir die Leute auch aussuchen zu können. Lustigerweise ist es übrigens ganz und gar nicht der Typ von Leuten, die ich damals bewundert habe, mit denen ich mich jetzt freiwillig abgebe. Ich glaube die besagten "Anderen" haben selbst überhaupt keine richtigen Freunde, sondern nur ein bisschen mehr Selbstbewusstsein.
Mein Bedürfnis nach Freundschaft habe ich also durch punkt 1 und meine Sozialkompetenz durch punkt 2 behandelt. Natürlich weiß ich nicht, was das im konkreten bei dir für Leute sind, aber bei mir hat sich herausgestellt, dass die "Loser" echt liebe Menschen waren, als ich mich vollständig auf sie eingelassen hatte, ohne dabei ständig auf die anderen zu schauen. Sie wollten einfach meine volle Aufmerksamkeit. ganz logisch, wenn ich mir heute vorstelle, jemand schaut dauernd woanders hin, stellt sich wohlmöglich über uns und ist immer nur halb anwesend. Wir haben unter uns richtig coole Parties gefeiert und ich konnte mein Leben wesentlich mehr genießen, als vorher. Das schafft außerdem selbstbewusstsein.
Nichtsdestotrotz kamen bei mir neue Probleme und Lebenskrisen auf. Ich schätze, wenn man seine ganze Jugend lang unterdrückt wurde, glaubt man einfach, einem stehe mehr Aufmerksamkeit und Anerkennung zu, als den anderen, was natürlich falsch ist. Mir tut es oft weh, wenn ich beim reden unterbrochen werde, dabei weiß ich, dass es allen anderen auch passiert. Eine unterbewusste Einstellung, die mir nach wie vor zu schaffen macht. Beobachte mal andere und du wirst sehen, dass sie genauso unterbrochen werden oder mal längere Zeit nicht mitreden können, weil es nicht ihr Thema ist. Leute wie ich interpretieren da bloß immer viel zu schnell Abneigung der anderen gegeüber mir hinein. In meinem Fall hat sich das Problem nicht gelöst, auch wenn ich nun mit anderen Leuten bestens klar komme. Es ist, schätze ich mal, die verkorkste Jugend, die unbedingt aufgearbeitet werden muss, damit ich wie alle anderen, locker durchs leben gehen zu können.
Bei mir steht wegen solchen Sachen und besonders auch wegen meiner Depressionen unausweichlich eine Therapie an und ich hoffe, diese im Unterbewustsein eingebrannten Trugschlüsse ausmerzen zu können.
Vielleicht hilft dir mein Post ein bisschen weiter.
Gruß
Milhouse
|
|
|
|
|
Werbung |
|
|
|