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Sensibelchen
Helferlein
62
Mainz M, 20
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Sat, 19.Nov.05, 20:58 Was bringt Psychotherapie und Psychopharmaka? |
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Hallo,
ich war seit Ende August einige Woche in der Psychiatrie. Ich hab mich lange gegen jegliche Art der Therapie gewährt, aber schließlich musste ich selbst einsehen das ich was tun muss.
Soweit so gut. Es gab jede Menge Einzelgespräche und Gruppentherapien. Ich hab so gut wie möglich mitgearbeitet und zeigt mich wirklich offen. Nachdem ich aus der Klinik entlassen wurde, bin ich in Behandlung bei einer Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie. Eigentlich verschreibt sie mir nur die Medis, da ich so schnell ja keinen Therapieplatz bekam.
Mit etwas Abstand betrachtet habe ich nun begonnen meine persönliches Fazit darüber zu ziehen. Ehrlich gesagt muss ich sagen, dass ich nun genauso dumm dastehe wie vor dem Klinikaufenthalt. Ewig lange Gespräche die bis ins tiefste Detail gingen, ein ganzes Sortiment Antidepressiva, aber trotzdem keine Besserung oder zumindest eine Aussicht darauf.
Ich habe vielleicht keine gute Kindheit und Jugend gehabt und meine finanzielle und berufliche Situation ist nicht die beste (ich habe keinen guten Schulabschluss, habe keine Ausbildung, lebe von meinem Ersparten), aber das was mich so gemacht hat wie ich bin, ist die menschliche Nähe und Wärme.
Da sich das leider nicht durch Therapie und Medis ersetzen lässt, bin ich nun am überlegen ob ich die anschleißende „richtige“ Therapie sein lassen soll. Wenn man mir meine Wünsche eben nicht erfüllen möchte, muss ich mich halt damit abfinden.
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Stöpsel2
Forums-Gruftie
917
Deutschland W, 35
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Sun, 20.Nov.05, 0:37 Re: Was bringt Psychotherapie und Psychopharmaka? |
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Hallo Sensibelchen,
willst Du die menschliche Wärme und Nähe von dem Therapeuten? Ein Stück weit bekommst Du das auch vom Therapeuten (und ist manchmal etwas, woran man sich erstmal festhalten kann), aber in erster Linie ist das Ziel natürlich schon, daß Du das von anderen Menschen bekommst. Und ein Therapeut kann Dir vermitteln, wie Du es schaffst, daß Du es von anderen Menschen bekommst. Ich denke der Unterschied bei einer ambulanten Therapie ist, daß es längerfristig ist. Dadurch kannst Du zum einen einen ganz anderen Bezug zum Therapeuten bekommen und zum anderen wirst Du eben langfristig auf Deiner Entwicklung begleitet, damit ist viel mehr möglich. Denn es dauert teilweise länger, bis man eine Verbesserung bemerkt. Von daher würde ich Deine Erfahrung mit der Klinik nicht überbewerten, 1 Monat ist wirklich kurz.
Die Gespräche in der Klinik waren dann eher über die Vergangenheit? Das bringt natürlich nicht unbedingt viel konkrete Verbesserung, gerade wo Du Deine Probleme eh schon so gut kennst. Wie war denn die Gruppentherapie?
Ich könnte mir vorstellen, daß Du zum einen mit einer Therapie gut bedient bist, die sich mehr an der Gegenwart ausrichtet. Z.B. eine Verhaltenstherapie, wo Du auch Hausaufgaben bekommst. Andererseits kann ich mir vorstellen, daß bei Dir auch eine Gruppentherapie gut ist, wo Du auch andere Menschen kennenlernst und mit denen eben auch längerfristig zu tun hast.
Wenn Dich der Klinikaufenthalt nicht so richtig weitergebracht hat, ist das natürlich schade, aber ich würde daraus zum einen nicht auf ambulante Therapie schließen, denn das ist schon was anderes, zum anderen ist eh jeder Therapeut unterschiedlich. Wenn Du mit einem Therapeuten nicht weiterkommst, kannst Du mit dem nächsten Therapeuten viel mehr Erfolg haben. Insofern würde ich Dir raten, Dir für eine ambulante Therapie mehrere Therapeuten anzuschauen und dann bei dem zu bleiben, bei dem Du das beste Gefühl hast.
Was natürlich blöd ist, daß Du so lange auf einen Platz warten mußt. Hast du denn schon bei mehreren Therapeuten gefragt? Ich weiß nicht, ob die Regelung noch so ist, aber es gab mal die Möglichkeit, von der Krankenkasse auch einen Therapeuten bezahlt zu bekommen, der eigentlich keine Kassenzulassung hat (und die meist keine Wartezeit haben). Das geht dann, wenn man von mehreren kassenzugelassenen Therapeuten gesagt bekommen hat, daß sie eine längere Wartezeit haben. Vielleicht kannst Du Dich ja nochmal bei der Kasse informieren. Oder überlegen, ob Du anderweitig eine Therapie privat finanzieren (lassen) könntest.
Viele Grüße
Stöpsel
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